Viatcheslav Marukhin: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 30. April 2018, 20:26 Uhr

Viatcheslav Valentinovich Marukhin (Bild:[1])
Marukhin (2. von rechts) mit Lizenznehmer Adolf Schneider (2. von links) und Inge Schneider. Das Bild stammt von einem Treffen im Marriot-Hotel in Moskau 2016

Viatcheslav Valentinovich Marukhin (russ. В. В. Марухин, auch in den Schreibweisen Vyacheslav Valentinovich Marykhin oder Viatcheslav Valentinovich Maroukhine, Geburtsdatum nicht bekannt) ist ein russischer Erfinder und Geschäftsmann aus Moskau.[2] In der Literatur für Anhänger einer "freien Energie" und Perpetuum Mobile-Gläubige wird Marukhin als russischer promovierter Wissenschaftler (Dr. of technical sciences) vorgestellt. Marukhins Name taucht im Zusammenhang mit verschiedenen dubiosen Angeboten einer preiswerten oder umsonst erhältlichen Energiegewinnung auf. Er soll einen Generator erfunden haben, der seine Energie aus "vibrierenden nuklearen Energiefeldern" erhalte. Des Weiteren ist er Erfinder eines (physikalisch unmöglichen) hydraulischen Resonanzwidders.

Ein von Marukhin in Deutschland angemeldetes Patent (DE112004002323T5 vom 24.05.2007 "Wasserhebeeinrichtung") ist für eine inzwischen gelöschte Bonner Firma Incotelogy Ltd. eingetragen, an der Marukhin finanziell beteiligt war. Ein angeblich auf einer Marukhin-Erfindung basierendes Produkt wird von der Moskauer Firma Innovation Energetics angeboten. Marukhins Name taucht auch bei einer Firma "Inversiones Aquamash S.L." auf Teneriffa in der Stadt Arona auf.[3] Laut spanischer Unternehmensdatenbank www.e-informa.com war Marukhin als Direktor der Firma eingetragen. Aquamash ist der Name eines beworbenen Produktes, welches nach dem "hydraulischen Resonanzwidder"-Prinzip funktionieren soll. Matrukhin gründete auch einen Verein «Подводные электрогенерирующие системы» (engl. "Underwater Electric Power Generating Systems") zur Promotion seiner Unternehmungen. In Russland ist von einer Firma "grupower" die Rede, die Werbung für Marukhin macht. Eine weitere russische Firma wird noch genannt, die Russische Akademie der Naturwissenschaften, die nicht mit der Russischen Akademie der Wissenschaften zu verwechseln ist. Nach Angaben von Marukhin habe dieses Unternehmen einen Probelauf eines seiner "Kraftwerke" durchgeführt. Tatsächlich handelt es sich bei diesem Unternehmen nicht um eine wissenschaftliche Einrichtung; Geschäftsgegenstand ist der Verkauf von scheinakademischen Titeln.

Aktuell (2017) ist zu beobachten, dass von Seiten des in der "Freie Energie"-Szene bekannten Schweizers Adolf Schneider (siehe auch Jupiter Verlag und NET-Journal) und seinem Umfeld die physikalisch unmöglichen "Kraftwerke" und Generatoren nach dem Marukhin-Prinzip beworben werden. In diesem Zusammenhang wird zu Werbezwecken nicht nur die Existenz angeblich realisierter Kraftwerke behauptet, sondern es werden zur Glaubhaftmachung auch gefälschte Bilder verbreitet. Zielpersonen sind leichtgläubige Anleger und Investoren, denen eine Beteiligung angeboten wird. Schneider bzw. die "Redaktoren" seines NET-Journals geben an, selbst in einer Geschäftsbeziehung zu Marukhin zu stehen und ab 2018 800 kW-Marukhin-Generatoren für rund 800.000 € anzubieten. Als zukünftiger Hersteller dieser Kraftwerke wird ein Pavel Elfimov aus St. Petersburg mit Firma AERO (Alternative Energy RO) genannt. Adolf Schneider reiste im Juli 2016 für Geschäftsgespräche mit Marukhin nach Moskau. Schneider und seine Frau sind auch Autoren eines Buchs mit Werbecharakter "Die Heurekamaschine", das sich mit der Kraftwerksidee von Marukhin befasst.

In der Vergangenheit hatte Schneider bereits versucht, Anleger für den verurteilten Betrüger Mike Brady zu finden, sowie für das Projekt des dubiosen Focardi-Rossi-Energiekatalysators, einer Art Mini-Fusionsreaktor für den Hausgebrauch. Rossi gelang es, von einem Risikoinvestor eine Million Dollar zu erhalten. In Österreich warb der Verein Gesellschaft für autarke Energie, technische Innovationen und Altruismus (Gaia) von gutgläubigen Vereinsmitgliedern ebenfalls mehrere hunderttausend Euro für ein physikalisch unmögliches Auftriebskraftwerk (Kinetic Power Plant) der Firma Rosch ein. Das Ehepaar Schneider hat bis heute keine einzige Technologie vorgestellt, die dem Bauplan entsprechend funktionieren könnte oder sich gar erfolgreich im Markt bewährt hat.

Erfindungen

Auf Marukhin und Valentin Koutienkov (В. А. Кутьенков) von der Firma Innovation Energetics aus Moskau geht eine (physikalisch unmögliche) Erfindung namens Hydraulischer Resonanzwidder (engl. Marukhin-Kutienkov's hydraulic ram) zurück. Bei dieser Maschine, die als Generator vorgestellt wird, sollen aufsteigende Wasserdruckwellen eines herkömmlichen hydraulischen Widders eine Turbine antreiben. Zirkulierendes Wasser soll wie bei einem Perpetuum Mobile Energie aus dem "Nichts" generieren. Um die Maschine nicht als Perpetuum Mobile erscheinen zu lassen, wurde behauptet, dass die Vorrichtung Energie aus dem Gravitationsfeld der Erde gewinne. Ein dazugehöriges Patent soll die Nummer EA00200700794 (SUBMERGED HYDRAULIC RAM) haben, lässt sich aber nicht in Patent-Datenbanken finden. Ein weiteres Patent der beiden Erfinder hat die Nummer WO2005059370 (WATER-LIFTING DEVICE). Eine ausführliche Erläuterung in englischer Sprache findet sich hier. Zu angeblich erfolgreichen Experimenten mit Resonanzwiddern liegen keinerlei nachprüfbare Angaben vor.

Angebliche Kraftwerke und mehrere Bilder mit gefälschten Angaben

Bild eines angeblichen Marukhin-Kraftwerks auf Teneriffa aus einem Werbevideo von Marukhin bei Youtube.[4] Zu sehen sind ein unbekannter Mann (wahrscheinlich V. Marukhin) vor zwei Zement-Silos der Firma Cimpor Canarias
Bild zweier Zementsilos der Cimpor Canarias. Das Bild stammt von Google Streetview und belegt die Fälschung. Quelle: forum allmystery[5]
Foto, welches Adolf Schneider im Oktober 2017 in seinem NET-Journal als Bild einer "Heurekamaschine" nach Marukhin auf der Insel Teneriffa ohne genaue Ortsangabe zur Nachrecherche vorstellt. Zitat Schneider: "Hier sind zwei nebeneinander angeordnete Anlagen älterer Bauart zu sehen, die in einem Kraftwerk eingebaut sind."[6] Es handelt sich dabei jedoch um eine Fälschung.
Bild des eines Tankschiffs, welches angeblich durch ein Marukhin-Kraftwerk angetrieben wird. Der Schiffsname wird geheim gehalten. Wie Blogger von allmystery herausfanden, handelt es sich um das Tankschiff Faycan mit IMO Nummer 9107708 und Heimathafen Santa Cruz/Teneriffa.[7] Es handelt sich dabei um ein herkömmlich angetriebenes Schiff, dessen Position jederzeit über das Internet ermittelt werden kann.
Angebliches im Meer versenktes Marukhin-Kraftwerk (Bild: Adolf Schneider)
Mechanical Booster Pump der britischen Firma Edwards, die nichts mit einem hydraulischen Widder zu tun hat. Es handelt sich um eine herkömmliche Vakuumpumpe

Behauptet wird die Existenz eines "Unterwasser-Elektrokonverters der Gravitationsenergie", der in der Lage sei, ohne eigenen Energieverbrauch hunderte Kilowatt oder 1 Megawatt elektrische Energie quasi zum Nulltarif zu produzieren. Die Energie soll dabei - physikalisch unmöglich - aus der Erdanziehung stammen; die gleiche Behauptung wird von unseriösen Geschäftemachern gerne über Auftriebskraftwerke verbreitet (siehe Firma Rosch).

Behauptet wird insbesondere die Existenz eines Marukhin-Kraftwerks auf der Insel Teneriffa. Lizenznehmer Adolf Schneider veröffentlichte dazu in seinem NET-Journal ein Foto der angeblichen Anlage, das zwei "Röhren" einer älteren Bauart zeigen soll. Blogger von allmystery fanden hingegen heraus, dass es sich bei den abgebildeten "Röhren" des angeblichen Kraftwerks um zwei Zementspeicher der Firma „Cimpor Canarias S.R.L.U.“ handelt, die mit Baustoffen handelt. Die Autoren des NET-Journals versuchen somit die Existenz eines offensichtlich erfundenen Marukhin-"Kraftwerks" durch Bildfälschung plausibel zu machen. Der genaue Standort des angeblichen Kraftwerks wird geheimgehalten, offenbar um zu verschleiern, dass die behauptete Anlage gar nicht existiert. Russische Marukhin-Anhänger wunderten sich verständlicherweise, warum die russischen Erfinder nicht Russland mit Gratisstrom versorgen wollen, sondern eine weit entfernte Insel der Europäischen Union. Adolf Schneider machte auf einer Binnotec-Veranstaltung Angaben zu einem angeblichen, weiteren Kraftwerk auf Teneriffa. So habe Marukhin und sein Team 2003 ein Kraftwerk unter Wasser installiert. Anlagen seien auch geheim nach Deutschland exportiert worden.

Nach ungenauen Angaben von Adolf Schneider in seinem NET-Journal soll ein Marukhin-Kraftwerk in einer polnischen Lokomotive eingebaut worden sein und diese antreiben. Die vagen Angaben machen eine Recherche dazu schwierig. Wie Blogger von allmystery herausfanden, entsprechen die in einem Video gezeigten Bilder eines Triebwagens mit der Aufschrift "Elektriraudtee" nicht einer "polnischen Lokomotive", sondern einem Triebwagen der estnischen Eisenbahn. Auch diese Geschichte muss daher als erfunden angesehen werden.

Angeblich wird auch ein Schiff durch ein Marukhin-Kraftwerk angetrieben. Auf genauere Angaben wird wohlweislich verzichtet, so dass weder detailliertere Fotoaufnahmen noch eine Befragung des Kapitäns möglich ist. Wie Blogger des Forums allmystery an Hand eines Bildes (auf dem der Schiffsname nicht erkennbar ist) herausfanden, handelt es sich um das Tankschiff Faycan mit der IMO Nummer 9107708 und dem Heimathafen Santa Cruz/Teneriffa. An einem markierten Ort an Deck soll sich ein 500 kW-Kraftwerk befinden. Genauere Aufnahmen dieses Tankschiffs (hier aus Platzgründen nicht gezeigt) lassen am markierten Ort lediglich einen Kran erkennen. Die Position des herkömmlich angetriebenen Schiffs lässt sich über das Internet per AIS-Daten jederzeit ermitteln.[8]

Ein sowohl von Marukhin[9] und von Adolf Schneider[10] gezeigtes Bild soll einen 100 kW Marukhin-Generator zeigen, der 2003 von einem Schiff aus vor Teneriffa versenkt worden sei, um unter Wasser Energie zu produzieren. Wie auch diesmal Blogger von allmystery herausfanden, stammt das Bild von einer ganz anderen Quelle, und zwar der britischen Firma Edwards. Es zeigt eine herkömmliche Vakuumpumpe des Typs "HV30000/HV40000 Mechanical Booster Pump der Firma Edwards.[11][12] Diese Vakuumpumpe hat nichts mit dem hydraulischen Widder-Prinzip zu tun.

Die zahlreichen Falschangaben zu Bildern sowie die mit den Gesetzen der Physik unvereinbaren Behauptungen zum angeblichen Funktionsprinzip legen den Schluss nahe, dass es sich bei den Akteuren um extrem leichtgläubige Bewunderer, zugleich aber auch um rücksichtslose Betrüger handelt.

Incology Ltd

Die Firma Incotelogy Ltd. wurde am 1. August 2005 als englisches Unternehmen in Birmingham an einer Briefkastenadresse gegründet und am 18.08.2015 auf Antrag der Geschäftsführer aufgelöst. Beide Geschäftsführer gaben eine deutsche Kontaktadresse an. Anmelder war Julius Dimitri Niklas Golovatchev[13], und als Direktor war Yury Kirchgessner aus Unterföhring eingetragen. Anteilseigner waren zu je 26% die beiden Geschäftsführer; jeweils 24% hielten Marukhin und ein Geschäftspartner namens A.K. Valentin. Die Incology Ltd unterhielt im deutschen Bonn eine Niederlassung. Unternehmensgegenstand der deutschen Niederlassung (AG Bonn HRB 14397) waren:

"Entwicklung, Herstellung und Vertrieb stromproduzierender Anlagen, insbesondere im Bereich von erneuerbaren Energien; Erzeugung und Vertrieb von ökologischem Strom aus erneuerbaren Energien (insbesondere aus der Wasserkraft); Verwaltung, Kauf und Verkauf von Rechten und Lizenzen."

Der Sitz wurde 2013 von Bonn nach Pulheim verlegt; gleichzeitig wurde der Unternehmensgegenstand auf einen völlig anderen, konventionellen Inhalt geändert. 2014 wurde das Unternehmen offiziell aufgelöst. 2013 wurde an gleicher Anschrift in Pulheim die Incotelogy GmbH gegründet, die dem Anschein nach vom unternehmerischen Profil her nichts mehr mit der unkonventionellen Erzeugung von Energie zu tun hat.

Siehe auch

Buch von Adolf Schneider und Ehefrau

Literatur

Literatur in anerkannten Publikationen mit Marukhin als Autor lässt sich im Dezember 2017 nicht finden. Hingegen hat er viele Texte in Medien der Freien Energie-/Perpetuum Mobile-Szene publiziert.

  • Marukhin, VV: Fundamentals to fuelless piezoelectrogenerators – Complete theory. Link: https://yadi.sk/d/h0nfQr7Lrghcb
  • Marukhin, VV: Some results of research opportunities “Hydraulic ram” as a device for obtaining power without fuel, in “Science and World International Scientific Journal, Nr. 6 (34), 2016, Vol. I, Seiten 52-61. Link: http://scienceph.ru/d/413259/d/science_and_world_no_6_34_june_vol_i.pdf
  • Marukhin, V./Ivanov, V.: Some research results of the capcity of the hydraulic ram-pump - a device for producing electricity without fuel. Link: www.borderlands.de/Links/Marukhin-Ivanov231115.pdf
  • Adolf und Inge Schneider: “Die HeurekaMaschine”, Jupiter-Verlag, 2017

Patente

Marukhin war Anmelder mehrerer Patente, die zumeist als "eurasische Patente" angemeldet wurden und inzwischen offenbar alle abgelaufen sind oder aufgegeben wurden. Die Eurasische Patentorganisation ist eine durch das Eurasische Patentübereinkommen geschaffene zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Moskau, der neun Mitgliedsstaaten, allesamt Nachfolgestaaten der Sowjetunion sind, angehören. Paradoxerweise wurden einige Patente von Marukhin bereits wenige Monate nach der Erteilung aufgegeben.

  • EA00200700794, (eurasisches Patent) submerged hydraulic ram. Erfinder: MARYKHIN VYACHESLAV, VALENTINOVICH, ; KUTYENKOV VALENTIN, ALEXANDROVICH
  • EA019159 (B1)
  • "Eurasisches Patent" Nr 5489 von Dezember 2014
  • WO2005059370 / RU2005129637 / DE112004002323 (Nicht anhängig/erloschen) water lifting device. Das Patent wurde am 30.06.2005 veröffentlicht. Erfinder: MARUKHIN VYACHESLAV VALENTINOV [RU]; KUTYENKOV VALENTIN ALEXANDROVICH

Eingetragene Wortmarken und Gebrauchsmuster

  • DE202006005388U1, erloschenes deutsches Gebrauchsmuster von 2006-2009, eingetragen für die Incotelogy Ltd für ein Marukhin-"Wasserkraftwerk". Anmelder war Golovatchev, Julius Dimitri Niklas aus Bonn.

Quellennachweise

Viele Angaben aus diesem Artikel basieren auf Hinweise und Quellennennungen im Blog allmystery.de. Dort sind auch weitere Informationen zum Thema zu finden.