Bioscan-SWA von Institut Dr. Rilling
Befundbericht Spurenelemente
Ausschnitt aus einem "Synthesis Report"

Bioscan-SWA (auch Bioscan Wellen-Analyse oder kurz Bio-Scan) ist der Name eines pseudomedizinischen Diagnosegerätes aus dem Bereich der Bioresonanz. Das Gerät der Firma Institut Dr. Rilling GmbH,[1] soll eine umfassende Untersuchung des Blutes ohne Blutentnahme und Labor ermöglichen. Der Patient muss lediglich etwa eine Minute lang einen stabförmigen Sensor mit der Hand umschließen. Das Gerät wird mit Slogans wie "Blut messen statt Blut nehmen", "OHNE Stechen & OHNE Blutentnahme" und "OHNE Einsendung ins Labor" beworben und ist bei vielen Heilpraktikern in Gebrauch. Im Jahr 2018 lag der Preis des Gerätes je nach Ausstattung zwischen 4.690 und 5.740 €.

Der Bioscan-SWA ist von seiner Konstruktion her baugleich mit dem Gerät Quantum Resonance Magnetischer Analysator von Robert Franz, kostet aber mehr als das 30 fache. Baugleich ist das Gerät auch zu Geräten mit Namen wie "GERMA" oder "Medx-Vitalscan".

In der Werbung zum Produkt heißt es:

BIOSCAN-SWA wurde im Rahmen eines mehrjährigen hochtechnologischen Forschungsprojekts entwickelt, dass durch das Zusammenspiel aller notwendigen Wissenschaften wie Medizin, Lebensinformatik, Elektrotechnik, Quantenphysik, Biologie und Chemie realisiert wurde und im Rahmen des MIR Raumfahrtprogramms zum erfolgreichen Einsatz kam.

Dem Gerät wurde 2018 im Rahmen einer wissenschaftlichen Studienarbeit die völlige Nichteignung attestiert. Einer Leiche wurde sogar "beste Gesundheit" suggeriert. Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift Allergo Journal veröffentlicht. In der Zusammenfassung heisst es im Artikel:

..Ergebnisse
Bestehende Diagnosen schwer erkrankter Patienten wurden nicht erkannt, der Leiche beste Gesundheit neben einer Fülle potenzieller Gesundheitsrisiken attestiert, ebenso wie allen Probanden. Messungen an frischem Leberkäse sowie an einem feuchten Tuch unter verschiedenen Angaben zu Alter, Geschlecht, Körpergröße, Gewicht und Namen führten zu unterschiedlichsten Befunden mit relativen Standardabweichungen bis über 200 %. Andererseits waren Ergebnisse, die unter gleichen Probanden- beziehungsweise Patientendaten am feuchten Tuch und dem Fleischbrät gewonnen wurden, nahezu identisch mit denen, die von den Probanden beziehungsweise Patienten erzielt wurden..
[2]

Anwendung des Gerätes

Zur Messung muss der Patient einen stabförmigen Sensor in der Hand halten, der an ein Interface angeschlossen ist. Dieses ist per USB mit einem PC verbunden. Die Messung dauere eine Minute, die Auswertung wenige Sekunden. Das Bioscan-SWA liefere "in 1 Messung ca. 200 Parameter", die in 31 Bereiche aufgeteilt sind:

Kardiovaskuläre und Zerebrovaskuläre Störungen – Magen-Darmfunktion – Leberfunktion – Gallenblasenfunktion – Funktion der Bauchspeicheldrüse – Funktion der Niere – Funktion der Lunge – Funktion der Gehirnnerven – Knochenerkrankungen – Knochendichte – Knochenrheuma – Knochenwachstum – Blutzucker – Allgemeiner körperlicher Zustand – Endokrines System – Homotoxine – Spurenelemente – Vitamine – Aminosäuren – Coenzyme – Immunsystem – Schwermetalle – Allergien – Fettleibigkeit – Body-Index – Augen – Prostata – Männliche Sexualfunktion – Brust – Gynäkologie – Haut

Für jeden dieser Bereiche wird im angeschlossenen Computer ein "Befundbericht" erstellt, das ist eine Liste mit Zahlenwerten, wobei jeweils der ermittelte Wert und der Sollbereich auf drei bis fünf Dezimalstellen angegeben sind. Beispielsweise kann es im Befundbericht "Spurenelemente" heißen, dass der Messwert für Magnesium 0,446 betrage und der Sollwert 0,568 bis 0,992. Maßeinheiten werden nicht genannt.

Es werden auch viele unübliche Größen angegeben, z.B. ein "Magenperistaltik-Koeffizient" (Sollwertbereich 58,425 - 61,213), ein "Grad der Osteoporose" (Sollwert 0,124 - 0,453), ein "Grad der Halswirbelsäulen-Verkalkung" (Sollwert 421 - 490) oder eine "visuelle Müdigkeit" (Sollwert 2,017 - 5,157). Werte, die außerhalb der Sollbereiche liegen, werden in einem zusammenfassenden "Synthesis Report" aufgelistet. Der Behandler könne mit dem Bioscan-SWA sogar "einen eventuellen Mangel, der im Blut noch nicht erkennbar ist", aufzeigen.[3]

Unklares Funktionsprinzip und fehlende Validierung

Die Funktionsweise wird pseudowissenschaftlich begründet, u.a. mit dem Verweis auf angebliche Erkenntnisse und Möglichkeiten der Quantenphysik (siehe Quantenmystik). Die Buchstaben SWA stehen für "Skalar-Wave-Analyzer". Es wird behauptet, der Sensor nehme vom Körper abgestrahlte "elektromagnetische Longitudinalwellen" bzw. "Skalarwellen" auf, die mit einem "quantenphysikalischen Resonanzvergleich" ausgewertet würden.[4] Die Quantenmedizin lehre, dass "bei Krankheit der Drehimpuls der Elektronen verändert" sei. Zu den Sollwerten, die in den Analysen angegeben werden, deren Ursprung aber nicht genannt wird, heißt es sinnfrei: "Mit Hilfe der Quantenphysik lässt sich ein Resonanzspektrum der Standard-Quanten von Krankheits- und Ernährungsanzeigern erstellen." Einzelheiten wie Frequenz- oder Intensitätsbereiche, in denen das Gerät angewandt werden kann, werden nicht genannt.

Skalarwellen, also elektromagnetische Longitudinalwellen, existieren im freien Raum nicht; weder werden solche Wellen von Organismen abgestrahlt noch gibt es künstlich erzeugte im freien Raum. Auch ist kein physikalisches Messverfahren bekannt, mit dem man auf die behauptete Weise auch nur die Spurenelemente im Blut messen könnte; das gilt erst recht für die darüber hinaus gehenden Messwerte, die Bioscan-SWA vorgeblich liefert. (Gäbe es ein solches Verfahren, zumal mit einem einfachen und billigen Sensor, dann hätte es die übliche Laboranalyse von Körperflüssigkeiten vermutlich längst zum großen Teil abgelöst.) Abgesehen von der nicht plausiblen Messmethode ist das Verfahren nicht validiert: Es sind keine Studien bekannt, die einen Einsatz des Gerätes an Patienten rechtfertigen würden, d.h. es existieren keine Nachweise, dass die mit dem "Bioscan-SWA"-Gerät ermittelten Werte im Einklang mit den Ergebnissen von Laboranalysen und herkömmlicher Diagnostik stehen.

Funktionslosigkeit im Test

Der Bioscan-SWA von Rilling und ein praktisch baugleiches Gerät, der Vieva Vital Analyser, waren Gegenstand einer Untersuchung der Mediziner Walter Dorsch und Andreas Kolt[5][6] sowie einer Sendung des Bayerischen Rundfunks im Januar 2018.[7] Experten, die die beiden Geräte für den BR untersuchten, kamen zum Fazit: "Alles Humbug". Einziger Sinn der Tests sei es demnach, Verbrauchern möglichst viele Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen. Getestet wurden die Geräte zunächst bei Personen und später mit einem Stück Leberkäse und einem feuchten Lappen. Die Geräte konnten dabei keine Unterscheidung zwischen Mensch, Leberkäse und Lappen treffen. Es wurden (auch bei Leberkäse und Lappen) Parameter angezeigt wie ein "Erektionskoeffizient im hochnormalen Bereich", ein hohes Samenvolumen oder eine "Spermienverflüssigung". Wurde bein Leberkäse oder beim Lappen in der PC-Software jedoch ein bestimmter Name eines Patienten eingegeben, so erschienen jeweils ähnliche Daten zum Profil des Patienten. Dies bedeutet, dass die Software für dieselbe Person stets gleiche oder ähnliche Werte anzeigt, offenbar um eine Wiederholbarkeit der Messergebnisse vorzutäuschen. Wie sich aus einer Analyse des USB-Datenverkehrs ergab, werden von den Geräten dieser Bauart keine Daten an den angeschlossenen Computer übertragen.[8] Daraus ergibt sich der Schluss, dass alleine die Software nutzlose Phantasiedaten errechnet, die sich aus Patientendaten ergeben. Der Benutzer wird zu Beginn der Untersuchung nach Körpergröße, Alter und Gewicht gefragt.

Ein weiteres baugleiches Gerät namens Quantum Resonance liefert ebenfalls eine lange Liste von Gesundheitsparametern, wenn ein simpler elektrischer Widerstand an die Handelektrode angeschlossen wird.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Walter Dorsch, Andreas Kolt: Einfache Testverfahren zur Überprüfung der Aussagekraft von Bioresonanz-basierten medizinischen Befunden — der Leberkäse-Test, Allergo Journal 4/2019
    Zitat: Zusammenfassung
    Hintergrund
    Trotz aller Aufklärungsarbeit wird die Bioresonanz weiter benutzt. Seit einigen Jahren sind modifizierte Geräte auf dem Markt, die auch in Reformhäusern zum Einsatz kamen.
    Methoden
    Zwei moderne Bioresonanzgeräte, Bioscan-SWA und Vieva Vital-Analyser, wurden untersucht: Neun freiwillige Probanden (vier Frauen, fünf Männer), zwei männliche Patienten, eine Leiche, jeweils frischer Leberkäse (Fleischbrät) und ein feuchtes Tuch nahmen teil. Unter gleichen oder fingierten Angaben von Namen, Geburtsdatum, Geschlecht, Körpergröße und Gewicht der Probanden beziehungsweise Patienten wurden wiederholt Einzelmessungen und Vergleichsuntersuchungen von Proband/Patient, Leberkäse und feuchtem Tuch durchgeführt (nach den Angaben der Hersteller).
    Ergebnisse
    Bestehende Diagnosen schwer erkrankter Patienten wurden nicht erkannt, der Leiche beste Gesundheit neben einer Fülle potenzieller Gesundheitsrisiken attestiert, ebenso wie allen Probanden. Messungen an frischem Leberkäse sowie an einem feuchten Tuch unter verschiedenen Angaben zu Alter, Geschlecht, Körpergröße, Gewicht und Namen führten zu unterschiedlichsten Befunden mit relativen Standardabweichungen bis über 200 %. Andererseits waren Ergebnisse, die unter gleichen Probanden- beziehungsweise Patientendaten am feuchten Tuch und dem Fleischbrät gewonnen wurden, nahezu identisch mit denen, die von den Probanden beziehungsweise Patienten erzielt wurden.
    Schlussfolgerung
    Die Gerätschaften waren nicht imstande, die jeweiligen Testmaterialien zu unterscheiden. Es wird vermutet, dass die Überbrückung der beiden Pole der Untersuchungssonde durch schwach leitende Materialien eine Software aktiviert, die gesundheitsrelevante Befunde erzeugt. Wir empfehlen als einfache Tests für die Validität von Bioresonanzergebnissen den Leberkäse- oder verwandte Tests.

Weblinks

Anderssprachige Psiram-Artikel

Quellennachweise

  1. Der Vertrieb von Bioscan-SWA erfolgt über die Firmen activ Care transcon GmbH (Zur Lärche 53, 41334 Nettetal, www.bioscan-swa.de), Sana Care Gesundheitsprodukte GmbH & Co.KG (Kiefernweg 5, D-64665 Alsbach-Hähnlein) und Peter Schmalzl in Bedburg
  2. Walter Dorsch, Andreas Kolt: Einfache Testverfahren zur Überprüfung der Aussagekraft von Bioresonanz-basierten medizinischen Befunden — der Leberkäse-Test, Allergo Journal 4/2019
  3. http://www.5health.de/diagnostik/bioscan-swa/ Aufruf am 2. Januar 2015
  4. http://www.bioscan-swa.de/bioscan-skalarwellen.html Aufruf am 2. Januar 2015
  5. Walter Dorsch, Andreas Kolt: Einfache Testverfahren zur Überprüfung der Aussagekraft von Bioresonanz-basierten medizinischen Befunden – der Leberkäse-Test. Allergo-Journal 4/2019, 22-30
  6. https://www.springermedizin.de/einfache-testverfahren-zur-ueberpruefung-der-aussagekraft-von-bi/16816508
  7. Dubiose Bioresonanz - Wie mit fragwürdigen Untersuchungen Verbraucher verunsichert werden. BR, 16. Januar 2018
  8. https://www.youtube.com/watch?v=RG-fhh-ZOZI
  9. https://www.youtube.com/watch?v=hYz7HlBDWC4