Biotron-Kammer

Biotron ist der Name eine aus Russland stammende pseudomedizinischen Behandlungsmethode, bei der Patienten in einer Behandlungskammer einer angenommenen Strahlung von Pflanzen ausgesetzt werden. Befürworter der Methode berufen sich auf ausserwissenschaftlich diskutierte Hypothesen zu einer Wellengenetik oder zu so genannten Biophotonen. Die Biotron-Methode findet in der Medizin keine Anwendung. Zur Methode lässt sich in Datenbanken keine Fachliteratur auffinden, die eine mögliche therapeutische Wirksamkeit belegt. Entsprechende Therapiekosten werden daher nicht von gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Die Methode wird im deutschsprachigen Raum nur von einer kleinen Zahl von Behandlern eingesetzt, so von Enrico Edinger und einer Bonner ENKI Institut GmbH von Torsten Bonikowski (an gleicher Anschrift wie die INAKARB Internationale Akademie für Regulationsmed. u. Bewusstseinsforschung GmbH von Edinger).[1] Das ENKI-Institut bietet eine so genannte "quantenmedizinische" Disconder-Untersuchung an.

Die Methode wird in deutscher Sprache unter anderem von Traugott Ickeroth, Wolfgang van de Rydt und Connectiv Events (Anna Maria August) verbreitet.

In der Werbung zur Methode wird behauptet, dass ein Aufenthalt in einer Biotron-Kamer verjüngende (Anti Aging) Effekte bewirke. Dies hätten Experimente mit alten Mäusen gezeigt, die nach sechs Tagen in einem Biotron gesünder und jugendlicher geworden seien. Überhaupt würde demnach jedes Lebewesen, ob Tier, Pflanze oder Mensch diesen Effekte im Biotron erfahren. Nach der Hypothese würde die Vorrichtung ein so genanntes "Biofeld" von jungen Organismen auf ältere übertragbar sein, ohne dass es zu unerwünschten Effekten käme.

Erfinder soll der in Russland lebende Chinese Chiang Kanzhen (geb. 1933) gewesen sein.

Ein Gerät namens Kosmobiotron ist die Erfindung des Russen Alexander Vasilewitsch Trofimov, Miterfinder des Kozyrev-Spiegels.

Biotron Kammer

Die Biotronkammer (auch "magischer Raum" genannt) entspricht einer runden Kammer mit Wänden, die einen "Reflexionsstoff" aufweisen sollen. Insbesondere sollen die Wände Infrarotstrahlung reflektieren. Im Zentrum der Kammer (Fokus genannt) befindet sich eine Behandlungsliege, auf der ein Patient Platz nehmen soll, um eine angenommene "Bioenergie"-Strahlung von Pflanzen zu empfangen, die wissenschaftlich ungenau als "Wellen im Ultrahochfrequenzbereich" bezeichnet wird. Innerhalb der Kammer sind kleine Pflanzenkästen mit keimenden Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Erbse, Buchweizen, Amarant usw.) angeordnet. Je nach Patient wird eine bestimmte Auswahl an Pflanzen zuvor ausgesucht. Die Keimlinge sollen eine „mitogene Strahlung“ aussenden. Tatsächlich handelt es sich aber dabei lediglich um die wissenschaftlich gut bekannte ultraschwache Zellstrahlung, einer extrem schwachen Lichtaussendung, die nur mit mit empfindlichen Nachweisgeräten in völliger Dunkelheit nachweisbar sind. Die gemeinte schwache Lichtaussendung wird im Bereich der Alternativmedizin nach Fritz-Albert Popp auch als Aussendung von so genannten Biophotonen bezeichnet, obwohl es nach heutigem Wissenstand keine Unterschiede zwischen Photonen biologischen und nicht-biologischen Ursprungs gibt. Auch die Biophotonen-Befürworter konnten bislang keine Unterschiede nachweisen.

Zusätzlich wird bei Biotron Infrarot eingesetzt. Die Patienten sollen zudem ein spezielles Hologrammwasser trinken.

Befürworter der Methode behaupten spekulativ, dass das Infrarotlicht und eine behauptete UV-C Strahlung (Ultraviolett C) der keimenden Pflanzen ausschliesslich positive gesundheitlich relevante Effekte bewirken. Behauptet wird dass die in den menschlichen Zellen befindlichen Mitochondrien und die in den Zellkernen enthaltene DNA "korrigierten". Ebenso spekulativ wird behauptet dasss es innerhalb der Kammer zu einer Veränderung des "genetischen Code" des Patienten käme, die in diesem Falle als positiv anzusehen sei, da "Informationen" übermittelt würden.

Hologrammwasser

Neben der Anwendung der Biotron-Kammer reiche nach Werbeangaben auch lediglich das Trinken von so genanntem Hologrammwasser. Diese enthalte nämlich "Informationen" der Biotronkammer, welche ausreichten um gleiche Effekte zu erzielen. Auch die Anwesenheit eines Fotos eines Patienten soll über eine Art Fernheilung behauptete "Informationen" des Biotron oder eines Kozyrev Spiegels übertragen können.

Erfinder Chiang Kanzhen

 
Erfinder Chiang Kanzhen mit einem Biotron
 
Hühner-Experiment

Als Erfinder des Biotron wird der Chinese Chiang Kanzhen angegeben (Schreibweise auch Dzjan, Jiang Kanzheng, russ. Цзян Каньчжэн). Er wird in der Werbung zur Biotron-Methode als Professor, Arzt, Molkularbiologe und Physiker bezeichnet. Er soll 1933 im chinesischen Chengdu geboren sein, aber später nach Chabarowsk in Russland geflüchtet sein, weil seine Forschungen in China zu einer Verfolgung geführt hätten. Nach seiner Übersiedelung wird sein Name auch als "Yuri Vladimirovich Jiankanzhen" angegeben. Obwohl Chiang Kanzhen mehrfach fälschlich als Arzt und Professor bezeichnet wird, arbeitete er in Russland zunächst als Zimmermann und Wachmann.

In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhundert, ab etwa 1957, machte Chiang Kanzhen Versuche mit Pflanzen und Versuchstieren. Er wollte dabei herausfinden ob die gemeinte Strahlung der Zellen junger Pflanzen und Tiere andere Organismen beinflussten.

Ab etwa 1959 verfestigte sich bei Chiang Kanzhen der Gedanke, dass Atome und Moleküle eines Organismus durch ein bioelektromagnetisches Feld verbunden seien. Auch die DNA von Organismen durch das gemeinte bioelektromagnetisches Feld beeinflussbar sei, aber die in den Genen gespeicherten Informationen auf andere Organismen übertragbar seien. Kanzhen soll dann in China Experimente durchgeführt haben, die ein so genanntes elektromagnetisches Feld einer Melone auf gekeimte Gurkensamen habe einwirksen lassen. Als Resultat sollen die angebauten Gurken den Geschmack von Melonen angenommen haben. Ebenso soll dies der Fall gewesen sein bei "Übertragungen" von Feldern von Erdnüssen auf Sonnenblumensprossen. Ab 1961 erweiterte Chiang Kanzhen nun seine Experimente auf Versuchstiere. So will er dann das Feld von Hühnern auf Enten übertragen haben. Im Resultat seien dann größere Hühner mit Merkmalen von Enten mit Schwimmhäuten entstanden sein. 1963 behandelte er dann an Krebs erkrankte Mäuse durch "Felder" von Kaninchen, was zu Wunderheilungen bei den Mäusern geführt habe. Seine pseudowissenschaftlichen Forschungen blieben nicht unbemerkt, nachdem er eine Veröffentlichung in der Shenyang Wind Zeitung machte. Kurz vor der Kulturrevolution wurde er als Revisionist beschimpft und sein Labor wurde geschlossen. Daraufhin versuchte er aus China nach Russland zu fliehen, wurde aber in China verhaftet und verbrachte vier Jahre in Haft. Nachdem er 1970 ein Schuldanerkenntnis unterschrieb, wurde er freigelassen und konnte in einem zweiten Versuche nach Russland fliehen, wo er nach Chabarowsk ziehen musste. Dort arbeitete er als Zimmermann und Wachmann. Seine Ansichten zu den bioelektromagnetischen Feldern wurden in Russland nicht gleich abgelehnt. Er wandte sich in Schreiben an russische Politiker und das Zentralkomitee der KPdSU. 1973 bekam er eine Antwort und durfte als Laborassistent an einem medizinischen Institut von Chabarowsk arbeiten sowie als Wachmann und nahm den Namen Juri Wladimirowitsch an. Gleichzeitig betrieb er private Forschungen von zu Hause aus, wo er Biotrone baute. Ab 1990 meldete er mehrere Patente an.

Siehe auch

Patente

  • Patent RU2057808

Literatur

  • J. V Jiang Kanzheng, Qian Zheng, Binghuan Tang: Observation on Biological Effect of Bioelectromagnetic (BEM) Field, Natural Science Research, Vol. 10, No.2, Seite 68, April 2007 (nicht in Datenbanken auffindbar)
  • Zheng Qian, Fan Shuduo, et al (China Medical University), Jiang Kanzheng et al (Jiang Institute): The Anti-senility Effect of the Young Plant's Biotic Field on the Aged Mice. Nicht in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Quelle: cnki.net

Weblinks

Quellennachweise

  1. ENKI Institut GmbH, Mallwitzstraße 1-3, D-53177 Bonn-Mehlem
    Geschäftsführer: Torsten Bonikowski