Umckaloabo: Unterschied zwischen den Versionen

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Hersteller sind heute die Firmen Spitzner und Schwabe. Arzneimittel mit Pelargonium-Extrakt sind nur in einigen wenigen Ländern der Welt im Handel. So findet sich beispielsweise in der Wikipedia nur ein Eintrag in deutscher, englischer und türkischer Sprache.
 
Hersteller sind heute die Firmen Spitzner und Schwabe. Arzneimittel mit Pelargonium-Extrakt sind nur in einigen wenigen Ländern der Welt im Handel. So findet sich beispielsweise in der Wikipedia nur ein Eintrag in deutscher, englischer und türkischer Sprache.
  
Im Jahre 2003 wurden in Deutschland jährlich 4,1&nbsp;Millionen Packungen im Wert von 55&nbsp;Mio.&nbsp;€ verkauft<ref>http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0303_a.php3</ref> und soll somit Echinacea-Produkten den Rang abgelaufen haben. Für das Jahr 2005 wird der deutsche Umsatz mit 90&nbsp;Millionen Euro angegeben.<ref>http://www.econbot.org/_organization_/07_annual_meetings/meetings_by_year/2007/pdfs/abstracts/brendler.pdf</ref>
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Im Jahre 2003 wurden in Deutschland jährlich 4,1&nbsp;Millionen Packungen im Wert von 55&nbsp;Mio.&nbsp;€ verkauft<ref>http://www.arznei-telegramm.de/zeit/0303_a.php3</ref> und somit soll Echinacea-Produkten der Rang abgelaufen worden sein. Für das Jahr 2005 wird der deutsche Umsatz mit 90&nbsp;Millionen Euro angegeben.<ref>http://www.econbot.org/_organization_/07_annual_meetings/meetings_by_year/2007/pdfs/abstracts/brendler.pdf</ref>
  
 
Nach Europa kam diese Pflanze 1897: Der an Lungentuberkulose erkrankte Engländer Charles Henry Stevens war von einem Zulu-Medizinmann mit dem Wurzelextrakt behandelt worden und behauptete auf diese Weise geheilt worden zu sein. Zurück in Europa verkaufte Stevens das "Geheimmittel" ''Stevens' Cure'' mit einigem Erfolg als vermeintliches Tuberkulosemittel. Eine eingehende Beschreibung der ''Stevens cure'' findet sich hier: [http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?artid=1279998].
 
Nach Europa kam diese Pflanze 1897: Der an Lungentuberkulose erkrankte Engländer Charles Henry Stevens war von einem Zulu-Medizinmann mit dem Wurzelextrakt behandelt worden und behauptete auf diese Weise geheilt worden zu sein. Zurück in Europa verkaufte Stevens das "Geheimmittel" ''Stevens' Cure'' mit einigem Erfolg als vermeintliches Tuberkulosemittel. Eine eingehende Beschreibung der ''Stevens cure'' findet sich hier: [http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?artid=1279998].

Version vom 2. März 2010, 21:38 Uhr

Pelargonium sidoides
Umckaloabo.jpg

Umckaloabo (auch als Kaloba oder Umcka im Handel, auch EPs 7630) ist der Handelsname eines populären Arzneimittels aus Auszügen der Wurzeln der Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides), einer lilafarbenen Geranienart aus der Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniaceae), die in Südafrika wächst.

Der Name Umckaloabo bezieht sich auf die Zulu-Wörter umkhuhlane für fiebrige Krankheiten und uhlabo für Brustschmerz - in der Zulu-Sprache bedeutet Umckaloabo etwa großer Husten.

Umckaloabo wird als nicht-rezeptpflichtiges alkoholhaltiges (bis zu 12%) "pflanzliches Antibiotikum" angeboten und ist zur Behandlung der akuten Bronchitis bei Kindern ab einem Jahr und bei Erwachsenen zugelassen. Die früher von Herstellern beanspruchten Indikationen Mandelentzündung (Angina tonsillaris), Entzündung des Nasen- und Rachenraums (Rhinopharyngitis) und Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) wurden mit der Nachzulassung im Dezember 2005 fallengelassen, Wirksamkeitsnachweise sind dazu nicht erbracht worden. Pelargoniumextrakte sind in der Schweiz ausschließlich zur Behandlung einer akuten Bronchitis zugelassen. Dennoch wird es im Internet massiv auch für alle möglichen anderen Indikationen beworben.

Hersteller sind heute die Firmen Spitzner und Schwabe. Arzneimittel mit Pelargonium-Extrakt sind nur in einigen wenigen Ländern der Welt im Handel. So findet sich beispielsweise in der Wikipedia nur ein Eintrag in deutscher, englischer und türkischer Sprache.

Im Jahre 2003 wurden in Deutschland jährlich 4,1 Millionen Packungen im Wert von 55 Mio. € verkauft[1] und somit soll Echinacea-Produkten der Rang abgelaufen worden sein. Für das Jahr 2005 wird der deutsche Umsatz mit 90 Millionen Euro angegeben.[2]

Nach Europa kam diese Pflanze 1897: Der an Lungentuberkulose erkrankte Engländer Charles Henry Stevens war von einem Zulu-Medizinmann mit dem Wurzelextrakt behandelt worden und behauptete auf diese Weise geheilt worden zu sein. Zurück in Europa verkaufte Stevens das "Geheimmittel" Stevens' Cure mit einigem Erfolg als vermeintliches Tuberkulosemittel. Eine eingehende Beschreibung der Stevens cure findet sich hier: [1].

Aus was besteht Umckaloabo?

Arzneimittel mit Umckaloabo enthalten einen alkoholischen Auszug aus den Wurzeln von Pelargonium sidoides. Im Auszug werden unter anderem mehrfach substituierte Benzopyranonderivate und kondensierte Gerbstoffe gefunden. Bestandteile sind z.B. Scopoletin und Umckalin. Unter den Gerbstoffen finden sich Proanthocyanidine. In Auszügen aus Pelargonium Wurzeln finden sich auch Cumarine, die ein mögliches Blutungsrisiko bergen [3]. Außerdem wird Kindern mit dem umstrittenen Mittel 12%iger Alkohol zugeführt.

Pelargonium sidoides-Anbau

Die für Umckaloabo notwendige Beschaffung der Wurzeln der Pflanze Pelargonium sidoides geschah früher durch Wildsammlung. Heute wird die Pflanze speziell zur Umckaloabo-Herstellung in Plantagen angebaut. Geerntet wird die Pflanze wenn sie drei Jahre alt ist. Erst nach dieser Zeit haben die Wurzel einen ausreichenden Wirkstoffgehalt erreicht.

Studienlage / Wirksamkeit

Randomisierte kontrollierte Umckaloabo Vergleichsstudien mit Standardantibiotika existieren derzeit nicht. Jedoch erwies sich in klinischen Studien das Wirkstoffgemisch bei Patienten mit akuter Bronchitis als gegenüber Placebo wirksamer, im Vergleich mit Acetylcystein erwies sich Umckaloabo als gleichwertig. Es gibt schwache Hinweise, dass Umckaloabo bei Atemwegsinfektionen die Krankheitsdauer verkürzen und die Beschwerden lindern könnte. Das Mittel kann aber unerwünschte Wirkungen haben, zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden.

Streitigkeiten um Patentrechte an Umckaloabo

Ein Patent des deutschen Pharmaunternehmens Schwabe auf die Herstellungsmethode für Umckaloabo wurde im Januar 2010 vollständig widerrufen. Das Europäische Patentamt in München begründete seine Entscheidung damit, dass das Herstellungsverfahren keine Erfindung von Schwabe sei und somit aus technischen Gründen nicht den Anforderungen des Patentrechts gerecht wird.[4][5].

Literatur

  • Timmer A, Günther J, Rücker G, Motschall E, Antes G, Kern WV. Pelargonium sidoides extract for acute respiratory tract infections. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, Issue 3.
  • Agbabiaka T.B., Guo R., Ernst E. Pelargonium sidoides for acute bronchitis: a systematic review and meta-analysis. Phytomedicine, 2008, 15(5), 378-85
  • E Ernst. Stevens' cure for tuberculosis. JRSM 2002, Volume 95, Number 11, Seite 575
  • Anon. Tuberculosis. Its treatment and cure with the help of Umckaloabo (Stevens). London, (ca. 1930).
  • Bladt S, Wagner H. From the Zulu medicine to the European phytomedicine Umckaloabo. Phytomedicine 2007, 14, Suppl. 1, 2-4.
  • Bladt S. Zur Chemie der Inhaltsstoffe der Pelargonium reniforme Curt.-Wurzel (Umckaloabo). Dissertation München 1974

Weblinks

Quellennachweise