Fritz-Albert Popp

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Fritz-Albert Popp (11. Mai 1938, Frankfurt/Main - 4. August 2018, Meerbusch) war ein deutscher Biophysiker, der sich seit den 1970er Jahren der Erforschung so genannter Biophotonen widmete. Er dokumentierte seine Forschung durch Publikationen in eigenen Büchern und Fachzeitschriften. Er besaß mehrere Patente. Allerdings stießen seine Aussagen zur Entstehung der Biophotonen und ihrer angeblichen Funktion für ein hypothetisches, auf Licht basierendes zelluläres Informationssystem auf die Kritik der Wissenschaftsgemeinde und finden vor allem in Esoterikerkreisen Resonanz.

Allgemeines

Die Universität Marburg, wo Popp sich habilitierte, verließ er 1980 nach Streitigkeiten. Er gründete in der Nähe von Neuss den privaten Verein International Institute of Biophysics e. V. (IIB), in dem unter anderem versucht wurde, kommerziell die Auswertung der ultraschwachen Lichtstrahlung von biologischem Material anzuwenden. Formal war das IIB keine Firma, sondern ein eingetragener Verein. An der Anschrift des IIB ("Raketenstation Neuss") residierte zeitweilig auch der deutsche Verein des Club of Budapest. Für das IIB war auch Gunter M. Rothe tätig. Das IIB beendete seine Tätigkeit im Jahr 2010. Zunächst stellte sich die 2009 gegründete Firma Quantica als Nachfolger dar, die sich auch Fritz-Albert-Popp-Institut nannte und deren Geschäftsführer zeitweise Popps Sohn Alexander (geb. 1980) war. Eigenen Angaben zufolge war der Zahntechniker Alexander Popp von 2003 bis 2010 "wissenschaftlicher Assistent" am IIB.

Auf Popp geht auch die wissenschaftlich nicht anerkannte Regulationsdiagnostik nach Popp und Yan zurück, die es ermöglichen soll, krankhafte Zustände einzig aus der statistischen Häufigkeitsverteilung von Messwerten des elektrischen Hautwiderstands abzuleiten.

Zu Popp wird gelegentlich mitgeteilt, dass er an der renommierten Princeton University in New Jersey tätig gewesen sei. Dies entspricht jedoch nicht den Tatsachen, da das angeführte Institut ICRL (international consciousness research laboratories)[1] nicht zur Princeton University gehört. Mehrere ICRL-Mitglieder sind lediglich Mitarbeiter des ehemaligen "PEAR Laboratory", einem kleinen, privat finanzierten Institut an der Princeton University, das sich mit parapsychologischen Fragestellungen beschäftigte. Die Aktivitäten von PEAR wurden nach dessen Schließung 2007 u.a. am privaten ICRL fortgesetzt.

Popp war nach eigenen Angaben "Invited Member of the New York Academy of Sciences" (NYAS). Die New York Academy of the Sciences ist laut Angaben der eigenen Webseite ein Verein, dem man gegen eine Gebühr beitreten kann und sodann eine Urkunde erhält. Des Weiteren war Popp "Invited Foreign Member of the Russian Academy of Natural Sciences" (RANS/RANW). Die Russische Akademie der Naturwissenschaften (russ. Российская Академия естественных наук) ist eine private Organisation, die nicht mit der Russischen Akademie der Wissenschaften zu verwechseln ist. Auch nichtgraduierte Personen ohne Bezug zu einer Wissenschaft können Mitglied der RANW werden. In der Vergangenheit zeigte sich, dass bestimmte "Akademiker der RANW" ihre Mitgliedschaft bei dieser Organisation dazu nutzen, Pseudowissenschaft scheinwissenschaftlich aufzuwerten.

Für den Juli 2013 war der "letzte öffentliche Auftritt" von Popp angekündigt.[2]

Aussagen zu Biophotonen

Popps Internationales Institut für Biophysik IIB in Neuss

Popp befasste sich seit Jahren mit einer extrem schwachen Aussendung von Licht, die als begleitende Erscheinung bei chemischen Reaktionen auftritt und daher auch bei biologischem Material beobachtet werden kann. Dieses Phänomen ist als ultraschwache Zellstrahlung bzw. ultraweak chemiluminescence etabliert.

Popp verwendete in diesem Zusammenhang den Begriff Biophotonen, ohne zu erklären, was diese von normalen Lichtquanten, also Photonen, unterscheidet. Ein wissenschaftlicher Nachweis unterschiedlicher Arten von Photonen ist unbekannt. Laut Popp sei das ausgesandte Licht biologischer Herkunft kohärent und werde von den Zellen zu einer nicht näher erläuterten Kommunikation benutzt. Ferner behauptete er, die Wirksamkeit homöopathischer Arzneien damit nachweisen zu können.[3]

Auf mögliche physiologische Wirkungen von Biophotonen angesprochen meinte Popp, dass sich diese experimentell durch zwei Gläser mit der gleichen Blutprobe nachweisen ließen: Gäbe man in das erste Glas einen Erreger, würden auch die Blutzellen im zweiten Glas eine Abwehrreaktion einleiten. Dies unterbleibe, wenn man die Gläser mit einer lichtundurchlässigen Barriere voneinander trenne.[4] Nach Popp lassen sich mithilfe der Biophotonen Tumorzellen von gesunden Zellen eindeutig unterscheiden, was mit keinem anderen Diagnoseverfahren in der Medizin möglich sei.[4]

Elektrolumineszenz von Flüssigkeiten

Diese von Popp erfundene Analysemethode basiert ebenfalls auf der Photonenzählung von sehr schwachem Licht, das von der zu prüfenden Flüssigkeit (häufig Wasser) ausgeht. Diese wird zuvor durch ein elektrisches Feld angeregt. Dazu befinden sich zwei Elektroden im Gefäß, an die eine Spannung von rund 20 Volt angelegt wird. Unter Umständen erfolgt eine weitere Anregung durch eine starke Lichtquelle.[5] Gemessen wird dann eine Art Phosphoreszenz der Probe über einen Zeitraum von einigen Sekunden. Je schwächer dieses Licht ist, umso höher sei die "Qualität" der Probe.

Kritik

Die vorgelegten Beweise für die behauptete Kohärenz des Biophotonen-Lichtes sind nicht stichhaltig und werden daher allgemein nicht anerkannt. Hinter der Arbeit steckt ein neovitalistisches Weltbild, das die Rückführung auf chemische und physikalische Erscheinungen ablehnt und stattdessen auf "Informationen" setzt.

Verschiedentlich fiel Popp durch unsorgfältiges und wenig wissenschaftliches Vorgehen auf. Ein Beispiel ist sein angeblicher Nachweis von "Leitbahnen der Akupunktur", also den so genannten Meridianen, mit Hilfe der "Biophotonik". Diese Behauptung wurde kurze Zeit später jedoch widerlegt. Auch seine Aussagen zur Regulationsdiagnostik nach Popp und Yan lassen einen oberflächlichen Umgang mit mathematischen und naturwissenschaftlichen Begriffen erkennen.

Scharlatanerieprodukte wie der Memon Transformer wurden damit beworben, dass ihre angebliche Wirksamkeit mit Biophotonen nach Vorstellungen Popps beweisbar sei. Popp streitet aber ab, Kenntnis von einem Memon Transformer zu haben.[6]

Die Methode der Elektrolumineszenz von Flüssigkeiten ist ebenfalls kein anerkanntes Analyseverfahren. Beliebt ist sie vor allem bei Anbietern aus dem Bereich der Wasserbelebung. Es ist auch nicht klar, welche Eigenschaften der Proben Popp damit eigentlich gemessen hat. An einigen Stellen gab er an, die Methode liefere ein Maß für die elektrische Leitfähigkeit der Probe, sei aber viel empfindlicher als herkömmliche Leitfähigkeitsmessungen. Warum eine niedrige Leitfähigkeit grundsätzlich eine höhere Qualität bedeuten soll (demnach wäre destilliertes Wasser viel "besser" als ein beliebiges Mineralwasser), wird nicht erläutert.

Popp behauptete, dass ihm auf Veranlassung von "renommierten Universitäten" die Erwähnungen und Auszeichnungen "Who is Who in Science and Technology" und "Who is Who in the World" erteilt wurden.[7] In Wirklichkeit handelt es sich um wertlose "vanity"-Titel, die von der Firma News Communications Inc. (Marquis "Who is Who") verkauft werden. Auch Popps Zuordnung als "Invited Foreign Member of the Russian Academy of Natural Sciences (RANS)" hat keine wissenschaftliche Bedeutung, da die Russische Akademie der Naturwissenschaften eine private Firma ist und trotz absichtlicher Namensähnlichkeit nichts mit der anerkannten "Russischen Akademie der Wissenschaften" zu tun hat.

Gutachten für fragwürdige Produkte

Verschiedene Anbieter von Wasserbelebungsprodukten und anderen esoterisch inspirierten Erzeugnissen berufen sich auf Gutachten von Popp oder aus seinem Institut, die diesen Produkten positive Eigenschaften bescheinigen. Beispiele:

  • AGROenergon, ein Gerät der Firma Coufal, welches das Pflanzenwachstum positiv beeinflussen und den Zustand von Futtermitteln, Teichen und Jauchegruben verbessern soll, indem es "elektrohomöopathische Frequenzmuster" abgebe. In Popps Institut sei 2003 eine Verbesserung der Wasserqualität durch das Gerät festgestellt worden.
  • Aqua blue. Popp attestierte dem Kästchen, das außen an die Wasserleitung gehängt wird, eine "signifikante Verringerung des Leitwerts von Leitungswasser [...] von 114,4 (± 8,2) auf 95,1 (± 5,3) Biophotonen/100ms" zu bewirken.
  • Bioenergetische Massage, eine Erfindung von Hartmut Fraas aus Nürnberg, der sich "Metaphysiker" und "Neurowissenschaftler" nennt. Mit seiner Regulationsdiagnostik habe Popp 2009 bei einem Patienten "eine gefährliche Tendenz des Probanden in den chaotischen Bereich abzustürzen" festgestellt. Nach einer einstündigen Behandlung sei die "Fähigkeit zur internen Regulation immerhin wieder auf 30%" gestiegen.[8]
  • Bionic 880. Eine Infrarotlampe zur "Ganzkörper-Photon-Anwendung". 2004 wurden am IIB mit Hilfe der Regulationsdiagnostik nach Popp Versuche an 9 Patienten durchgeführt.[9] Das Fazit des Gutachtens: "Alles in allem führte die Behandlung mit dem Bionic-880 zu einer deutlich nachweisbaren und in der Regel sehr positiven Beeinflussung des Regulationszustandes der untersuchten Patienten/Probanden."
  • Elisa Quellwassersysteme
  • Frequenztherapie nach Teupe (pseudomedizinische Wundertherapie mit salzwasserhaltigen Herbalux-Ampullen, denen "individuelle Informationen eingeprägt" seien)
  • Manuelle Biofeedback-Therapie Breuer. Zu dieser pseudomedizinischen Methode zur Behandlung von Spastiken habe Popp festgestellt, dass das "Biophotonen-Feld" der Patienten nach der Behandlung "ausgeglichener" sei.
  • Memon Transformer
  • Power-light-stone Vita-Platte, ein Untersetzer aus Naturstein zum "Energetisieren" und "Informieren" von Lebensmitteln. Zitat: "Prof. Dr. Fritz-Albert Popp vom „International Institute of Biophysics“ resümiert seine Testergebnisse zu „power-light-stone“-Informierung: Rapsöl, das wenige Minuten mit Hilfe der „power-light stone“-Energie aufgeladen wurde, besitzt eine 7,3-fach höhere Biophotonen-Emission als vorher. Außerdem ist die Speicherfähigkeit für diese Biophotonen, also dem „Lebenslicht“ in allen pflanzlichen, tierischen und menschlichen Zellen, um das 5,1-fache höher. Und auch die harmonische Ordnung der energetischen Schwingung, die sogenannte Kohärenz, hat sich mehr als verdoppelt (2,1-fach besser). Das Rapsöl ist also in mehrfacher Hinsicht wesentlich „lebendiger“, licht- und energievoller sowie harmonischer als vorher."[10][11]
  • Oecovita Universal-Harmonizer
  • Q-Aqua
  • UMH-Wasseraufbereitungsgerät und "UMH-vitalisiertes Wasser". Popp fertigte im August 2006 ein Gutachten zu "vitalisiertem UMH Wasser" für Gert Boontjes[12], den Hauptvertriebspartner für die Benelux-Staaten der Firma UMH. Das Gutachten vom 29. August 2006 bezieht sich auf eine vergleichende "Biophotonen-Messung" zweier Gurkenproben. Eine Probe (BieKom Gurken) war mit "vitalisiertem UMH-Wasser" gewachsen, eine Vergleichsprobe (Verhoeven Gurken) war mit normalem Wasser gewachsen. Im Ergebnis zeigten laut Popp die UMH-vitalisierten Biekom-Gurken eine "signifikante höhere Qualität" als die Verhoeven-Gurken hätten, und einen "höheren Ordnungszustand" aufwiesen.[13]
  • Vita Vortex-Trinkwasserwirbler

Kontroverse mit dem VDI

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hatte 2002 im Rahmen seines Förderprogramms "Optische Technologien" einen Forschungsschwerpunkt Biophotonik gegründet;[14] Projektträger war die VDI-Technologiezentrum GmbH.[15] Der Sprecher der Förderinitiative hieß witzigerweise Jürgen Popp. Da Fritz-Albert Popp sich bei der Verteilung der Forschungsgelder übergangen fühlte und den Begriff "Biophotonik" für sich beansprucht, war er darüber nicht amüsiert.[6]

Zitate

  • Wir sind primär nicht Kalorienfresser, auch nicht Fleischfresser, Vegetarier oder Allesfresser, sondern Ordnungs- und Lichtsäuger.[16]
  • Wir leben nicht von Substanzen, sondern von Informationen. Wesentlich ist nicht die Verbrennung, sondern die Lichtspeicherung. Der Mensch ist ein Lichtorganismus.

Anderssprachige Psiram-Artikel

Quellennachweise und Anmerkungen

  1. International Consciousness Research Laboratories (ICRL), 468 N. Harrison St., Princeton, NJ 08540-3511 - USA. [1]
  2. http://www.kongress-erfahrung.de/ Aufruf am 1. Mai 2013
  3. http://www.youtube.com/watch?v=lfnVGh2VLDs&feature=channel
  4. 4,0 4,1 http://www.geolino.de/GEO/import_nicht_zugeordnet/3357.html Interview in GEO Magazin 02/2005
  5. Patentschrift DE 4401169 C2: Verfahren zur Unterscheidung der Qualität von Flüssigkeiten. Anmeldetag: 17. Januar 1994. Patenterteilung: 9. Januar 2003
  6. 6,0 6,1 http://web.archive.org/web/20100126000044/http://www.biophotonen-online.de/kritik/wunder.htm (Wayback-Archiv) Rundumschlag von Popp gegen Kritiker und gegen den VDI
  7. http://web.archive.org/web/20100126000044/http://www.biophotonen-online.de/kritik/wunder.htm (Wayback-Archiv)
  8. http://hf-bioenergetik.de/ueber-uns/auswertung-durch-prof-f-a-popp-neuss.html Aufruf am 1. März 2012
  9. Schreiben aus Popps Institut vom 22. Juli 2004
  10. http://www.horusmedia.de/2008-stones/stones.php
  11. http://www.life-testinstitut.de/news23.htm
  12. Gert Boontjes, Wieksloterweg WZ 17, NL-3736 LH Soest
  13. http://www.umh.at/pdf/gutachten_popp_gurken.pdf
  14. http://www.biophotonik.org/
  15. Projektträger koordinieren im Auftrag des Bundes öffentlich geförderte Forschungsvorhaben. Andere Projektträger sind z.B. die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V. (AiF), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. oder der Projektträger Jülich (Forschungszentrum Jülich GmbH)
  16. Popp FA, Buch "Die Botschaft der Nahrung"