Grigori Grabovoi (Foto: NTW)
Grabovoi in Raum & Zeit

Grigori Grabovoi (russ. Григо́рий Петро́вич Грабово́й, andere Schreibweisen Grigorij Petrowitsch Grabowoj, Grigory Petrovich Grabovoi, geb. 1963 in Kasachstan) ist ein russischer Geistheiler und Erfinder pseudomedizinischer Therapiemethoden wie dem "Heilen mit Zahlenreihen", die auch als Russische Methoden bezeichnet werden. Grabovoi gab zahlenden Kunden gegenüber auch das Heilversprechen, ihre Organe wieder "nachwachsen" oder Tote "auferstehen" zu lassen. Wegen Betruges mit dieser Masche saß Grabovoi eine mehrjährige Haftstrafe ab.

In Russland wurde Grabovoi durch seine "Bewegung zur Verbreitung der Lehren von Grigori Grabowoi" (DRUGG) unterstützt, die zeitweilig sogar den Status einer politischen Partei anstrebte. Grabovoi wollte gar zur Präsidentschaft kandidieren. Ein "Interacademic examination board" der undurchsichtigen Moskauer Organisation International Interacademic Union (IIU) verlieh ihm im Juli 1999 den wertlosen Scheintitel "Professor". Ebenso wertlos ist ein von ihm beanspruchter Dr.-Titel (Grand Doctor of Philosophy) einer "World Distributed University" (WDU, offenbar eng verbunden mit einer "World Information Distributed University"/WIDU und einer "Academie Europeenne d'Informatisation"/A.E.I in Brüssel eines Eduard Evreinov[1]).

Unkritische Beachtung fand Grabovoi in der Esoterikzeitschrift Raum & Zeit[2], beim Freie Energie-Verein Binnotec (Nov. 2010), beim Alpenparlament.TV von Martin Frischknecht sowie im Blog des rechtsgerichteten Ernst Köwing ("Honigmann").

Kurzbiographie

 
wertloser Grand Doctor of Philosophy - Titel der Titelmühle "World Distributed University" (WDU)

Laut eigenen Angaben wurde Grabovoi am 14. November 1963 im Dorf Bogara im Bezirk Kirov in Kasachstan geboren. Er soll bis 1986 "Mechanik" studiert haben. Danach will er in Taschkent (Usbekistan) in einem geheimen Konstruktionsbüro gearbeitet haben, in dem angeblich Raumschiffe entwickelt wurden.

Aktivitäten als Geistheiler und "Totenerwecker"

Vor seinem Bekanntwerden in Westeuropa hatte sich Grabovoi bereits in Russland einen Namen gemacht. "Er hört auf den gleichen Vornamen wie Rasputin, schlägt den Wunderheiler der letzten Zarenfamilie an Dreistigkeit jedoch um Längen", war 2006 im Tagespiegel zu lesen.[3] Seine Person wurde als Beispiel dafür gewertet, in welchem Ausmaß irrationale Elemente derzeit in Russland um sich greifen.[4] Typisch für die russische Situation ist dabei die Verflechtung von Glaubensinhalten mit pseudowissenschaftlichen Elementen. Der russische staatliche Sender RTR nahm sich der Heilslehre von Grabovoi an und ließ Personen zu Wort kommen, die behaupteten, dass Dank Grabovoi bereits verstorbene Familienmitglieder inzwischen wieder lebendig seien. Allerdings ständen sie zu einer Kontaktaufnahme nicht zur Verfügung, da sie sich gerade "im Ausland" aufhielten. Die meisten Untoten, predigt Grabowoj, wollen erst zurückkommen, wenn sich die Zustände in Russland gebessert hätten. Fast jeder russische Esoteriker beruft sich darauf, dass seine Weisheiten von einer wissenschaftlich klingenden Institution verifiziert worden seien (ein Beispiel für solche Einrichtungen ist die "Russische Akademie der Naturwissenschaften" RANS). Auch Grigorij Grabowoj zeigt derartige "Diplome" vor, inklusive des Nachweises seiner RANS-Mitgliedschaft sowie Bestätigungen von Festivals oder Nachweise für angemeldete Markenzeichen.[5] Die Schriftzüge GRABOVOI und GRIGORI GRABOVOI sind in Deutschland seit 2010 eingetragene Wortmarken von Grabovoi.

Heilen mit Zahlenreihen

Auch in westlichen Ländern relativ populär ist Grabovois Erfindung, dass man beliebige Krankheiten durch Konzentration auf bestimmte Ziffernfolgen heilen könne. Mit den Zahlen sei eine "Steuerung der uns umgebende Realität" möglich, was sich nicht auf die Gesundheit beschränke. Einige Beispiele für Zahlencodes:

  • Brustkrebs: 5432189
  • Hautkrebs: 8148957
  • Multiple Sklerose: 51843218
  • Schutz gegen viruelle [sic] Erkrankungen: 7794218
  • Kurzsichtigkeit: 548132198
  • Weitsichtigkeit: 5189988
  • Bluthochdruck: 8145432
  • Übergewicht: 4812412
  • Vergiftungen: 4165412
  • Unbekannte Krankheiten: 1884321
  • Zahnfrakturen: 814454251
  • Normalisierung von Haushaltsproblemen: 137142133914
  • Normalisierung finanzieller Situtationen: 71427321893
  • Schutz gegen Terroranschläge – Bomben: 718914391
  • Schutz gegen Terroransachläge – giftige Gase: 99817
  • Umwandlung von Negativem ins Positive: 1888948

Weitere Zahlen sind auf der Diskussionsseite dieses Artikels aufgeführt. Die Methode wird manchmal auch "Informations-Therapie" genannt. Es sind auch Varianten zu finden, wonach der Anwender sich nicht auf die jeweilige Zahl konzentrieren, sondern sie auf die erkrankte Körperstelle schreiben soll. Beim Heilpulsieren, einer von Grabovoi inspirierten Erfindung der bayerischen Heilpraktikerin Silke Heß, spielen "Wundercodes" eine Rolle, die "zusammen mit einem Lächeln und aufrechter Körperhaltung" angewendet würden. Die Autorin Petra Neumayer greift für ihr Konzept des "Heilens mit Zahlen", das sie seit 2011 mit einem gleichnamigen Buch bewirbt, ausdrücklich auf Grabovois Vorstellungen zurück.

Organ-Regenerationen

Grabovoi verspricht auch wundersame "Organ-Regenerationen", da eine "Information" über gesunde Organe in einem "informativen Feld" des Menschen gespeichert seien. Das Wissen um diesen Umstand reiche aus, fehlende oder durch Krankheit ausgefallene Organe wieder nachwachsen zu lassen.

Grabovoi und die Geiselnahme von Beslan

Internationale Bekanntheit erlangte Grabovoi, als er Eltern von Kindern, die 2004 bei dem Geiseldrama in Beslan im Kaukasus getötet wurden, versprach, ihre Kinder gegen Bezahlung von 1.000 Euro wieder zum Leben zu erwecken.[6] 2006 wurde er verhaftet und 2008 wegen dieser und anderer Betrügereien zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt. 2009 reduzierte ein Moskauer Gericht seine Strafe auf acht Jahre und kürzte auch die ihm auferlegte ursprüngliche Geldstrafe von 1 Mio. Rubel um ein Viertel.[7][8] Inzwischen wurde Grabovoi wegen guter Führung nach vier Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen.

Der Betrug um die angeblichen Wiedererweckungen flog auf, als der Journalist Wladimir Worsobin ("Komsomolskaja Prawda") sich mit einem Foto seines verstorbenen angeblichen Stiefbruders bei Grabovoi meldete. Für 1.300 Euro ließ dieser dann den angeblich verstorbenen Stiefbruder wieder beleben und verkündete, dass der Verstorbene auferstanden sei und sich südlich von St. Petersburg versteckt halte. Worsobin, der keinen Stiefbruder hat, schilderte den Fall in einer Reportage und erstattete Anzeige wegen Betrugs. Daraufhin wurde Grabovoi 2006 festgenommen.

Hellsehen von Flugzeugabstürzen

Eine andere Wunderfähigkeit, die sich Grabovoi zuschreibt, ist eine hellsichtige Vorab-Erkennung von Mängeln bei Regierungsflugzeugen. Daher soll er vor bestimmten Flügen "konsultiert" worden sein. Nach eigenen Angaben habe ihm der "Leiter der Zivilluftfahrtverwaltung von Usbekistan", Ganij Masitowitsch Rafikow, eine Stelle als "Inspektor für Sicherheit der Flüge - Fachmann für extrasensorische Prüfung der Flugzeugtechnik" beschafft. Auch das Dienstflugzeug von Boris Jeltsin soll Grabovoi "mental" auf Tauglichkeit getestet haben. Ein von ihm erfundenes Kristallmodul sei in der Lage, Atombombenexplosionen auf die Hälfte ihrer Sprengkraft zu reduzieren. Mehrere Kristalle zusammen könnten sogar die Explosion völlig "nullifizieren".

Seminare

In vielen russischen Regionen finden "Wiederauferstehungsseminare" statt, die 2.000 Rubel (60 Euro) kosten sollen. Einzelsitzungen sollen rund 1.200 Euro kosten. Auch im deutschsprachigen Raum werden Grabovois Methoden durch Seminare und "Ausbildungen" verbreitet. So gibt es Seminare zur "Lehre zur Rettung und harmonischen Entwicklung" und zu seiner Heilung mit Zahlenreihen. In Deutschland ist dabei vor allem das SVET-Zentrum Hamburg[9] von Sergey Eletskiy, Dmitri Rogov und Svetlana Smirnova zu nennen. Des Weiteren gibt es Seminaranbieter, die sich als vom SVET-Zentrum autorisierte Lehrer bezeichnen. Grabovois Lehren werden aber auch in Seminaren mit allgemeinen Titeln wie z.B. "Russische Heilmethoden" behandelt. In Österreich engagiert sich unter anderem eine Firma "GELA Gesundheit und Energie für Leben und Arbeit" aus Innerschwand in Sachen Grabovoi.

Zu den "Schülern" von Grabovoi zählen auch Nadezhda Koroleva und ihr Ehemann Vadim Korolev, sowie Igor Witaljewitch Arepjev and Arkady N. Petrov.

Zitate

  • Ich, Grigori Petrowitsch Grabowoi, geboren am 14. November 1964 in dem Dorf Bogara, Kirow-Landkreis, Gebiet Tschimkent, Kasachstan, erkläre, dass ich, Girgori Grabowoi, die zweiten Niederkunft Jesu Christi auf Erden bin.[10]

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise