Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften der Europa-Universität Viadrina

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Artikel in der Zeit über Esoterik an deutschen Hochschulen, unter beispielhafter Nennung der Universität Viadrina

Das Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften der Europa-Universität Viadrina (INTRAG) ist ein im Jahre 2007 gegründetes Institut der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Institutsleiter ist derzeit (Stand: Juni 2012) der Psychologe Harald Walach, der Inhaber einer privat finanzierten Stiftungsprofessur ist. Die Stiftungsprofessur wird durch die Firma Biologische Heilmittel Heel GmbH finanziert wird, einer der finanzstärksten Vertreter der Homöopathie-Pharmaindustrie.

Das Institut für bietet seit 2009 einen Masterstudiengang Komplementäre Medizin - Kulturwissenschaften - Heilkunde an.[1] Der Masterstudiengang wurde 2008 genehmigt und nahm 2009 seinen Betrieb auf. Abgeschlossen wird der Studiengang mit dem akademischen Grad eines Master of Arts (M.A.). 60 Studienplätze sollen jährlich vergeben werden. Die Kosten dafür betragen 10.000 € je Studienplatz bzw. 2500 € pro Semester.[2]

Inhalt des Masterstudiengangs Komplementärmedizin

INTRAG-Leiter Harald Walach
Struktur des Masterstudienganges Komplementärmedizin[3]
Bild aus einer unwissenschaftlichen Masterarbeit an der Europa-Universität Viadrina über den pseudowissenschaftlichen Kozyrev-Spiegel mit Bezug zur Betrugsmasche Global Scaling (rot markiert). (Autor: Peter Conrad aus Berlin, Gutachter Prof. Harald Walach)
Hinweis zum zu erlangenden "Dr. phil" am INTRAG-Institut
Demonstration des pseudodiagnostischen kinesiologischen Muskeltest in einer Broschüre zum Masterstudiengang Komplementärmedizin. Am Intrag ist neuerdings nicht mehr vom kinesiologischen Muskeltest die Rede, sondern von einer so genannten "Muskelwiderstandstestung", was offenbar unverfänglicher klingen bzw. an "grobe Kraft"-Prüfungen der etablierten Neurologie erinnern oder mit dieser verwechselt werden soll
Zeitungsartikel über Esoterik an der Universität Viadrina[4]

Der Masterstudiengang wird vom 2007 gegründeten Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften (IntraG) getragen; verantwortlich ist dessen Leiter Harald Walach, der an der Europa-Universität Viadrina Inhaber einer privat finanzierten Stiftungsprofessur ist. Es handelt sich dabei um eine Stiftungsprofessur, die durch die Firma Biologische Heilmittel Heel GmbH finanziert wird, einem der Big Player der Homöopathie-Pharmaindustrie. Die Aktivitäten werden aber z.B. auch von dem Soziologen und Sprachwissenschaftler Hartmut Schröder unterstützt. Inhalt des berufsbegleitenden Programms sind zahlreiche pseudowissenschaftliche Disziplinen, vor allem "Biologische Medizin" und medizinische Fachkunde sowie "Sprechende Medizin" als Pflichtmodule und gesundheitswissenschaftliche Forschung (Methoden der evidenzbasierten Medizin und ihre Kritik sowie weitere Methoden komplementärmedizinischer Forschung), Medizinethnologie (Konzepte von Krankheit und Gesundheit, Erfahrungen anderer Kulturen), Ethik – Recht – Wirtschaft (u.a. ethische und rechtliche Aspekte der Komplementärmedizin), Homöopathie, Naturheilverfahren (u.a. Vermittlung von salutogenetischen Prinzipien) sowie biologische Schmerzmedizin (u.a. Überwindung von Regulationsblockaden) als Wahlpflichtmodule.[5] Kooperationspartner ist derzeit (2010) der der Homotoxikologie und der Firma Heel nahestehende Lobbyverein Internationale Gesellschaft für Biologische Medizin e.V. aus Baden-Baden, der einen großen Teil der Lehrinhalte des Studienganges verantwortet. Ein mit dieser eng verbandelter weiterer Kooperationspartner ist die "Internationale Gesellschaft für Homöopathie und Homotoxikologie" (IGHH).

Themen des insgesamt neuntägigen Kurses der Europa-Universität Viadrina im Wintersemester 2010/2011 sind ausschließlich pseudomedizinische Verfahren wie:

Klangtherapie, Traditionelle Abendländische Medizin, Energiemedizinische Diagnostik und Therapie, diverse energiemedizinische Testverfahren, bioinformative Verfahren, Bewusstseinsmedizin, Orgon-Therapie und Radionik, Systematik der energiemedizinischen Diagnostik und Therapie - Spezialtechniken der muskuloskelettären Therapie, Elektroakupunktur nach Voll, Meridian- und Segmentardiagnostik.[6]

Als weitere Wahlpflichtmodule werden seit dem Sommersemester 2010 Traditionelle Abendländische Medizin und Energy Medicine angeboten (Anfang Oktober 2010 wurde allerdings bekanntgegeben, dass alle Termine des Wahlpflichtmoduls Energy medicine ausfallen). Auch die Neue Homöopathie nach Körbler ist Lehrinhalt des Curriculums des Masterstudiengangs "Komplementäre Medizin". 2011 wurden als weitere Module Ayurvedische Medizin und Mitochondrienmedizin eingeführt, vorgesehen waren außerdem Anthroposophische Medizin und NLP.

Des Weiteren wird den 10.000 Euro zahlenden Kursteilnehmern die Möglichkeit der Promotion zum "Dr. phil." geboten. Allerdings soll die Erstellung einer Dissertation die Promotionswilligen nicht abschrecken:[7]

Daher muss an dieser Stelle betont werden, dass die Teilnehmer des philosophischen/philologischen Zweitstudiums häufig nebenher arbeiten und man an ihre Abschlussarbeiten nicht die Maßstäbe anlegen darf, die gemeinhin an geisteswissenschaftliche Doktoranden gestellt werden.

Ein weiteres Projekt, das vom 1. Mai 2009 bis zum 1. Dezember 2012 veranschlagt wurde, ist "Sexualität und Volksmedizin". Als eine Literaturquelle dazu wird eine Publikation über den Wunderheiler und Scharlatan Bruno Gröning (Heilstrom, Wunderheilung, Hysterie? Das Phänomen Bruno Gröning in Herford 1949 und Deutschland) genannt.[8]

Eine unwissenschaftlich formulierte Masterarbeit über den esoterischen Kozyrev-Spiegel (Autor: Peter Conrad aus Berlin, Gutachter Prof. Harald Walach) war im Jahre 2012 Gegenstand mehrerer kritischer Zeitungsberichte und von Blog-Einträgen im Internet. So ist in der Masterarbeit zu erfahren, dass der Kozyrev-Spiegel Hellsehen, Kontakte zu Außerirdischen und Verstorbenen möglich machen soll. Die Masterarbeit ist, wenig erstaunlich, auf den Webseiten der Firma Fostac komplett downloadbar:[9] Trotz des Ignorierens statistischer Standards, des Bezugs zur Betrugsmasche Global Scaling und ihrem Erfinder, dem flüchtigen Hartmut Müller, und des unwissenschaftlichen Stils der Arbeit, der sich in Textpassagen wie "Diese reine Gefühlsebene läßt sich nicht mit Worten beschreiben (das soll auch Napoleon so ähnlich empfunden haben, erzählte man mir hinterher). Am ehesten umschreiben kann man es vielleicht mit: Aufladen, wie an einem Akku - schwerelos - zeitlos - wooohlfüüühlen" zeigt, wurde die Arbeit von Seiten der Universität unverständlicherweise ausdrücklich gelobt. Mitarbeiter der Viadrina sahen indes den Skandal nicht in der Anerkennung dieser Masterarbeit und den Bezügen zum Global Scaling und Hartmut Müller, sondern allein in einer angeblichen "Rufmordkampagne" gegen die Europa-Universität Viadrina. Der Masterarbeit-Gutachter Walach sah in Kritikern der desaströsen Arbeit gar "Inquisitoren". (Weitere Einzelheiten zur Conrad-Masterarbeit finden sich im Artikel zum Kozyrev-Spiegel). Sogar das renommierte Fachblatt Science befasste sich in ihren "news of the week" mit der Arbeit, nachdem in mehreren deutschen Medien darüber berichtet worden war: A recent master's degree thesis at European University Viadrina Frankfurt (Oder) in Germany is generating waves — though not the "time waves" the student was looking for.[10]

Quellennachweise