PEMF

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Pulsed Electromagnetic Field Therapy, abgekürzt PEMFT oder PEMF, ist in der Alternativmedizin der Sammelname für eine Reihe von Verfahren aus dem Bereich der Magnetfeldtherapien, die mit schwachen pulsierenden Magnetfeldern therapeutische Wirkungen erzielen sollen.

Allgemeines

Versprochen werden sowohl Heilungen bei bestimmten Krankheiten als auch eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands. Besonders oft werden die Geräte zur Behandlung von Schmerzen beworben. Häufig sind die Geräte so aufgebaut, dass eine Extremität oder der ganze Körper in eine große Spule gelegt wird. Verbreitet sind außerdem Magnetspulen in Decken oder Kissen, welche auf die zu behandelnden Körperpartien gelegt werden. Die Anbieter geben häufig an, dass die Wirkung ihres Gerätes auf einem ganz besonderen Impulsmuster beruhe, wodurch es Konkurrenzprodukten überlegen sei, sofern diesen nicht überhaupt eine therapeutische Wirksamkeit abgesprochen wird. Wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweise für die angepriesenen Magnetfeldtherapiegeräte gibt es nicht. Auch ist physikalisch und biologisch nicht plausibel, wie die schwachen Magnetfelder einen Effekt auf Zellebene haben sollen, wie vielfach behauptet wird. Nahezu alle Anbieter argumentieren mit pseudowissenschaftlichen Aussagen.

Einige Produkte und Verfahren

Produkte von Dr. Goettfert [1]

Bemer

Bemer steht für "Bio-Elektro-Magnetische Energie-Regulation". Laut Anbieter, der Firma Bemer Int. AG aus Liechtenstein, soll die Methode die Mikrozirkulation verbessern, also die Durchblutung in den kleinsten Blutgefäßen. Dabei beruft man sich auf das "Institut für Mikrozirkulation" eines Dr. Rainer Klopp aus Berlin. Als Folge würden die Gesundheit allgemein verbessert, Wunden schneller heilen und eine bessere Konzentration und höhere sportliche Leistungen ermöglicht. Die Geräte erzeugen mit Spulen, die in Kissen und Decken eingenäht sind, Magnetfelder bis etwa 100 µT. Die Felder sind nach einem komplizierten Schema aus Sinus- und Exponentialfunktionen amplitudenmoduliert.

Celinemed

Laut Hersteller, der Firma Elektronik Service Weimann (ESW) aus Borna bei Leipzig, liegt die Feldstärke bei diesem System in der Größenordnung 1 pT, ist also sehr niedrig. Der Frequenzbereich umfasse 0,05 Hz bis 20 kHz. Es wird ausgiebig mit pseudowissenschaftlichen Phrasen und Begriffen geworben. Beispielsweise beruft man sich auf Konzepte wie "Energiemedizin" und vor allem Global Scaling. Die Begriffe Resonanz und Frequenz werden in typisch pseudomedizinischer Weise benutzt. So würden "dem Organismus insgesamt über 300 ausgewählte, präzise berechnete Zell- und Organfrequenzen angeboten". Im Gegensatz zu anderen Magnetfeldtherapien, die "technische Signalformen" benutzten, würden "biologische Signalformen" erzeugt. Das Verfahren wird vom Hersteller auch "dynamische Zellstimulation" genannt. Durch die niedrige magnetische Feldstärke sei es an das "energetische Niveau der Körperzellen angepasst". Überhaupt habe das pulsierende Magnetfeld "lediglich die Aufgabe, Informationen zu übertragen (ähnlich wie der Milchzucker bei einem Globuli in der klassischen Homoöpathie."[2]

Dr. Goettfert

Die Firma Dr. Dipl.-Ing. Goettfert Systems GmbH aus Prien am Chiemsee beruft sich wie Bemer auf Rainer Klopp und dessen behaupteten wissenschaftlichen Beweis für den Einfluss von schwachen gepulsten Magnetfeldern auf die Mikrozirkulation. Für die Goettfert-Geräte werden allerdings relativ hohe Intensitäten von 0.5 mT bis 10 mT genannt. Die Geräte werden unter dem Namen "G-Pulse" angeboten. Daneben gibt es batteriebetriebene Systeme mit der Bezeichnung "G-ogo", die unterwegs am Körper getragen werden können.

Anfang 2010 wurde der Dr. Goettfert Systems GmbH auf Betreiben des Verbands Sozialer Wettbewerb e.V. aus Berlin vom Landgericht Düsseldorf durch eine einstweilige Verfügung untersagt damit zu werben, dass ihre Magnetfeldgeräte eine "signifikante Steigerung der Mikrozirkulation" bewirken würden. Untersagt wurde auch die Behauptung, dass Klopps Institut für Mikrozirkulation eine positive Wirkung bestimmter pulsierender Magnetfelder auf die Durchblutung nachgewiesen habe, sowie einige weitere Wirkungsversprechen.

MBST - "Kernspin Resonanz Therapie"

MBST-Anwendung (Bild: MedTecMedizintechnik GmbH)

Die MBST (Multi-Bio-Signal-Therapie, auch Kernspin Resonanz Therapie, nicht zu verwechseln mit der bildgebenden Untersuchungsmethode Magnetresonanztomographie), ist eine Behandlungsmethode, bei der "Hochfrequenzimpulse" zur Anwendung gegen Arthrose, Tinnitus oder Osteoporose kommen.

In Werbebotschaften zur Methode wird anekdotisch behauptet, dass Patienten sich nach einer diagnostischen Magnetresonanztomographie (auch "Kernspintomgraphie" genannt) angaben, "sich besser zu fühlen". Verwunderlich ist jedoch der Umstand, dass die bei der MBST verwendeten Magnetfelder nach Herstellerangaben um den Faktor 10.000 schwächer sind als das in Magnetresonanztomographen verwendete Magnetfeld.

Ondamed

Beim Ondamed-Gerät wird der Patient wird durch ein Spulenpaar am Nacken oder mit einem "Handapplikator" kurzen Magnetfeldimpulsen ausgesetzt. Die Pulsrate bzw. Frequenz kann zwischen 0,1 Hz und 32 kHz variiert werden, die magnetische Feldstärke liege zwischen 0,5 mT und 50 mT. Die Behandlung soll gegen zahlreiche Beschwerden wirken, vor allem bei Schmerzen. Entscheidend seien die für den jeweiligen Patienten richtigen Frequenzen. Teilweise werden Frequenzen auf ein Tausendstel Hertz genau angegeben und es finden sich seltsame Aussagen der Art, dass die Frequenz "209,14 Hz der Organzuordnung Lunge/Dickdarm" entspreche.

O-Well

Die Produkte MRT classic, MRT professional und MRT relax der O-Well Consult GmbH aus Ettlingen bei Karlsruhe zielen vor allem auf den Wellness-Markt ab und werden entsprechend mit allgemein gehaltenen Versprechungen beworben: "Unsere Magnetfeld Resonanz Therapie Systeme mit ihren pulsierenden Magnetfeldern wirken direkt auf die geschwächten Körperzellen und führen den kleinsten Bausteinen des Körpers dringend benötigte Energie zu – ähnlich zu vergleichen mit dem Aufladen eines Akkus. So könnten auch sie wieder zu ihren Bestformen auflaufen und mehr Lebensqualität gewinnen."

Pulsierende Energie Resonanz Therapie PERTH

Die Pulsierende Energie Resonanz Therapie PERTH ist eine Erfindung des Berliner Hals-Nasen-Ohrenarztes und "Energiemediziners" Reinhard Werner. Als Stärke des Magnetfeldes werden Flussdichten von 13 pT bis in den nT-Bereich genannt, auf jeden Fall liege sie unter 1 µT. Ähnlich wie bei Celinemed gibt der Erfinder als überlegenes Merkmal an, dass die vom Gerät abgegebenen Signale "physiologischer Natur" seien; es würde "körpergleiche Ströme wie den Aktionspotentialstrom und andere bekannte Körpersignale" imitieren.

Pulsierende Signaltherapie PST

PST-Gerät H-300 [3]

Diese Methode geht auf den US-Amerikaner Richard Markoll zurück, der dafür seit etwa 1990 mehrere Patente angemeldet hat.[4] Als Indikationen werden vor allem beginnende Arthrose und Sportverletzungen genannt. Der Körper oder oder ein Körperteil des Patienten wird in eine große Ringspule geschoben, die ein pulsierendes Magnetfeld erzeugt. Typische Parameter sind eine Pulsrate von 20/Sekunde und einer Stärke von 1,25 mT (die Feldstärke wird von Markoll in Gauss angegeben, hier also 12,5 Gauss).

Obwohl sich PST nicht grundsätzlich von anderen hier vorgestellten Verfahren unterscheidet, wird es kurioserweise damit beworben, dass es keine Magnetfeldtherapie sei. Von einer PST Zentrale München – Infinomed GmbH[5] heißt es: "Die Pulsierende Signal Therapie (PST) ist keine Magnetfeld-Therapie und muss daher deutlich von dieser unterschieden werden."[6] Näher ausgeführt wird dazu, dass im Gegensatz zu PST die pulsierenden Magnetfelder von anderen Verfahren nicht "nicht den körpereigenen Signalen" entsprechen würden. Wie dieser Übersichtsartikel aufzeigt, wird dieses "Argument" allerdings von mehreren Herstellern als Alleinstellungsmerkmal angeführt.

Im Jahr 2001 wurden Richard Markoll, seine Frau Ernestine und sein Mitarbeiter David H. Trock zu Bewährungsstrafen verurteilt, weil sie im Zusammenhang mit PST-Behandlungen versucht hatten, mehrere Krankenversicherungen mit gefälschten Rechnungen zu Zahlungen zu veranlassen.[7] In die Angelegenheit verwickelt war die Firma Bio-Magnetic Therapy Systems (BMTS) aus Florida, die Inhaberin[8] einiger von Markolls Patenten zur PST ist. Markoll war auch vorgeworfen worden, Geräte eingesetzt zu haben, die keine Zulassung der Aufsichtsbehörde FDA hatten.[9]

Santerra

Mit dem System Sanza der Santerra Handels GmbH Piding bei Bad Reichenhall, sei "klassische Magnetfeldtherapie, Magnetfeldresonanztherapie und Magnetisch Pulsierende Signaltherapie" möglich. Es könnten "mindestens 90 Prozent aller zugänglichen wissenschaftlichen Studien über den Einsatz der Magnetfeldtherapie programmiert und angewendet werden". Konkrete Daten werden kaum mitgeteilt. Mit einem "Helmholtzapplikator" könnten Magnetfelder von 1 µT bis 10 mT erzeugt werden. Teilweise ist auch von MCR oder "Magnetic Cell Regeneration" die Rede.

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Bilder: Goettfert Systems GmbH, www.mbs-system.de und dr-goettfert-systems.de
  2. http://www.celinemed.de/unterschied_magnetfeldtherapie.html Aufruf am 22. Dezember 2010
  3. Bild: www.pst-polska.pl/
  4. US 7,588,529 B2: Apparatus for treating a patient's body using an electromagnetic field. Date of patent: Sep. 15, 2009. Markoll hat zahlreiche weitere, inhaltlich zum Teil sehr ähnliche Patente angemeldet.
  5. Die Infinomed Institut für innovative Medizin GmbH ist offenbar die Nachfolgerin der Firma Sigmed, die früher in Deutschland die PST-Systeme angeboten hat. Zeitweise hat auch der PST-Erfinder Richard Markoll als seine Adresse die der Infinomed GmbH angegeben.
  6. http://www.pst-klinik.de/html/pst_technologie.html Aufruf am 22. Dezember 2010
  7. http://www.quackwatch.org/04ConsumerEducation/QA/magnet.html
  8. EP 0528964 B1: Apparatus for magnetic field therapy. Date of patent: 17.03.1999
  9. http://findarticles.com/p/articles/mi_m1370/is_4_36/ai_90387851/