Sanazon
Die Sanazon-Therapie (in der Schreibweise von Anbietern meist SanaZon) ist ein pseudomedizinisches Behandlungskonzept der Gifhorner Heilpraktikerin Sabine Linek (geb. 1959). Es handelt sich um einen Methodenmix aus Isopathie, Eigenbluttherapie, Ozontherapie, Homöopathie und Spagyrik. Pseudodiagnostisch wird zudem die Irisdiagnostik und die Dunkelfeldmikroskopie eingesetzt, ergänzt um den Auras-Blank-Blutausstrichtest. Diese der Wahrsagerei zuzuordnende Test wird indes von Sabine Linek nicht genannt. Eigene Kunden und Patienten können sich daher nicht eigenständig über den Test informieren. Das Verfahren hat, wie die Erfinderin selbst zugibt, keine Anerkennung in der wissenschaftlichen Medizin gefunden. Sanazon und das Sanazon-Logo sind geschützte Marken von Linek.[1]
Sabine Linek
Sabine Linek soll in Braunschweig Betriebswirtschaft studiert (über einen Abschluss ist nichts bekannt) und beim Salzgitter-Konzern als Sekretärin gearbeitet haben. Als Vorbild sah Linek den Insektenforscher Günther Enderlein mit seiner Pharmafirma Sanukehl (siehe dazu auch den Artikel zum obsoleten historischen Pleomorphismus) an. Linek ist auch Propagandistin des für medizinische Zwecke völlig untauglichen Desinfektionsmittels Miracle Mineral Supplement (MMS), vor dem Aufsichtsbehörden in mehreren Ländern warnen. Laut Esoterik-Blatt NEXUS sei es Linek zu verdanken, dass der MMS-Erfinder Jim Humble zur Demonstration seines Mittels nach Deutschland eingeladen worden und beim Jupiter-Verlag erschienen sei.[2]
Methode und pseudomedizinische Wahrsagerei
Nach den wenigen Informationen, die zur Methode vorliegen, handelt es sich um eine Form der Eigenbluttherapie. Dem Patienten wird eine geringe Menge Blut entnommen, das sodann mittels Dunkelfeldmikroskopie begutachtet und außerhalb des Körpers mit Ozon angereichert wird. Therapeutisch werden drei Spritzen mit homöopathischen Mitteln eingesetzt. Die genaue Zusammensetzung der Mittel wird von Linek geheimgehalten (Das Geheimhalten von eingesetzten Mitteln war ein typisches Merkmal der Spagyrik und steht im völligen Gegensatz zu Prinzipien der wissenschaftlichen Medizin).
Als mit der Methode behandelbare Erkrankungen wird ein großes Spektrum unterschiedlichster Krankheiten genannt: Bluthochdruck, Infektionen durch Bakterien (inklusive MRSA), Pilze und Viren, Gicht, Allergien, Asthma, Borreliose, Herz-Kreislauf-Leiden, Thrombosen, Depressionen, grauer Star oder Schlaganfall.
Über die diagnostischen Leistungen, die mit Irisdiagnostik und Dunkelfeldmikroskopie im Zusammenhang mit der Sanazon-Methode stehen, berichten auch Patienten im Internet. Offenbar wird versucht, aus der lichtmikroskopischen Betrachtung des Blutes (in der Regel durch medizinische Laien wie Linek) organbezogene Diagnosen zu stellen, so wie es der Wahrsage-Test nach Hannelore Auras-Blank (Blutausstrichtest nach Auras - Blank) vorsieht. Bei Linek werden diese Strukturen im dem mikroskopischen Dunkelfeldbild gesucht. Ihre Dunkelfeld-Aurasskopie Methode beschreibt sie kurz wie folgt:
- ich nehme einen einzigen Tropfen Blut aus der Fingerkuppe, meistens der Ringfinger, den lege ich unter ein „Dunkelfeld-Mikroskop“ und der Tropfen wird 1700-fach vergrößert. Dann sehe ich den gesamten Körper des Patienten – den Kopf, die Ohren, Nacken, Brust, Lunge, Niere, Leber, Milz, aber nur, wenn die Organe nicht richtig arbeiten.
Im Klappentext zu ihrem Buch "Dein Blut lügt nicht" heisst es:
- Für die von ihr entwickelte und patentierte SanaZon®-Therapie bedient sich die Heilpraktikerin der Dunkelfeldmikroskopie nach Professor Günther Enderlein, bei der ein Tropfen Blut 1.700-fach vergrößert wird.
(gemeint ist der Insektenforscher Günther Enderlein, Befürworter des "historischen" Pleomorphismus des 19. Jahrhunderts)
In Fantasiediagnosen heißt es: "keine roten Blutkörperchen mehr im Mittelhirn" ... "Die Brustherzvene war dicht" ... "Die Leber vollkommen dicht" ... "keine Entgiftungsleistung mehr" ... "daher die letzten Jahre über die Haut entgiftet" ... "Die Milz ebenso keine roten B. mehr" ... "Darm dicht und dickes Blut" ... "Linkes Bein ohne rote B." ... "Im re. Fuß ein Thrombus und Borrellien" oder "Bakterien in der Lunge, Schilddrüse, der linken Hirnhälfte". Interessant dabei ist, dass Linek behauptet sich bei ihren räumlichen Zuordnungen an ihren Mikroskopiebildern seitenrichtig orientieren zu können. Habe sie etwa im Okular eine Struktur erkannt, die sich auf die linke Körperhälfte beziehen soll (Beispiel: linker Fuss), dann sehe sie diese auch auf der linken Seite im Mikroskop. Auf eine nicht erklärbare Weise lege sie also stets den Objektträger "richtig herum" unter das Mikroskop. Da bei üblichen Lichtmikroskopen jedoch die Objektträger nur quer zum Betrachter mit Stahlklammern befestigt werden können, ist es de facto unmöglich ein nach ihrer Theorie seitenrichtiges Bild erzeugen zu können. Es wäre zufällig nur dann möglich, wenn die von ihr angenommenen Seiten (links oder rechts) zufällig sich in einer 90 oder 270 Grad Position zum Betrachter befinden würden.
Eine nenenswerte Rezeption blieb der Methode versagt. Lediglich einige wenige Artikel aus der lokalen Presse, das Fliege-Magazin oder Publikationen des Pflegebereichs nahmen sich des Themas an. Für die behaupteten Heilungen und Erfolge liegen keine seriös publizierten Belege oder gar Studienergebnisse vor.
Vermarktung
Trotz der fehlenden Anerkennung als seriöses medizinisches Verfahren behauptet die Erfinderin, dank dieser Methode einen großen heilpraktischen Erfolg erzielt zu haben. So beschäftige sie 15 Angestellte, die in 11 Behandlungszimmern behandeln. Etwa 3.000 Patienten sollen pro Monat nach der Sanazon-Methode behandelt werden und Patienten aus der ganzen Welt müssten mehrere Monate auf einen Termin warten. Die Behandlungen finden in zwei Naturheilpraxen in Gifhorn, Bad Griesbach (im Hotel Columbia) und Travemünde statt. Laut Angaben von Patienten sollen die Behandlungskosten bei 4.000 Euro liegen, so genannte Therapie-"Auffrischungen" nicht mitgerechnet.
Vom Verband sozialer Wettbewerb (VSW) wurde Linek 2009 abgemahnt, weil sie gesetzwidrig irreführende Werbung zu ihrer Methode betrieben hatte. Der VSW warf ihr vor, auf ihren Webseiten Behandlungsmethoden zu bewerben, die "keinen Nutzen" hätten und "die Sanazon-Therapie, unabhängig von Aufklärungsweisen jeglicher Art, eine in jeder Hinsicht untaugliche Methode darstelle". Als Linek sich weigerte, ihre Webseiten konform mit dem Heilmittelwerbegesetz zu formulieren, kam es zum Prozess. In Folge musste sie die Gestaltung ihrer Internetseiten abändern.[3]
An einer Kölner "Dunkelfeld-Akademie" konnte eine Ausbildung zum "SanaZon-Therapeuten" absolviert werden. In der Werbung zum Kurs "Sanazontherapie nach Linek" wurde mitgeteilt, dass das Erlernen von Diagnose und Therapie nach dieser Methode in Wochenendkursen stattfindet.[4]
2012 veröffentlichte Linek ein werbendes Buch zum Thema im Mankau Verlag.[5] Der esoterisch orientierte Musiker Michael Reimann, der angibt, Lineks Patient zu sein, hat "ihre erste Praxis-CD" produziert. Die Kompositionen enthielten die "Schwingungen von Sauerstoff und Vitamin C. Also die Stoffe in akustischer Form, die auch Sabine Linek ihren Patienten gibt." Die Klänge sollen den Heilungsprozess bei der SanaZon-Therapie "auch auf der psychischen Ebene" unterstützen.
In einer im August 2012 anonym erschienenen Kleinanzeige bot eine unbekannte Person aus St. Gallen in der Schweiz Rechte zu Sanazon-Heilmitteln zum Verkauf an.[6]
Zitate
- "Landgericht Hildesheim – Irreführende Indikationsangaben in Heilpraktikerwerbung
Eine Heilpraktikerin hatte im Internet für eine "SanaZon-Therapie" geworben, die auf einer Diagnose mittels Dunkelfeldmikroskopie, Iris-Diagnose und Gespräch beruht und die Elemente Ozon, Isopathie, Spagyrik und Homöopathie enthält. Für diese Therapie hatte sie in ihrer Werbung verschiedene Anwendungsgebiete angegeben, u.a. Herz-Kreislauf-Leiden, Schlaganfälle, Thrombosen und Augenkrankheiten. Das Landgericht Hildesheim untersagte der Heilpraktikerin die Werbung mit den betreffenden Anwendungsgebieten, da wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist, dass die von der Heilpraktikerin beworbene Therapie die genannten Krankheiten heilen oder lindern kann. Grundlage für das Verbot ist § 3 Ziffer 1 Heilmittelwerbegesetz (HWG). Nach dieser gesetzlichen Vorschrift ist eine Werbung irreführend, mit der Verfahren, Behandlungen oder anderen Mitteln eine therapeutische Wirksamkeit oder Wirkungen beigelegt werden, die sie nicht haben. Die Heilpraktikerin hatte angeboten, in ihrer Werbung den einschränkenden Zusatz zu veröffentlichen, dass ihre Therapie und Methoden schulmedizinisch nicht gesichert seien. Das Gericht stellte fest, dass ein derartiger Zusatz nichts an der Unzulässigkeit der verbotenen Angaben ändern würde. (Urteil 11 O 19/09 vom 04.11.2009)" - "SanaZon® kann das Blut zurück in einen besseren Zustand entwickeln und sorgt so für eine effektivere Behandlung durch eine bessere Fließfähigkeit des Blutes.
Ein anschaulicher Vergleich: Versuchen Sie bitte einmal Honig durch einen Strohhalm zu saugen. Es wird Ihnen wahrscheinlich kaum gelingen. Ähnlich verhält es sich mit der Pumpleistung unseres Herzens bei belastetem Blut." (Quelle: www.sanazon.de/1-0-Home.html)
Literatur
- "Die Lebhafte, die Glückliche und ein Sohn auf den Spuren seiner Mutter". Gifhorner Rundschau, Februar 2009
- "Unser Blut – was man darin lesen kann". FLIEGE Magazin Mai 2007
- "Heilerin des Monats: Sabine Linek – Heilen im Dunkelfeld". FLIEGE Magazin November 2006
Quellennachweise
- ↑ Registernummern 30530095 und 30530096, beim DPMA eingetragen am 26.07.2005, Wortmarke Sanazon international (WIPO) eingetragen am 29.01.2008
- ↑ http://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/jim-humble-erstmalig-in-deutschland-beim-kongress-fuer-neuartige-heilmethoden/2?context=category&category=2
- ↑ http://www.presse-luebeck.de/medizin-wellness1.asp?id=2830
- ↑ http://www.dunkelfeld-akademie.de/?page_id=42
- ↑ Sabine Linek: Dein Blut lügt nicht. Meine Heilarbeit mit der Dunkelfeldmikroskopie. Mankau Verlag, 2012
- ↑ Sanazon Info
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