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Die ZdG Gesellschaft für Ernährungsheilkunde GmbH (Zentrum der Gesundheit) mit Sitz Berlin (vormals Sinsheim, Baden-Württemberg) ist ein Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln, Körperpflegemitteln und weiteren Produkten. Die zugehörige Internetseite zentrum-der-gesundheit.de stellt sich als ein Informationsportal für Gesundheitsthemen dar. Viele der veröffentlichten Beiträge behandeln jedoch pseudomedizinische Themen. Unkritisch aufgegriffen werden auch Verschwörungstheorien wie die Chemtrail-Hypothese.

Geschäftsführung und Verbindungen zu anderen Unternehmen

Geschäftsführerin der ZdG Gesellschaft für Ernährungsheilkunde GmbH ist Iris Muthmann. Muthmann gibt an, nach einer "Ausbildung im orthomolekularen Bereich" eine weitere Ausbildung zur "Ernährungsberaterin nach IBW" absolviert zu haben.[1] Darauf sei eine 5-jährige Ausbildung in "Ernährungsphysiologie und traditioneller Naturheilkunde" gefolgt. Ihr Ehemann Edgar Muthmann betrieb zeitweise ins Sinsheim eine ZDG GmbH Websolution, die aber keine eigenständige GmbH war.[2] Der Webshop wird von der Schweizer Firma Neosmart Consulting AG (vormals redG Ltd vormals Mind Team AG) aus Zürich geführt, die im Februar 2011 die Webseite zentrum-der-gesundheit.de übernahm. Geschäftsführer der Neosmart Consulting ist der Multiunternehmer Heinz Boksberger.[3] Das Zentrum der Gesundheit wirbt für eine "Akademie der Naturheilkunde", die 2005 von Iris Muthmann gegründet wurde und einen Fernlehrgang zum Ernährungsberater anbietet, der auch "Fachberater für holistische Gesundheit" genannt wird. Betreiber ist die Fair Trade Handels AG aus Sarnen im Kanton Obwalden in der Schweiz, der bis Juni 2012 ebenfalls Boksberger vorstand. Inzwischen schied Iris Muthmann aus der Akademie der Naturheilkunde aus. Diese wird nun von der Geschäftsleiterin der Fair Trade Handels AG Alexandra Schubert geleitet.

Vom Zentrum der Gesundheit behandelte Themen

 
Behauptungen zum Codex Alimentarius
 
Behauptungen zum Codex Alimentarius

Pseudomedizin

Die auf der Seite www.zentrum-der-gesundheit.de platzierten Artikel stehen häufig im Gegensatz zur wissenschaftlichen Medizin und dienen dem Bewerben eigener Produkte. So werden viele Nahrungsergänzungsmittel beworben, deren angeblicher Bedarf mit Beschreibungen von Krankheiten und mit der angeblichen Unzulänglichkeit heutiger Nahrungsmittel begründet wird.

Mit einer Reihe von Artikeln wird Angst vor Milchprodukten geschürt. Ferner wirke Normales Kochsalz "wie pures Gift auf unsere Gesundheit", weil daraus "bis auf das Natrium und Chlorid" alle Inhaltsstoffe entfernt wurden. Deshalb sei es im Gegensatz zu "hochwertigen, unverarbeiteten Salzen" Auslöser für viele Erkrankungen. Vielfach gewarnt wird vor einer "Übersäuerung" des Körpers, womit aber offenbar nicht die medizinische Azidose gemeint ist, sondern die in der alternativmedizinischen Szene beliebte ungenaue Pseudodiagnose. Diese Übersäuerung sei Ursache zahlreicher Beschwerden und Krankheiten, z.B. "unerklärliche Müdigkeit", Rheuma, Herzinfarkt, graue Haare, Haarausfall, Hämorrhoiden und Bandscheibenvorfällen. In diesem Zusammenhang ist auch immer wieder von "Schlacken" die Rede, bei denen es sich um "vom Körper neutralisierte Säuren und Gifte" handele, die im Zwischenzellraum "abgelagert" würden.

So wie dem Zentrum der Gesundheit zufolge Krankheiten durch schädliche oder fehlende Inhaltsstoffe in Nahrungsmitteln entstünden, könnten Krankheiten aber auch durch eine entsprechende Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel geheilt werden.

Propagiert wird beispielsweise die Einnnahme von kolloidalem Silber, das als "natürliches Antibiotikum" bezeichnet wird, welches "gegen bösartige Bakterien, Viren und Pilze" wirke. "Innerhalb von sechs Minuten" könne es "bis zu 650 verschiedene Krankheitserreger abtöten". Für eine derartige Anwendung als Arzneimittel liegt in Deutschland keine Zulassung vor.

Durch Einnahme von Schüßler-Salzen könne Haarausfall gestoppt werden. "Entsäuern" könne man u.a. durch "basisches Aktivwasser-Konzentrat". Hörverlust sei durch massive Gaben von Vitamin D oder Magnesium zu verhindern und zu kurieren. Durch Karies verursachte Löcher in Zähnen könnten durch Einnahme von Beinwell oder Mundspülungen damit geschlossen werden, denn "in Wirklichkeit aber können sich unsere Zähne sehr wohl wieder regenerieren". Auch seien wir "unter bestimmten Umständen dazu in der Lage, unsere Zähne wieder nachwachsen zu lassen." Dazu müsse zusätzlich zu den Spülungen mit Beinwell ein Getränk aus pulverisierten Eierschalen eingenommen werden.[4]

Agitiert wird gegen die Benutzung von Mikrowellenöfen; darin zubereitete Lebensmittel seien sehr gesundheitsschädlich und sogar krebserregend. Ausdrücklich beruft sich das Zentrum der Gesundheit auf Propaganda der "World Foundation for Natural Science", einer Organisation der Sekte Universale Kirche, und die "Mikrowellenstudie" des Universale-Kirche-Mitglieds Hans Ulrich Hertel.[5]

Propaganda für Verschwörungstheorien

Die Gesellschaft für Ernährungsheilkunde agitiert gegen den Codex Alimentarius, einem Regelwerk für Lebensmittelsicherheit und -produktqualität, das von der Weltgesundheitsorganisation WHO herausgegeben wird. Dabei werden auch Propagandatexte der amerikanischen Ärztin Rima Laibow wiedergegeben, die Scientology nahesteht. Im gleichen Zusammenhang wird für die Aktivitäten von Matthias Rath geworben. Der Codex Alimentarius werde "faktisch durch die USA gesteuert und primär von den Pharmariesen kontrolliert". Ziel sei die Dezimierung der Weltbevölkerung. Unter der Überschrift "Bevölkerungskontrolle durch Mord" heißt es:[6]

Der Codex weist Ähnlichkeiten zu anderen Bevölkerungskontrollmaßnahmen auf, die von den Regierungen der westlichen Welt im Verborgenen vorgenommen werden. Beispiele sind die Einschleusung von DNS schädigenden und latent immunsuppressiven Mitteln in Impfstoffe (siehe die als Waffe eingesetzte Vogelgrippe und Aids), der Süßstoff Aspartam, Chemtrails, Chemotherapie als Mittel zur Krebsbekämpfung und RU486 (die von der Rockefeller-Dynastie finanzierte Abtreibungspille).

Breiten Raum nimmt pauschale Impfkritik ein. Mit mehreren Artikeln wird Propaganda für die absurde Chemtrail-Hypothese gemacht. Zu einer angeblichen staatlichen Fluor-Verschwörung wird den Lesern ebenfalls ein Artikel angeboten. Ein Artikel mit dem Titel "AIDS - HIV – Lügen", zu dem als Quelle das NEXUS Magazin genannt wird, gibt die gängigen Ansichten von HIV/AIDS-Leugnern wieder.[7]

Aggressiv wird in mehreren Artikeln gegen eine medikamentöse Behandlung von ADHS agitiert. Hier wird, allen gesicherten Erkenntnissen zu ADHS zum Trotz, die bekannte Argumentationsweise der Ritalinkritiker kopiert. Beispielsweise heißt es:[8]

ADHS wurde, häufig in Kombination mit sogenannter Hyperaktivität, erfunden und nicht entdeckt, und die Bemühungen, diese beiden Krankheitsbilder zu verbreiten, haben politische und ökonomische Ursachen, die mit Medizin nicht viel zu tun haben.

Medikamente wie Ritalin werden werden durchweg als "Stimulantia" bezeichnet, Kinder müsse man vor einer "Stigmatisierung und der damit verbunden medikamentösen Behandlung schützen" und entsprechend auf das Gesundheitswesen einwirken, was allerdings

...bei vielen Eltern, die Stimulantia benutzen, um ihr( Kinder zu kontrollieren und sich selbst gleichzeitig vor jeglicher Schuld oder Verantwortung freizusprechen, auf wenig Gegenliebe stoßen. Auch Lehrer, die solche Medikamente als Disziplinarmaßnahme im Klassenraum begrüßen, werden wenig Gefallen daran finden. Und Ärzte, dir keine Alternativen zur medikamentösen Behandlung vor Verhaltensauffälligkeiten kennen, werden ebenfalls nicht begeistert sein. Zudem werden natürlich die Pharmakonzerne um ihr Milliarden-Dollar-Geschäft bangen und solche Maßnahmen wohl kaum begrüßen.

Obwohl behauptet wird, dass ADHS nicht existiert und eine von Pharmakonzernen usw. erfundene Krankheit sei, findet sich in einem anderen Artikel, der dafür wirbt, dem Körper Magnesium durch Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen, der Satz "In wissenschaftlichen Untersuchungen mit Kindern, die an ADHS leiden, konnten deutliche Besserungen der Symptome durch Magnesium erzielt werden."[9]

Im Oktober 2014 wurde im Internet ein Artikel mit dem Titel "Ebola - Tödlicher Supererreger aus dem Labor?" verbreitet.[10] Darin wird versucht dem Leser plausibel zu machen, das seit langer Zeit in Afrika endemische Ebolavirus sei in Wirklichkeit ein Erreger der aus einem Versuchslabor stamme. Belege für die Hypothese werden nicht genannt. Zitat:

Auffallend sind in jedem Fall die Begleitumstände der sog. Ebola-Epidemie, so dass man auf die Idee kommen könnte, Ebola sei lediglich ein Mittel zum Zweck.
So arbeitet der kanadische Pharmakonzern Tekmira Pharmaceuticals seit Jahren an der Entwicklung eines Ebola-Medikamentes namens TKM Ebola...Ebola - Und die Aktienkurse steigen. Das bedeutet, es dürfen jetzt plötzlich auch Medikamente eingesetzt werden, für die es unter normalen Umständen noch lange keine Zulassung gegeben hätte...Firmen wie Tekmira gelangen auf diese Weise an jene noch fehlenden Daten für eine mögliche künftige Zulassung. Daten, die die Konzerne auf moralisch korrektem Wege in dieser kurzen Zeitspanne nie im Leben hätte besorgen können.
Wen wundert da noch, dass quasi über Nacht die Tekmira Aktienkurse schwindelerregende Höhen erreichten und die Investoren jubeln…?

Shop

Angeboten wird im Webshop eine breite Palette von Nahrungsergänzungsmitteln, Kosmetika und anderen Substanzen, ferner verschiedene Lebensmittel. Im Programm sind beispielsweise Kuren zur "Entsäuerung", die einer "Übersäuerung" des Körpers entgegenwirken sollen, Mexican Wild Yam, Präparate zur "Darmreinigung" und Darmsanierung, oder "energetisierte AFA-Algen", die mit Schüßler-Salzen angereichert sein sollen. Auch kolloidales Silber wird verkauft: Einerseits wird auf den Webseiten des Zentrums der Gesundheit vor gesundheitlichen Schäden durch Schwermetalle gewarnt und eine "Schwermetall-Ausleitung" propagiert, andererseits wird für die Einnahme des Schwermetalls Silber (als kolloidales Silber) geworben.

Beurteilung durch die Verbraucherzentrale Hamburg

 
Beurteilung durch Verbraucherzentrale Hamburg (Bild: VZ HH, 18.6.2013)

Im Jahr 2013 untersuchte die Verbraucherzentrale Hamburg eine Reihe von so genannten Ernährungsportalen. Die Seite www.zentrum-der-gesundheit.de wurde im Punkt "Objektivität der Ernährungsberatung" als "mangelhaft" eingestuft. Im Einzelnen lautet die Bewertung der Verbraucherzentrale:[11]

Gezielt platzierte Produktverweise im Text und „Produkt-Tipps“ am Seitenrand, obwohl der Name der Internetseite „Zentrum der Gesundheit“ die Erwartung eines unabhängigen Gesundheitsportals weckt. Kontroverse Themen, z.B. „Vitamin D schützt vor Krebs“, „Aspartam erhöht die Krebsrate“, werden einseitig dargestellt. Quellen werden angegeben, doch Qualität und/oder Inhalte der Studien entsprechen nicht den daraus gezogenen Schlussfolgerungen (z.B. Aspartam und Krebs). Einseitig aufbereitete redaktionelle Inhalte dienen als Aufhänger für den Produktverkauf (z.B. Vitamin D-Präparate, Stevia).

Weblinks

Quellennachweise

  1. Welches IBW (Institut für berufliche Weiterbildung) Muthmann damit meint, ist nicht bekannt; es gibt zahlreiche Firmen mit diesem Namen.
  2. Edgar Muthmann gilt als Anhänger der Germanischen Neuen Medizin des Wunderheilers Ryke Geerd Hamer und betrieb eine Art Nachrichtenblog namens europnews.de, der aber inzwischen eingestellt wurde. Der Betreiber der Mitte 2011 aufgetauchten und sehr ähnlichen Propagandawebseite europnews.org ist nicht bekannt.
  3. Laut Auskunft von moneyhouse.ch vom 2. November 2012 ist Heinz Boksberger derzeit bei 36 Schweizer Firmen im Verwaltungsrat und bei 44 Firmen zeichnungsberechtigt.
  4. www.zentrum-der-gesundheit.de/zaehne-reparieren.html Aufruf am 1. Juli 2013
  5. www.zentrum-der-gesundheit.de/mikrowelle-macht-dick-und-krank-ia.html Aufruf am 26. Oktober 2013
  6. www.zentrum-der-gesundheit.de/codex-alimentarius-ia.html Aufruf am 5. November 2012
  7. www.zentrum-der-gesundheit.de/ia-aids-propaganda.html
  8. www.zentrum-der-gesundheit.de/adhs.html Aufruf am 5. November 2012
  9. www.zentrum-der-gesundheit.de/magnesium-alzheimer-ia.html
  10. Zentrum der Gesundheit, "Ebola - Tödlicher Supererreger aus dem Labor?", 15.10.2014
  11. Verbrauch statt Aufklärung. Verbraucherzentrale Hamburg, 18. Juni 2013