Außerparlamentarischer Corona Untersuchungsausschuss

Bodo Schiffmann, Heiko Schöning und Martin Haditsch
Liste "Coroa Gegner" des Recherchekollektivs Correctiv von August 2020 (Bild: Correctiv 2020)

Außerparlamentarischer Corona Untersuchungsausschuss (ACU) nennt sich eine Gruppe von deutschen Gegnern behördlicher Maßnahmen gegen die Coronaviruspandemie 2020. Gegründet wurde der ACU durch Heiko Schöning am 31. Mai 2020 in Stuttgart. Ein Sprecherkreis der ACU wird von Heiko Schöning, Bodo Schiffmann und Martin Haditsch gebildet. Das Impressum der Webseite des ACU nennt als Verantwortliche Walter Weber, Heiko Schöning, Olav Müller-Liebenau und Marc Fiddike. Nach eigenen Angaben finanziert sich die Gruppe aus Spenden.

Die Gruppe steht zudem in Verbindung zu Personen, die als Sachverständige in Sachen COVID-19 bezeichnet werden. Dazu sollen Sucharit Bhakdi, David Jungbluth, Max Otte, Hendrik Sodenkamp und Claus Köhnlein gehören. Auch der Göttinger Rechtsanwalt Reiner Fuellmich gilt als Unterstützer. Seine Name wird mit anderen Personen im Zusammenhang mit einer Sammelklage in den USA[1] genannt, die sich gegen den CoV-2 PCR-Test wendet. Wer klagen möchte, muss 800 € vorab anzahlen.[2] Die Gruppe betreibt laut Webseite auch eine "Masken-Task-Force oder „Mask Force“, unter Berufung auf die anthroposophischen Ärztin Karin Michael (Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke).

Die Gruppe Außerparlamentarischer Corona Untersuchungsausschuss (ACU) ist nicht mit der analog gesinnten Stiftung Corona-Ausschuss (SCA) identisch. Beide benutzen getrennte Internetdomains zur Verbreitung von Informationen. Zu Verwirrung sorgt, dass die Stiftung Corona Ausschuss ebenfalls einen eigenen "Corona-Untersuchungsausschuss" organisiert (domain corona-ausschuss.de), der aber nicht identisch ist mit dem "Außerparlamentarischen Corona Untersuchungsausschuss" ACU mit Internetdomain acu2020.org.

Ärzte für Aufklärung

Die Gruppe Außerparlamentarischer Corona Untersuchungsausschuss ist offenbar weitgehend identisch mit der Gruppe „Ärzte-für-Aufklärung“, die ebenfalls zu Zeiten der Coronaviruspandemie 2020 im Mai 2020 entstand, und zu denen die Hamburger Ärzte Walter Weber (der sich u.a. auf Heinrich Kremer beruft, siehe auch Artikel bei salto.bz zu verbreiteten Verschwörungstheorien), Heiko Schöning, der Homöopath und Kinesiologe Marc Fiddike und Olav Müller-Liebenau (siehe Vitamin-C-Infusion) gehören. Aber auch Rüdiger Dahlke wird genannt. Ärzte für Aufklärung - Mitglied Walter Weber (Onkologe aus Hamburg) sprgte im Jahre 2000 für Schlagzeilen als er einer 66 jährigen Frau Karla W. ein Attest austellte, psychosomatische Reaktionen und Panik in Anwesenheit dunkelhäutiger Menschen zu haben. Die Patientin traf zuvor im Intercity bei Hannover auf einen gebürtigen Kameruner. Sie sagte daraufhin dem Zugpersonal: “Was will der (N-Wort) im Zug, ich habe eine Allergie auf Schwarze.” Der Reisende zeigt die Frau an, woraufhin die Patientin sich von Weber das Attest ausstellen lies. Die Frau wurde später zu einer Geldstrafe verurteilt.[3]

Ärzte für Aufklärung betreiben einen Youtube-Kanal, eine Website und begründeten im Mai 2020 den hier thematiserten „Außerparlamentarischen Corona Untersuchungsausschuss“. Die Gefahren durch das CoV-2 "Coronavirus" werden in Frage gestellt oder verharmlost. Kritisiert werden die in Deutschland behördlich angeordneten Eindämmungsmaßnahmen (Maskenpflicht, Abstandsregeln etc.). Die Gruppe hält das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für wirkungslos und plädiert für die Abschaffung der Maskenpflicht. So heißt es auf der Internetseite: „Viele der durch die Regierung erlassenen Maßnahmen zur Krankheitsbekämpfung von Covid-19 sind unverhältnismäßig und schädlich für die Bevölkerung.“ Die Vereinigung empfiehlt Ärzten, großzügig Atteste gegen die Maskenpflicht auszustellen. Nach Medienberichten wird dazu teilweise oder systematisch keine körperliche Untersuchung und Anamnese durchgeführt[4], was zu ungesetzlichen und nutzlosen "Unrichtigen Gesundheitszeugnissen" führt. Laut Recherchen von „Report Mainz“ stellen tatsächliche einige Ärzte in Deutschland pauschale unrichtige Atteste gegen eine Gebühr (teilweise 50€) aus. Siehe dazu den Artikel Unrichtige Gesundheitszeugnisse für Impfgegner und Atemmaskenverweigerer.

Nach falschen und irreführenden Behauptungen der Gruppe seien auch bis zu 85 Prozent der PCR-Tests falsch positiv, es würden demnach also zu viele positive Testergebnisse geben. Dadurch könne man angeblich "jede Pandemie, jeden Hotspot herbeitesten", wenn man das so wolle.

Eine weitere falsche Behauptung bezieht sich auf in der Entwicklung befindlichen (Stand: August 2020) mRNA-Impfstoffe. Diese mRNA-Impfstoffe sollen nach Angabe der Gruppe (explizit Walter Weber) zu einer "gentechnischen Manipulation" der Geimpften führen. Das Paul-Ehrlich-Institut stellte dazu klar:

.."Nein, eine genetische Manipulation durch Impfstoffe auf der Basis von ungefährlichen Abschnitten des Viruserbmaterials ist nicht möglich."

Auch das Science Media Center schreibt auf seiner Webseite bezogen auf mRNA-Impfstoffe:

"Nach der Impfung besteht keine Gefahr, dass sich die eingeschleuste RNA langfristig in den Zellen manifestiert."

Die Gruppe steht den Impfgegnern nahe und beteiligte sich an Demonstrationen von impfkritischen Gruppierungen und hält dort Redebeiträge. Aktivitäten der Vereinigung werden der Publikation der inzwischen bedeutungslos gewordenen Initiative Demokratischer Widerstand von Anselm Lenz beworben. Diese Initiative ist selbst an der Organisation von impfkritischen Demonstrationen und Aktionen beteiligt und wird von verschiedenen Medien für antidemokratische Positionen und eine Nähe zu Querfront-Strategien kritisiert.

Als „Unterstützer-Gruppen“ benennt die Vereinigung Ärzte für Aufklärung u. a. den Verein Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie e.V (Passau, MWGFD), die Initiative Nicht-Ohne-Uns (Berlin und Essen), die Gruppierung Weiterdenken-Marburg und die impfgegnerische Organisation Ärzte für eine individuelle Impfentscheidung e.V.. Unterstützt wird Ärzte für Aufklärung auch beispielsweise von KenFM von Ken Jebsen und der AfD-Ortsgruppe Stade.

Finanzierung

Die Gruppe ruft zu Spenden auf. Laut Recherche von Netzpolitik habe die Gruppe auf ihrer Webseite falsche Angaben zu einem Spendenkonto gemacht: Für Spenden war dort ein Bankkonto genannt worden, von dem behauptet wurde, es gehöre dem ACU sowie einem namentlich genannten Mediziner. Dieselbe Kontonummer tauchte jedoch auch auf einer weiteren Website auf, die nicht unmittelbar mit der Anti-Corona-Bewegung zu tun hat. Genannt wurde dort ein gänzlich anderer Kontoeigentümer. Es habe sich dabei um einen Fehler gehandelt, schrieb uns ein Mann, bei dem es sich mutmaßlich um den Administrator der beiden Websites handelt. Nach unserer Anfrage hat er die entsprechende Kontonummer von der ACU-Website entfernt.[5]

ähnliche Organisationen

Siehe Artikel Liste von Organisationen und Parteien gegen staatliche Schutzmassnahmen gegen die Coronaviruspandemie 2020.

Weblinks

  • acu2020.org

Quellennachweise