Buchtitel von Storl
Eva Herman im Gespräch mit Wolf-Dieter Storl
Ken Jebsen und Wolf Dieter Storl
Artikel "Die Krone der Viren" von Wolf-Dieter Storl (zur Zeit der Coronavirenpandemie, im April 2020)
Interview bei Deutsche Wirtschafts Nachrichten (Mai 2020)

Wolf-Dieter Storl ("Der Schamane aus dem Allgäu"; geb. 1. Oktober 1942, bei Ansbach in Sachsen) ist ein deutsch-amerikanischer Kulturanthropologe, Ethnobotaniker, Geistheiler, Veganer und Buchautor. Bei öffentlichen Auftritten wird Storl auch als "Waldmensch, Indianer, Autor, Schamane" vorgestellt. Als Unternehmer betreibt Storl mit Ingo Storl und Ingrid Storl die Storl GbR Storlmedia in Isny[1], die seine Werke, hölzerne USB-Sticks, Heilkraft-CDs und Wildkräutertees vermarktet.

Seit einigen Jahren verbreitet der Medizinlaie Storl Hypothesen zu einer pseudomedizinischen Behandlung der Lyme-Borreliose mit einem Präparat der Pflanzengattung Karde (Dipsacus, siehe Karden-Therapie der Borreliose nach Storl), die auf heftige Kritik stieß und für die keinerlei seriöser Wirksamkeitsnachweis vorliegt. Neben der Empfehlung seiner Karden-Therapie behauptet er auch spekulativ die Wirksamkeit von Katzenkralle (Uncaria tomentosa, Cats Claw, ein Lianengewächs aus der Familie der Rötegewächse Rubiaceae), der Ganzkörperhyperthermie sowie der aus der anthroposophischen Medizin her bekannten Misteltherapie gegen Borrelien.

Storl selbst ist nicht der Erfinder der Idee, Kardengewächse gegen die Borreliose einzusetzen. Er beruft sich vielmehr auf den US-amerikanischen Phytotherapeuten Matthew Wood und dessen Werk The Book of the Herbal Wisdom. Wood wiederum beruft sich auf die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) der "alten Chinesen". Die Lyme-Borreliose als eigenständige Krankheit wurde jedoch erst in den 1970er Jahren entdeckt (Ortschaft Lyme).

Storl ließ sich im November 2017 von Eva Herman im Rahmen ihrer Wissensmanufaktur interviewen. Das im Kanadischen Cape Breton befindliche Seminarzentrum - in dem das Gespräch vor Publikum aufgezeichnet wurde - dient vor allem der Werbung auswanderungswilliger Menschen aus dem deutschsprachigen Raum.[2][3]

In einem Interview mit Ken Jebsen streitet er den negativen Einfluss eines zu hohen Kohlendioxid-Gehalts in der Atmosphäre auf das Klima ab.[4] Seiner Meinung nach ist ein höherer CO2-Gehalt in der Atmosphäre positiv zu bewerten, da sich dadurch das Pflanzenwachstum positiv entwickeln würde. Diese Position ist faktisch falsch und wird gerne in der Argumentation von Klimawandelleugnern genutzt.

Auch sehe er Vorteile in der Klimaerwärmung:

Wenn es nach mir ginge, könnte die Klimaerwärmung eigentlich viel schneller gehen, denn dann würde der Meeresspiegel ansteigen und die Berge – auch wo wir wohnen – zu Inseln werden. Dann bräuchten nur noch ein paar Kokosnüsse angeschwemmt zu werden und Palmen heranwachsen, und man könnte faulenzend am Strand liegen. Einziges Problem: Wo bekäme man die dazugehörige eisgekühlte Pina Colada oder den Gin Tonic?“ (zitiert nach Felix Riedel[5])

Im Mai 2020 führte Storl ein Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN) von Michael Maier zum Thema der Coronaviruspandemie.

Kurzbiografie

Als Elfjähriger wanderte Storl mit seinen Eltern in den US-Bundesstaat Ohio aus. Er studierte Botanik an der Ohio State University und wechselte später zur Völkerkunde. Im Alter von 24 Jahren, nach Abschluss seines Studiums, war er hauptberuflicher Dozent für Soziologie und Anthropologie an der Kent State University. 1974 promovierte er zum Dr. phil. der Ethnologie in Bern (Schweiz). Er unterrichtete danach in Wien, Oregon (USA), Genf und Wyoming (USA). 1988 zog er mit seiner Familie in ein abgelegenes Haus im deutschen Allgäu und lebt seither zurückgezogen. Er schreibt Bücher und bietet Seminare an.

Aussagen zur Zeit der Coronaviruspandemie

Im April 2020 veröffentlichte Wolf-Dieter Storl auf seiner privaten Webseite einen Artikel zur weltweiten Coronaviruspandemie mit dem Titel "Die Krone der Viren - Ein Artikel von Wolf-Dieter Storl". Bei dieser Gelegenheit verglich Storl eine SARS CoV-2 Infektion mit der Grippe und stellte die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur höheren Covid-19 IFR (Anzahl der Todesfälle nach Infektion) gegenüber der Grippe und die beobachtete Übersterblichkeit in Frage. ..Das Corona-Virus, Covid-19, hat uns jedoch das Gruseln gelehrt; zwar gab es genau genommen nicht mehr Todesfälle als in der normalen alljährlichen Grippesaison.. Die staatlichen Schutzmassnahmen lehnt Storl mehrheitlich ab, und beruft sich dabei nicht auf den aktuellen Wissensstand in der Medizin, sondern auf wenige ausgesuchte Massnahmenkritiker wie Wolfgang Wodarg, Sucharit Bhakdi oder AIDS-Leugner Claus Köhnlein:

..Lediglich die ganz Alten und Immunschwachen sollten geschützt und vorübergehend isoliert werden. Staatlich verordnete Maßnahmen wie Maskentragen, Ausgangssperre, Abstandhalten, Reiseverbote, Aufenthalt nur in Wohnungen und dergleichen wirken kontraproduktiv; sie verlängern die infektiöse Phase. Durch diese Maßnahmen sterben mehr Menschen als nötig. Nach Prof. Wittowski und anderen renommierten Virologen und Epidemologen, wie Dr. Wolfgang Wodarg, Prof. Sucharit Bhakdi, Dr. med. Claus Köhnlein, Prof. Shiva Ayyadurati und anderen, verhält sich Corona wie eine normale Grippe..

Storl geht in dem Artikel auch allgemein auf Viren ein, und bezweifelt die Einstufung von Viren als organische Strukturen und nicht als biologische Lebewesen: ..Viele Biologen streiten ihnen den Status eines Lebewesens ab... Tatsächlich sehen nur wenige Biologen in Viren ein biologisches Lebewesen, da ihnen die Fähigkeit fehlt sich selbst zu vermehren. Sie brauchen dazu einen Wirtsorganismus.[6][7] Auch beruft sich Storl bei dieser Gelegenheit auf die Homöopathie und Anthroposophie (nach Rudolf Steiner) und dem Miasma-Konzept aus der Zeit vor der Entdeckung von Viren:

..Bei den Viren haben wir es – aus Sicht der klassischen Homöopathen und der Anthroposophen – mit uralten hochintelligenten Wesenheiten zu tun, die sich nur teilweise in Form von genetischen Schnipseln verkörpern. Wie eine Dunstwolke – man sprach einst von einem Miasma – bedecken sie die Welt. Nur dort, wo sie einen fruchtbaren Boden finden, können sie sich manifestieren. Einen solchen Boden finden sie bei den ganz alten und schwachen Menschen, Tieren und Pflanzen, deren Immunsystem angeschlagen ist.
Das ist auch der Fall bei Corona-Viren, wie etwa SARS oder Covid-19. Bei jungen, vitalen Menschen verläuft eine Ansteckung entweder ohne Symptome oder als unkomplizierte Influenza, die nach einer Woche abklingt. Bei Rauchern mit chronischen Lungenproblemen, bei Krebskranken, die eine Chemotherapie oder Bestrahlung hinter sich haben, bei Organtransplantierten, die auf Immununterdrücker angewiesen sind, bei Junkies und chronischen Alkoholikern, bei jenen, die an Fehlernährung, Mangelernährung oder Schlafentzug leiden oder die ständig elektromagnetischer Feldern und anderen gesundheitsschädlichen Dingen ausgesetzt sind, kann das virale Miasma gefährlich werden. Dann gibt der Virus dem „Freund Hein“ die Möglichkeit, den hochbetagten Kranken von seiner Pein zu erlösen und ihn heimzuführen. Das ist ganz natürlich, denn ebenso wie wir geboren werden, müssen wir auch eines Tages sterben. Es ist so natürlich wie der Sonnenaufgang und der Sonnenuntergang..

Insgesamt leugnet Storl die Existenz obligat tödlicher Viren (Tollwut: fast immer tritt zwei bis zehn Tage nach den ersten Symptomen der Tod ein, bei den wenigen Überlebenden bleiben häufig schwerste Gehirnschäden zurück[8]) und von gefährlichen Viren wie dem Ebolavirus[9]. Er stellt auch die Effektivität von Impfungen generell in Frage, wie sie beispielsweise bei den Pocken[10] erkennbar ist.

Ansichten zur Behandlung von Borreliose

In seinem Buch Borreliose natürlich heilen geht Storl neben der Anwendung von Kardentinktur auch auf einen möglichen Einsatz der Mistel (Weißbeerige Mistel, Viscum album) bei Borreliose ein. Diese Pflanze findet bei unkonventionellen Krebstherapien der Alternativmedizin (insbesondere der anthroposophischen Medizin) als Misteltherapie eine umstrittene Anwendung, für die trotz längerer Forschung kein seriöser Wirksamkeitsnachweis vorliegt. Storl macht in seinem Werk den Fehler, nicht resorbierbare "Misteltropfen" zu empfehlen. Die Mistelextrakte zeigen zwar gewisse immunstimulierende Effekte (die auch für die Nebenwirkungen verantwortlich sind), eine Wirkung gegen Borrelien ist aber unbekannt. Die hochmolekularen Inhaltsstoffe können im Verdauungstrakt nicht nennenswert resorbiert werden und müssen injiziert werden. Auf diesen Umstand geht Storl offenbar aus Unkenntnis nicht ein.

Weitere abwegige pseudomedizinische Therapieempfehlungen von Storl betreffen die Anwendung von Katzenkralle (Uncaria tomentosa, Cats Claw, Uña de Gato, Griffe de Chat, Samento). In Untersuchungen zeigte sich jedoch, dass Katzenkrallen-Extrakte gegen Borrelien nicht nur wirkungslos sind, sondern sogar wachstumsfördernd wirken.[11] Die Katzenkralle (ein Lianengewächs aus der Familie der Rötegewächse Rubiaceae) ist beliebter Inhaltsstoff zahlreicher wirkungsloser Anti-Krebsmittel in der Alternativmedizin. Zu nennen sind hier beispielsweise N-Tense und der CoD-Tee.

Außerdem propagiert Storl eine überflüssige und zugleich den Patienten belastende Hyperthermie-Behandlung bei Borreliose. Dabei soll die Körpertemperatur stark erhöht werden.

Storls Thesen zur Naturheilkunde sind umstritten. Insbesondere sein Buch Borreliose natürlich heilen zog heftige Kritik auf sich.[12][13]

Aussagen zu Risiken der Pflanzenheilkunde

In Interviews bezeichnet Storl die fachliche Kritik an Maria Treben als Hetzkampagne gegen die Pflanzenheilkunde und widerspricht der schädlichen Wirkung von Pyrrolizidinalkaloiden in Beinwell und Huflattich auf die Leber.[14] Dokumentierte Todesfälle in Deutschland und der Schweiz[15][16] verschweigt er. Storl suggeriert, die behauptete Schädlichkeit der Pyrrolizidinalkaloide sei nur eine Kampagne gegen Heilpflanzen.
Nun wurden in einem aktuellen Artikel aus der Fachzeitschrift "Internistische Praxis" Hepatotoxizität von Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmitteln, mit Angaben von Quellen behandelt. Vor allem die Toxizität der Pyrrolizidinalkaloide gilt als gut dokumentiert. Auch für einige der Rezepturen welche, in der Traditionelle Chinesische Medizin verwendet werden, ist das leberschädigende Potenzial gut beschrieben. So sind für das milde Sedativum "Jin-BuHuan" mehrere Fälle mit akuter und chronischer Hepatitis dokumentiert.
Auch für Kava Kava, Gamander, Schöllkraut-Extrakte, welche mehr als 20 verschiedene Alkaloide, darunter Berberin, Coptisin und Chelidonin enthalten und verschiedene Nahrungsergänzungsmittel werden schädliche Effekte genannt[17]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die Seelenpflanzen des Edward Bach (Co-Autorin M. Scheffer), Hugendubel Verlag, 1995, 3. Aufl.
  • Von Heilkräutern und Pflanzengottheiten, Aurum Verlag, Braunschweig 1997
  • Kräuterkunde Aurum Verlag, Braunschweig, 1996
  • Götterpflanze Bilsenkraut, Nachtschatten Verlag, Solothurn 2000
  • Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor, AT-Verlag, 2000
  • Hexenmedizin (Co-Autoren: Claudia Müller-Ebeling, Christian Rätsch), AT-Verlag, 1998
  • Pflanzen der Kelten - Heilkunde, Pflanzenzauber, Baumkalender, AT-Verlag, Aarau 2000
  • SHIVA - der wilde, gütige Gott, KOHA-Verlag, Burgrain
  • Bom Shiva - Der ekstatische Gott des Ganjas, Nachtschatten Verlag, Solothurn 2003
  • Ich bin ein Teil des Waldes. "Der Schamane aus dem Allgäu" erzählt seine Lebensgeschichte. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
  • Naturrituale - Mit schamanischen Ritualen zu den eigenen Wurzeln finden, AT-Verlag, Aarau
  • Der Bär - Krafttier der Schamanen und Heiler, AT-Verlag, Aarau
  • Bekannte und vergessene Gemüse (Co-Autor: Paul Silas Pfyl. AT-Verlag, 2002
  • Streifzüge am Rande Midgards. koha-verlag, 2006
  • Borreliose natürlich heilen. AT-Verlag, 2007
  • Heiler am Wegesrand - Kräuter- und Pflanzenwissen DVD, ca. 100 Min., Aurum Verlag, 2008
  • Pflanzendevas - Die geistig-seelischen Dimensionen der Pflanzen, AT-Verlag, 2014. Aus dem Klappentext: ..Im Traum oder in der ekstatischen Vision des Schamanen erscheinen die Pflanzen als göttliche Wesenheiten, Devas oder Lichtengel, die aktiv und bewusst in das Erdgeschehen und in die Menschheitsgeschichte eingreifen..

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  1. Ingo Storl, Ingrid Storl, und Wolf-Dieter Storl GbR. Storlmedia, Wassertorstraße 45, D-88316 Isny
  2. https://www.nf-farn.de/wolf-dieter-storl-rechte
  3. ttps://www.tagesschau.de/ausland/kanada-akademie-kolonie-101.html
  4. https://www.derstandard.at/story/2000111521240/esoterik-adventkalender-tuer-7-der-waldschamane-sagt-die-klimakrise-ab
  5. https://www.nf-farn.de/wolf-dieter-storl-rechte
  6. Koonin EV, Starokadomskyy P (October 2016). "Are viruses alive? The replicator paradigm sheds decisive light on an old but misguided question". Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences. 59: 125–34. doi:10.1016/j.shpsc.2016.02.016. PMC 5406846. PMID 26965225
  7. Moreira D, Lopez-Garcia P. Ten reasons to exclude viruses from the tree of life. Nat Rev Microbiol. 2009;7:306–311.
  8. https://de.wikipedia.org/wiki/Tollwut#Krankheitsverlauf_beim_Menschen
  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Ebolafieber
  10. https://de.wikipedia.org/wiki/Pocken
  11. Borreliose Magazin Nr. 13, Februar 2006, S. 5
  12. Anna Klott: Fahrlässige Tipps gegen Borreliose. In: Neue Zürcher Zeitung, 26. August 2007.
  13. Martin Koradi: Karde & Borreliose-Therapie nach Storl: Beiträge zur Debatte 4. Auf: heilpflanzen-info.ch, 25. Februar 2009.
  14. Wolf Dieter Storl: Pharmazeutische Industrie & Heilkräuter. Auf youtube.com, 24. September 2009.
  15. Helmut Wiedenfeld: Gefahr von Pyrrolizidinalkaloiden in Kreuzkrautarten. Folie 16.
  16. Tipp des Monats: Gemeines Kreuzkraut oder Gemeines Greiskraut (Senecio vulgaris L.) als giftige Verunreinigung von Rucola-Salat. Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der Universität Münster.
  17. Hepatotoxizität von Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmitteln