Kozyrev-Spiegel

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Alexander Trofimov mit Kozyrev-Spiegel

Ein Kozyrev-Spiegel (auch Kozyrev Kammer) ist eine aus Aluminium (manchmal aus Glas) hergestellte röhrenförmige Vorrichtung, die nach einer Hypothese funktionieren soll, die mit dem russischen Physiker und Astronom Nikolai Kozyrev (1908-1983) in Verbindung gebracht wird. Der etwa 1990, also nach dem Tode von Nikolai Kozyrev, erfundene Kozyrev Spiegel spielt eine Rolle auf dem Esoterikmarkt und in Bereichen der Alternativmedizin sowie des Wellness. Anwender des Kozyrev-Spiegels soll es laut Behauptungen von Spiegel Herstellern und Anbietern von entsprechenden Dienstleistungen möglich sein, eine Bewusstseinserweiterung zu erleben, da sich ihnen ein "physikalisches Raum-Zeit-Tor" öffne, das der wissenschaftlichen Physik bislang unbekannt geblieben sei. Auch soll ein Aufenthalt in einem Kozyrev-Spiegel telepathische Übertragungen ermöglichen und ausschließlich positive gesundheitsrelevante Wirkungen entfalten.

Angebliche Eigenschaften

Bild aus der Patentschrift RU2122446
Artikel von Marcus Schmieke in Esoterikzeitschrift Raum und Zeit Heft 154
Bild aus einer unwissenschaftlichen Masterarbeit an der Europa-Universität Viadrina über Kozyrev-Spiegel mit Bezug zur Betrugsmasche Global Scaling (rot markiert). (Autor: Peter Conrad aus Berlin, Gutachter Prof. Harald Walach)[1]

Kozyrev-Spiegel sind in verschiedenen Baugrößen verbreitet. Eine häufige Variante sind menschengroße Spiegel, in denen sich ein Anwender liegend aufhalten kann. Im Inneren eines Kozyrev-Spiegels soll das Gravitationsfeld der Erde abgeschirmt sein (allerdings bleiben aus unbekannten Gründen Gegenstände und Lebewesen im Inneren am Boden des Spiegels und schweben nicht). Die das Schwerefeld der Erde abschirmende Wirkung soll nach einer Hypothese, die Nikolai Kozyrev zugeschrieben wird, auf das Element Aluminium (sowie auch Granit) zurückzuführen sein. Zusätzlich soll auch das Magnetfeld der Erde abgeschirmt werden, genauso wie im Inneren des Spiegels keine elektromagnetischen Felder vorhanden sein sollen. Gleichzeitig soll der Spiegel auch eine angenommene "körpereigene Strahlung" konzentrieren und reflektieren. Die gekrümmte Oberfläche soll dabei "Energie" fokussieren.

Auch wird von Hartmut Müller behauptet, dass in den Kozyrev-Spiegel gesetzte Keimlinge "ungewöhnliche Entwicklungsformen" zeigen würden, die "große Ähnlichkeit mit urzeitlichen Phänotypen" hätten, was an die Theorie zum Urzeit-Code erinnert.[2]

Glaubt man Werbebehauptungen von Anbietern, so funktioniere der Spiegel nach einer Hypothese von Nikolai Kozyrev zur Zeit (siehe Artikel Zeitwellen-Theorie nach Kozyrev) Demnach sei die Zeit als eine aktive Kraft zu verstehen, als eine unabhängige physikalische Entität mit physikalischen Eigenschaften wie Geschwindigkeit und Dichte. Durch den Kozyrev-Spiegel soll es zu einer "Verdichtung der Zeit" kommen, indem sogenannte "Zeitwellen" oder Energieströme aus dem Kosmos im Inneren des Spiegels gehalten und konzentriert werden. Durch die Abschirmung von außen und die Konzentration "eigener Strahlung" nach innen soll einem Spiegel-Anwender ein Zugang zu einem "Informationsfeld des Universums" eröffnet werden.

Der deutsche Buchautor und Esoteriker Marcus Schmieke verfasste einen Artikel zum Kozyrev Spiegel in der Esoterikzeitschrift Raum und Zeit (Titel: "Reisen durch das Raum-Zeit-Tor - Kozyrev-Spiegel in der Therapie")[3] und setzte ihn mit der Radionik in Verbindung. Schmieke brachte den Kozyrev-Spiegel auch mit der Betrugsmasche des Global Scaling in einen Zusammenhang, die viele Jahre nach Kozyrev von Hartmut Müller ersonnen wurde. Demnach würden mithilfe der Global-Scaling-Theorie "lokale Zeitwellen" innerhalb des Spiegels "kurzgeschlossen", sodass nur der Einfluss einer "globalen Zeitwelle" bleibe. Die den Wissenschaften unbekannte "globale Zeitwelle" verbinde alle Lebewesen und physikalischen Prozesse miteinander.

Eine entferte Ähnlichkeit ist zum Orgonakkumulator nach Wilhelm Reich und zum Samadhi-Tank erkennbar.

Eine anerkannte theoretische Basis zum Kozyrev-Spiegel ist nicht erkennbar. Die behauptete Funktion beruht esoterisch zu nennenden und nicht falzifizierbaren pseudowissenschaftlichen Annahmen. Wissenschaftliche Beachtung oder Validierung fand die Vorrichtung nicht. Allerdings ist aus dem Jahre 2011 eine Masterarbeit an der Europa-Universität Viadrina (Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften, Masterstudiengang "Komplementäre Medizin - Kulturwissenschaften - Heilkunde") bekannt geworden, die sich mit dem Kozyrev-Spiegel beschäftigt.[1] Als Quellen führt die unwissenschaftliche Arbeit mehrfach die Esoterikzeitschrift Raum & Zeit an und Autoren wie Marco Bischof, Nikolai Kozyrev, Hartmut Müller, James Oschman, Marcus Schmieke und Harald Walach. Walach war Erstgutachter der Arbeit, Zweitgutachter war der Psychologe Stefan Schmidt aus Freiburg. Die Masterarbeit wurde in einem Newsletter der Europa-Universität Viadrina im September 2011 ausdrücklich lobend als "hervorragend" hervorgehoben. So heisst es:

..KMKH: Erste Absolventen und Masterarbeiten des Studiengangs
35 Studierende des ersten Jahrgangs 2009 haben nun ihr Studium abgeschlossen und Masterarbeiten geschrieben...Auch hervorragende experimentelle Arbeiten waren darunter wie die von Herrn Conrad, der in einem selbstkonzipierten Experiment die Hypothesen Kosyrevs überprüft hat...Wir werden die Autoren der Arbeiten ermutigen, diese in der wissenschaftlichen Literatur zu publizieren. Möglicherweise werden wir sogar eine eigene Reihe herausgeben
.[4] Verantwortlich für die Redaktion des INTRAG-newsletter war Gutachter Harald Walach.[5]

Erfinder und Anwender

Nikolai Kozyrev ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht der Erfinder. Eigentliche Erfinder sind offenbar die Russen Alexander V. Trofimov und Vlail P. Kaznacheev, die den Kozyrev-Spiegel 1996 in Russland als Gerät zur Behandlung psychosomatischer Krankheiten patentieren ließen.[6] Trofimov ist Arzt aus Novosibirsk und führt dort ein "International Scientific Research Institute for Cosmic Anthropo-Ecology" (ISRICA). Trofimov und Kaznacheev berufen sich nicht nur auf Kozyrev, sondern auch auf Wladimir Iwanowitsch Wernadski (Vernadsky). Fjodor Kozyrev, der Sohn von Nicolai Kozyrev, bezeichnet die Konstruktion als Kaznacheev-Spiegel und nicht als Kozyrev-Spiegel. Kozyrev selbst soll von einer "Kamera" gesprochen haben.

Ein Anbieter von Kozyrev-Spiegeln ist die auf Scharlatanerieprodukte aller Art spezialisierte Schweizer Firma Fostac. Fostac bietet einen Kozyrev-Spiegel für etwa 8700 Euro netto an und behauptet: "Besonderes: Unsere Kozyrev-Spiegel werden mit dem FOSTAC® Verfahren zusätzlich energetisiert." Kozyrev-Spiegel sind auch Bestandteile des Radionik-Gerätes TimeWaver.

Anwender des Kozyrev-Spiegels ist oder war Manfred Doepp, der von der Firma Fostac genannt wird.[7]

In Deutschland befasst sich ein "Mindspectra institute" von Konstantin Nillmaier aus Bielefeld mit dem Kozyrev-Spiegel.

Literatur

  • Peter Conrad: Der Kozyrev-Spiegel in der Praxis. Masterarbeit Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften, Masterstudiengang "Komplementäre Medizin - Kulturwissenschaften - Heilkunde". Gutachter: Prof. Dr. Dr. Harald Walach, Prof. Dr. Stefan Schmidt. Berlin, 15. März 2011 PDF

Patente

  • RU 2122446: KOZYREV MIRROR - DEVICE FOR CORRECTION OF MAN'S PSYCHOSOMATIC DISEASES. Erfinder: KAZNACHEEV V P; TROFIMOV A V. Link
  • RU 2163491 vom 27.02.2001: Gerät zur Fernübertragung der Informationen medizinischer Präparate zum menschlichen Organismus
  • RU 2141357 vom 20.11.1999: Gerät zur Korrektur des menschlichen biophysikalischen Feldes” - zur Behandlung von Funktionsstörungen und Erkrankungen, welche durch Veränderungen des biophysikalischen Feldes verursacht wurden

Quellennachweise

  1. 1,0 1,1 Peter Conrad: Der Kozyrev-Spiegel in der Praxis. Masterarbeit Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Institut für Transkulturelle Gesundheitswissenschaften, Masterstudiengang "Komplementäre Medizin - Kulturwissenschaften - Heilkunde". Gutachter: Prof. Dr. Dr. Harald Walach, Prof. Dr. Stefan Schmidt. Berlin, 15. März 2011
  2. Müller, Hartmut, 2000: Global-Scaling: Die globale Zeitwelle; raum&zeit 107/48 - in raum&zeit special 1, 5. Aufl. 2005, S. 46-57
  3. Markus Schmieke: "Reisen durch das Raum-Zeit-Tor - Kozyrev-Spiegel in der Therapie", Raum und Zeit 154
  4. INTRAG newsletter 2011 09 [1], eingesehen April 2012
  5. Zitat aus dem newsletter 2011 09: Redaktion dieser Ausgabe: Prof. Dr. Dr. Harald Walach, Prof Dr. Hartmut Schröder, Jochen Krautwald, Andreas Giesen - Verantwortlich: Prof. Dr. Dr. Harald Walach
  6. Patent RU2122446
  7. "Erfahrungstag mit dem Kozyrev Spiegel"
    Kursthemen:
    Der Kozyrev Spiegel, eine geniale Erfindung des russischen Astro­physikers Nikolai Kozyrev (1908 – 1983), ist ein Alu­minium-Zylinder mit einer Boden­fläche von ca. 1,8 m². Beim Auf­enthalt in seinem Innern ist – nach aner­kannten wissen­schaftlichen Ergebnissen – das alltägliche Le­ben in Raum und Zeit aufgehoben und der Benutzer spürt einen kos­misch-universellen Rhythmus. Unter kompetenter Leitung von Dr.med. Manfred Doepp, aner­kannter Experte und Nuklear­mediziner, ler­nen die Teil­nehmenden die phan­tastische Wirkungs­weise dieses Ge­rätes kennen, können es unter fach­männischer Anleitung auch per­sön­lich tes­ten, dabei erste Er­fahrungen sammeln sowie bewusst eigene Impulse set­zen. Motto: «Wir werden so gesund, wie wir eigentlich sind und sein könnten».
    • Detaillierte Beschreibung des Kozyrev-Spiegels
    • Datenblatt zum Kozyrev-Spiegel
    • Masterarbeit zum Kozyrev Spiegel von Dr. med. Peter Conrad
    Teilnehmerprofil: Generell alle interessierten Menschen – mit oder ohne gesund­heitlichem Problem – die ihre Selbst­heilungskräfte sowie ihre telepathischen Fähig­keiten aktivieren möchten. Kursdauer: 1 Tag, 09:00 – ca. 17:00 Uhr abzüglich Mittag Achtung: Der effektive Kursbeginn ist individuell. Bitte Kursbestätigung beachten! Hinweis: Dieser Kurs wird von Dr. med. Manfred Doepp geleitet. Kurskosten: CHF 250.- / EUR 210.-
    Quelle: Fostac