TRIMprob: Unterschied zwischen den Versionen

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[[image:Trimprob.jpg|TRIMprob-Einsatz zur Prostatakrebs-Diagnose.<ref>Bildquelle: [http://oggiscienza.wordpress.com/2012/05/23/altro-genio-misconosciuto Oggiscienza]</ref>|320px|thumb]]
 
[[image:Trimprob.jpg|TRIMprob-Einsatz zur Prostatakrebs-Diagnose.<ref>Bildquelle: [http://oggiscienza.wordpress.com/2012/05/23/altro-genio-misconosciuto Oggiscienza]</ref>|320px|thumb]]
'''TRIMprob''' (von ''Tissue Resonance InterferoMeter Probe'', auch bekannt als ''bioscanner'') ist als tragbares elektronisches Krebsdiagnosegerät eine patentierte<ref>IT 1280358 B1: APPARECCHIATURA ELETTROMEDICAL. Erfinder: Clarbruno Vedruccio. Anmeldedatum: 10.02.1995. Patent erteilt: 20.01.1998. Auch veröffentlicht als Patentanmeldung IT BO 950046 A1, ebenfalls vom 10.02.1995</ref> Erfindung des italienischen Physikers Clarbruno Vedruccio (geb. 1955) aus Medicina bei Bologna. Der im militärischen Marinesektor tätige Medizinlaie Vedruccio will das unterstellte Funktionsprinzip für sein Gerät 1992 zufällig bei der Entwicklung eines Suchgerätes für nicht aus Metallen hergestellte Landminen und Plastiksprengstoff entdeckt haben. An der TRIMprob-Entwicklung war die italienische Firma Selex Galileo SpA (vormals Galileo Avionica, Firmengruppe Finmeccanica) beteiligt. 1995 wurde TRIMprob von Vedruccio zum Patent angemeldet. Das Gerät kostet 40.000 Euro. Laut Offenlegungsschrift des Erfinders sei das Gerät insbesondere für eine "holistische Medizin" geeignet, womit ein [[alternativmedizin]]isch-[[Ganzheitlichkeit|"ganzheitlicher"]] Anspruch gestellt wird. Die Liste der mit TRIMprob erkennbaren Krankheiten umfasst laut Hersteller Krebs, Fibrome, Verkalkungen, Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Gelenkschäden und Muskelschäden.
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'''TRIMprob''' (von ''Tissue Resonance InterferoMeter Probe'', auch bekannt als ''bioscanner'') ist als tragbares elektronisches Krebsdiagnosegerät eine Erfindung des italienischen Physikers und Marineoffiziers Clarbruno Vedruccio (geb. 1955) aus Medicina bei Bologna. Der im militärischen Marinesektor tätige Medizinlaie Vedruccio will das unterstellte Funktionsprinzip für sein Gerät 1992 zufällig bei der Entwicklung eines Suchgerätes für nicht aus Metallen hergestellte Landminen und Plastiksprengstoff entdeckt haben. An der TRIMprob-Entwicklung war die italienische Firma Selex Galileo SpA (vormals Galileo Avionica, Firmengruppe Finmeccanica) beteiligt. 1995 wurde TRIMprob von Vedruccio zum Patent angemeldet. Das Gerät kostete ursprünglich 40.000 Euro, aktuell (2016) 60.000 Euro. Laut Offenlegungsschrift des Erfinders sei das Gerät insbesondere für eine "holistische Medizin" geeignet, womit ein [[alternativmedizin]]isch-[[Ganzheitlichkeit|"ganzheitlicher"]] Anspruch gestellt wird. Die Liste der mit TRIMprob erkennbaren Krankheiten umfasst laut Hersteller Krebs, Fibrome, Verkalkungen, Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Gelenkschäden und Muskelschäden.
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1999 meldete Vedruccio ein zweites Patent zu TRIMprob an. Darin wird es als Gerät beschrieben, das auch in der Achäologie und Geologie sowie zur Wettervorhersage eingesetzt werden könne.
  
 
2007 stellte die Herstellerfirma Trim Probe Spa die Herstellung ein; die dafür werbende Webseite ist noch heute einsehbar und wurde wohl vergessen.<ref>http://www.galileoavionica.it/trimprob/index-ita.html</ref> Die gegründete Vertriebsfirma Trim Probe SpA wurde 2008 aufgelöst. Als Grund nannte der Mutterkonzern, die Rüstungsfirma Finmeccanica, "strategische Neuorientierungen", also wirtschaftliche Gründe. Die Einstellung der Herstellung führte in Italien zum Entstehen von [[Verschwörungstheorie]]n um eine angebliche Unterdrückung der Technik und zu parlamentarischen Anfragen.
 
2007 stellte die Herstellerfirma Trim Probe Spa die Herstellung ein; die dafür werbende Webseite ist noch heute einsehbar und wurde wohl vergessen.<ref>http://www.galileoavionica.it/trimprob/index-ita.html</ref> Die gegründete Vertriebsfirma Trim Probe SpA wurde 2008 aufgelöst. Als Grund nannte der Mutterkonzern, die Rüstungsfirma Finmeccanica, "strategische Neuorientierungen", also wirtschaftliche Gründe. Die Einstellung der Herstellung führte in Italien zum Entstehen von [[Verschwörungstheorie]]n um eine angebliche Unterdrückung der Technik und zu parlamentarischen Anfragen.
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==Unterstelltes Funktionsprinzip==
 
==Unterstelltes Funktionsprinzip==
In der Patentschrift von 1995 beschreibt der Erfinder ein "elektromedizinisches" Gerät, welches "magnetische" oder "elektromagnetische" Energie aussende, während gleichzeitig physiologische Reaktionen und/oder Antwortsignale ausgewertet werden. Das Gerät soll demnach "Energiedichte"-Werte von Körpergeweben bestimmen können. Ausdrücklich ist auch davon die Rede, dass akustische Signale zum Einsatz kommen können und zu diagnostischen Zwecken akustische Antwortsignale per Mikrofon ausgewertet werden sollen.
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Die von der Firma Galileo Avionica hergestellten Systeme bestehen aus einer Handsonde mit einem Hochfrequenzoszillator und einer integrierten Antenne, über die ein Signal im Frequenzbereich 400 bis 1350&nbsp;MHz mit weniger als 100&nbsp;mW Leistung ausgesendet wird (genannt wird beispielsweise 10 mW). Offenbar werden bevorzugt Frequenzen im Bereich um 465&nbsp;MHz (Wellenlänge = 65&nbsp;cm) eingesetzt, sowie Vielfachen davon. Insgesamt würden drei Frequenzen benutzt. Die Signale werden von einem 1 bis 2&nbsp;m entfernten Empfänger aufgefangen und analysiert. Signalamplituden werden auf einer logarithmischen Skala mit dimensionslosen Werten von 0 bis 255 angezeigt. Zur Diagnostik (etwa zur Erkennung von Tumoren) muss das Gerät über der Körperoberfläche etwa zwei Minuten hin- und her bewegt werden. Ein gut geübter Anwender ("well trained operator") könne an einem Rückgang der Amplitude Tumorerkrankungen erkennen.<ref name="symp2011">Clarbruno Vedruccio, Carla Ricci Vedruccio (2011): Non invasive radiofrequency diagnostics of cancer. The Bioscanner ―Trimprob technology and clinical applications. 9th International Fröhlich’s Symposium ("Electrodynamic Activity of Living Cells"). Journal of Physics:ConferenceSeries 329 (2011) 012038</ref> Eine Erkennung von Krankheiten soll auch beim bekleideten Menschen möglich sein.  
  
Die von der Firma Galileo Avionica hergestellten TRIMprob-Geräte besitzen eine integrierte Antenne, über die ein hochfrequentes Signal im Frequenzbereich 400 bis 1350 MHz (UHF-Bereich bis Mikrowellenbereich) mit weniger als 100 mW Leistung ausgesendet wird. Offenbar werden bevorzugt Frequenzen im Bereich von 400 MHz (Wellenlänge: 75 cm) eingesetzt. In mehreren Studien wurde die Frequenz 465 MHz verwendet; andererseits wird auch erwähnt, dass mehrere Frequenzen gleichzeitig eingesetzt werden. Die Signale werden von einem etwa 1,5 m entfernten Sender ausgestrahlt und mit einem Empfänger in Körpernähe aufgefangen und analysiert. Signalamplituden werden auf einer logarithmischen Skala mit dimensionslosen Werten von 0 bis 255 angezeigt. Dämpfungen sollen auf Tumorerkrankungen hinweisen. Nach Vorstellungen des Erfinders soll dabei ausgenutzt werden, dass sich die [http://de.wikipedia.org/wiki/Dielektrizit%C3%A4tskonstante Dielektrizitätskonstante] von allen Tumorgeweben von der gesunder Gewebe unterscheidet. Dies wurde zwar bereits 1926 beschrieben,<ref>Stoneman MR, Kosempa M, Gregory WD, Gregory CW, Marx JJ, Mikkelson W,Tjoe J, Raicu V (2007): Correction of electrode polarization contributions to the dielectric properties of normal and cancerous breast tissues at audio/radiofrequencies. Phys. Med. Biol. 52 (2007) 6589–6604 [http://novascanllc.com/Stoneman_Gregory_2007.pdf Volltext]</ref> eine praktikable nicht-invasive Diagnostik entstand daraus jedoch nicht.<ref>Lazebnik M, Popovic D, McCartney L, Watkins CB, Lindstrom MJ, Harter J, Sewall S, Ogilvie T, Magliocco A, Breslin TM, Temple W, Mew D, Booske1 JH, Okoniewski MJ, Hagness1 SC (2007): A large-scale study of the ultrawideband microwave dielectric properties of normal, benign and malignant breast tissues obtained from cancer surgeries. Phys. Med. Biol. 52, 6093–6115 [http://www.engr.wisc.edu/ece/faculty/booske_john/pmb7_20_002.pdf Volltext]</ref>
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Nach Vorstellungen des Erfinders soll dabei ausgenutzt werden, dass sich die [http://de.wikipedia.org/wiki/Permittivit%C3%A4t Dielektrizitätskonstante (Permittivität)] von allen Tumorgeweben von der gesunder Gewebe unterscheidet. Üblicherweise ist die Dielektrizitätskonstante in Tumorgewebe tatsächlich höher als bei normalem Gewebe. Dies wurde zwar bereits 1926<ref>Stoneman MR, Kosempa M, Gregory WD, Gregory CW, Marx JJ, Mikkelson W,Tjoe J, Raicu V (2007): Correction of electrode polarization contributions to the dielectric properties of normal and cancerous breast tissues at audio/radiofrequencies. Phys. Med. Biol. 52 (2007) 6589–6604 [http://novascanllc.com/Stoneman_Gregory_2007.pdf Volltext]</ref> beschrieben,<ref>James C. Lin, Sol M. Michaelson: Biological Effects and Health Implications of Radiofrequency Radiation, 132-135. Plenum Press, New York 1987</ref> eine praktikable nicht-invasive Diagnostik entstand daraus jedoch bislang nicht.<ref>Lazebnik M, Popovic D, McCartney L, Watkins CB, Lindstrom MJ, Harter J, Sewall S, Ogilvie T, Magliocco A, Breslin TM, Temple W, Mew D, Booske1 JH, Okoniewski MJ, Hagness1 SC (2007): A large-scale study of the ultrawideband microwave dielectric properties of normal, benign and malignant breast tissues obtained from cancer surgeries. Phys. Med. Biol. 52, 6093–6115 [http://www.engr.wisc.edu/ece/faculty/booske_john/pmb7_20_002.pdf Volltext]</ref>
  
Zur Diagnostik (etwa zur Erkennung von Tumoren) muss das Gerät über der Hautoberfläche etwa zwei Minuten hin- und her bewegt werden. Eine Erkennung von Krankheiten soll auch beim bekleideten Menschen möglich sein. Die von außen zugeführte Hochfrequenzenergie soll nach Spekulation des Erfinders im Körpergewebe bei bestimmten verwandten Frequenzen zu Resonanzeffekten mit einer "Interferenz" führen, die das Gerät messen könne. Ob damit das Prinzip der [http://de.wikipedia.org/wiki/Interferenz_(Physik) Interferenz in der Physik] gemeint ist, bleibt unklar.<ref>In der Zellbiologie wird gelegentlich (seit 1958) eine optisches Methode namens [http://de.wikipedia.org/wiki/Interferenzreflexionsmikroskopie Interferenzreflexionsmikroskopie] eingesetzt, die es erlaubt, dünne Zellschichten auf Objektträgern zu betrachten. Ein Zusammenhang zum TRIMprob ist aber nicht gegeben.</ref>
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Das Besondere an TRIMprob sei der Hochfrequenzoszillator der Handsonde. Im Ruhezustand erzeuge er konstante Schwingungen (mit der Frequenz 465&nbsp;MHz). Bei Annäherung an biologisches Gewebe werde er durch seine nichtlinearen Eigenschaften zu einem "aktiven Oszillator", der dabei Energie an den "passiven Oszillator" (dem Gewebe) abgibt, wodurch die Amplitude der Oszillatorschwingung messbar abnimmt.<ref name="symp2011"/> Vedruccio vergleicht diesen Effekt mit einem [http://de.wikipedia.org/wiki/Dipmeter Dipmeter], einem einfachen und heute weitgehend obsoletem Messgerät zur Bestimmung der Resonanzfrequenz von elektrischen Schwingkreisen, bei dem diser Effekt ausgenutzt wird.
  
Vedruccio hat auch eine erweitere Version des Verfahrens angegeben, die nicht nur mit einer Frequenz arbeiten soll, sondern mit einem Signal von 450-480&nbsp;MHz und gleichzeitig mit Vielfachen bei 900&nbsp;MHz, 1350&nbsp;MHz, 1800&nbsp;MHz und eventuell weiteren. Dabei werde eine Leistung von nur 1&nbsp;mW abgestrahlt. Mit dem Verfahren sollen ebenfalls "Anomalien" in menschlichem und tierischem Gewebe detektiert werden können, hilfreich einsetzbar sei es aber z.B. auch in der Archäologie, zur Suche nach Bodenschätzen und bei der Wettervorhersage.<ref>IT 1310277 B: ANALIZZATORE ELETTROMAGNETICO DI ANISOTROPIA IN SISTEMI CHIMICIORGANIZZATI. Erfinder: Clarbruno Vedruccio. Anmeldedatum: 27.07.1999. Patent erteilt: 20.01.1998 (auch als WO 2001/07909 A1 (ELECTROMAGNETIC ANALYZER OF ANISOTROPY IN CHEMICAL ORGANIZED SYSTEMS) und als verschiedene nationale Patente angemeldet; Anmeldung als europäisches Patent EP 1196771 am 04.02.2011 zurückgewiesen)</ref>
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In der Patentschrift von 1995<ref>IT 1280358 B1: APPARECCHIATURA ELETTROMEDICAL. Erfinder: Clarbruno Vedruccio. Anmeldedatum: 10.02.1995. Patent erteilt: 20.01.1998. Auch veröffentlicht als Patentanmeldung IT BO 950046 A1, ebenfalls vom 10.02.1995</ref> beschreibt Vedruccio ein ähnliches "elektromedizinisches Gerät", allerdings werden hier die Signale von einem einige Meter entfernten Sender ausgestrahlt und mit einem Empfänger in Körpernähe aufgefangen und analysiert. Ausdrücklich ist auch davon die Rede, dass akustische Signale zum Einsatz kommen können und zu diagnostischen Zwecken akustische Antwortsignale per Mikrofon ausgewertet werden sollen. Einige Jahre später hat Vedruccio eine erweitere Version des Verfahrens angegeben mit einem Signal von 450-480&nbsp;MHz und gleichzeitig mit Vielfachen bei 900&nbsp;MHz, 1350&nbsp;MHz, 1800&nbsp;MHz und eventuell weiteren. Dabei werde eine Leistung von nur 1&nbsp;mW abgestrahlt. Mit dem Verfahren sollen ebenfalls "Anomalien" in menschlichem und tierischem Gewebe detektiert werden können. Hilfreich einsetzbar sei es aber z.B. auch in der Archäologie, zur Suche nach Bodenschätzen und bei der Wettervorhersage.<ref>IT 1310277 B: ANALIZZATORE ELETTROMAGNETICO DI ANISOTROPIA IN SISTEMI CHIMICIORGANIZZATI. Erfinder: Clarbruno Vedruccio. Anmeldedatum: 27.07.1999. Patent erteilt: 20.01.1998 (auch als WO 2001/07909 A1 (ELECTROMAGNETIC ANALYZER OF ANISOTROPY IN CHEMICAL ORGANIZED SYSTEMS) und als verschiedene nationale Patente angemeldet; Anmeldung als europäisches Patent EP 1196771 am 04.02.2011 zurückgewiesen)</ref>
  
 
==Veröffentlichungen und Studien zum Thema==
 
==Veröffentlichungen und Studien zum Thema==
In medizinischen Datenbank finden sich bis 2012 mindestens zehn Fachartikel zum Thema TRIMprob, fast alle von italienischen Autoren. Nur eine einzige Untersuchung scheint in zumindest teilweise verblindeter Form durchgeführt zu sein. Eine türkische Studie weist darauf hin, dass das Messergebnis der TRIMprob-Methode stark vom Untersucher abhänge. Des Weiteren gebe es bislang keine bekannte Korrelation zwischen Messergebnis und Tumorgröße.<ref>Ozgur Gokce, Oner Sanli, Artur Salmaslioglu, Atadan Tunaci, Cavit Ozsoy and Faruk Ozcan, Short Communication: Tissue Resonance Interaction Method (TRIMprob) has the potential to be used alongside the recognized tests in the screening protocols for prostate cancer, International Journal of Urology (2009) 16, 580–583 [http://www.clarbrunovedruccio.it/doc/Int%20J%20Urol%20Turch%202009.pdf Artikel]</ref>
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In medizinischen Datenbanken finden sich bis 2012 mindestens zehn Fachartikel zum Thema TRIMprob, fast alle von italienischen Autoren. Nur eine einzige Untersuchung scheint in zumindest teilweise verblindeter Form durchgeführt zu sein. Eine türkische Studie weist darauf hin, dass das Messergebnis der TRIMprob-Methode stark vom Untersucher abhänge. Des Weiteren gebe es bislang keine bekannte Korrelation zwischen Messergebnis und Tumorgröße.<ref>Ozgur Gokce, Oner Sanli, Artur Salmaslioglu, Atadan Tunaci, Cavit Ozsoy and Faruk Ozcan, Short Communication: Tissue Resonance Interaction Method (TRIMprob) has the potential to be used alongside the recognized tests in the screening protocols for prostate cancer, International Journal of Urology (2009) 16, 580–583 [http://www.clarbrunovedruccio.it/doc/Int%20J%20Urol%20Turch%202009.pdf Artikel]</ref>
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==Erfinder Clarbruno Vedruccio und Ereignisse in Canneto di Caronia 2004==
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[[image:Clarbruno Vedruccio.jpg|Clarbruno Vedruccio im Fernsehen RAI|thumb]]
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Der Erfinder des TRIMprob, Clarbruno Vedruccio, wurde 2004 überregional in Italien durch seine Interpretation von zunächst unerklärlich erscheinenden [[Spuk]]- und [[Poltergeist]]-Ereignissen im sizilianischen Dorf Canneto di Caronia (39 Einwohner, ein Dutzend Häuser) in der Provinz Messina bekannt.<ref>http://www.centroufologicosiciliano.info/indagini/caronia.htm</ref> Hier kam es zu kleineren Bränden, Kurzschlüssen, vermeintliche UFO-Sichtungen und anderen Ereignissen. Nachdem Gerüchte über UFOs die Runde machten, verließen einige Bewohner den Ort. Das italienische öffentlich-rechtliche Fernsehen RAI und andere Massenmedien widmeten dem Thema viel Raum. Auch deutsche Medien berichteten.<ref>http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/02/11/a0230</ref><ref>http://www.geo.de/GEO/natur/mysterien-brandursache-unbekannt-3116.html</ref><ref>http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/693591/</ref> Die staatliche ''Protezione Civile'' (Zivilschutz) setzte eine Untersuchungskommission ein, die wiederum die Marine und weitere Experten und Clarbruno Vedruccio einschaltete. Unter anderem wurden Videokameras installiert. Auch wurde der [[Exorzismus|Exorzist]] und Priester [http://de.wikipedia.org/wiki/Gabriele_Amorth Gabriele Amorth] eingeschaltet. Nach Monaten der Untersuchung kam eine Kommission zum ersten Schluss, dass am Ort ein "starker Hochfrequenzstrahl" mit Hochfrequenzimpulsen am Werk gewesen sei, der vom Meer gekommen sei; möglicherweise habe es sich um militärische Erprobungen neuer Waffen gehandelt. Als Leistung wurden Größenordnungen von 12 bis 15 Gigawatt genannt (entsprechend der Leistung von 9-10 Kernkraftwerken). In den Medien wurde Vedruccio ausführlich dazu zitiert. Laut Vedruccio sei Ursache der Phänomene eine intensive Hochfrequenzstrahlung, wie sie von militärischen Supermächten kürzlich erfunden worden sei. Andere Experten werteten die Ereignisse als völlig übliche technische Fehler und sahen die Ereignisse als vergleichbar mit anderen Ereignissen.<ref>http://www.massimopolidoro.com/misteri/alieni-a-caronia-indagine-sul-paese-in-fiamme.html</ref> 2009 wurde dann endgültig festgestellt, daß Ursache der Ereignisse menschliches Handeln war.<ref>http://www.ecodisicilia.com/canneto-di-caronia-me-gli-incendi-opera-degli-uomini.htm</ref><ref>http://www.regione.sicilia.it/presidenza/protezionecivile/comitatoregionale/caronia/articolo_venerando_caronia_protezciv.pdf</ref> Der Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia geht nicht auf die neueren Erkenntnisse ein, die auf Brandstiftung und menschlichen Eingriff hinweisen. Stattdessen wird gegenwärtig (Oktober 2012) weiterhin den Spekulationen um eine "Hochfrequenzquelle" gefolgt.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Canneto_(Caronia)</ref>
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
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*http://www.newscientist.com/article/dn3820-handheld-scanner-could-detect-tumours.html?full=true (englisch)
 
*http://www.newscientist.com/article/dn3820-handheld-scanner-could-detect-tumours.html?full=true (englisch)
 
*http://oggiscienza.wordpress.com/2012/05/23/altro-genio-misconosciuto (italienisch)
 
*http://oggiscienza.wordpress.com/2012/05/23/altro-genio-misconosciuto (italienisch)
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*http://www.ilgiornale.it/news/ha-inventato-macchina-che-vede-i-tumori-accusano-stregoneria.html (italienisch)
  
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
 
<references/>
 
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[[category:Diagnostik in der Pseudomedizin]]
 
[[category:Diagnostik in der Pseudomedizin]]

Aktuelle Version vom 22. Oktober 2016, 19:43 Uhr

TRIMprob-Einsatz zur Prostatakrebs-Diagnose.[1]

TRIMprob (von Tissue Resonance InterferoMeter Probe, auch bekannt als bioscanner) ist als tragbares elektronisches Krebsdiagnosegerät eine Erfindung des italienischen Physikers und Marineoffiziers Clarbruno Vedruccio (geb. 1955) aus Medicina bei Bologna. Der im militärischen Marinesektor tätige Medizinlaie Vedruccio will das unterstellte Funktionsprinzip für sein Gerät 1992 zufällig bei der Entwicklung eines Suchgerätes für nicht aus Metallen hergestellte Landminen und Plastiksprengstoff entdeckt haben. An der TRIMprob-Entwicklung war die italienische Firma Selex Galileo SpA (vormals Galileo Avionica, Firmengruppe Finmeccanica) beteiligt. 1995 wurde TRIMprob von Vedruccio zum Patent angemeldet. Das Gerät kostete ursprünglich 40.000 Euro, aktuell (2016) 60.000 Euro. Laut Offenlegungsschrift des Erfinders sei das Gerät insbesondere für eine "holistische Medizin" geeignet, womit ein alternativmedizinisch-"ganzheitlicher" Anspruch gestellt wird. Die Liste der mit TRIMprob erkennbaren Krankheiten umfasst laut Hersteller Krebs, Fibrome, Verkalkungen, Entzündungen, Durchblutungsstörungen, Gelenkschäden und Muskelschäden.

1999 meldete Vedruccio ein zweites Patent zu TRIMprob an. Darin wird es als Gerät beschrieben, das auch in der Achäologie und Geologie sowie zur Wettervorhersage eingesetzt werden könne.

2007 stellte die Herstellerfirma Trim Probe Spa die Herstellung ein; die dafür werbende Webseite ist noch heute einsehbar und wurde wohl vergessen.[2] Die gegründete Vertriebsfirma Trim Probe SpA wurde 2008 aufgelöst. Als Grund nannte der Mutterkonzern, die Rüstungsfirma Finmeccanica, "strategische Neuorientierungen", also wirtschaftliche Gründe. Die Einstellung der Herstellung führte in Italien zum Entstehen von Verschwörungstheorien um eine angebliche Unterdrückung der Technik und zu parlamentarischen Anfragen.

2012 wurde der Verkauf wieder angekurbelt, diesmal von der italienischen Firma Tema Sinergie.[3][4]

Unterstelltes Funktionsprinzip

Die von der Firma Galileo Avionica hergestellten Systeme bestehen aus einer Handsonde mit einem Hochfrequenzoszillator und einer integrierten Antenne, über die ein Signal im Frequenzbereich 400 bis 1350 MHz mit weniger als 100 mW Leistung ausgesendet wird (genannt wird beispielsweise 10 mW). Offenbar werden bevorzugt Frequenzen im Bereich um 465 MHz (Wellenlänge = 65 cm) eingesetzt, sowie Vielfachen davon. Insgesamt würden drei Frequenzen benutzt. Die Signale werden von einem 1 bis 2 m entfernten Empfänger aufgefangen und analysiert. Signalamplituden werden auf einer logarithmischen Skala mit dimensionslosen Werten von 0 bis 255 angezeigt. Zur Diagnostik (etwa zur Erkennung von Tumoren) muss das Gerät über der Körperoberfläche etwa zwei Minuten hin- und her bewegt werden. Ein gut geübter Anwender ("well trained operator") könne an einem Rückgang der Amplitude Tumorerkrankungen erkennen.[5] Eine Erkennung von Krankheiten soll auch beim bekleideten Menschen möglich sein.

Nach Vorstellungen des Erfinders soll dabei ausgenutzt werden, dass sich die Dielektrizitätskonstante (Permittivität) von allen Tumorgeweben von der gesunder Gewebe unterscheidet. Üblicherweise ist die Dielektrizitätskonstante in Tumorgewebe tatsächlich höher als bei normalem Gewebe. Dies wurde zwar bereits 1926[6] beschrieben,[7] eine praktikable nicht-invasive Diagnostik entstand daraus jedoch bislang nicht.[8]

Das Besondere an TRIMprob sei der Hochfrequenzoszillator der Handsonde. Im Ruhezustand erzeuge er konstante Schwingungen (mit der Frequenz 465 MHz). Bei Annäherung an biologisches Gewebe werde er durch seine nichtlinearen Eigenschaften zu einem "aktiven Oszillator", der dabei Energie an den "passiven Oszillator" (dem Gewebe) abgibt, wodurch die Amplitude der Oszillatorschwingung messbar abnimmt.[5] Vedruccio vergleicht diesen Effekt mit einem Dipmeter, einem einfachen und heute weitgehend obsoletem Messgerät zur Bestimmung der Resonanzfrequenz von elektrischen Schwingkreisen, bei dem diser Effekt ausgenutzt wird.

In der Patentschrift von 1995[9] beschreibt Vedruccio ein ähnliches "elektromedizinisches Gerät", allerdings werden hier die Signale von einem einige Meter entfernten Sender ausgestrahlt und mit einem Empfänger in Körpernähe aufgefangen und analysiert. Ausdrücklich ist auch davon die Rede, dass akustische Signale zum Einsatz kommen können und zu diagnostischen Zwecken akustische Antwortsignale per Mikrofon ausgewertet werden sollen. Einige Jahre später hat Vedruccio eine erweitere Version des Verfahrens angegeben mit einem Signal von 450-480 MHz und gleichzeitig mit Vielfachen bei 900 MHz, 1350 MHz, 1800 MHz und eventuell weiteren. Dabei werde eine Leistung von nur 1 mW abgestrahlt. Mit dem Verfahren sollen ebenfalls "Anomalien" in menschlichem und tierischem Gewebe detektiert werden können. Hilfreich einsetzbar sei es aber z.B. auch in der Archäologie, zur Suche nach Bodenschätzen und bei der Wettervorhersage.[10]

Veröffentlichungen und Studien zum Thema

In medizinischen Datenbanken finden sich bis 2012 mindestens zehn Fachartikel zum Thema TRIMprob, fast alle von italienischen Autoren. Nur eine einzige Untersuchung scheint in zumindest teilweise verblindeter Form durchgeführt zu sein. Eine türkische Studie weist darauf hin, dass das Messergebnis der TRIMprob-Methode stark vom Untersucher abhänge. Des Weiteren gebe es bislang keine bekannte Korrelation zwischen Messergebnis und Tumorgröße.[11]

Erfinder Clarbruno Vedruccio und Ereignisse in Canneto di Caronia 2004

Clarbruno Vedruccio im Fernsehen RAI

Der Erfinder des TRIMprob, Clarbruno Vedruccio, wurde 2004 überregional in Italien durch seine Interpretation von zunächst unerklärlich erscheinenden Spuk- und Poltergeist-Ereignissen im sizilianischen Dorf Canneto di Caronia (39 Einwohner, ein Dutzend Häuser) in der Provinz Messina bekannt.[12] Hier kam es zu kleineren Bränden, Kurzschlüssen, vermeintliche UFO-Sichtungen und anderen Ereignissen. Nachdem Gerüchte über UFOs die Runde machten, verließen einige Bewohner den Ort. Das italienische öffentlich-rechtliche Fernsehen RAI und andere Massenmedien widmeten dem Thema viel Raum. Auch deutsche Medien berichteten.[13][14][15] Die staatliche Protezione Civile (Zivilschutz) setzte eine Untersuchungskommission ein, die wiederum die Marine und weitere Experten und Clarbruno Vedruccio einschaltete. Unter anderem wurden Videokameras installiert. Auch wurde der Exorzist und Priester Gabriele Amorth eingeschaltet. Nach Monaten der Untersuchung kam eine Kommission zum ersten Schluss, dass am Ort ein "starker Hochfrequenzstrahl" mit Hochfrequenzimpulsen am Werk gewesen sei, der vom Meer gekommen sei; möglicherweise habe es sich um militärische Erprobungen neuer Waffen gehandelt. Als Leistung wurden Größenordnungen von 12 bis 15 Gigawatt genannt (entsprechend der Leistung von 9-10 Kernkraftwerken). In den Medien wurde Vedruccio ausführlich dazu zitiert. Laut Vedruccio sei Ursache der Phänomene eine intensive Hochfrequenzstrahlung, wie sie von militärischen Supermächten kürzlich erfunden worden sei. Andere Experten werteten die Ereignisse als völlig übliche technische Fehler und sahen die Ereignisse als vergleichbar mit anderen Ereignissen.[16] 2009 wurde dann endgültig festgestellt, daß Ursache der Ereignisse menschliches Handeln war.[17][18] Der Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia geht nicht auf die neueren Erkenntnisse ein, die auf Brandstiftung und menschlichen Eingriff hinweisen. Stattdessen wird gegenwärtig (Oktober 2012) weiterhin den Spekulationen um eine "Hochfrequenzquelle" gefolgt.[19]

Literatur

  • Clarbruno Vedruccio, Carla Ricci: "Noninvasive radiofrequency diagnostics of cancer. The Bioscanner – Trimprob technology and clinical applications", Journal of Physics: Conference Series, Vol. 329 Volltext

Weblinks

Quellennachweise

  1. Bildquelle: Oggiscienza
  2. http://www.galileoavionica.it/trimprob/index-ita.html
  3. Tema Sinergie s.r.l., Via Malpighi, 120 - 48018 Faenza RA ITALY
  4. Zitat: A new technology is going to change the scenario of the early cancer detection: thanks to the agreement recently signed with Tema Sinergie, indeed, the Bioscanner of physicist Clarbruno Vedruccio will soon be brought up to the medical scientific community.
    A real “healthcare sentinel” which can perform an early detection of cancer, or immediate detection of possible recurrences, by using a direct reading spectroscopy - a quick, non invasive test with immediate response and high diagnostic sensitivity - of electromagnetic waves.
    The Bioscanner of physicist Clarbruno Vedruccio is apatent which, in addition to reveal new connection between electromagnetic fields and matter, works findingphysic alterations of some electromagnetic cellular properties - dielectric and conductivity constants - which result significantly modified in tissues with initial malignant pathology. The diagnostic system is CE marked and validated by the Italian National Healthcare System.
    This is a further commitment of Tema Sinergie in bringing deep innovative solutions in the field of early diagnosis too.
    link
  5. 5,0 5,1 Clarbruno Vedruccio, Carla Ricci Vedruccio (2011): Non invasive radiofrequency diagnostics of cancer. The Bioscanner ―Trimprob technology and clinical applications. 9th International Fröhlich’s Symposium ("Electrodynamic Activity of Living Cells"). Journal of Physics:ConferenceSeries 329 (2011) 012038
  6. Stoneman MR, Kosempa M, Gregory WD, Gregory CW, Marx JJ, Mikkelson W,Tjoe J, Raicu V (2007): Correction of electrode polarization contributions to the dielectric properties of normal and cancerous breast tissues at audio/radiofrequencies. Phys. Med. Biol. 52 (2007) 6589–6604 Volltext
  7. James C. Lin, Sol M. Michaelson: Biological Effects and Health Implications of Radiofrequency Radiation, 132-135. Plenum Press, New York 1987
  8. Lazebnik M, Popovic D, McCartney L, Watkins CB, Lindstrom MJ, Harter J, Sewall S, Ogilvie T, Magliocco A, Breslin TM, Temple W, Mew D, Booske1 JH, Okoniewski MJ, Hagness1 SC (2007): A large-scale study of the ultrawideband microwave dielectric properties of normal, benign and malignant breast tissues obtained from cancer surgeries. Phys. Med. Biol. 52, 6093–6115 Volltext
  9. IT 1280358 B1: APPARECCHIATURA ELETTROMEDICAL. Erfinder: Clarbruno Vedruccio. Anmeldedatum: 10.02.1995. Patent erteilt: 20.01.1998. Auch veröffentlicht als Patentanmeldung IT BO 950046 A1, ebenfalls vom 10.02.1995
  10. IT 1310277 B: ANALIZZATORE ELETTROMAGNETICO DI ANISOTROPIA IN SISTEMI CHIMICIORGANIZZATI. Erfinder: Clarbruno Vedruccio. Anmeldedatum: 27.07.1999. Patent erteilt: 20.01.1998 (auch als WO 2001/07909 A1 (ELECTROMAGNETIC ANALYZER OF ANISOTROPY IN CHEMICAL ORGANIZED SYSTEMS) und als verschiedene nationale Patente angemeldet; Anmeldung als europäisches Patent EP 1196771 am 04.02.2011 zurückgewiesen)
  11. Ozgur Gokce, Oner Sanli, Artur Salmaslioglu, Atadan Tunaci, Cavit Ozsoy and Faruk Ozcan, Short Communication: Tissue Resonance Interaction Method (TRIMprob) has the potential to be used alongside the recognized tests in the screening protocols for prostate cancer, International Journal of Urology (2009) 16, 580–583 Artikel
  12. http://www.centroufologicosiciliano.info/indagini/caronia.htm
  13. http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2004/02/11/a0230
  14. http://www.geo.de/GEO/natur/mysterien-brandursache-unbekannt-3116.html
  15. http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/693591/
  16. http://www.massimopolidoro.com/misteri/alieni-a-caronia-indagine-sul-paese-in-fiamme.html
  17. http://www.ecodisicilia.com/canneto-di-caronia-me-gli-incendi-opera-degli-uomini.htm
  18. http://www.regione.sicilia.it/presidenza/protezionecivile/comitatoregionale/caronia/articolo_venerando_caronia_protezciv.pdf
  19. http://de.wikipedia.org/wiki/Canneto_(Caronia)