Sarah Hinz

Aus Psiram
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Sarah Hinz ist eine Berliner Friseurin und laut einem Artikel der Berliner Zeitung[1] Initiatorin einer Selbsthilfegruppe mit Namen Zitronenfalter für Eltern autistischer Kinder. Sie betreibt in Berlin den Friseursalon Scratch n Cut. Hinz tritt in der Öffentlichkeit und im Internet als Mutter eines angeblich autistischen Sohns (genauer: frühkindlich autistisch) in Erscheinung, dessen Erkrankung sich Dank einer Ernährungstherapie und durch andere Maßnahmen wie ein "Spielraumprogramm" gebessert haben soll. Im diesem Zusammenhang suggeriert Hinz auch, dass die herkömmliche Medizin ihrem Sohn nicht im gewünschten Maße geholfen habe. Die Initiative Zitronenfalter behauptet auf ihren Webseiten, dass Autismus fast vollständig heilbar sei - ein Standpunkt, der mit dem heutigen Wissensstand der Medizin nicht in Einklang zu bringen ist (siehe dazu auch den Artikel Kerri Rivera).

Sarah Hinz ist trotz fehlender Qualifikation in Gesundheitsfragen geplante Referentin einer Alternativmedizinveranstaltung Spirit of Health Kongress im April 2015 in Kassel (zusammen mit Felicitas Seyffert). Bei der Veranstaltung handelt es sich um eine Promotionsveranstaltung von Leo Koehof (Inhaber des niederländischen Jim-Humble-Verlags "Jim Humble Uitgeverij") und Ali Erhan für das Scharlataneriemittel MMS, vor dem zahlreiche Gesundheitsbehörden weltweit warnen. In der MMS-Szene gilt das Chlordioxid freisetzende Mittel MMS trotz fehlender Belege als eine Art Wundermittel gegen Autismus. Ihre Nähe zur MMS-Szene dokumentiert sie durch Verlinkung zu einem Buch der US-amerikanischen MMS-Propagandistin Kerri Rivera in ihrem Account bei Facebook. Bei Facebook engagiert Hinz sich auch für Dietrich Klinghardt, das Trutherprojekt Kulturstudio und den wegen Diebstahls inhaftierten "Reichsbürger" Michael Dienelt (Freiheit für den politischen Gefangenen Michael Dienelt)[2][3] aus Sachsen.

Die Veranstalter des Spirit of Health Kongresses veröffentlichen auf ihren Webseiten eine Kurzbeschreibung von Sarah Hinz und behaupten bei dieser Gelegenheit, dass deren Sohn durch einen angeblichen "Impfschaden" autistisch geworden sei. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus ist wissenschaftlich nicht nur nicht nachgewiesen, Experten haben in der Vergangenheit einen Zusammenhang verneint.[4][5][6][7][8][9] Autismus findet sich gleich häufig bei geimpften wie ungeimpften Kindern.[10]

Ursprünglicher Erstbehaupter einer entsprechenden Hypothese war Andrew Wakefield, der mit Co-Autoren eine Studie veröffentlichte, die einen derartigen Zusammenhang belegen sollte. Er hatte jedoch verschwiegen, dass er vor Veröffentlichung 55.000 englische Pfund von Anwälten erhielt, die Eltern autistischer Kinder vertraten. Im Februar 2010 wurde der Artikel von The Lancet zurückgezogen. Wakefield gab 2001 seinen Job im Royal Free Hospital in London auf und arbeitet heute für eine Privatklinik in den USA. 2007 musste er sich aufgrund der Vorwürfe vor einem Gericht der britischen Ärztekammer verantworten. Im Mai 2010 wurde in Großbritannien ein Berufsverbot gegen ihn verhängt.

Spielraumprogramm

Das Spielraumprogramm ist eine Variente des Elterntrainings.

Son Rise Programm

Das Son Rise Programm (von sunrise und son) ist eine aus den USA stammende markenrechtlich geschützte Idee von Barry “Bears” Neil Kaufman und Samahria Lyte aus dem Jahr 1974, die eine Art Wunderheilung des frühkindlichen Autismus durch Zuwendung und mehr Verständnis von Seiten der Eltern bewirken soll. Die Firma The Option Institute bietet dazu kostenpflichtige Kurse an.

Quellennachweise

  1. http://www.berliner-zeitung.de/berlin/diagnose-autismus-ploetzlich-lebte-ishak-in-seiner-eigenen-welt,10809148,27494230.html
  2. https://reichsdeppenrundschau.wordpress.com/2015/03/01/der-tiefe-sturz-des-michael-dienelt/
  3. http://forum.sonnenstaatland.com/index.php?topic=780.0
  4. T. Verstraeten, R. L. Davis u. a.: Safety of thimerosal-containing vaccines: a two-phased study of computerized health maintenance organization databases. In: Pediatrics. Band 112, Nummer 5, November 2003, S. 1039–1048, ISSN 1098-4275. PMID 14595043.
  5. Hochspringen A. Hviid, M. Stellfeld u. a.: Association between thimerosal-containing vaccine and autism. In: JAMA. Band 290, Nummer 13, Oktober 2003, S. 1763–1766, ISSN 1538-3598. doi:10.1001/jama.290.13.1763. PMID 14519711.
  6. E. Miller: Measles-mumps-rubella vaccine and the development of autism. In: Seminars in pediatric infectious diseases. Band 14, Nummer 3, Juli 2003, S. 199–206, ISSN 1045-1870. PMID 12913832.
  7. Eric Fombonne u. a.: Pervasive developmental disorders in Montreal, Quebec, Canada: prevalence and links with immunizations. In: Pediatrics, 118. Jg., Nr. 1, 2006, PMID 16818529, S. e139–50
  8. M. Shevell, E. Fombonne: Autism and MMR vaccination or thimerosal exposure: an urban legend? In: The Canadian journal of neurological sciences. Le journal canadien des sciences neurologiques. Band 33, Nummer 4, November 2006, S. 339–340, ISSN 0317-1671. PMID 17168157
  9. F. DeStefano: Vaccines and autism: evidence does not support a causal association. In: Clinical pharmacology and therapeutics. Band 82, Nummer 6, Dezember 2007, S. 756–759, ISSN 1532-6535. doi:10.1038/sj.clpt.6100407. PMID 17928818
  10. Fritz Poustka u. a.: Ratgeber autistische Störungen. Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher. Hogrefe, Göttingen u. a. 2004