Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht

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Roland Liebscher und Petra Bracht

Die Schmerzpunktpressur nach Liebscher und Bracht (auch Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht oder seit 2007 LnB-Painless-Methode) ist eine außerwissenschaftliche Methode der Manualtherapie zur Behandlung von Schmerzzuständen. Die Methode basiert dreigliedrig auf dem therapeutischen mechanischen Druck bestimmter angenommener "Schmerzpunkte" sowie Dehnungsübungen, die der Patient selbsttätig durchführen soll, und bestimmten ergänzenden Maßnahmen.

Die Methode zeigt Ähnlichkeiten zu anderen "Triggerpunkt-Therapien", die aus der herkömmlichen Massage und der Osteopathie bekannt sind. Analogien zeigen sich auch zur Akupressur sowie möglicherweise zur Akupunktur der TCM.

Zur Methode liegt keine Fachliteratur zur Auswertung vor. Studien, die die Wirksamkeit belegen sollen, erfüllen nicht die Standards evidenzbasierter klinischer Forschung (Vergleichsgruppen etc.). Unkritische Aufmerksamkeit fand die Methode bei "Stern TV" von Günther Jauch[1]. Sie ist darüber hinaus regelmäßig auf Esoterikmessen anzutreffen.

Erfinder sind das Ehepaar Roland Liebscher-Bracht und Petra Bracht aus Bad Homburg. Petra Bracht (geb. 1956) ist Ärztin für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren und Orthomolekulamedizinerin, Roland Liebscher-Bracht (geb. 1956) ist Maschinenbauingenieur und Erfinder einer "ChiYoga-Bewegungs- und Schmerztherapie" sowie Inhaber mehrerer Kampfsportschulen. Er behauptet, die Methode aus "alten chinesischen Quellen" abgeleitet zu haben, die "spezielle Punkte" (Di-Mak-Punkte) in der Muskulatur erwähnten. In Ausbildungsunterlagen zur Methode wird auch ein geheimnisvoller manualtherapeutischer "Professor" aus Süddeutschland erwähnt (Perle des Ostens), der bei der Entwicklung der Methode eine Rolle gespielt haben soll, dessen Name aber nicht genannt wird.

Eine Behandlung kostet ungefähr 95 Euro. Die Kosten werden von gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen, da ein Wirksamkeitsnachweis fehlt.

Liebscher und Bracht betreiben auch die Ausbildung von Therapeuten in dieser Methodik, bei Kosten von etwa 2500-3000 Euro pro Seminar. Sie wurden auch durch die Coaching-Methode des "Biotuning" bekannt. Das hier gemeinte "Biotuning" ist als eine Art Visualisierungsmethode oder Autosuggestionsmethode zur Aktivierung eines "inneren Arztes" durch Positiv Denken vorzustellen.[2]

Zur "Schmerztherapie nach Liebscher und Bracht" gibt es auch szenetypische Nachahmer wie die "Hockmethode".

Methode

Zur Methode und dem unterstellten Wirkmechanismus machen die Erfinder Angaben (etwa zu einem "Warnschmerz"), die sich lediglich als Wiederholung von bereits seit langem bekannten Erkenntnissen der herkömmlichen Physiologie (bzw. der Physiologie der Muskelfunktion) erweisen. Diese werden jedoch dabei als eine Art eigener Erkenntnis präsentiert und mit imponierenden und schwammigen Phrasen ergänzt wie: "Revolution in der Schmerztherapie: Die Schmerzsprache des Körpers ist entschlüsselt - befreien Sie sich von Ihren Schmerzen!" oder "Das neue Schmerzverständnis: Den Schmerz verstehen."

Tatsächlich enthält diese Lehre keinerlei Elemente, die der herkömmlichen Medizin unbekannt wären.

Während einer therapeutischen Sitzung nach der Schmerzpunktpressur nach Liebscher und Bracht sucht der Behandler nach muskulären "Schmerzpunkten" im Sinne der hier gemeinten Methodik. Diese werden im Rahmen der Liebscher-Bracht-Lehre am Übergang vom Muskel zur Sehne verortet, an den Golgi-Sehnenorganen. Diese der Wissenschaft lange bekannten Strukturen dienen über Regelkreise einer Begrenzung der Muskelleistung und haben eine schützende und regulierende Funktion.

Laut Liebscher und Bracht müssen diese Sehnenorgane manuell stimuliert werden, um eine muskuläre Entspannung zu erreichen, die wiederum zur Schmerzlinderung führen soll. Zur Stimulation wird auf die "Schmerzpunkte" etwa zwei Minuten lang ein mechanischer Druck ausgeübt.

Zusätzlich soll der Patient regelmäßig bestimmte Dehnungsübungen (Engpassdehnungen) ausführen, um "muskuläre Fehlstellungen" anzugehen und um "gelöste Muskeln umzuprogrammieren".

Laut der Lehre helfe die Methode nicht nur bei Schmerzen, die aus einer muskulären Verspannung herrühren, sondern auch bei Schmerzen durch Schädigungen wie etwa Arthrosen.

Bei Tumorschmerzen oder Schmerzen, die durch Verletzungen verursacht werden, versage jedoch laut Erfindern die Methode.

Laut nicht überprüfbaren Angaben der Erfinder komme es bei 95 Prozent der Patienten zu einer Schmerzlinderung auf "0 bis 30 Prozent des Ausgangsniveaus". Allerdings ist hier davon auszugehen, dass die Angabe nicht auf einem Vergleich mit einer validierten Therapie beruht und nicht als Ergebnis aus einer kontrollierten Studie zu verstehen ist.

Neben den oben genannten Elementen sollen die Patienten unter dem Stichwort "LnB health" auch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel einnehmen sowie Maßnahmen zur Entgiftung von "Fremdmolekülen" durchführen.

Zitate aus der Werbung

  • "Nahezu jeden Schmerzzustand reduzieren wir innerhalb einer halben Stunde um 70 bis 100 Prozent. Das gelingt uns bei über 90 Prozent der Schmerzpatienten."

Weblinks


Siehe auch

Sanfte Manuelle Therapie nach Graulich

Quellennachweise

  1. Stern-TV 10.6.2009
  2. Petra Bracht: "BioTuning ist eine Anleitung seinen 'inneren Arzt' zu aktivieren. Es vereint überliefertes und naturheilkundliches Wissen mit modernsten schulmedizinischen Erkenntnissen. Ziel dieses Anti-Aging-Konzeptes ist es, die Lebensqualität in allen Facetten zu tunen und optimieren. Tunen bedeutet hier die Feinabstimmung mit natürlichen Mitteln und mit Freude. Es geht darum, Spaß am Essen, an der Bewegung und am Leben zu haben. Jeder kann das Programm anwenden, egal in welchem Zustand und in welchem Alter. Es ist nie zu spät."