Ritalinkritik

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Methylphenidat
Ritalin Kritik in Kent-Depesche

Zur Anwendung des Wirkstoffs Methylphenidat zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind in der Vergangenheit und werden gegenwärtig verschiedene Verschwörungstheorien und sachlich nicht gerechtfertigte Beschuldigungen verbreitet, die als Ritalinkritik bezeichnet werden können, da Ritalin der Handelsname eines verbreiteten Medikamentes mit Methylphenidat ist und daher einer grossen Personenzahl bekannt ist. Der Begriff Ritalinkritik steht somit stellvertretend für die Kritik am Wirkstoff Methylphenidat, aber auch für analoge Substanzen und in einem erweiterten Sinne für die generelle Kritik der Behandlungsbedürftigkeit des ADHS.

Die in diesem Artikel thematisierte Ritalinkritik bezieht sich nur ansatzweise auf die tatsächlichen und wissenschaftlich nachgeweisenen unerwünschte Wirkungen (sog. Nebenwirkungen) und Kontraindikationen von Methylphenidat. Zu diesen Thema sollte ein Arzt oder Apotheker befragt werden und die Fachliteratur konsultiert werden. Hinweise gibt auch Wikipedia [1].

Die hier gemeinte pauschale Ritalinkritik ist im Umfeld von Sekten oder Aussenseitern im Gesundheitssektor häufig zu beobachten, ist jedoch auch Debatten-Gegenstand politischer Parteien und im Anti-NWO Umfeld. Zu den aktivsten Gegnern einer Ritalinanwendung gilt Scientology, bzw ihr nahestehende Organisationen.

An ADHS leidende Kinder werden in Esoterikerkreisen häufig auch als Indigo Kinder bezeichnet.

Methylphenidat

Chemisch gesehen ist das Methylphenidat eine Amphetamin-ähnliche Substanz mit stimulierender Wirkung. Es wird aber nicht nur bei ADHS eingesetzt, sondern auch bei der Narkolepsie (plötzliche unkontrollierbare Schlafsucht) und zur Wirksamkeitssteigerung bestimmter Antidepressiva.

Methylphenidat hemmt die Wiederaufnahme von Dopamin und Noradrenalin in den Präsynapsen und erhöht so deren Konzentration im synaptischen Spalt. Dies führt zu erhöhtem Signalaufkommen am Rezeptor und unter anderem zu einer Erhöhung des Sympathikotonus. In geringem Maße sorgt Methylphenidat für die Freisetzung von Katecholaminen, die große Erhöhung der Dopaminkonzentration wird aber in erster Linie durch Wiederaufnahmehemmung erreicht.

Hypothesen zur Wirkung bei ADHS: Für die Wirkung von Methylphenidat gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze. Eine Hypothese besagt, dass bei ADHS bestimmte Bereiche im frontalen Gehirn (früher wurde ADHS auch als eine striato-frontale Dysfunktion bezeichnet), die u.a. Impulse kontrollieren, weniger aktiv seien und durch Stimulanzien angeregt würden, wodurch das Gehirn seine Kontrollfunktionen besser wahrnehmen könne.

Laut einer weiteren Hypothese weisen Menschen mit ADHS eine erhöhte Anzahl und Aktivität von sogenannten Dopamin-Transportern auf. Dieses Rücktransportsystem der Nervenzellen sauge das von diesen Nervenzellen in den synaptischen Spalt freigesetzte Dopamin wie eine Art „Staubsauger“ wieder auf. Methylphenidat blockiere dieses Rücktransport-System vorübergehend, das heißt in aller Regel für drei bis fünf Stunden. Dadurch werde ein Zustand erzielt, der die Verfügbarkeit des Dopamins verbessert.

Ein anderer Erklärungsansatz (Plastizitäts-Hypothese) vermutet, dass in den besagten Hirnarealen zu wenig Rezeptoren für Dopamin existierten. Dieser Mangel an Rezeptoren führe dazu, dass hemmende Neuronen nicht ausreichend aktiviert würden. Durch die Gabe von Methylphenidat würden die Rezeptoren vermehrt mit Dopamin versorgt, so dass die Erregungsweiterleitung besser funktioniere. Auf Dauer könne sich jedoch das Rezeptorsystem verändern und immer unempfindlicher gegen den Botenstoff werden.

Bekannte Handelsnamen von Medikamenten die Methylphenidat enthalten sind: Ritalin, Medikinet, Equasym und Concerta.

Methylphenidat ist in der Anlage 3 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) aufgelistet und unterliegt einer gesonderten Verschreibungspflicht durch Ärzte.

Der Deutschland-Verbrauch war im Jahre 2000 463 Kilo.

wissenschaftlich bekannte unerwünschte Wirkungen / Nebenwirkungen

verbreitete Falschbehauptungen und Verschwörungstheorien

Ritalin und Scientology

Die international operiende Sekte Scientology ist im Rahmen ihrer pauschalen Psychiatrieablehnung auch aktiv gegen Ritalin kampagnenmässig tätig. Ab den 80-er Jahren verbreiten Scientology und mit ihr verbundene Organisationen Horrorgeschichten um die Anwendung von Ritalin bei ADHS. Die Kampagne wird mit Emails, lancierten Zeitungsartikeln und Einflussnahme auf Politiker geführt. Insbesondere wirft Scientology Eltern von ADHS-Kindern vor, diesen Drogen zu verabreichen und dies zu Drogensüchtigen zu machen, und Ärzte würden das Medikament zu leichtfertig verordnen. Die entsprechende Diskussion ist in der Lage viele Eltern die sachlich nicht ausreichend informiert sind, zu verunsichern oder unter Druck zu setzen, da sie einerseits sich um die Schul-Leistungen ihrer Kinder sorgen, aber auch gleichzeitig um ihre körperliche und psychische Unversehrheit. So ist eine pauschale Ritalinkritik auch geeignet in Eltern Schuldgefühle zu erzeugen.

Die Scientology-Organisation verbreitet auch die Mär dass Ritalinanwender zu Gewalttätern, Schulmassaker-Täter und Mördern werden könnten und es werden entsprechende Listen angeblicher Ritalin-Gewalttäter verbreitet. Dem Verursacher des Schulmassakers in Erfurt wird ebenfalls der Gebrauch von Psychopharmaka zugesprochen. Ein Anhänger dieses Glaubens ist auch Jan Udo Holey der sich wiederum auf ein Buch eines David Grossmann beruft der im Verlag der La-Rouche Gruppe erschien.

Der alternativmedizinische Markt für ADHS-Mittel

Weblinks