Bodo Köhler
Darstellung bei schweizer isg-Akademie 2019

Bodo Köhler (geb. 1948), Dr. med., ist Arzt für Innere Medizin aus Freiburg. Er ist Gründer und Vorsitzender der Internationalen Ärztegesellschaft für Biophysikalische Informationstherapie e.V. oder kurz BIT-Ärzte-Gesellschaft. Zeitweise trit er mit dem Pseudotitel "Prof. asoc. inv." auf, so zuletzt 2019 bei seiner Vorstellung bei der isg-Akademie im schweizer Zug. Köhler hat verschiedene pseudomedizinische Verfahren erfunden, die er mit pauschalen Gesundheitsversprechen bewirbt. Er polemisiert gegen "die Schulmedizin", von der er behauptet, dass sie nur Symptome bekämpfe und der er den von ihm erfundenen Begriff "Lebenskonforme Medizin" (LKM) gegenüberstellt. Ferner verbreitet er Ansichten zur Osteoporose (Knochenschwund), die von denen der wissenschaftlichen Medizin abweichen. Köhler ist häufiger Autor im Co'Med-Magazin, welches auch die Vereinszeitschrift der BIT-Ärzte-Gesellschaft ist, Befürworter der Homöopathie und Mitglied des von Steffen Rabe und Martin Hirte gegründeten Impfgegner-Vereins Ärzte für eine individuelle Impfentscheidung.

Pseudowissenschaftliche Ausdrucksweise

Köhler ist Anhänger des schwammigen Konzepts der Quantenmedizin und von Diagnose- und Therapieverfahren, die sich darauf berufen, wie die Bioresonanztherapie. In diesem Zusammenhang verbreitet er eine Art Privatphysik, mit der er versucht, solchen Verfahren einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Dabei beruft er sich oft auf Burkhard Heim. Vor allem versucht Köhler zu begründen, dass die Verfahren objektive Ergebnisse liefern, also nicht vom Anwender oder Therapeuten abhängen. Er folgt auch dem bei Pseudomedizinern beliebten Schema, in vordergründig wissenschaftlich anmutenden Aussagen zu behaupten, dass diese durch die Quantenphysik belegt würden (die Quantenphysik oder Quantenmechanik ist ein Zweig der Physik, der Vorgänge im subatomaren Bereich beschreibt). Von vielen seiner gelehrtenhaft formulierten und von Fachvokabeln aus der Physik durchsetzten Darlegungen lässt sich nicht einmal sagen, dass sie falsch sind; sie ergeben aus naturwissenschaftlicher Sicht schlicht und einfach keinen Sinn (siehe Abschnitt Zitate und Artikel Quantenmystik).

Erfindungen

Köhler stellt sich als Erfinder einer Anzahl von Verfahren dar, von denen die meisten als Teil seiner "Biophysikalischen Informationstherapie BIT" anzusehen seien. Einige davon, z.B. eine "Quantenfeld-Therapie nach Köhler" oder eine "Stress-Projektionsorientierte Störfeldbehandlung nach Köhler", tauchen ausschließlich in von Köhler verbreiteten Texten auf. Andere wie die "Zelle & Milieu-Revitalisierung ZMR" haben zu kommerziellen Entwicklungen geführt. Eine Auswahl:

System-Informations-Therapie SIT

Eine Variante der Bioresonanz, wobei mit Vegatest allerdings Geräte eingesetzt werden, die eher der Elektroakupunktur nach Voll zuzurechnen sind. Der Begriff der SIT war vor Köhler bereits von dem deutschen Physiker und Erfinder Wolfgang Ludwig verwendet worden. Vegatest-Geräte (seit 2007 von der Wegamed GmbH vertrieben) sollen über eine "Saugelektrode" Toxininformationen aufnehmen und so den Körper "entgiften", und zwar bevorzugt vom Rücken des Patienten. Sodann sollen die Geräte als pathologisch erkannte "Frequenzmuster" in therapeutische Signale umwandeln und als "zell- und stoffwechselunterstützende Frequenzsignale" zum Patienten zurückleiten können. Eine Abwandlung der SIT nennt Köhler STT – Stoffwechseltest und -Therapie mit VEGA. Diese wiederum sei inzwischen abgelöst worden durch die

Stoffwechsel-Regulations-Therapie (SRT nach Köhler)

Bei diesem Verfahren werden ebenfalls Vega-Geräte benutzt. "Durch den Einsatz moderner Elektronik" hätten die Verfahren SIT und STT verbessert werden können, so dass "nun insgesamt 12 Stoffwechselebenen diagnostisch und therapeutisch erfasst" würden.

Zelle & Milieu-Revitalisierung ZMR

Der Werbung zufolge soll das ZMR-Verfahren eine "vollautomatische Messung und Korrektur der Causa aller chronischen Erkrankungen" ermöglichen. Es bringt die Regulierung des Säure-Basen-Haushalts mit der Farbpsychologie des Schweizer Psychologen Max Lüscher (geb. 1923) in Verbindung und beruft sich auf einen "vierpoligen Aufbau des Universums". Technisch umgesetzt wurde die Idee durch den Elektroniker Dieter Jossner in einem Gerät namens ZMR 703. Die vier Farben Blau, Grün, Rot und Gelb, die bei Lüscher mit den Gefühlszuständen Zufriedenheit, Selbstachtung, Selbstvertrauen und Entfaltung in Verbindung gebracht werden, sind dabei Niere, Leber, Lunge und Darm zugeordnet. Nach einer sehr vage beschriebenen Messung mit einer Handelektrode und einem Pulssensor wird ein "Polyfrequenzstrahler" auf den Bauch oder eine andere Hautpartie des Patienten gerichtet. Dadurch würden "Therapieinformationen" übertragen und zwar gleich vierfach: Mit farbigem Licht und mittels magnetischem, elektrischem und "skalarem" Feld. Auf diesem Wege würden, so Köhler, "alle Zellen erreicht".

Matrix-Regenerations-Therapie MRT

Die Matrix-Regenerationstherapie kann als Weiterentwicklung der SIT verstanden werden. Köhler vermarktet dazu ein Gerät mit der Bezeichnung MRT 503, das laut Werbung "der intensiven Gewebereinigung, Entsäuerung, Verbesserung des Lymphabflusses und der Mikrozirkulation, Zufuhr von anabol unterstützenden Elektronen, Durchflutung mit aktivierendem Rotlicht, Gegenpulsation der Kapillaren und Rhythmisierung der Gewebefunktion zur Steigerung des Ordnungsgrades" diene.

KlinSiMag und CurSiMag

Hierbei handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel in Pulverform "aus Silicium auf der Basis von Mikrolith" (eine Umschreibung für Sand), die eine "Basisversorgung mit den wichtigsten Mineralien" sicherstellen sollen. Vor allem Silizium und Magnesium müssten nämlich "verstärkt zugeführt werden, weil sie in der Nahrung kaum noch vorhanden sind." Köhler behauptet auch, es sei "sinnvoll, trotz gesunder Ernährung, dem Körper Silicium und Magnesium anzubieten." Als Inhaltsstoff beider Produkte wird außerdem Bentonit angegeben, das z.B. auch Hauptbestandteil von Heilerden ist. KlinSiMag hat das frühere Produkt SiliciMag abgelöst. CurSiMag enthalte zusätzlich Curcumin, das auch von anderen Firmen angeboten wird (z.B. als "Curcuma-Kapseln"). Laut Köhler spiele es in "der Entgiftung eine große Rolle".

2011 hat Köhler ein Nahrungsergänzungsmittel zum Patent angemeldet, das im Wesentlichen aus Klinoptilolith (ein Mineral der Zeolithgruppe) und Curcumin bestehen soll.[1] Ob KlinSiMag oder CurSiMag auch Klinoptilolith enthlaten, ist nicht bekannt.

Lebenskonforme Medizin LKM

Ein Konzept, das Köhler definiert als "Transformation aller Belastungen von Psyche, Zellstoffwechsel und Bindegewebs-Matrix, die zu einer Stagnation im Lebensprozeß geführt haben." Die LKM bilde einen "Gegenpol zur symptomunterdrückenden Allopathie". Therapeutisch kämen bei der LKM Köhlers Erfindungen Matrix-Regenerations-Therapie (MRT), die Nahrungsergämzungsmittel CurSiMag und SiliciMag N, und die Zelle- & Milieu-Revitalisierung (ZMR) zum Einsatz.

System 37

Das Verfahren System 37 bringe laut Köhler für "jede Art von Erkrankung" und auch ganz allgemein eine Verbesserung der Befindlichkeit. Es geht davon aus, dass jeder Mensch einen "individuellen Grundton" habe. Dieser Ton wird durch einen von Köhler ausgebildeten "System 37 Coach" gemessen. Daraufhin wird eine Audio-CD mit diesem Ton erstellt, die sich der Klient anhören muss.

Hydroresonanztherapie

Bei der Hydroresonanztherapie handelt es sich um ein Fußbad, wie es als Ionen-Fußbad o.ä. auch von anderen Anbietern bekannt ist und mit dem der bei alternativmedizinisch orientierten Personen verbreitete Glaube an die Notwendigkeit einer "Entgiftung" des Körpers bedient wird. Die Entgiftung soll über die Schweißdrüsen der Fußsohlen ablaufen. In dem Bad fließt zwischen zwei Elektroden ein Gleichstrom, was das Wasser durch elektrolytische Vorgänge stark verfärbt, ansonsten aber in keinem erkennbaren Zusammenhang mit der angeblichen Entgiftung steht.

Verfahren zur Nachreifung von Früchten

Im Jahr 2010 erlangte Köhler ein Patent für eine "Vorrichtung zur Optimierung der Nachreifung von Obst und Gemüse".[2] Dieses soll dazu Licht, einem elektrischen Feld und einem "dynamischen Magnetfeld" ausgesetzt werden. Das Licht soll dem Sonnenlicht ähneln oder Rotlicht sein, das elektrische Feld wird als Gleichfeld mit einer Feldstärke von wenigen 10 V/m beschrieben, denn man erhalte angeblich "eine gute Nachreifung, wenn ein relativ schwaches elektrisches Feld benutzt wird". Das Magnetfeld soll ein Wechselfeld mit der Frequenz der Schumann-Strahlung sein, also etwa 7.8 Hz. Solchen Magnetfeldern werden von vielen Esoterikern beleglos positive Wirkungen zugeschrieben (siehe z.B. Lebensfeldstabilisator). Im vorliegenden Fall würden "besonders kurze Nachreifezeiten und ein besonders hoher Anteil an wertvollen Inhaltsstoffen" erreicht. Als Feldstärke wird beispielhaft ein Wert von 5 Gauss = 500 µT genannt; die Wirkung des Magnetfeldes könne durch eine zusätzliche hochfrequente "Feinmodulation" weiter verbessert werden. Köhlers Behauptungen zum Einfluss der beschriebenen elektrischen und magnetischen Felder auf die Reifung von Früchten entbehren jeder Grundlage. Eine technische Realisierung der Erfindung ist nicht bekannt geworden.

Ansichten zur Osteoporose

Bei der Osteoporose handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung der Knochen, die durch eine erniedrigte Knochendichte und eine Verschlechterung des Knochenstoffwechsels gekennzeichnet ist, mit der Folge erhöhter Knochenbrüchigkeit. Köhler nennt die bekannten Risikofaktoren und Therapiemöglichkeiten zur Osteoporose einen "der großen Irrtümer in der Medizin".[3] Seiner Ansicht nach ist Osteoporose eine "katabole Stoffwechselentgleisung wegen unzureichender anaboler Aktivität", was allerdings zunächst nichts erklärt. Köhler führt weiter aus: "Das Knochengrundgerüst besteht wie alles Bindegewebe aus Silizium und ist elastisch. Um den Knochen hart und belastbar zu machen, werden Calciumapatit-Kristalle eingelagert. Wird der Knochen spröde, dann nicht etwa deshalb, weil Calcium fehlt, sondern weil gemessen an dem degenerativen Abbau der bindegewebigen Knochensubstanz der Calcium-Anteil überwiegt." Die von der wissenschaftlichen Medizin neben einer Reihe anderer Maßnahmen empfohlene ausreichende Zufuhr von Kalzium (z.B. in den Leitlinien des Dachverbandes Osteologie DVO[4]) lehnt Köhler ab. Nutzlos oder schädlich sind seiner Ansicht nach "Calciumgaben, Überforderung, kurzkettige Kohlenhydrate, gesättigte, erhitzte Fette, Konflikte, Sorgen und Nöte, Flüssigkeitsmangel, Lärm, Fluorid, calciumhaltige Mineralwässer, Cola, Limonaden, Sonnenmangel, Calcitonin, phosphathaltige Speisen, Amalgamfüllungen, Elektrosmog und Umweltgifte."

Zitate

 
Mathematische Biophysik nach Köhler: Unsinnige und mathematisch falsche Gleichung (auf der rechten Seite ein Vektor, links ein Skalar und zudem eine Naturkonstante), zu der Köhler mitteilt: "Die gerichtete Absicht läßt sich als Vektor darstellen und verändert den Photonenspin." [5]
  • Naturheilverfahren und Schulmedizin unterscheiden sich nicht allein dadurch, dass in der Naturheilkunde mit naturgemäßen Methoden und Heilmitteln gearbeitet wird, und zwar im Sinne von "Unterstützung physiologischer Abläufe". Im Gegensatz dazu setzt die Schulmedizin überwiegend Methoden und (meist) chemische Medikamente ein, die aufkommende Symptome unterdrücken sollen. Die Frage nach deren Ursache wird gar nicht erst gestellt, ja sie darf nicht gestellt werden, weil diese den selbst auferlegten wissenschaftlichen Rahmen sprengen würde.
  • Die Vorstellung, daß Bewußtsein alles durchdringt und die Materie nur ein Konstrukt davon ist, wird gern der Esoterik zugeschoben und damit abqualifiziert. Jedoch weit gefehlt – es handelt sich um die Kernaussage der Quantenphysik!
  • Die Quantenphysiker sprechen dem Vakuum die Bedeutung eines Geistraumes zu – ein Quantenraum – aus dem intelligente Informationen für lebensnotwendige Steuerprozesse abgerufen werden können. Anders ausgedrückt: Die Steuerung der Materie aus sich selbst heraus wäre niemals in der Lage, Leben zu erzeugen oder zu unterhalten. Dazu bedarf es einer übergeordneten Informationsquelle, und genau das bietet der Quantenraum. Die lebensnotwendigen Informationen sind grundsätzlich geistiger Natur und benötigen deshalb ein Medium, um an die materiellen Strukturen koppeln zu können. Dazu eignen sich in besonderer Weise die Photonen. Diese Lichtquanten können über ihren Spin unzählige Bits speichern und über ihre Wellennatur auch transportieren. Licht ist also das beste Überträgermedium, und wen wundert es, daß alle Systeme im Organismus hervorragend auf Licht ansprechen. Unsere Nahrung besteht aus Licht (über die Photosynthese), der extrem schnelle Zellstoffwechsel wird über Photonen getriggert, die DNS fungiert als Hohlraumresonator für Licht, Meridiane leiten Licht usw.
  • Materie besteht aus der Dreiheit Masse – Energie – Information. Die Masse selbst macht dabei einen verschwindend geringen Anteil aus, nämlich nur den ein milliardsten Teil der Wirklichkeit. Nur in der dreidimensionalen Welt erscheint sie als Teilchen; in der vierdimensionalen Raum-Zeit existiert sie nur als Welle. Weiterhin geht man heute davon aus, daß Masse letztlich nur eine kurzlebige, hohe Verdichtung von Energiewirbeln darstellt. Über Massen brauchen wir uns also nicht zu unterhalten, wenn es um Strukturen geht. In jeder Form, Struktur, Gestalt steckt Information, ein geistiges Prinzip also.
  • Der bei diesem Ordnungssystem vorausgesetzte vierpolige Aufbau des Universums leitet sich von der Zusammensetzung unserer Erde ab. In deren Zentrum dreht sich ein flüssiger Magmakern und erzeugt ein elektrisches Feld, wodurch ein dazu senkrecht stehendes Feld induziert wird – unser Erdmagnetfeld. Beide Felder haben zusammen vier Pole. Jede Art von Materie ist von diesen beiden Feldern durchdrungen und dadurch grundsätzlich vierpolig aufgebaut.

Quellennachweise

  1. DE 102011114455 A1: Nahrungsergänzungsmittel oder dergleichen. Anmeldedatum: 28.09.2011
  2. DE 102009006776 B3: Vorrichtung zur Optimierung der Nachreifung von Obst und Gemüse. Anmeldetag: 30.01.2009. Patent erteilt: 07.10.2010
  3. Köhler B (2003): Osteoporose - einer der großen Irrtümer in der Medizin. Erfahrungsheilkunde 52: 18-22
  4. http://www.dv-osteologie.org/dvo_leitlinien/download
  5. B. Köhler: Welche Heilungsvoraussetzungen braucht ein Patient, und welche Konsequenzen ergeben sich für die Praxis?