Bio-Elektronische Terrain-Analyse nach Vincent: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Bio-Elektronische Terrain-Analyse nach Vincent''' (''BETA'', auch ''Bio Terrain Analyse BTA'', ''Bio-Elektronik nach Vincent BEV'' oder ''Vincents Bioelektronik'') ist eine [[pseudomedizin]]ische Methode aus den 1950er Jahren, die auf den französischen Hydrologen Louis-Claude Vincent (1906-1988) zurückgeht und sich trotz fehlender Plausibilität und nicht nachgewiesener Wirksamkeit in [[Heilpraktiker]]kreisen als eine [[Humoralpathologie|humoralpathologisch]] orientierte Diagnosemethode hält. Vincent hatte seine Methode ursprünglich zur Untersuchung von Trinkwasser entwickelt.
  
[[image:lcvincent.jpg|Louis-Claude Vincent|thumb]]
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==Allgemeines zum Verfahren==
[[image:betavincent.jpg|Bioelektronigramm nach Vincent (Bild: Erich Rasche / Med-Tronik Friesenheim)|thumb]]
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Bei der Methode werden die drei einfach zu bestimmenden Größen pH-Wert, Redoxpotential und elektrischer Widerstand aus den Körperflüssigkeiten Blut, Speichel und Urin ermittelt. Diese Messwerte werden grafisch in ein "Bioelektronigramm" eingetragen. Dieses Diagramm soll es erlauben, ein Bild des jeweiligen biologischen Terrains (im Sinne von Milieu) zu erhalten, das eine diagnostische Aussage zulasse. Dadurch sollen "latente Stoffwechselstörungen" aufgedeckt werden können. Auch könne eine [[Übersäuerung]] erkannt werden.
Die '''Bio-Elektronische Terrain-Analyse nach Vincent''' (''BETA'', auch ''Bio Terrain Analyse BTA'', ''Bio-Elektronik nach Vincent BEV'' oder ''Vincents Bioelektronik'') ist eine [[pseudomedizin]]ische Methode, die auf Erfindungen des französischen Hydrologen Louis-Claude Vincent (1906 - 1988) aus den 1950er Jahren zurückgeht und sich, trotz fehlender Plausibilität oder nachgewiesener Eignung, in [[Heilpraktiker]]kreisen als eine [[Humoralpathologie|humoralpathologisch]] orientierte Diagnosemethode hält.  
 
  
Die Anwendung der BETA erlaubt auch die absurde Schlussfolgerung, dass ausgewiesene Gifte eine "Eignung" erlauben, wenn zufällig die Messwerte nach der Methode dafür günstig erscheinen.
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Bestimmte Terraine (Milieu) seien krankheitsauslösend und damit quasi der Boden für eine entsprechende Anfälligkeit. Der Entzug eines krankheitsauslösenden Nährbodens sei der Weg zur Gesundung. Zitat Vincent: "Entziehe der Krankheit ihren Nährboden und die Krankheit stirbt ab!" Daraus ergäben sich entsprechende therapeutische Konsequenzen. Meist wird hier auf Diäten und [[Nahrungsergänzungsmittel]] verwiesen. Fehlende Elektronen sollen in die Norm zurückgeführt werden, heißt es bei BETA-Anhängern ominös.
  
Kurz gefasst werden nach dieser Methode drei einfach zu bestimmende Parameter aus den Körperflüssigkeiten Blut, Speichel und Urin ermittelt, die auch ''Terrain'' genannt werden (terrain, französisch: Boden). Dadurch sollen "latente Stoffwechselstörungen" aufgedeckt werden, die als Auslöser für Krankheiten aufgefasst werden. Diese Zusammenhänge werden nach Ansicht der Befürworter von der herkömmlichen wissenschaftsmedizinischen Laboratoriumsmedizin ignoriert.
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Das Verfahren wird auch zur "Früherkennung" von Krebs eingesetzt. Nachweise für eine derartige Eignung gibt es nicht. Außer zur pseudomedizinischen Diagnostik wird es auch benutzt, um das "Terrain" von Substanzen wie Trinkwasser, Lebensmitteln, Arzneimitteln usw. zu bestimmen. Daher wird die Methode manchmal auch von Anhängern einer [[Wasserbelebung|"Wasserbelebung"]] propagiert. Man könne damit auf einfachste Weise feststellen, ob bestimmte Medikamente für den Patienten geeignet sind. Belastende Giftstoffe in Lebensmitteln seien mit der Methode erkennbar, ohne eine weitergehende Analytik auf toxische Substanzen durchführen zu müssen. Umgekehrt mache das Diagramm auch erkennbar, ob eigentlich giftige Substanzen in bestimmten Fällen zur Einnahme geeignet sind.
  
Die ermittelten Messwerte werden sodann mit einer eigenen "energetischen Quantifikation" bearbeitet und grafisch in ein "Bioelektronigramm nach Vincent" eingetragen. Das Diagramm soll es erlauben, ein Bild des jeweiligen biologischen Terrains (im Sinne von Milieu) zu erhalten, das eine diagnostische Aussage zulasse. Mit den drei Parametern könne auch generell jedes Terrain von Substanzen wie Wasser und anderen Flüssigkeiten, von Lebensmitteln, Arzneimitteln usw. bestimmt werden.
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==Messwerte==
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* pH-Wert, als so genannter "magnetischer Faktor" eines Terrains
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* rH2-Wert (oder rH-Wert), als Maß für das auf Wasserstoff bezogene Redoxpotential eines Terrains, ausgedrückt als der negative dekadische Logarithmus des Wasserstoffpartialdrucks (also rH = -log pH), mit welchem eine Platinelektrode beladen sein müsste, um eine der Lösung entsprechende Reduktionswirkung auszuüben. Dieses Maß ist in der heutigen Chemie nicht mehr gebräuchlich. Das [https://de.wikipedia.org/wiki/Redoxpotential Redoxpotential Eh (heute: Redoxspannung)] einer bestimmten Substanz bezeichntet ihre proprietäre Tendenz, bei definierten Werten für Temperatur und pH-Wert Elektronen aufzunehmen, also reduziert zu werden (siehe Artikel [https://de.wikipedia.org/wiki/Reduktion_(Chemie) Reduktion] in der Wikipedia). Es lässt sich auch als Konzentrationsverhältnis von oxidierten und reduzierten Stoffen im Wasser beschreiben. Die Redoxpotential liegen zwischen +800 mV (stark oxidierendes Milieu) und -300 mV (stark reduzierendes Milieu). Hohes Potential herrscht in sauerstoffreichem Milieu vor. Niedriges Potential weist auf Sauerstoffmangel hin. Die Einheit ist dabei das Volt bzw. das Millivolt mV. Bei Bezug auf Wasserstoff findet sich in der Literatur auch die Bezeichnung rH. Mit Hilfe von Redoxsonden und unter Berücksichtigung der Temperatur kann die Redoxspannung wässriger Lösungen bestimmt werden, wobei die Messung anspruchsvoll ist und in Einzelfällen sehr lange dauert. Auch in der Bodenkunde spielt das Redoxpotential eine Rolle. Unterschieden wird dabei nach oxidativen Böden mit positiven Werten (gemessen in mV) und reduktiven Werten, die negative Werte annehmen können.<br>Da bei Vincent-Anhängern mit dem negativen dekadischen Logarithmus des Redoxpotentials rH (rH2) argumentiert wird, ergibt sich die Möglichkeit von Verwechselungen.<br>In der Chemie gilt in Bezug zu Wasser folgende Einteilung in rH-Werten<ref>http://www.angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de/paramete.htm</ref>:
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::*rH = 0 bis 9: stark reduzierende Eigenschaften
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::*rH = 9 bis 17: vorwiegend schwach reduzierend
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::*rH = 17 bis 25: indifferente Systeme
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::*rH = 25 bis 34: vorwiegend schwach oxidierend
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::*rH = 34 bis 42: stark oxidierend
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* R-Wert, als elektrischer Widerstand und als angeblicher Indikator des Mineralstoffhaushaltes. Gemeint ist eigentlich der ''spezifische'' Widerstand, normalerweise gemessen in &Omega;&sdot;m.
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Die drei genannten Größen pH, rH2 und R werden in der Vincent-Anhängerschaft manchmal auch "bio-elektronische Koordinaten" genannt. "Gesunde" Werte für pH und rH2 liegen im so genannten Bioelektronigramm im Zentrum. Als Idealwerte für Körperflüssigkeiten werden von Vincent-Anhängern genannt:
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::* Blut: pH = 7,3 ... 7,45, rH2 = 22 mV, R = 210
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::* Speichel: pH = 6,5, rH2 = 22 mV, R = 180
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::* Urin: pH = 6,8, rH2 = 24 mV, R = 30
  
Bestimmte Terraine seien krankheitsauslösend und damit quasi der Boden für eine entsprechende Anfälligkeit. Der Entzug eines angenommenen krankheitsauslösenden Nährbodens sei der Weg zur Gesundung. Zitat Vincent: "Entziehe der Krankheit ihren Nährboden und die Krankheit stirbt ab!"
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Optimales Trinkwasser soll nach Vincent einen pH-Wert von 6.2 bis 6.8, einen rH2-Wert von 22 bis 28 und einen R-Wert von über 6000 Ohm haben, entsprechend unter 165 µS. Ein hoher Wert über 6000 Ohm sei generell ein Indikator für eine [[Entschlackung|"entschlackende"]] Substanz. Demnach wird indifferent bis schwach oxidierendes Wasser bevorzugt.
  
Auf der Basis der eigenen Diagnostik ergäben sich entsprechende therapeutische Konsequenzen. Therapeutisch wird hier auf Diäten und [[Nahrungsergänzungsmittel]] verwiesen. Fehlende Elektronen sollen in die Norm zurückgeführt werden, heißt es ominös in BETA-Kreisen, damit den Krankheiten der Nährboden weitgehend entzogen werde.
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Als vierter Wert wird häufig die "Quantifikation nach Vincent" QV angegeben.
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::QV&nbsp;=&nbsp;(rH2)²&nbsp;/&nbsp;R
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Die Größe QV gebe nach Vincent die "Geschwindigkeit des Energieverlustes" an. Je niedriger QV ist, umso länger verbleibe "Energie" im Wasser oder im Organismus. Da rH2 die Dimension elektrische Spannung hat, hat QV die Dimension Leistung (eigentlich Leistung pro Länge, der erforderliche Proportionalitätsfaktor wird von den Protagonisten der Terrain-Analyse aber üblicherweise weggelassen). Der Wert wird auch µW-Wert genannt, da er in Mikrowatt angegeben wird. Er ähnelt stark der beim [[P-Wert-Test]] ermittelten Größe.
  
Das umstrittene Verfahren nach Vincent wird auch immer wieder zur "Früherkennung" von Krebs eingesetzt. Nachweise für eine derartige Eignung gibt es nicht. Patienten sollten im Zweifel stets auf validierte Methoden setzen und einen Arzt konsultieren.
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==Geräte==
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[[image:Betavincent-Geraet.jpg|thumb|Gerät der Firma Med-Tronik zur Bio-Elektronischen Terrain-Analyse]]
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Ein Gerät für die Bio-Elektronische Terrain-Analyse wird mit dem Produkt MT&nbsp;732 von der Firma Med-Tronik aus Friesenheim angeboten. Med-Tronik ist ansonsten Hersteller für [[Bioresonanz]]geräte. Ein weiteres BETA-Gerät war das BTA S-2000 der Firma VEGA Grieshaber KG (heute Wegamed GmbH, siehe z.B. [[Vega-Test]]), das ab 1997 verkauft wurde. Um das Jahr 2000 war außerdem ein Gerät namens Bioscan&nbsp;2010 auf dem Markt.
  
==Messwerte==
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==Louis-Claude Vincent==
* pH-Wert als sogenannter ''magnetischer Faktor'' eines Terrains
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Louis-Claude Vincent (geb. 10. Januar 1906 Puy-en-Velay, gest. 26. August 1988 in Marsat) war ein französischer Ingenieur, Hydrologe und Autor. Vincent erhielt sein Ingenieursdiplom an der École Supérieure des Travaux Publics.  
* rH2-Wert als Maß für das Redoxpotential des Terrains, bzw. im eigenen Jargon als ''Elektronenzahl'', die über die Reaktionsfähigkeit der einzelnen Moleküle etwas aussage. Eine verminderte Elektronenzahl verlangsame die Reaktionsfähigkeit der Moleküle bis hin zur Ablagerung ''nichtreagibler Substrate'' in das Fett- und Bindegewebe und der sich daraus ergebenden Allergie. Idealwerte für Blut, Speichel und Urin lägen bei 22-24.
 
* R-Wert als elektrischer Widerstand und als angeblicher Indikator des Mineralstoffhaushaltes. Ein hoher ''R-Wert'' über 6000 Ohm sei ein Indikator für ''[[Entschlackung|entschlackendes]]'' Mittel.
 
 
Diese Werte werden aus Blut, Speichel und Urin gemessen.  
 
  
Nach Vincent soll ein optimales Trinkwasser folgende Werte aufweisen:
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Vincent begründet im Jahre 1948 die "Bio-Elektronik" (bio-électronique) . Zusammen mit Jeanne Rousseau gründete er 1956 das private Forschungszentrum Bioelektronik (centre de recherche bio-électronique) in Avrillé (Departement Maine-et-Loire).
# pH: 6.2 – 6.8
 
# rH: 22 – 28
 
# R : > 6000 Ohm
 
  
==Zwecke==
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Mit dem deutschen Arzt, SS-Oberscharführer und [[Scientology|Scientologen]] [[Franz Morell]] gründete er auch die Internationale Gesellschaft der Bioelektronik (Société Internationale de Bio-Électronique Vincent) - S.I.B.E.V. Franz Morell gilt als einer der Erfinder der pseudomedizinischen [[Bioresonanz]].
Befürwortern zufolge könne man mit der Methode auf einfachste Weise feststellen, ob bestimmte Medikamente für den Patienten geeignet sind, ohne zeitraubend die Gegenindikationen der Produktbeschreibung berücksichtigen zu müssen. Auch Wasserproben, Getränke, Lebens- und Genussmittel ließen sich analog sehr einfach beurteilen, ohne eine weitergehende Analytik auf toxische Substanzen durchführen zu müssen. D.h. Gifte, die im Diagramm als geeignet erscheinen, sollen es dann auch sein. Belastende "Toxine" seien mit der Methode genauso erkennbar wie eine mögliche [[Übersäuerung]] oder ein angeblicher Bedarf an Vitalstoffen.  
 
  
==Geschichte==
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Vincent befasste sich als Schriftsteller auch mit einem sagenhaften, hypothetischen Kontinent namens [http://de.wikipedia.org/wiki/Mu_(Kontinent) MU], dessen ehemalige Existenz von der wissenschaftlichen Geologie verneint wird. Gemeinsam mit anderen setzte sich Vincent in Frankreich für eine "biologische Landwirtschaft" ein.<ref>’agriculture biologique</ref>
Die Bio-Elektronische Terrain-Analyse wurde von dem französischen Hydrologen und Regierungsbeamten Louis-Claude Vincent in den 1950er Jahren ursprünglich zur Befundung von Trinkwasserproben erfunden. Als Basis der BETA werden auch anekdotisch Vincents angebliche Erkenntnisse zum angeblich langlebigen Volk der [[Hunza]] herangezogen.
+
Vincent gilt in Frankreich zusammen mit anderen Personen als Begründer der "Nouvelle Droite" ("Neue Rechte").<ref>Pierre André Taguieff, Sur la Nouvelle Droite: jalons d'une analyse critique, Seite 236, Verlag Descartes et Cie, 1994</ref>
==Hersteller==
 
Ein Hersteller für Geräte zur Messung des Redoxpotials ist die Firma Med-Tronik aus Friesenheim<ref>Med-Tronik GmbH, Geschäftsführer: Dipl. Ing. Peter Pilgram, Daimlerstr. 2, D-77948 Friesenheim</ref> mit dem Produkt MT732. Med-Tronik ist ansonsten Hersteller für [[Bioresonanz]]geräte. Weitere Geräte zur BETA nach Vincent sind die Modelle BTA S-2000 und Bioscan 2010.
 
  
 
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
 
*[[P-Wert Test]]
 
*[[P-Wert Test]]
 +
*[[Wasserfilter]]
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
*http://www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/Tests/bioter.html (englisch)
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[http://www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/Tests/bioter.html Stephen Barrett: Biological Terrain Assessment Is Nonsense. Quackwatch.org, 9. April 2002]
 
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
 
<references/>
 
<references/>
 
[[category:Diagnostik in der Pseudomedizin]]
 
[[category:Diagnostik in der Pseudomedizin]]

Aktuelle Version vom 20. Januar 2018, 14:15 Uhr

Louis-Claude Vincent
Bioelektronigramm nach Vincent
Vereinfachtes Bioelektronigramm

Die Bio-Elektronische Terrain-Analyse nach Vincent (BETA, auch Bio Terrain Analyse BTA, Bio-Elektronik nach Vincent BEV oder Vincents Bioelektronik) ist eine pseudomedizinische Methode aus den 1950er Jahren, die auf den französischen Hydrologen Louis-Claude Vincent (1906-1988) zurückgeht und sich trotz fehlender Plausibilität und nicht nachgewiesener Wirksamkeit in Heilpraktikerkreisen als eine humoralpathologisch orientierte Diagnosemethode hält. Vincent hatte seine Methode ursprünglich zur Untersuchung von Trinkwasser entwickelt.

Allgemeines zum Verfahren

Bei der Methode werden die drei einfach zu bestimmenden Größen pH-Wert, Redoxpotential und elektrischer Widerstand aus den Körperflüssigkeiten Blut, Speichel und Urin ermittelt. Diese Messwerte werden grafisch in ein "Bioelektronigramm" eingetragen. Dieses Diagramm soll es erlauben, ein Bild des jeweiligen biologischen Terrains (im Sinne von Milieu) zu erhalten, das eine diagnostische Aussage zulasse. Dadurch sollen "latente Stoffwechselstörungen" aufgedeckt werden können. Auch könne eine Übersäuerung erkannt werden.

Bestimmte Terraine (Milieu) seien krankheitsauslösend und damit quasi der Boden für eine entsprechende Anfälligkeit. Der Entzug eines krankheitsauslösenden Nährbodens sei der Weg zur Gesundung. Zitat Vincent: "Entziehe der Krankheit ihren Nährboden und die Krankheit stirbt ab!" Daraus ergäben sich entsprechende therapeutische Konsequenzen. Meist wird hier auf Diäten und Nahrungsergänzungsmittel verwiesen. Fehlende Elektronen sollen in die Norm zurückgeführt werden, heißt es bei BETA-Anhängern ominös.

Das Verfahren wird auch zur "Früherkennung" von Krebs eingesetzt. Nachweise für eine derartige Eignung gibt es nicht. Außer zur pseudomedizinischen Diagnostik wird es auch benutzt, um das "Terrain" von Substanzen wie Trinkwasser, Lebensmitteln, Arzneimitteln usw. zu bestimmen. Daher wird die Methode manchmal auch von Anhängern einer "Wasserbelebung" propagiert. Man könne damit auf einfachste Weise feststellen, ob bestimmte Medikamente für den Patienten geeignet sind. Belastende Giftstoffe in Lebensmitteln seien mit der Methode erkennbar, ohne eine weitergehende Analytik auf toxische Substanzen durchführen zu müssen. Umgekehrt mache das Diagramm auch erkennbar, ob eigentlich giftige Substanzen in bestimmten Fällen zur Einnahme geeignet sind.

Messwerte

  • pH-Wert, als so genannter "magnetischer Faktor" eines Terrains
  • rH2-Wert (oder rH-Wert), als Maß für das auf Wasserstoff bezogene Redoxpotential eines Terrains, ausgedrückt als der negative dekadische Logarithmus des Wasserstoffpartialdrucks (also rH = -log pH), mit welchem eine Platinelektrode beladen sein müsste, um eine der Lösung entsprechende Reduktionswirkung auszuüben. Dieses Maß ist in der heutigen Chemie nicht mehr gebräuchlich. Das Redoxpotential Eh (heute: Redoxspannung) einer bestimmten Substanz bezeichntet ihre proprietäre Tendenz, bei definierten Werten für Temperatur und pH-Wert Elektronen aufzunehmen, also reduziert zu werden (siehe Artikel Reduktion in der Wikipedia). Es lässt sich auch als Konzentrationsverhältnis von oxidierten und reduzierten Stoffen im Wasser beschreiben. Die Redoxpotential liegen zwischen +800 mV (stark oxidierendes Milieu) und -300 mV (stark reduzierendes Milieu). Hohes Potential herrscht in sauerstoffreichem Milieu vor. Niedriges Potential weist auf Sauerstoffmangel hin. Die Einheit ist dabei das Volt bzw. das Millivolt mV. Bei Bezug auf Wasserstoff findet sich in der Literatur auch die Bezeichnung rH. Mit Hilfe von Redoxsonden und unter Berücksichtigung der Temperatur kann die Redoxspannung wässriger Lösungen bestimmt werden, wobei die Messung anspruchsvoll ist und in Einzelfällen sehr lange dauert. Auch in der Bodenkunde spielt das Redoxpotential eine Rolle. Unterschieden wird dabei nach oxidativen Böden mit positiven Werten (gemessen in mV) und reduktiven Werten, die negative Werte annehmen können.
    Da bei Vincent-Anhängern mit dem negativen dekadischen Logarithmus des Redoxpotentials rH (rH2) argumentiert wird, ergibt sich die Möglichkeit von Verwechselungen.
    In der Chemie gilt in Bezug zu Wasser folgende Einteilung in rH-Werten[1]:
  • rH = 0 bis 9: stark reduzierende Eigenschaften
  • rH = 9 bis 17: vorwiegend schwach reduzierend
  • rH = 17 bis 25: indifferente Systeme
  • rH = 25 bis 34: vorwiegend schwach oxidierend
  • rH = 34 bis 42: stark oxidierend
  • R-Wert, als elektrischer Widerstand und als angeblicher Indikator des Mineralstoffhaushaltes. Gemeint ist eigentlich der spezifische Widerstand, normalerweise gemessen in Ω⋅m.

Die drei genannten Größen pH, rH2 und R werden in der Vincent-Anhängerschaft manchmal auch "bio-elektronische Koordinaten" genannt. "Gesunde" Werte für pH und rH2 liegen im so genannten Bioelektronigramm im Zentrum. Als Idealwerte für Körperflüssigkeiten werden von Vincent-Anhängern genannt:

  • Blut: pH = 7,3 ... 7,45, rH2 = 22 mV, R = 210
  • Speichel: pH = 6,5, rH2 = 22 mV, R = 180
  • Urin: pH = 6,8, rH2 = 24 mV, R = 30

Optimales Trinkwasser soll nach Vincent einen pH-Wert von 6.2 bis 6.8, einen rH2-Wert von 22 bis 28 und einen R-Wert von über 6000 Ohm haben, entsprechend unter 165 µS. Ein hoher Wert über 6000 Ohm sei generell ein Indikator für eine "entschlackende" Substanz. Demnach wird indifferent bis schwach oxidierendes Wasser bevorzugt.

Als vierter Wert wird häufig die "Quantifikation nach Vincent" QV angegeben.

QV = (rH2)² / R

Die Größe QV gebe nach Vincent die "Geschwindigkeit des Energieverlustes" an. Je niedriger QV ist, umso länger verbleibe "Energie" im Wasser oder im Organismus. Da rH2 die Dimension elektrische Spannung hat, hat QV die Dimension Leistung (eigentlich Leistung pro Länge, der erforderliche Proportionalitätsfaktor wird von den Protagonisten der Terrain-Analyse aber üblicherweise weggelassen). Der Wert wird auch µW-Wert genannt, da er in Mikrowatt angegeben wird. Er ähnelt stark der beim P-Wert-Test ermittelten Größe.

Geräte

Gerät der Firma Med-Tronik zur Bio-Elektronischen Terrain-Analyse

Ein Gerät für die Bio-Elektronische Terrain-Analyse wird mit dem Produkt MT 732 von der Firma Med-Tronik aus Friesenheim angeboten. Med-Tronik ist ansonsten Hersteller für Bioresonanzgeräte. Ein weiteres BETA-Gerät war das BTA S-2000 der Firma VEGA Grieshaber KG (heute Wegamed GmbH, siehe z.B. Vega-Test), das ab 1997 verkauft wurde. Um das Jahr 2000 war außerdem ein Gerät namens Bioscan 2010 auf dem Markt.

Louis-Claude Vincent

Louis-Claude Vincent (geb. 10. Januar 1906 Puy-en-Velay, gest. 26. August 1988 in Marsat) war ein französischer Ingenieur, Hydrologe und Autor. Vincent erhielt sein Ingenieursdiplom an der École Supérieure des Travaux Publics.

Vincent begründet im Jahre 1948 die "Bio-Elektronik" (bio-électronique) . Zusammen mit Jeanne Rousseau gründete er 1956 das private Forschungszentrum Bioelektronik (centre de recherche bio-électronique) in Avrillé (Departement Maine-et-Loire).

Mit dem deutschen Arzt, SS-Oberscharführer und Scientologen Franz Morell gründete er auch die Internationale Gesellschaft der Bioelektronik (Société Internationale de Bio-Électronique Vincent) - S.I.B.E.V. Franz Morell gilt als einer der Erfinder der pseudomedizinischen Bioresonanz.

Vincent befasste sich als Schriftsteller auch mit einem sagenhaften, hypothetischen Kontinent namens MU, dessen ehemalige Existenz von der wissenschaftlichen Geologie verneint wird. Gemeinsam mit anderen setzte sich Vincent in Frankreich für eine "biologische Landwirtschaft" ein.[2] Vincent gilt in Frankreich zusammen mit anderen Personen als Begründer der "Nouvelle Droite" ("Neue Rechte").[3]

Siehe auch

Weblinks

Stephen Barrett: Biological Terrain Assessment Is Nonsense. Quackwatch.org, 9. April 2002

Quellennachweise

  1. http://www.angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de/paramete.htm
  2. ’agriculture biologique
  3. Pierre André Taguieff, Sur la Nouvelle Droite: jalons d'une analyse critique, Seite 236, Verlag Descartes et Cie, 1994