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Von Ausnahmen abgesehen, wie dem Klassiker Quecksilber als Folge von Amalgam-Zahnfüllungen, werden von Befürwortern des Konzeptes aber oft gar keine spezifischen Substanzen benannt, sondern bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente aller Art, aber auch Elektrosmog, werden insgesamt als Schadstoffe bezeichnet, die eine Entgiftung erfordern. Anhänger spezieller Ernährungsideologien wie der [[Urkost]] oder der [[Instinctotherapie|Instincto-Ernährung]] bezeichnen oft alle möglichen körperlichen Beschwerden als "Vergiftungserscheinungen", wobei die verursachenden Gifte vor allem durch die vorherige angebliche Fehlernährung in den Körper gelangt seien bzw. einfach mit dieser "Schlechtkost" gleichgesetzt werden.
 
Von Ausnahmen abgesehen, wie dem Klassiker Quecksilber als Folge von Amalgam-Zahnfüllungen, werden von Befürwortern des Konzeptes aber oft gar keine spezifischen Substanzen benannt, sondern bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente aller Art, aber auch Elektrosmog, werden insgesamt als Schadstoffe bezeichnet, die eine Entgiftung erfordern. Anhänger spezieller Ernährungsideologien wie der [[Urkost]] oder der [[Instinctotherapie|Instincto-Ernährung]] bezeichnen oft alle möglichen körperlichen Beschwerden als "Vergiftungserscheinungen", wobei die verursachenden Gifte vor allem durch die vorherige angebliche Fehlernährung in den Körper gelangt seien bzw. einfach mit dieser "Schlechtkost" gleichgesetzt werden.
  
In der wissenschaftlichen Medizin sind eine Reihe von Stoffwechselprodukten bekannt, die bei zunehmender Konzentration eine Giftwirkung entfalten können (Beispiel: Ammoniak). Diese sind alle bekannt, man kann ihre Konzentration messen und eine Aussage darüber treffen, ob ein medizinisches Eingreifen notwendig ist. Anerkannte Methoden zur Blutreinigung wie die Dialyse sind etablierte Verfahren, ohne die nierenkranke Patienten versterben würden.
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In der wissenschaftlichen Medizin ist eine Reihe von Stoffwechselprodukte bekannt, die bei zunehmender Konzentration eine Giftwirkung entfalten können (Beispiel: Ammoniak). Diese sind alle bekannt, man kann ihre Konzentration messen und eine Aussage darüber treffen, ob ein medizinisches Eingreifen notwendig ist. Anerkannte Methoden zur Blutreinigung wie die Dialyse sind etablierte Verfahren, ohne die nierenkranke Patienten versterben würden.
  
 
Die ZDF-Sendung WISO widmete sich am 21.&nbsp;Juli 2008 dem Thema Entschlackung und befasste sich mit einem bestimmten Produkt namens ''Froximun'' (Wirksubstanz: [[Klinoptilolith]]). Alle von WISO befragten Experten verneinten die angeblichen Vorzüge des Klinoptilolith zur Entschlackung. Der Ernährungsexperte Georg Wechsler aus München sprach allen Entschlackungsmethoden generell eine wissenschaftliche Wirksamkeit ab, die Methoden hätten keinen gesundheitlichen Nutzen. Laut Wechsler würden die "gefürchteten Schlacken" erst beim Entschlacken durch Heilfasten entstehen.<ref>http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/89912/index.html</ref>
 
Die ZDF-Sendung WISO widmete sich am 21.&nbsp;Juli 2008 dem Thema Entschlackung und befasste sich mit einem bestimmten Produkt namens ''Froximun'' (Wirksubstanz: [[Klinoptilolith]]). Alle von WISO befragten Experten verneinten die angeblichen Vorzüge des Klinoptilolith zur Entschlackung. Der Ernährungsexperte Georg Wechsler aus München sprach allen Entschlackungsmethoden generell eine wissenschaftliche Wirksamkeit ab, die Methoden hätten keinen gesundheitlichen Nutzen. Laut Wechsler würden die "gefürchteten Schlacken" erst beim Entschlacken durch Heilfasten entstehen.<ref>http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/89912/index.html</ref>
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* Einsatz von Abführmitteln ohne medizinische Indikation
 
* Einsatz von Abführmitteln ohne medizinische Indikation
 
* [[ELDI-Öl]]
 
* [[ELDI-Öl]]
* Anwendungen von Chelatbildnern ohne medizinische Indikation
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* Anwendungen von [[Chelattherapie]]n ohne medizinische Indikation
 
* Dauerduschen
 
* Dauerduschen
 
* Ernährung ausschließlich durch [[Rohkost]], z.B. [[Urkost]] nach [[Franz Konz]]
 
* Ernährung ausschließlich durch [[Rohkost]], z.B. [[Urkost]] nach [[Franz Konz]]
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
*[http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/warum-entschlacken-unsinn-ist-mythos-entgiften-1.1244755 Berit Uhlmann: Warum Entschlacken Unsinn ist] &ndash; Sueddeutsche.de, 2. Januar 2012
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*[http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/diaet-zum-entschlacken-kann-der-gesundheit-schaden-a-836023.html Jörg Zittlau: Fasten: Die Mär vom Entschlacken] Spiegel online 06.06.2012
*[http://www.sueddeutsche.de/leben/fasten-du-bist-dreck-1.1088563 Werner Bartels: Du bist Dreck] &ndash; Sueddeutsche.de, 23. April 2011
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*[http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/warum-entschlacken-unsinn-ist-mythos-entgiften-1.1244755 Berit Uhlmann: Warum Entschlacken Unsinn ist] Süddeutsche.de 02.01.2012
*[http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/fruehjahrsputz-von-innen/689148.html Frühjahrsputz von innen] &ndash; Der Tagesspiegel, 1.&nbsp;März 2006
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*[http://www.sueddeutsche.de/leben/fasten-du-bist-dreck-1.1088563 Werner Bartels: Du bist Dreck] Süddeutsche.de 23.04.2011
*[http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/topics/fruehjahrsputz-von-innen.php Fängt der Tod im Dickdarm an?] &ndash; Artikel in GPSP
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*[http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/fruehjahrsputz-von-innen/689148.html Walter Schmidt: Frühjahrsputz von innen] &ndash; Der Tagesspiegel 01.03.2006
*[http://www.zeit.de/2004/19/Stimmts_Entschlackung Rubrik "Stimmt’s?" über das Entschlacken] &ndash; Die Zeit, 29.&nbsp;April 2004
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*[http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/topics/fruehjahrsputz-von-innen.php Fängt der Tod im Dickdarm an?] Gute Pillen - Schlechte Pillen 15.04.2010
*[http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/545290?inPopup=true Entschlackungsmittel] &ndash; ZDF: WISO ermittelt, Sendung vom 21.&nbsp;Juli 2008:
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*[http://www.zeit.de/2004/19/Stimmts_Entschlackung Christoph Drösser: "Stimmt’s?" Ab auf die Halde] Die Zeit, 29.04.2004
* [http://www.daserste.de/wwiewissen/beitrag_dyn~uid,n9zpo95zql03fobp~cm.asp Mythos Entschlackung] &ndash; ARD: Sendung "W wie Wissen" vom 28. Februar 2008
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* [http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,599469,00.html Angebliche Entgiftung: Schummelpakete der Kosmetik-Industrie] Spiegel online 06.01.2009
* [http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,599469,00.html Angebliche Entgiftung: Schummelpakete der Kosmetik-Industrie] &ndash; Der Spiegel, 6. Januar 2009
 
  
 
==Quellennachweis==
 
==Quellennachweis==

Version vom 18. August 2012, 19:31 Uhr

Entschlackung einer Lokomotive

Entschlackung, Entgiftung (englisch: detox) und Ausleitung sind im Bereich der Alternativmedizin geläufige Begriffe und bezeichnen Verfahren, denen unterstellt wird, sie könnten für den Körper schädliche Substanzen "ausleiten" oder auf andere Weise entfernen, ohne dass der Körper dabei auch nützliche Substanzen verliere. Die Verfahren sind mehrheitlich wissenschaftlich nicht anerkannt (bis auf wenige Ausnahmen in bestimmten Situationen von tatsächlich toxischen Substanzen, die dabei auch jeweils benannt werden und identifizierbar sind). Befürworter sind überzeugt, dass die damit gemeinten Methoden gesundheitliche Vorteile für den Konsumenten oder Patienten bringen würden. Produkte zur Entschlackung und Entgiftung werden kommerziell vermarktet, sind aber auch häufig Bestandteil von Wellnessveranstaltungen oder alternativmedizinischen Praktiken.

Geschichtliches

Schlacke aus einem Hochofen

Der Begriff Schlacke bezeichnet eigentlich poröse, feste Substanzen, die als Verbrennungsrückstände oder als Rückstände bei der Metallherstellung entstehen. Entschlacken ist auch der Vorgang der Reinigung der Feuerbüchse einer Dampflokomotive (wobei allerdings eindeutig geklärt ist, wovon die Lokomotive gereinigt wird; dies ist aber in der Alternativmedizin ein ungelöstes Rätsel). Der erste Erwähnung der Entschlackung als physiologisch-medizinische Vokabel geht auf den deutschen Arzt und Anhänger des Heilfastens, Otto Buchinger (1878 - 1966) zurück, der das Wort 1935 im Zusammenhang mit der Fastentherapie verwendete. Mitunter wird Entschlacken daher auch mit Bemühungen zur Reduktion des Körpergewichts (Abnehmen) gleichgesetzt.

Was ist menschliche Schlacke?

Eine Durchsicht alternativmedizinischer Werke zum Thema Schlacken, Entschlacken und Entgiften ergibt eine Fülle von sich gegenseitig widersprechenden Aussagen zum Thema. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es keine exakte Definition des Begriffs Schlacke in der Alternativmedizin gibt. Als minimaler Konsens kann davon ausgegangen werden, dass es sich um Substanzen (im Sinne chemischer Individuen) handeln soll, die also jeweils benannt werden könnten. Diese werden gemeinhin als Giftstoffe oder "schädliche Stoffwechselprodukte" bezeichnet, die der Körper angeblich nicht in erforderlicher Weise aus dem Blut oder dem Körper selbst entfernen könne.

Von Ausnahmen abgesehen, wie dem Klassiker Quecksilber als Folge von Amalgam-Zahnfüllungen, werden von Befürwortern des Konzeptes aber oft gar keine spezifischen Substanzen benannt, sondern bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente aller Art, aber auch Elektrosmog, werden insgesamt als Schadstoffe bezeichnet, die eine Entgiftung erfordern. Anhänger spezieller Ernährungsideologien wie der Urkost oder der Instincto-Ernährung bezeichnen oft alle möglichen körperlichen Beschwerden als "Vergiftungserscheinungen", wobei die verursachenden Gifte vor allem durch die vorherige angebliche Fehlernährung in den Körper gelangt seien bzw. einfach mit dieser "Schlechtkost" gleichgesetzt werden.

In der wissenschaftlichen Medizin ist eine Reihe von Stoffwechselprodukte bekannt, die bei zunehmender Konzentration eine Giftwirkung entfalten können (Beispiel: Ammoniak). Diese sind alle bekannt, man kann ihre Konzentration messen und eine Aussage darüber treffen, ob ein medizinisches Eingreifen notwendig ist. Anerkannte Methoden zur Blutreinigung wie die Dialyse sind etablierte Verfahren, ohne die nierenkranke Patienten versterben würden.

Die ZDF-Sendung WISO widmete sich am 21. Juli 2008 dem Thema Entschlackung und befasste sich mit einem bestimmten Produkt namens Froximun (Wirksubstanz: Klinoptilolith). Alle von WISO befragten Experten verneinten die angeblichen Vorzüge des Klinoptilolith zur Entschlackung. Der Ernährungsexperte Georg Wechsler aus München sprach allen Entschlackungsmethoden generell eine wissenschaftliche Wirksamkeit ab, die Methoden hätten keinen gesundheitlichen Nutzen. Laut Wechsler würden die "gefürchteten Schlacken" erst beim Entschlacken durch Heilfasten entstehen.[1]

Angeblich entschlackende und entgiftende Methoden

Entschlackung.jpg

Weblinks

Quellennachweis