1,3 Gramm "infopathische" Black-Goo-Globuli für 28 Euro[1]

Black Goo (auch intelligentes Öl, fühlendes Öl und Grey Goo oder sentient oil, deutsche Bedeutung: Schwarzer Glibber) ist einerseits die englischsprachige Bezeichnung für dunkelbraune Ablagerungen und Flüssigkeiten, die von Weinpflanzen nach Infektion mit dem Pilz Phaeomoniella chlamydospora abgesondert werden, andererseits der Name eines angeblich geheimnisvollen Schieferöls, welches aus Science-Fiction-Filmen bekannt ist und dem gesundheitsrelevante Wundereigenschaften unterstellt werden.

Im Zusammenhang mit phantastischen Behauptungen und Verschwörungstheorien ist im Internet ungenau von einem geheimnisvollen auf der Erde zu findenden "intelligenten Öl" die Rede, das aussehe wie Erdöl, aber in der Lage sei, seine Form zu verändern und Dinge oder Menschen zu umschließen und ihnen Schaden zuzufügen.

Zu in der Pseudomedizin angebotenen Black-Goo-Produkten werden zahlreiche Verschwörungstheorien und verkaufsfördernde Legenden verbreitet, jeweils ohne Nennung belastbarer Belege oder Angaben zum Erfinder der jeweiligen Behauptung. So soll das entsprechende Öl abiotischer Herkunft sein, aus dem Weltraum stammen oder wahlweise nur auf einer unbewohnten Insel der Südlichen Thuleinseln zu finden sein (diese gehören zu den Südlichen Sandwichinseln in der Subantarktis). In leicht gewandelter Form werden die Theorien von verschiedenen Autoren und Kreisen immer wieder verbreitet. Demnach sollen Außerirdische auf der Erde Black Goo hergestellt haben und dieser Umstand habe zur Entstehung des Falklandkrieges geführt.

Black Goo in der Alternativmedizin

 
Harald Kautz-Vella (links) mit Jo Conrad im Gespräch über Black Goo (Bild: Youtube)

Auf dem Alternativmedizinmarkt werden diverse Produkte mit Bezug zu Black Goo angeboten. Dazu gehören Schieferöl sowie aus der Homöopathie bekannte Globuli, die durch Radionik-Verfahren "informiert" oder "geprägt" seien.

Behauptungen zu Wundereigenschaften von Black-Goo-Produkten spielen in der Szene der Anhänger der Morgellonen-Hypothese eine Rolle. Auf Black Goo machte unter anderem der Pseudowissenschaftler Harald Kautz-Vella aufmerksam, der an die Chemtrail-Verschwörungstheorie glaubt und diese mit den angeblichen Morgellonen in Verbindung bringt. Er gründete ein "Consortium for Morgellon-related Research" namens "time loop" und glaubt, dass durch Radionik erzeugte Black-Goo-Produkte wirksam gegen die Krankheitserfindung Morgellonen seien.

Den Behauptungen und Erfindungen von Kautz-Vella bot Jo Conrad am 1. Mai 2014 mit seinem Werbeprojekt Bewusst.TV eine Bühne. Er stellte dort Kautz-Vella unter dem Titel "Über Transhumanismus-Religion der Eliten und schwarze Öl-Entitäten" vor.[2] Im Gespräch mit Conrad bezeichnete Kautz-Vella seine Globuli als "eine Art Antidot" und "ein homöopathisches Mittel, was uns wieder ans Kollektivbewusstsein anbindet." Die Esoterikzeitschrift Raum und Zeit berichtete 2014 ebenfalls über Black Goo, Morgellonen, Chemtrails und Kautz-Vella.[3] Auch Michael Vogt interviewte Kautz-Vella bei Quer-Denken.TV zu Black Goo und die behaupteten Wundereigenschaften des Öls, etwa zur Existenz einer Seele des Öls[4] (siehe auch Gaia Hypothese zur Existenz einer Seele bei Tieren und Gegenständen).

Black Goo in der Science Fiction

Eine Black-Goo-Flüssigkeit spielt in mehreren Science-Fiction-Filmen und Filmserien eine Rolle:

  • In der Folge "Die schwarze Seele" der Next-Generation-Staffel der Serie Star Trek gerät die Crew der Enterprise an ein Wesen, dessen Konsistenz als ölartig beschrieben wird. Es kann seine Form verändern und ist in der Lage, die Crew-Mitglieder zu umschließen. Das Wesen hieß "schwarze Seele", weil es nie erfahren hatte, was Liebe ist.
  • In einer Folge von "Akte X"
  • Hollywoodfilm Prometheus
  • Spiderman

Verschwörungstheorien um Black Goo und die Entstehung des Falklandkrieges

 
David Griffin (Bild: Youtube)
 
Bernhard Wimmer[5]

Eine der ersten Versionen einer Verschwörungstheorie über Black-Goo-Öl und die Entstehung des Falklandkrieges findet sich im August 2012 bei dem Engländer David Griffin. Griffin, Mitglied bei Exopolitics UK, berichtet in einem Video vom 24. August 2014, das bei Youtube zu sehen ist, über eine imaginäre "Blue ET-Base" auf einer hypothetischen "Thule Insel" (auf Landkarten unauffindbar) südlich der Falklandinseln. Dort gefundenes argentinisches Black-Goo-Öl, welches nach Großbritannien gebracht worden sei, habe Mitarbeiter der Rüstungsfirma Marconi in England getötet. Zuvor hätten englische Spezialkräfte die "ET-Base" zerstört. Die Ölpest im Golf von Mexiko im Jahr 2010 auf einer Ölplattform von BP sei ebenfalls im Zusammenhang mit Black Goo zu sehen.[6]

Auch das Esoterikmagazin Lichtsprache einer Susanne Sejana Kreth[7] veröffentlichte die Verschwörungstheorie in leicht gewandelter Form in einem Artikel.[8] Demnach hätten "Argentinier" 1982 Kontakt zu "blauhäutigen Grauen" aufgenommen, die mit Black Goo Handel trieben und es auf einer unbewohnten Vulkaninsel der Antarktis namens "Thule-Insel" (36 Quadratkilometer groß) deponiert hätten. Auf der Insel gebe es zudem eine Fabrikanlage von Außerirdischen zur Herstellung von Black Goo. Angeblich hätte dies zum Falklandkrieg mit Großbritannien geführt.

Verbreitet werden die abwegigen Spekulationen auch von dem Bremer Künstler Bernhard Wimmer.[9] Eine unkritische Rezeption erfuhren Wimmers Erfindungen in der deutschen rechten Szene, so bei Politaia, Extremnews,[10] Ernst Köwing ("der Honigmann") und Jo Conrad.

In der Szene der "Black Goo"-Anhänger werden auch Zusammenhänge zu so genannten Archonten behauptet. Darunter seien Wesen zu verstehen, die wie die hypothetischen Reptiloiden in Wirklichkeit das Weltgeschehen angeblich heimlich beeinflussten. Die Archonten hätten "tiefschwarze Augen", heißt es auch, und seien mit Black Goo angefüllt. Wie Viren seien Archonten auf "Wirtskörper" mit saurem pH-Wert angewiesen und könnten über angebliche Auralöcher in diese eindringen.

Black Goo bei Esca-Krankheit der Weinpflanzen

Nach Infektionen von Weinpflanzen mit dem Pilz Phaeomoniella chlamydospora kommt es im Rahmen der Pflanzenkrankheit Esca-Krankheit zu farblichen Veränderungen der Pflanzen und der Absonderung und Ablagerung einer dunkelbraunen, gummiartigen Flüssigkeit[11], die erstmals 1995 von einer Pflanzenforscherin namens Lucie Morton in Ermangelung eines geeigneteren Fachbegriffs als "Black Goo" bezeichnet wurde.[12] Die Esca-Krankheit (oder kurz Esca) ist eine gefürchtete Krankheit von Weinpflanzen, die seit dem Altertum (Griechenland und römisches Reich) bekannt ist. Schon die Schriftsteller der Antike berichteten über diese Krankheit, die seinerzeit auf die wärmeren Weinbauregionen begrenzt war. Erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts breitete sich diese Krankheit in den nördlicheren Weinbauregionen aus und führt bereits zu ähnlichen Befallsraten wie in südlich gelegenen Regionen.

Literatur

  • Larignon P (1999): Preliminary results on the biology of Phaeoacremonium. In: Black goo - Occurrence and Symptoms of Grapevine Declines. IAS/ICGTD Proceedings
  • L. Morton (ed.): International Ampelography Society, Fort Valley, VA, USA, 49-55 (1998)

Quellennachweise

  1. Beschreibung: Als begleitende Gabe bei schwerer Morgellon-Mykose mit Archontenbesetzung. Anwendung und Dosierung gemäß radionischer oder kinesiologischer Testung ... Komposition: archaisches Black Goo (direkt von Ölschiefer), radionischer Code der Affirmation „bitte verbinde mich mit der einen Quelle”; Celani Code zur Orientierung an der kosmischen Ordnung
  2. http://xn--behrdle-c1a.de/category/neues-aus-absurdistan/
  3. Licht auf Morgellons. r&z online, 188, 2014
  4. http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=dUPRi20000g
  5. Bild: Youtube
  6. http://youtu.be/BCJSKhtTtC0
  7. LICHTSPRACHE, Susanne Kreth Verlag, Susanne Sejana Kreth, Postfach 10 38 51, D-28038 Bremen
  8. Das intelligente Öl. Lichtsprache, Heft 67
  9. https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=hdLYX0Tm5ac
  10. http://www.extremnews.com/berichte/wissenschaft/109414f143ec6ca
  11. http://www.fupress.net/index.php/pm/article/viewFile/1561/1496
  12. Morton, L., 1995. Mystery diseases hit young vines. Wines and Vines, 76, 46-47.