Squalen: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Squalen''' (von lat. ''squalus'' der Haifisch, auch ''Spinazen'' oder ''Spinacen'') ist eine organische Verbindung aus der Gruppe der Terpene, die von allen höheren Organismen produziert wird. Der Stoff spielt auch im menschlichen Stoffwechsel eine wichtige Rolle. Die Verwendung als Wirkverstärker in Impfstoffen ist vor allem unter [[Impfgegner|Impfgegnern]] umstritten.
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==Chemische Eigenschaften==
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Squalen ist eine farblose, ölige, bei Raumtemperatur flüssige Verbindung mit [[Antioxidantien|antioxidativen]] Eigenschaften aus der Gruppe der Triterpene und Isoprenoide mit der Summenformel C<sub>30</sub>H<sub>50</sub>. Aufgrund ihres ungesättigten Charakters nimmt sie aus der Luft Sauerstoff auf und polymerisiert leicht. Squalen ist nahezu unlöslich in Wasser, aber gut löslich in unpolaren Lösungsmitteln.
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Die Bioverfügbarkeit für über den Mund aufgenommenes Squalen liegt zwischen 60 und 80%.<ref>http://www.eurosurveillance.org/images/dynamic/EE/V14N41/art19361.pdf</ref>
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Squalen wird vom Körper auf natürlichem Wege ausgeschieden.
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==Entdeckung und Vorkommen==
 
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'''Squalen''' (von lat. ''squalus'' der Haifisch, auch ''Spinazen'' oder ''Spinacen'' genannt) ist eine 1906 von Mitsumaru Tsujimoto entdeckte Substanz, die in der Natur weit verbreitet ist und in verschiedenen Lebensmitteln zu finden ist. Squalen ist auch eine körpereigene Substanz des Menschen sowie höherer Lebewesen. Beim Menschen stellt Squalen ein Zwischenstufenprodukt der Biosynthese von Cholesterin, Steroiden (u.a. Hormone wie Östrogene, Testosteron, Kortisol) und Vitamin D dar. Die geringe Dichte von 0,85 trägt zum Aufschwimmen bei Haifischen bei.  
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Squalen wurde 1906 von dem japanischen Chemiker Mitsumaru Tsujimoto entdeckt und ist in der Natur weit verbreitet.  Die genaue chemische Struktur von Squalen wurde von Paul Karrer im Jahre 1935 offengelegt. Es ist Bestandteil von Zellmembranen und in allen höheren Lebewesen enthalten. Die höchsten Squalen-Konzentrationen finden sich in einigen Fischen, insbesondere bei Fischen ohne Schwimmblase wie Haifischen. Die geringe Dichte der Substanz von&nbsp;0,85 trägt zum Aufschwimmen bei Haifischen bei. Squalen ist in besonders hohen Konzentrationen (40–90 %) im Lebertran verschiedener Haiarten sowie in vielen anderen Fischölen (bis zu 30 %) zu finden.<ref name="wo">Wissenschaft-Online-Lexika: ''Eintrag zu Squalen im Lexikon der Ernährung''</ref>
  
Squalen spielt eine Rolle bei Kosmetika als Salbengrundlage und als in Europa zugelassenes Adjuvans bei einigen ''adjuvantierten'' Impfstoffen. In den USA wurde Squalen hingegen von der FDA nicht als Adjuvans zugelassen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO wurde Squalen inzwischen über 22 Millionen mal in Europa alleine im Impfstoff ''Fluad'' verimpft ohne dass es zu bekannten Nebenwirkungen gekommen sei.<ref>http://www.who.int/vaccine_safety/topics/adjuvants/squalene/questions_and_answers/en/</ref> Laut Europäischer Zulassungsbehörde EMEA sei bereits 45 Millionen Mal Squalen in Impfstoffen mit verimpft worden, schwere Nebenwirkungen seien dabei nicht bekannt geworden<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=31357&no_cache=1&sword_list</ref><ref>http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1056873/</ref><ref>http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/news/88574/index.html</ref>.  
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Beim Menschen stellt Squalen ein Zwischenstufenprodukt der Biosynthese von Cholesterin, Steroiden (u.a. Hormone wie Östrogene, Testosteron, Kortisol) und Vitamin&nbsp;D dar. Die natürlich vorkommende Menge von körpereigenem Squalen im Blut ist etwa 250&nbsp;ng/ml. Es ist außerdem ein wesentlicher Bestandteil der Hautlipide<ref>Ekanayake Mudiyanselage S, Hamburger M, Elsner P, Thiele JJ., ''Ultraviolet a induces generation of squalene monohydroperoxide isomers in human sebum and skin surface lipids in vitro and in vivo.'', J Invest Dermatol. 2003 Jun;120(6):915-22. PMID 12787115</ref> und kommt ebenfalls im menschlichen Blutserum<ref>Junglas Sabine, ''Der Einfluss vegetarischer Ernährung auf die unverseifbaren Lipidkomponenten des Humanserums'', Dissertation TU Berlin 1988, http://d-nb.info/890684782</ref>vor.
  
In der [[Alternativmedizin]] wird es unter der Bezeichnung Haifischleberöl als ein [[Unkonventionelle Krebstherapien|Wundermittel gegen Krebs]] beworben. [http://anonym.to/www.squalen.com/]
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Es ist auch im Olivenöl (0,1–0,7%) zu finden, aber ebenfalls in anderen pflanzlichen Ölen wie Weizenkeimöl oder Reisöl (unter 0,03%) zu finden. Squalen ist auch in Ziegenmilch enthalten.<ref>Cerbulis J, Flanagan VP, Farrell HM Jr., ''Composition of the hydrocarbon fraction of goats' milk.'', J Lipid Res. 1985 Dec;26(12):1438-43. PMID 4086946</ref>
  
Industriell ist Squalan bekannt, eine hydrierte Form des Squalens, die als Schmiermittel und Transformatorenöl Verwendung findet.
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==Verwendung==
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[[image:squalen2.jpg|[[Alternativmedizin]]isches Produkt|120px|thumb]]
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Neben der Verwendung als Wirkverstärker in Impfstoffen (siehe unten) spielt Squalen eine Rolle als Salbengrundlage bei Kosmetika.
  
==Chemie des Squalen==
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In der [[Alternativmedizin]] wird es unter der Bezeichnung Haifischleberöl als ein [[Unkonventionelle Krebstherapien|Wundermittel gegen Krebs]] beworben (z.&nbsp;B. [http://anonym.to/?www.squalen.com/]). Auch gegen das atopische Ekzem (''Neurodermitis''), Arteriosklerose, das chronisches Müdigkeitssyndrom und Immunschwäche soll es helfen. Außerdem soll es den Cholesterinspiegel senken.<ref>http://anonym.to/?http://www.vnr.de/b2c/gesundheit/krankheiten/cholesterin/squalen-cholesterinspiegel-ganz-ohne-nebenwirkungen-senken.html</ref> Das dabei verwendete Squalen stammt aus der Schlachtung von Haifischen.
Squalen ist eine farblose, bei Raumtemperatur flüssige Verbindung mit [[Antioxidantien|antioxidativen]] Eigenschaften aus der Gruppe der Triterpene und Isoprenoide mit der Summenformel C<sub>30</sub>H<sub>50</sub>. Aufgrund ihres ungesättigten Charakters nimmt sie aus der Luft Sauerstoff auf polymerisiert leicht. Squalen ist nahezu unlöslich in Wasser, aber gut löslich in unpolaren Lösungsmitteln.
 
  
Squalen wird vom Körper auf natürlichem Wege ausgeschieden.
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Industriell wird Squalan, eine hydrierte Form des Squalens, als Schmiermittel und Transformatorenöl verwendet.
  
==Vorkommen==
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Squalen wird auch von Ernest Hemingway in seinem Buch ''Der alte Mann und das Meer'' als eine Art Wundermittel als ''shark liver oil'' erwähnt, das gegen Erkältungen und Infekte helfe.
Squalen findet sich vornehmlich in der Leber von einigen Haifischarten sowie vielen anderen Fischölen. Es findet sich vor allem bei Fischen ohne Schwimmblase. Es ist auch im Olivenöl zu 0,1–0,7% zu finden, aber auch in anderen pflanzlichen Ölen, wie Weizenkeimöl oder Reisöl (unter 0,03%) zu finden.
 
  
==Squalen als Adjuvans bei Impfstoffen==
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===Verwendung als Wirkverstärker in Impfstoffen===
Die Verwendung als Adjuvans geht auf Forschungen bei der Firma Ciba-Geigy und Chiron (jetzt Novartis) aus dem Jahr 1990 zurück. Als Emulsion ist Squalen seit 1997 in Europa zugelassen und in einigen Impfstoffen enthalten. Es verleiht den Impfstoffen eine weiße, milchige Farbe und erhöht die Immunantwort des Impflings.  
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Squalen hat Bedeutung als in Europa zugelassener Wirkverstärker (Adjuvans) bei einigen ''adjuvantierten'' Impfstoffen. In den USA wurde Squalen hingegen von der FDA nicht als Adjuvans zugelassen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO wurde Squalen inzwischen über 22&nbsp;Millionen Mal in Europa alleine im Impfstoff ''Fluad'' verimpft, ohne dass es zu bekannten Nebenwirkungen gekommen sei.<ref>http://www.who.int/vaccine_safety/topics/adjuvants/squalene/questions_and_answers/en/</ref> Laut Europäischer Zulassungsbehörde EMEA sei bereits 45&nbsp;Millionen Mal Squalen in Impfstoffen mit verimpft worden. Schwere Nebenwirkungen seien dabei nicht bekannt geworden.<ref>http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=31357&no_cache=1&sword_list</ref><ref>http://www.eurosurveillance.org/images/dynamic/EE/V14N41/art19361.pdf</ref><ref>http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1056873/</ref><ref>http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/news/88574/index.html</ref>
  
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Die Bedeutung von Adjuvantien wurde bereits in den 1920er Jahren am Pasteur-Institut in Paris entdeckt. Die Verwendung von Squalen als Adjuvans geht auf Forschungen bei der Firma Ciba-Geigy und Chiron (jetzt Novartis) aus dem Jahr 1990 zurück. Es ist seit 1997 in Europa zugelassen und in einigen Impfstoffen enthalten. Da es als Emulsion vorliegt, besitzen die Impfstoffen eine weiße, milchige Farbe.
 
Als jeweils patentiertes Adjuvans hat es herstellerabhängige Abkürzungen:
 
Als jeweils patentiertes Adjuvans hat es herstellerabhängige Abkürzungen:
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*AS03 (Glaxo Smith Kline). Enthält 10,7&nbsp;mg Squalen, 11,9&nbsp;mg α-Tocopherol (Vitamin&nbsp;E), 4,9&nbsp;mg Polysorbat&nbsp;80. Der Impfstoff für Kinder enthält jeweils die Hälfte der Inhaltsstoffe.
  
*AS03 (Glaxo Smith Kline). Enthält auch Tocopherol (Vitamin E) und Polysorbat 80
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*MF59 (Novartis). Enthält 9,64&nbsp;mg Squalen, 1,1&nbsp;mg Polysorbat (Tween&nbsp;80) und 1,1&nbsp;mg Sorbitantrioleat (Span&nbsp;85).
*MF59 (Novartis). Enthält auch Polysorbat (Tween 80) und Sorbitantrioleat (Span 85)
 
  
 
In folgenden Impfstoffen wurde oder wird Squalen verwendet:
 
In folgenden Impfstoffen wurde oder wird Squalen verwendet:
*Impfstoff ''Fluad'' (Chiron) 10 mg Squalen
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*Impfstoff ''Fluad'' (Chiron) 10&nbsp;mg Squalen
*Impdstoff ''Focetria'' (Novartis)
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*Impfstoff ''Focetria'' (Novartis) MF59 mit 50&nbsp;µg Thiomersal
*Impfstoff ''Pandemrix'' gegen A/H1N1/09 ''Schweinegrippe'' von Glaxo Smith Kline (12 µl Squalen)
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*Impfstoff ''Pandemrix'' gegen A/H1N1/09 ''Schweinegrippe'' von Glaxo Smith Kline. Pandemrix wird vor Verwendung aus zwei getrennt abgefüllten Komponenten zusammengesetzt: der Antigensuspension mit 3,75&nbsp;Mikrogramm Viruspartikel pro Impfdosis, dem Adjuvans AS03 und 5&nbsp;µg Thiomersal.
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*Celtura (Novartis) enthält als Wirkstoff 3,75&nbsp;µg Antigen/Dosis und als Adjuvans MF59, sowie Thiomersal.
 
*Impfstoff ''Arepanrix'' von Glaxo Smith Kline
 
*Impfstoff ''Arepanrix'' von Glaxo Smith Kline
  
Zur Frage der Sicherheit siehe eine Mitteilung der WHO [http://www.who.int/vaccine_safety/topics/adjuvants/squalene/Jun_2006/en/index.html].
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Zur Frage der Sicherheit von Squalen siehe eine Mitteilung der WHO [http://www.who.int/vaccine_safety/topics/adjuvants/squalene/Jun_2006/en/index.html] sowie von Eurosurveillance [http://www.eurosurveillance.org/images/dynamic/EE/V14N41/art19361.pdf].
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Der Impfstoff ''Celvapan'' von Baxter enthält weder ein squalenhaltiges Adjuvans noch den Konservierungsstoff [[Thiomersal]].
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==Diskussion um Squalen als Ursache des Golfkriegssyndroms==
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[[image:Impfgegner4.jpg|Typische propagandistische Darstellung aus verschwörungstheoretischer Sicht|360px|thumb]]
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Der schlechte Ruf von Squalen in [[Impfgegner]]kreisen geht auf eine kleine Studie von 2000 zurück, welche einen Zusammenhang zwischen dem Golfkriegssyndrom amerikanischer Kriegsveteranen (siehe [http://de.wikipedia.org/wiki/Golfkriegssyndrom Wikipedia]) und der Verabreichung einer angeblich squalenhaltigen Anthrax-Impfung suggerierte.<ref>Asa, P. B., Cao, Y. & Garry, R. F. (2000): Antibodies to squalene in Gulf War Syndrome. In: Experimental and Molecular Pathology. 68, 55-64. ([http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0014-4800(99)92295-5 Artikel, beschränkter Zugriff]</ref> Die Autoren fanden bei den betroffenen Veteranen erhöhte Antikörper-Titer gegen Squalen. Gleichzeitig betonten sie, dass nichts auf eine Verwendung von Squalen in im Rahmen des Golfkriegs verabreichten Impfstoffen hinweise:
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:''It is important to note that our laboratory-based investigations do not establish that squalene was added as adjuvant to any vaccine used in military or other personnel who served in the Persian Gulf War era.''
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Die Arbeit wurde daraufhin vom Verteidigungsministerium wegen ihrer gravierenden methodischen Mängel kritisiert.<ref>Department of Defense, 11. Juli 2000: ''Armed Forces Epidemilogy Board (AFEB) Recommendations Regarding Review of the Paper, »Antibodies to Squalene in Gulf War Syndrome by P. B. Asa, Y. Cao and R. F. Garry«''. [http://www.ha.osd.mil/afeb/reports/squalene.pdf PDF-Datei (englisch)</ref> Die Autoren revidierten zwei Jahre später ihre Ergebnisse aus dem Jahr 2000.<ref>Asa PB, Wilson RB, Garry RF. Antibodies to squalene in recipients of anthrax vaccine. Exp Mol Pathol. 2002 Aug;73(1):19-27. ([http://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0014480002924299 Artikel, beschränkter Zugriff]</ref> In der Tat befand sich in ''keinem'' der eingesetzten Anthrax-Impfstoffe Squalen, wie die amerikanische Behörde FDA klarstellte<ref name="fda">U.S: Food and Drug Administration: ''Q&A: The Facts on Squalene'', [http://www.fda.gov/ohrms/DOCKETS/dockets/80n0208/80n-0208-c000037-15-01-vol151.pdf PDF-Datei, englisch</ref> und wie 2002 in einer unabhängigen Untersuchung bestätigt wurde<ref>Spanggord RJ, Wu B, Sun M, Lim P, Ellis WY. Development and application of an analytical method for the determination of squalene in formulations of anthrax vaccine adsorbed. J Pharm Biomed Anal. 2002 Jun 20;29(1-2):183-93</ref>. 2006  wurden geringe Spuren von Squalen in einer einzigen Flasche (Bezeichnung FAV008) von 44&nbsp;Flaschen aus insgesamt 38&nbsp;Chargen gefunden. Die Squalen-Konzentration von 80&nbsp;ng/ml lag hier weit unter der im menschlichen Blutserum enthaltenen Konzentration von 290&nbsp;ng/ml.<ref>Spanggord RJ, Sun M, Lim P, Ellis WY. Enhancement of an analytical method for the determination of squalene in anthrax vaccine adsorbed formulations. J Pharm Biomed Anal. 2006 Oct 11;42(4):494-9. Epub 2006 Jun 9</ref> Die FDA hält eine Kontamination der Impfstoffgefäße mit im Fingerschweiß enthaltenen Squalen für möglich.<ref name="fda" />
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Spätere Untersuchung fanden keinen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Antikörpern gegen Squalen und der Verabreichung von squalenhaltigen Impfstoffen – vielmehr kommen Anti-Squalen-Antikörper auch bei ungeimpften Personen vor.<ref>Giuseppe Del Giudice, Elena Fragapane, Roberto Bugarini, Maninder Hora, Thomas Henriksson, Emanuela Palla, Derek O'Hagan, John Donnelly, Rino Rappuoli, Audino Podda: Vaccines with the MF59 Adjuvant Do Not Stimulate Antibody Responses against Squalene. Clinical and Vaccine Immunology, September 2006, p. 1010-1013, Vol. 13, No. 9 1071-412X/06/$08.00+0 doi:10.1128/CVI.00191-06. [http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=16960112 PDF-Datei, englisch, Vollzugriff]</ref><ref>Gary R. Matyas, Mangala Rao a, Phillip R. Pittman, Robert Burge, Iris E. Robbins, Nabila M. Wassef, Brandie Thivierge, Carl R. Alving: Detection of antibodies to squalene*1: III. Naturally occurring antibodies to squalene in humans and mice. Journal of Immunological Methods, Volume 286, Issues 1-2, March 2004, Seiten 47-67. [http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15087221 Artikel, eingeschränkter Zugriff]</ref><ref>AVIP: ''Q&A: The Facts on Squalene'' [http://www.anthrax.osd.mil/resource/qna/qaAll.asp?cID=319  Artikel, englisch]</ref>
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Eine Mitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts&nbsp;(PEI) vom 12.&nbsp;November 2009 weist anhand einer Literaturauswertung einen möglichen Zusammenhang zwischen Squalen und dem Golfkriegssyndrom zurück.<ref>Paul-Ehrlich-Institut (12.11.2009): ''Stellungnahme zu Risiken, die im Zusammenhang mit Squalen diskutiert werden: Squalen bzw. Squalen-Antikörper als angebliche Auslöser für das »Gulf war syndrome« '' [Artikel http://www.pei.de/cln_180/nn_1715010/DE/infos/fachkreise/impf-fach/schweineinfluenza/sicherheit-pand-impfstoff/stellungnahme-sicherheit-squalen.html]</ref> Dieser Meinung schließen sich sowohl das pharmakritische arznei-telegramm<ref>blitz-a-t 13. November 2009: ''Wirkverstärker Squalen Ursache für das Golfkriegssyndrom?'' http://www.arznei-telegramm.de/blitz-pdf/b091113.pdf</ref>, wie auch die Deutsche Ärztezeitung an.<ref>http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/schweinegrippe/article/576400/pei-kein-golfkriegs-syndrom-durch-impfstoff.html</ref>
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Behauptungen mit Falschaussagen zu Squalen in Impfstoffen werden beispielsweise von [[Jürgen Seefeldt]], [[Anders Bruun Laursen]], [[Rima Laibow]], [[Jeff Rense]] und [[Juliane Sacher]] verbreitet. Letztere ist eine [[Impfgegner]]in aus Frankfurt, die dazu einen E-Mail-Kettenbrief in Umlauf brachte.<ref>http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/Eine-E-Mail-verunsichert-die-Patienten_aid_782122.html</ref>
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Eine offizielle Pressemitteilung des Deutschen Bundesverbandes der Umweltmediziner (dbu), verfasst von Hans-Peter Donate (stellvertretender Vorsitzender des DBU), behauptete ebenfalls einen Zusammenhang von Squalen und dem Golfkriegssyndrom: ..''Squalen wird mit der Entstehung eines Guillan-Barré-Syndroms (GBS) in Zusammenhang gebracht und gilt heute als der Auslöser des Golf-Krieg-Syndroms (GWS)..''<ref>http://www.scienceblogs.de/weitergen/Pressemitteilung%20dbu%20donate.pdf</ref> Die unbelegte Falschbehauptung wurde erst abgeändert, als der Autor vom Biologen und Blogger Tobias Meier kontaktiert wurde<ref>http://www.scienceblogs.de/weitergen/2009/11/eine-pressemitteilung-zur-gefahrlichkeit-von-pandemrix-mutiert.php</ref>.
  
==Mögliche toxische Wirkungen==
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==Verschwörungstheorien zu Squalen==
Squalen kann im menschlichen Körper gespeichert werden und wirkt auch bei 100 µMol/l nicht toxisch. Dennoch konnte im Tierversuch bei für Arthritis empfänglichen Ratten eine chronische, immunvermittelte Entzündung bzw. eine rheumatoide Arthritis beobachtet werden.
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[[image:SqualenAJ.jpg|Prisonplanet.tv|300px|thumb]]
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Am 4.11.09 mischte sich der amerikanische [[Verschwörungstheorie|Verschwörungstheoretiker]] [[Alex Jones]] in die Diskussion um den Impfstoffverstärker Squalen in einer Sendung seines "Prisonplanet.tv" ein. Es sei „diabolisch“ meinte Jones, dass die US-Regierung erwäge, Impfstoffe mit Squalen zuzulassen und berief sich dabei auf den pensionierten US-General und Medizinlaien [[Albert Stubblebine|Albert Stubblebine III]], der den Einsatz der Grippeimpfung als „Genozid“ bezeichnete. Jones interviewte dazu auch die Stubblebine-Ehefrau [[Rima Laibow]], die sich als Ärztin zu der unsinnigen und falschen Aussage hinreißen ließ: „Ein paar Moleküle Squalen machen einen richtig krank“ (''a few molecules of squalene make you very sick''). Laut Laibow führe Squalen zur Sterilität bei Frauen; die WHO beabsichtige eine [[Bevölkerungsreduktionsprogramm|Reduktion der Weltbevölkerung um 99%]] und setze dazu seit 1974 Impfstoffe zur Erzeugung einer Sterilität ein. Um eine Sterilität zu erzeugen, werde das Schwangerschaftshormon hCG (Humanes Choriongonadotropin) Windpockenimpfstoffen beigemischt, sodass sich bei den geimpften Frauen Antikörper gegen hCG bildeten<ref>Rima Laibow & Gen. Stubblebine on Alex Jones Tv 4/8:Big Pharma's Dangerous Drugs & Vaccines, [http://www.youtube.com/watch?v=o0Krschyzbw Youtube-Video]</ref>.
  
==Squalen und das so genannte Golfkriegssyndrom==
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==Gesundheitliche Aspekte und Toxizität==
Die schlechte Reputation von Squalen in [[Impfgegner]]kreisen geht auf eine kleine Studie zurück, welche einen Zusammenhang zwischen den Symptomen bei amerikanischen Kriegsveteranen (Golfkrieg-Syndrom) und der Verabreichung einer angeblich squalenhaltigen Anthrax-Impfung suggerierte<ref>Asa, P. B., Cao, Y. & Garry, R. F. (2000): Antibodies to squalene in Gulf War Syndrome. In: Experimental and Molecular Pathology. 68, 55-64</ref>. Die Autoren stellten aber gleichzeitig fest, dass sie keinen Anhalt dafür hätten, dass Squalen in irgendeinem Impfstoff enthalten war, der im Golf-Krieg eingesetzt wurde: ''It is important to note that our laboratory-based investigations do not establish that squalene was added as adjuvant to any vaccine used in military or other personnel who served in the Persian Gulf War era.'' Die Arbeit wurde wegen methodischer Mängel kritisiert<ref>http://www.ha.osd.mil/afeb/reports/squalene.pdf</ref>. Die Autoren revidierten zwei Jahre später ihre Ergebnisse aus dem Jahre 2000<ref>Asa PB, Wilson RB, Garry RF. Antibodies to squalene in recipients of anthrax vaccine. Exp Mol Pathol. 2002 Aug;73(1):19-27.</ref>. Die amerikanische Behörde FDA stellt ebenfalls klar, dass Squalen nicht in den Anthrax-Impfstoffen als Adjuvans eingesetzt wurde, und weist als mögliche Ursache für gefundene geringe Spuren auf Squalen im Hautschweiß hin, der über Fingerabdrücke auf Glasgefäße gelangt sein könnte<ref>http://www.fda.gov/ohrms/DOCKETS/dockets/80n0208/80n-0208-c000037-15-01-vol151.pdf</ref>. Später stellte sich heraus, dass Antikörper gegen Squalen auch natürlicherweise in der allgemeinen Bevölkerung vorkommen, unabhängig davon, ob sie mit squalenhaltigen Impfstoffenen geimpft wurde oder nicht<ref>Giuseppe Del Giudice, Elena Fragapane, Roberto Bugarini, Maninder Hora, Thomas Henriksson, Emanuela Palla, Derek O'Hagan, John Donnelly, Rino Rappuoli, Audino Podda: Vaccines with the MF59 Adjuvant Do Not Stimulate Antibody Responses against Squalene. Clinical and Vaccine Immunology, September 2006, p. 1010-1013, Vol. 13, No. 9 1071-412X/06/$08.00+0 doi:10.1128/CVI.00191-06</ref><ref>Gary R. Matyas, Mangala Rao a, Phillip R. Pittman, Robert Burge, Iris E. Robbins, Nabila M. Wassef, Brandie Thivierge, Carl R. Alving: Detection of antibodies to squalene*1: III. Naturally occurring antibodies to squalene in humans and mice. Journal of Immunological Methods, Volume 286, Issues 1-2, March 2004, Seiten 47-67</ref><ref>http://www.anthrax.osd.mil/resource/qna/qaAll.asp?cID=319</ref>. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2002 stellte fest, dass in keinem Anthrax-Impfstoff, der bei Soldaten im Golfkrieg eingesetzt wurde, Squalen enthalten war: ''The results of these analyses provide direct evidence for the absence of squalene as an ingredient or a manufacturing contaminant in Anthrax Vaccine Adsorbed.''<ref>Spanggord RJ, Wu B, Sun M, Lim P, Ellis WY. Development and application of an analytical method for the determination of squalene in formulations of anthrax vaccine adsorbed. J Pharm Biomed Anal. 2002 Jun 20;29(1-2):183-93</ref>. Im Jahre 2006 fand die gleiche Forschergruppe, nach einer Erhöhung der Empfindlichkeit der eigenen Messmethodik, Spuren von Squalen in einer einzigen Flasche (Bezeichnung FAV008) von 44 Flaschen insgesamt aus 38 Chargen. Die gemessene Squalen-Konzentration lag dabei jedoch unterhalb der Squalen-Konzentration im menschlichen Serum von 290 µg/l. Die Autoren zeigten damit, dass in fast allen Anthrax-Impfstoffen Squalen nicht nachweisbar war<ref>Spanggord RJ, Sun M, Lim P, Ellis WY. Enhancement of an analytical method for the determination of squalene in anthrax vaccine adsorbed formulations. J Pharm Biomed Anal. 2006 Oct 11;42(4):494-9. Epub 2006 Jun 9</ref>
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Squalen kann im menschlichen Körper gespeichert werden und wirkt auch bei 100&nbsp;µMol/l nicht toxisch. Im Tierversuch mit genetisch für Arthritis empfänglichen Ratten konnte eine chronische, immunvermittelte Entzündung bzw. eine rheumatoide Arthritis beobachtet werden, wenn den Tieren eine sehr hohe Dosis an Squalen verabreicht wurde. Jedoch ist die Fragestellung dieser Untersuchung zweifelhaft: Wenn Ratten mit Prädisposition für Arthritis 0,2-0,3&nbsp;ml Squalen gespritzt werden, taugt das bestenfalls als Modell für Arthritis bei Nagetieren, aber nicht für die Rolle von Squalen bei Autoimmunkrankheiten beim Menschen.
  
==Squalen in der Alternativmedizin==
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In anderen Studien wurde die Auswirkung von hochdosiertem Squalen auf Mäuse untersucht. Fragestellung war hier die Entstehung von Autoimmunkrankheiten bei Nagetieren. So wurde den Mäusen (die bei einem Körpergewicht von 25&nbsp;Gramm insgesamt nur etwa 2&nbsp;ml Blut haben<ref>http://jaxmice.jax.org/faq/withdrawingblood_amounts.html</ref><ref>http://www.lawte.org/materials/hoff.pdf</ref>) zur Untersuchung einer Autoimmunkrankheit 0,5&nbsp;ml Squalen gespritzt, also ein Viertel des Blutvolumens.
[[image:squalen2.jpg|90px|thumb]]
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Umgerechnet müsste man einem erwachsenen Menschen etwa 1,5&nbsp;Liter Squalen injizieren.
Squalen / Haifischleberöl wird in der Alternativmedizin gegen Krebserkrankungen, das atopische Ekzem (''Neurodermitis''), Arteriosklerose, chronisches Müdigkeitssyndrom und Immunschwäche angewendet. Außerdem soll es den Cholesterinspiegel senken<ref>http://anonym.to/?http://www.vnr.de/b2c/gesundheit/krankheiten/cholesterin/squalen-cholesterinspiegel-ganz-ohne-nebenwirkungen-senken.html</ref>. Das dabei verwendete Squalen stammt aus der Schlachtung von Haifischen.<br><br>
 
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
Zeile 50: Zeile 78:
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
 
*http://de.wikipedia.org/wiki/Squalen
 
*http://de.wikipedia.org/wiki/Squalen
*http://www.infovac.ch/index.php?Itemid=530
+
*http://www.who.int/vaccine_safety/topics/adjuvants/squalene/Jun_2006/en/index.html
*http://www.novartis.com/downloads/newsroom/MF59-Adj-fact-sheet.pdf
+
*http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2009-11/impfstoff-schweinegrippe-muedigkeit?page=all
 +
*http://www.infovac.ch/index.php?option=com_finder&Itemid=0&keywords=Squalen
 +
*http://web.archive.org/web/20101011202835/http://www.novartis.com/downloads/newsroom/MF59-Adj-fact-sheet.pdf ('''Archiv-Version''')
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==

Aktuelle Version vom 16. Juli 2012, 20:33 Uhr

Squalen

Squalen (von lat. squalus der Haifisch, auch Spinazen oder Spinacen) ist eine organische Verbindung aus der Gruppe der Terpene, die von allen höheren Organismen produziert wird. Der Stoff spielt auch im menschlichen Stoffwechsel eine wichtige Rolle. Die Verwendung als Wirkverstärker in Impfstoffen ist vor allem unter Impfgegnern umstritten.

Chemische Eigenschaften

Squalen ist eine farblose, ölige, bei Raumtemperatur flüssige Verbindung mit antioxidativen Eigenschaften aus der Gruppe der Triterpene und Isoprenoide mit der Summenformel C30H50. Aufgrund ihres ungesättigten Charakters nimmt sie aus der Luft Sauerstoff auf und polymerisiert leicht. Squalen ist nahezu unlöslich in Wasser, aber gut löslich in unpolaren Lösungsmitteln.

Die Bioverfügbarkeit für über den Mund aufgenommenes Squalen liegt zwischen 60 und 80%.[1] Squalen wird vom Körper auf natürlichem Wege ausgeschieden.

Entdeckung und Vorkommen

Squalen-Gewinnung aus Haifischen

Squalen wurde 1906 von dem japanischen Chemiker Mitsumaru Tsujimoto entdeckt und ist in der Natur weit verbreitet. Die genaue chemische Struktur von Squalen wurde von Paul Karrer im Jahre 1935 offengelegt. Es ist Bestandteil von Zellmembranen und in allen höheren Lebewesen enthalten. Die höchsten Squalen-Konzentrationen finden sich in einigen Fischen, insbesondere bei Fischen ohne Schwimmblase wie Haifischen. Die geringe Dichte der Substanz von 0,85 trägt zum Aufschwimmen bei Haifischen bei. Squalen ist in besonders hohen Konzentrationen (40–90 %) im Lebertran verschiedener Haiarten sowie in vielen anderen Fischölen (bis zu 30 %) zu finden.[2]

Beim Menschen stellt Squalen ein Zwischenstufenprodukt der Biosynthese von Cholesterin, Steroiden (u.a. Hormone wie Östrogene, Testosteron, Kortisol) und Vitamin D dar. Die natürlich vorkommende Menge von körpereigenem Squalen im Blut ist etwa 250 ng/ml. Es ist außerdem ein wesentlicher Bestandteil der Hautlipide[3] und kommt ebenfalls im menschlichen Blutserum[4]vor.

Es ist auch im Olivenöl (0,1–0,7%) zu finden, aber ebenfalls in anderen pflanzlichen Ölen wie Weizenkeimöl oder Reisöl (unter 0,03%) zu finden. Squalen ist auch in Ziegenmilch enthalten.[5]

Verwendung

Neben der Verwendung als Wirkverstärker in Impfstoffen (siehe unten) spielt Squalen eine Rolle als Salbengrundlage bei Kosmetika.

In der Alternativmedizin wird es unter der Bezeichnung Haifischleberöl als ein Wundermittel gegen Krebs beworben (z. B. [1]). Auch gegen das atopische Ekzem (Neurodermitis), Arteriosklerose, das chronisches Müdigkeitssyndrom und Immunschwäche soll es helfen. Außerdem soll es den Cholesterinspiegel senken.[6] Das dabei verwendete Squalen stammt aus der Schlachtung von Haifischen.

Industriell wird Squalan, eine hydrierte Form des Squalens, als Schmiermittel und Transformatorenöl verwendet.

Squalen wird auch von Ernest Hemingway in seinem Buch Der alte Mann und das Meer als eine Art Wundermittel als shark liver oil erwähnt, das gegen Erkältungen und Infekte helfe.

Verwendung als Wirkverstärker in Impfstoffen

Squalen hat Bedeutung als in Europa zugelassener Wirkverstärker (Adjuvans) bei einigen adjuvantierten Impfstoffen. In den USA wurde Squalen hingegen von der FDA nicht als Adjuvans zugelassen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO wurde Squalen inzwischen über 22 Millionen Mal in Europa alleine im Impfstoff Fluad verimpft, ohne dass es zu bekannten Nebenwirkungen gekommen sei.[7] Laut Europäischer Zulassungsbehörde EMEA sei bereits 45 Millionen Mal Squalen in Impfstoffen mit verimpft worden. Schwere Nebenwirkungen seien dabei nicht bekannt geworden.[8][9][10][11]

Die Bedeutung von Adjuvantien wurde bereits in den 1920er Jahren am Pasteur-Institut in Paris entdeckt. Die Verwendung von Squalen als Adjuvans geht auf Forschungen bei der Firma Ciba-Geigy und Chiron (jetzt Novartis) aus dem Jahr 1990 zurück. Es ist seit 1997 in Europa zugelassen und in einigen Impfstoffen enthalten. Da es als Emulsion vorliegt, besitzen die Impfstoffen eine weiße, milchige Farbe. Als jeweils patentiertes Adjuvans hat es herstellerabhängige Abkürzungen:

  • AS03 (Glaxo Smith Kline). Enthält 10,7 mg Squalen, 11,9 mg α-Tocopherol (Vitamin E), 4,9 mg Polysorbat 80. Der Impfstoff für Kinder enthält jeweils die Hälfte der Inhaltsstoffe.
  • MF59 (Novartis). Enthält 9,64 mg Squalen, 1,1 mg Polysorbat (Tween 80) und 1,1 mg Sorbitantrioleat (Span 85).

In folgenden Impfstoffen wurde oder wird Squalen verwendet:

  • Impfstoff Fluad (Chiron) 10 mg Squalen
  • Impfstoff Focetria (Novartis) MF59 mit 50 µg Thiomersal
  • Impfstoff Pandemrix gegen A/H1N1/09 Schweinegrippe von Glaxo Smith Kline. Pandemrix wird vor Verwendung aus zwei getrennt abgefüllten Komponenten zusammengesetzt: der Antigensuspension mit 3,75 Mikrogramm Viruspartikel pro Impfdosis, dem Adjuvans AS03 und 5 µg Thiomersal.
  • Celtura (Novartis) enthält als Wirkstoff 3,75 µg Antigen/Dosis und als Adjuvans MF59, sowie Thiomersal.
  • Impfstoff Arepanrix von Glaxo Smith Kline

Zur Frage der Sicherheit von Squalen siehe eine Mitteilung der WHO [2] sowie von Eurosurveillance [3].

Der Impfstoff Celvapan von Baxter enthält weder ein squalenhaltiges Adjuvans noch den Konservierungsstoff Thiomersal.

Diskussion um Squalen als Ursache des Golfkriegssyndroms

Typische propagandistische Darstellung aus verschwörungstheoretischer Sicht

Der schlechte Ruf von Squalen in Impfgegnerkreisen geht auf eine kleine Studie von 2000 zurück, welche einen Zusammenhang zwischen dem Golfkriegssyndrom amerikanischer Kriegsveteranen (siehe Wikipedia) und der Verabreichung einer angeblich squalenhaltigen Anthrax-Impfung suggerierte.[12] Die Autoren fanden bei den betroffenen Veteranen erhöhte Antikörper-Titer gegen Squalen. Gleichzeitig betonten sie, dass nichts auf eine Verwendung von Squalen in im Rahmen des Golfkriegs verabreichten Impfstoffen hinweise:

It is important to note that our laboratory-based investigations do not establish that squalene was added as adjuvant to any vaccine used in military or other personnel who served in the Persian Gulf War era.

Die Arbeit wurde daraufhin vom Verteidigungsministerium wegen ihrer gravierenden methodischen Mängel kritisiert.[13] Die Autoren revidierten zwei Jahre später ihre Ergebnisse aus dem Jahr 2000.[14] In der Tat befand sich in keinem der eingesetzten Anthrax-Impfstoffe Squalen, wie die amerikanische Behörde FDA klarstellte[15] und wie 2002 in einer unabhängigen Untersuchung bestätigt wurde[16]. 2006 wurden geringe Spuren von Squalen in einer einzigen Flasche (Bezeichnung FAV008) von 44 Flaschen aus insgesamt 38 Chargen gefunden. Die Squalen-Konzentration von 80 ng/ml lag hier weit unter der im menschlichen Blutserum enthaltenen Konzentration von 290 ng/ml.[17] Die FDA hält eine Kontamination der Impfstoffgefäße mit im Fingerschweiß enthaltenen Squalen für möglich.[15]

Spätere Untersuchung fanden keinen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Antikörpern gegen Squalen und der Verabreichung von squalenhaltigen Impfstoffen – vielmehr kommen Anti-Squalen-Antikörper auch bei ungeimpften Personen vor.[18][19][20]

Eine Mitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) vom 12. November 2009 weist anhand einer Literaturauswertung einen möglichen Zusammenhang zwischen Squalen und dem Golfkriegssyndrom zurück.[21] Dieser Meinung schließen sich sowohl das pharmakritische arznei-telegramm[22], wie auch die Deutsche Ärztezeitung an.[23]

Behauptungen mit Falschaussagen zu Squalen in Impfstoffen werden beispielsweise von Jürgen Seefeldt, Anders Bruun Laursen, Rima Laibow, Jeff Rense und Juliane Sacher verbreitet. Letztere ist eine Impfgegnerin aus Frankfurt, die dazu einen E-Mail-Kettenbrief in Umlauf brachte.[24]

Eine offizielle Pressemitteilung des Deutschen Bundesverbandes der Umweltmediziner (dbu), verfasst von Hans-Peter Donate (stellvertretender Vorsitzender des DBU), behauptete ebenfalls einen Zusammenhang von Squalen und dem Golfkriegssyndrom: ..Squalen wird mit der Entstehung eines Guillan-Barré-Syndroms (GBS) in Zusammenhang gebracht und gilt heute als der Auslöser des Golf-Krieg-Syndroms (GWS)..[25] Die unbelegte Falschbehauptung wurde erst abgeändert, als der Autor vom Biologen und Blogger Tobias Meier kontaktiert wurde[26].

Verschwörungstheorien zu Squalen

Prisonplanet.tv

Am 4.11.09 mischte sich der amerikanische Verschwörungstheoretiker Alex Jones in die Diskussion um den Impfstoffverstärker Squalen in einer Sendung seines "Prisonplanet.tv" ein. Es sei „diabolisch“ meinte Jones, dass die US-Regierung erwäge, Impfstoffe mit Squalen zuzulassen und berief sich dabei auf den pensionierten US-General und Medizinlaien Albert Stubblebine III, der den Einsatz der Grippeimpfung als „Genozid“ bezeichnete. Jones interviewte dazu auch die Stubblebine-Ehefrau Rima Laibow, die sich als Ärztin zu der unsinnigen und falschen Aussage hinreißen ließ: „Ein paar Moleküle Squalen machen einen richtig krank“ (a few molecules of squalene make you very sick). Laut Laibow führe Squalen zur Sterilität bei Frauen; die WHO beabsichtige eine Reduktion der Weltbevölkerung um 99% und setze dazu seit 1974 Impfstoffe zur Erzeugung einer Sterilität ein. Um eine Sterilität zu erzeugen, werde das Schwangerschaftshormon hCG (Humanes Choriongonadotropin) Windpockenimpfstoffen beigemischt, sodass sich bei den geimpften Frauen Antikörper gegen hCG bildeten[27].

Gesundheitliche Aspekte und Toxizität

Squalen kann im menschlichen Körper gespeichert werden und wirkt auch bei 100 µMol/l nicht toxisch. Im Tierversuch mit genetisch für Arthritis empfänglichen Ratten konnte eine chronische, immunvermittelte Entzündung bzw. eine rheumatoide Arthritis beobachtet werden, wenn den Tieren eine sehr hohe Dosis an Squalen verabreicht wurde. Jedoch ist die Fragestellung dieser Untersuchung zweifelhaft: Wenn Ratten mit Prädisposition für Arthritis 0,2-0,3 ml Squalen gespritzt werden, taugt das bestenfalls als Modell für Arthritis bei Nagetieren, aber nicht für die Rolle von Squalen bei Autoimmunkrankheiten beim Menschen.

In anderen Studien wurde die Auswirkung von hochdosiertem Squalen auf Mäuse untersucht. Fragestellung war hier die Entstehung von Autoimmunkrankheiten bei Nagetieren. So wurde den Mäusen (die bei einem Körpergewicht von 25 Gramm insgesamt nur etwa 2 ml Blut haben[28][29]) zur Untersuchung einer Autoimmunkrankheit 0,5 ml Squalen gespritzt, also ein Viertel des Blutvolumens. Umgerechnet müsste man einem erwachsenen Menschen etwa 1,5 Liter Squalen injizieren.

Literatur

  • Waldemar Ternes, Lebensmittel-Lexikon. Behr's Verlag 2005. Seite 1773
  • Schultze V, D'Agosto V, Wack A, Novicki D, Zorn J, Hennig R. Safety of MF59 adjuvant. Vaccine. 2008 Jun 19;26(26):3209-22. 21.4.2008
  • Huang ZR, Lin YK, Fang JY. Biological and pharmacological activities of squalene and related compounds: potential uses in cosmetic dermatology. Molecules. 2009 Jan 23;14(1):540-54.

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.eurosurveillance.org/images/dynamic/EE/V14N41/art19361.pdf
  2. Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu Squalen im Lexikon der Ernährung
  3. Ekanayake Mudiyanselage S, Hamburger M, Elsner P, Thiele JJ., Ultraviolet a induces generation of squalene monohydroperoxide isomers in human sebum and skin surface lipids in vitro and in vivo., J Invest Dermatol. 2003 Jun;120(6):915-22. PMID 12787115
  4. Junglas Sabine, Der Einfluss vegetarischer Ernährung auf die unverseifbaren Lipidkomponenten des Humanserums, Dissertation TU Berlin 1988, http://d-nb.info/890684782
  5. Cerbulis J, Flanagan VP, Farrell HM Jr., Composition of the hydrocarbon fraction of goats' milk., J Lipid Res. 1985 Dec;26(12):1438-43. PMID 4086946
  6. http://anonym.to/?http://www.vnr.de/b2c/gesundheit/krankheiten/cholesterin/squalen-cholesterinspiegel-ganz-ohne-nebenwirkungen-senken.html
  7. http://www.who.int/vaccine_safety/topics/adjuvants/squalene/questions_and_answers/en/
  8. http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=31357&no_cache=1&sword_list
  9. http://www.eurosurveillance.org/images/dynamic/EE/V14N41/art19361.pdf
  10. http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1056873/
  11. http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/news/88574/index.html
  12. Asa, P. B., Cao, Y. & Garry, R. F. (2000): Antibodies to squalene in Gulf War Syndrome. In: Experimental and Molecular Pathology. 68, 55-64. (Artikel, beschränkter Zugriff
  13. Department of Defense, 11. Juli 2000: Armed Forces Epidemilogy Board (AFEB) Recommendations Regarding Review of the Paper, »Antibodies to Squalene in Gulf War Syndrome by P. B. Asa, Y. Cao and R. F. Garry«. [http://www.ha.osd.mil/afeb/reports/squalene.pdf PDF-Datei (englisch)
  14. Asa PB, Wilson RB, Garry RF. Antibodies to squalene in recipients of anthrax vaccine. Exp Mol Pathol. 2002 Aug;73(1):19-27. (Artikel, beschränkter Zugriff
  15. 15,0 15,1 U.S: Food and Drug Administration: Q&A: The Facts on Squalene, [http://www.fda.gov/ohrms/DOCKETS/dockets/80n0208/80n-0208-c000037-15-01-vol151.pdf PDF-Datei, englisch
  16. Spanggord RJ, Wu B, Sun M, Lim P, Ellis WY. Development and application of an analytical method for the determination of squalene in formulations of anthrax vaccine adsorbed. J Pharm Biomed Anal. 2002 Jun 20;29(1-2):183-93
  17. Spanggord RJ, Sun M, Lim P, Ellis WY. Enhancement of an analytical method for the determination of squalene in anthrax vaccine adsorbed formulations. J Pharm Biomed Anal. 2006 Oct 11;42(4):494-9. Epub 2006 Jun 9
  18. Giuseppe Del Giudice, Elena Fragapane, Roberto Bugarini, Maninder Hora, Thomas Henriksson, Emanuela Palla, Derek O'Hagan, John Donnelly, Rino Rappuoli, Audino Podda: Vaccines with the MF59 Adjuvant Do Not Stimulate Antibody Responses against Squalene. Clinical and Vaccine Immunology, September 2006, p. 1010-1013, Vol. 13, No. 9 1071-412X/06/$08.00+0 doi:10.1128/CVI.00191-06. PDF-Datei, englisch, Vollzugriff
  19. Gary R. Matyas, Mangala Rao a, Phillip R. Pittman, Robert Burge, Iris E. Robbins, Nabila M. Wassef, Brandie Thivierge, Carl R. Alving: Detection of antibodies to squalene*1: III. Naturally occurring antibodies to squalene in humans and mice. Journal of Immunological Methods, Volume 286, Issues 1-2, March 2004, Seiten 47-67. Artikel, eingeschränkter Zugriff
  20. AVIP: Q&A: The Facts on Squalene Artikel, englisch
  21. Paul-Ehrlich-Institut (12.11.2009): Stellungnahme zu Risiken, die im Zusammenhang mit Squalen diskutiert werden: Squalen bzw. Squalen-Antikörper als angebliche Auslöser für das »Gulf war syndrome«  [Artikel http://www.pei.de/cln_180/nn_1715010/DE/infos/fachkreise/impf-fach/schweineinfluenza/sicherheit-pand-impfstoff/stellungnahme-sicherheit-squalen.html]
  22. blitz-a-t 13. November 2009: Wirkverstärker Squalen Ursache für das Golfkriegssyndrom? http://www.arznei-telegramm.de/blitz-pdf/b091113.pdf
  23. http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/schweinegrippe/article/576400/pei-kein-golfkriegs-syndrom-durch-impfstoff.html
  24. http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/Eine-E-Mail-verunsichert-die-Patienten_aid_782122.html
  25. http://www.scienceblogs.de/weitergen/Pressemitteilung%20dbu%20donate.pdf
  26. http://www.scienceblogs.de/weitergen/2009/11/eine-pressemitteilung-zur-gefahrlichkeit-von-pandemrix-mutiert.php
  27. Rima Laibow & Gen. Stubblebine on Alex Jones Tv 4/8:Big Pharma's Dangerous Drugs & Vaccines, Youtube-Video
  28. http://jaxmice.jax.org/faq/withdrawingblood_amounts.html
  29. http://www.lawte.org/materials/hoff.pdf