Katastrophismus

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Katastrophismus und Apokalyptik ("Apokalypse" kommt aus dem Griechischen, vom griechischen Ausdruck für "enthüllen" ["apokalýpto"], was soviel bedeutet wie "offenbaren") sind zwei Begriffe die allgemein Bestrebungen bezeichnen, düstere, pessimistische Vorhersagen oder Prophezeiungen für die Zukunft zu machen. Sie sind sozusagen die Nocebos der Glaubens- und Überzeugungssysteme sowie politischer Religionen (Beispiel Nationalsozialismus) und stoßen bei vielen Menschen auf die Faszinationskraft von Untergang und Erneuerung. Derartige Bemühungen finden sich häufig in einem esoterischen Zusammenhang, aber auch bei christlich motivierten Eiferern sowie der profanen Unterhaltungsindustrie (Beispiel "Unterhaltungsapokalyptik" in Hollywood). Oftmals verbunden mit Hypothesen um Versprechungen, die ansonsten unabwendbaren, zukünftigen Katastrophen und Apokalypsen vermeiden zu können. Vorraussetzung ist dann der Besitz von einem 'höherem Wissen' (Gnosis).

Mitunter soll eine Apokalypse nur bestimmte Teile der Bevölkerung treffen. Anhänger bestimmter Glaubensrichtungen und -praktiken könnten ihnen als Elite im Sinne einer Erlösung entkommen. Oder Gott überlasse die Erde phasenweise dem Satan (Sintflut).

Endzeitprophezeiungen haben ihren Zweck:

  • Sie können die unangefochtene Autorität und Macht des Prophezeienden sichern und Anhänger in Angst an diesen binden. Die Sekte kann sich besser gegen eine dem Untergang geweihte Außenwelt abgrenzen. Nur der Prophet hat einerseits Zugang zum Wissen um die düstere Zukunft - aber auch um Wege diesen Weg zu verlassen.
  • Entlastende Funktion bei Anhängern des Katastrophismus, die eigene Lebensängste und psychische Störungen oder eigene Unfähigkeit zum selbstgestalteten Leben auf ein entferntes, kosmisches oder unabwendbares Ereignis oder unheilstiftende hypothetische Greys / Reptiloide / Illuminaten / Juden abwälzen können. Der Katastrophismus kann auch als eine Art Opferkult durch kosmische Ereignisse und Katastrophen zur Aggressionsbewältigung gesehen werden.

Nach Christoph Marx und Gunnar Heinsohn hat der Antisemitismus seinen Ursprung in der allgemeinen Ablehnung und Ausgrenzung der Pharisäer (Ursprungsbewegung der Juden), da diese sich seit etwa 600 v.Chr. ausgehend vom Stammvater Abraham weigerten, weiter zu opfern und somit wachsende Schuldgefühle bei den weiter opfernden Priestern verursachten.

Der mit dem Skeptizismus sympathisierende, italienische Schriftsteller Umberto Eco sprach von einer Einteilbarkeit in Apokalyptiker und Integrierte. Nach Eco plage die Idee der Apokalypse heute eher Atheisten als Christen: Ich wage nun die Behauptung, daß der Gedanke an ein Ende der Zeiten heute typischer für die Welt der Nichtgläubigen als für die der Christen ist." Die Verzweiflung rühre von der Annahme her, das Ende der Zeiten sei wissenschaftlich unvermeidlich, die Hoffnung auf die Ewigkeit habe abgedankt: Zum Teufel mit denen, die nach uns kommen.

Die esoterisch-okkulten pessimistischen Prophezeiungen

Als Beispiel für "versektete", esoterische Apokalpytik kann man die Sekten Fiat Lux und Universelles Leben nennen. Uriella, die Führerin der Sekte Fiat Lux, sah den Weltuntergang für das Jahr 1999 voraus. Sie erwartete einen Planetoiden, welcher auf der Erde einschlagen sollte. 1994 sollte für die Sonnentempler die Welt untergehen. Dieses Ereignis wurde von den Sektenmitgliedern mit einem Gruppenselbstmord (53 Tote) in Szene gesetzt. Nach dem Tod sollten sie in feinstofflicher Form durch den Kosmos zum Planeten Sirius fliegen, wo sie zu christusähnlichen Sonnenwesen werden würden, während die Erde von apokalyptischen Ereignissen geschüttelt würde. 38 von den 53 Opfern, die den 'Transit' zum Planeten Sirius nicht freiwillig mitmachen wollten, wurden von der Sekte umgebracht. Bhagwan Shree Rajneesh sagte ebenfalls den baldigen Weltuntergang für die Jahre 1984-1999 voraus.

Christlich-biblisch-apokalyptische Prophezeiungen

Als Beispiel kann die "Offenbarung des Johannes" der neutestamentarischen Bibel genannt werden. Hier tauchen Bilder von "Apokalyptischen Reitern" auf, einem "Tausendjährigen Reich", "Weltgericht" bis hin zu Drachen und merkwürdigen Flügelwesen. Ein neueres Beispiel sind die Zeugen Jehovas, Edgar Cayce oder Davidianer. Im Jahre 2000 sollte für die Zeugen Jehovas endgültig die Welt untergehen. Dies war bereits der vierte nicht eingetretene Weltuntergangstermin aus dem Haus der Zeugen (nach 1914, 1925 und 1975). Der amerikanische Prophet Edgar Cayce verkündete im Jahre 1945 den Weltuntergang mit schweren Erdbeben im Jahre 2000. Die Mittelmeerländer würden vom Meer verschlungen.

Zwei prominente apokalyptische Deuter waren der württembergische Kirchenvater Albrecht Bengel (1687 bis 1752) und der amerikanische baptistische Prediger William Miller (1782 bis 1849), auf den direkt oder indirekt die Prophezeiungen der Jehovas Zeugen und die Siebenten-Tags-Adventisten zurück gehen.

Bibeldeuter und Bibel-Codes

Viele Autoren versuchten aus der Bibel Code-Worte zu erkennen, mit Hinweisen auf mögliche Apokalypsen. Der amerikanische Journalist und Bestseller-Autor Michael Drosnin will nach einem eigenwilligen Bibel-Code die Wörter "Weltkrieg" und "atomarer Holocaust" aus der Bibel herausgelesen haben, und zwar im Zusammenhang mit der Jahreszahl 2006.

Jüdische Apokalyptik

astrologische Weltuntergänge und Katastrophen

Die Fernsehastrologin Elisabeth Tessier hielt auf Grund einer bestimmten Planetenkonstellation im Jahre 2000 den Weltuntergang für möglich.

Nostradamus

Nostradamus

Der französische Pestarzt und Astrologe Nostradamus (1503-1566) wird immer wieder zur Datierung von Katastrophen herangezogen: Im Vers 72 der X. Centurie heißt es bei ihm: "Im Jahr neunzehnhundertneunundneunzig, im siebten Monat, wird vom Himmel ein großer König des Schreckens kommen, um den großen König von Angolmois wiederauferstehen zu lassen. Vor und nach einem Krieg wird er mit Erfolg regieren." Das führte vor der Sonnenfinsternis 1999 zu zahllosen Untergangsvorhersagen und viel Arbeit für die Weltanschauungsbeauftragten. Zwischen Ende 2010 und 2015 sieht der bekannte Nostradamus-Deuter Manfred Dimde zwei große Kriege, "welche die nördliche Halbkugel zu 50% entvölkern werden". Der Geologe und Nostradamusforscher Professor Alexander Tollmann war davon überzeugt, dass im September 1999 ein Komet in die Erde einschlagen würde. Als Folge sollte ein 600 Grad heißer Sturmwind und ein gigantisches Erdbeben mehrfach um die Erde gehen. Dadurch würde ein 'Weltenbrand' entstehen, durch dem es zu einer weltweiten Verdunkelung durch Staub u. Wolkenschichten kommen sollte. Einen Monat später, im August, sollte nach Tollmann der Dritte Weltkrieg ausbrechen mit einer 'Endschlacht bei Köln'.

Immanuel Velikovsky

Karl Leopold von Lichtenfels

Um die Jahrtausendwende "oder bald darauf" siedelt Karl Leopold von Lichtenfels (ein Pseudonym) sein Untergangs-Szenario an: Paris, London und New York sind in Folge eines militärischen Konflikts zwischen Russland und dem Westen bereits völlig zerstört, als ein Himmelskörper Kollisionskurs auf die Erde nimmt. Zwei bis drei Viertel der Bevölkerung kommen um. Schon durch die Schockwellen des Einschlages, die den Planeten entlanglaufen, kommt es zum größten Erdbeben seit Menschengedenken."

Der Maya-Kalender und das Datum 21.12.2012

Nach bestimmten Berechnungen würde das im Maya-Kalender überlieferte Datum für eine neue Maya-Epoche und gleichzeitig das Ende der letzten Epoche (13.0.0.0.0 der langen Zählung) dem 21.12.2012 entsprechen, was in esoterischen Kreisen zu Spekulationen über katastrophale Ereignisse an diesem Tage führt. Der Schweizer Esoteriker und Ufo-Forscher Erich von Däniken etwa glaubt, dass an diesem Tag Außerirdische zur Erde zurückkehren werden. Dieter Broers äußerte in der Hörzu, dass dann eine besonders starke Sonnenaktivität zu erwarten sei, und ein "Synchronisationsstrahl" aus dem Zentrum der Milchstraße die "Menschen neu ausrichtet". Nach Broers würden auch Hellseher nicht weiter als bis zu diesem Zeitpunkt die Zukunft voraussagen können.

Die Nibiru-Katastrophe

Eine katastrophistisch-esoterische Spekulation besagt, dass es im Sonnensystem einen Riesenplaneten mit einer Umlaufzeit von 3.600 Jahren gäbe, der eine stark elliptische Bahn habe und dessen Mond bewohnt sei. Sein Name wird mit Nibiru angegeben. Sein Erscheinen soll jedesmal katastrophale Folgen auf der Erde haben.

Literatur

  • Norman Cohn: Die Erwartung der Endzeit. Vom Ursprung der Apokalypse [zuerst engl. 1993], Frankfurt a. M. / Leipzig 1997

Weblinks