Bio-Elektronische Terrain-Analyse nach Vincent

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Louis-Claude Vincent
Bioelektronigramm nach Vincent
Vereinfachtes Bioelektronigramm

Die Bio-Elektronische Terrain-Analyse nach Vincent (BETA, auch Bio Terrain Analyse BTA, Bio-Elektronik nach Vincent BEV oder Vincents Bioelektronik) ist eine pseudomedizinische Methode aus den 1950er Jahren, die auf den französischen Hydrologen Louis-Claude Vincent (1906-1988) zurückgeht und sich trotz fehlender Plausibilität und nicht nachgewiesener Wirksamkeit in Heilpraktikerkreisen als eine humoralpathologisch orientierte Diagnosemethode hält. Vincent hatte seine Methode ursprünglich zur Untersuchung von Trinkwasser entwickelt.

Allgemeines zum Verfahren

Bei der Methode werden die drei einfach zu bestimmenden Größen pH-Wert, Redoxpotential und elektrischer Widerstand aus den Körperflüssigkeiten Blut, Speichel und Urin ermittelt. Diese Messwerte werden grafisch in ein "Bioelektronigramm" eingetragen. Dieses Diagramm soll es erlauben, ein Bild des jeweiligen biologischen Terrains (im Sinne von Milieu) zu erhalten, das eine diagnostische Aussage zulasse. Dadurch sollen "latente Stoffwechselstörungen" aufgedeckt werden können. Auch könne eine Übersäuerung erkannt werden.

Bestimmte Terraine (Milieu) seien krankheitsauslösend und damit quasi der Boden für eine entsprechende Anfälligkeit. Der Entzug eines krankheitsauslösenden Nährbodens sei der Weg zur Gesundung. Zitat Vincent: "Entziehe der Krankheit ihren Nährboden und die Krankheit stirbt ab!" Daraus ergäben sich entsprechende therapeutische Konsequenzen. Meist wird hier auf Diäten und Nahrungsergänzungsmittel verwiesen. Fehlende Elektronen sollen in die Norm zurückgeführt werden, heißt es bei BETA-Anhängern ominös.

Das Verfahren wird auch zur "Früherkennung" von Krebs eingesetzt. Nachweise für eine derartige Eignung gibt es nicht. Außer zur pseudomedizinischen Diagnostik wird es auch benutzt, um das "Terrain" von Substanzen wie Trinkwasser, Lebensmitteln, Arzneimitteln usw. zu bestimmen. Daher wird die Methode manchmal auch von Anhängern einer "Wasserbelebung" propagiert. Man könne damit auf einfachste Weise feststellen, ob bestimmte Medikamente für den Patienten geeignet sind. Belastende Giftstoffe in Lebensmitteln seien mit der Methode erkennbar, ohne eine weitergehende Analytik auf toxische Substanzen durchführen zu müssen. Umgekehrt mache das Diagramm auch erkennbar, ob eigentlich giftige Substanzen in bestimmten Fällen zur Einnahme geeignet sind.

Messwerte

  • pH-Wert, als so genannter "magnetischer Faktor" eines Terrains
  • rH2-Wert (oder rH-Wert), als Maß für das auf Wasserstoff bezogene Redoxpotential eines Terrains, ausgedrückt als der negative dekadische Logarithmus des Wasserstoffpartialdrucks (also rH = -log pH), mit welchem eine Platinelektrode beladen sein müßte, um eine der Lösung entsprechende Reduktionswirkung auszuüben. In der Chemie wird heute nicht mehr der negative dekadische Logarithmus des Redoxpotentials herangezogen. In der Chemie bezeichnet das Redoxpotential Eh (heute: Redoxspannung) einer bestimmten Substanz ihre proprietäre Tendenz bei einer bestimmten Temperatur und pH-Wert Elektronen aufzunehmen, also dabei reduziert zu werden. (siehe Artikel Reduktion in der Wikipedia). Das Redoxpotential lässt sich auch als Konzentrationsverhältnis von oxidierten und reduzierten Stoffen im Wasser beschreiben. Die Redoxpotential liegen zwischen +800 mV (stark oxidierendes Milieu) und -300 mV (stark reduzierendes Milieu). Hohes Potential herrscht im sauerstoffreichen Milieu vor. Niedriges Potential weist auf Sauerstoffmangel hin. Die Einheit ist dabei das Volt, bzw Millivolt mV. Bei Bezug auf Wasserstoff findet sich in der Literatur auch die Bezeichnung rH. Mit Hilfe von Redoxsonden und unter Berücksichtigung der Temperatur kann die Redoxspannung wässriger Lösungen bestimmt werden, wobei die Messung anspruchsvoll ist und in Einzelfällen sehr lange andeuert. In der Bodenkunde spielt das Redoxpotential eine Rolle. Unterschieden wird dabei nach oxidativen Böden mit positiven Werten (gemessen in mV) und reduktiven Werten, die negative Werte annehmen können.
    Da bei Vincent-Anhängern mit dem negativen dekadischen Logarithmus des Redoxpotentials rH (rH2) argumentiert wird, ergibt sich die Möglichkeit von Verwechselungen.
    In der Chemie gilt in Bezug zu Wasser folgende Einteilung in rH-Werten[1]:
  • rH = 0 bis 9: stark reduzierende Eigenschaften
  • rH = 9 bis 17: vorwiegend schwach reduzierend
  • rH = 17 bis 25: indifferente Systeme
  • rH = 25 bis 34: vorwiegend schwach oxidierend
  • rH = 34 bis 42: stark oxidierend
  • R-Wert, als elektrischer Widerstand und als angeblicher Indikator des Mineralstoffhaushaltes. Gemeint ist eigentlich der spezifische Widerstand, normalerweise gemessen in Ω⋅m.

Die drei genannten Größen pH, rH2 und R werden in der Vincent-Anhängerschaft manchmal auch "bio-elektronischen Koordinaten" genannt. "Gesunde" Werte für pH und rH2 liegen im so genannten Bioelektronigramm im Zentrum. Als Idealwerte für Körperflüssigkeiten werden von Vincent-Anhängern genannt:

  • Blut: pH = 7,3 ... 7,45, rH2 = 22 mV, R = 210
  • Speichel: pH = 6,5, rH2 = 22 mV, R = 180
  • Urin: pH = 6,8, rH2 = 24 mV, R = 30

Optimales Trinkwasser soll nach Vincent einen pH-Wert von 6.2 bis 6.8, einen rH2-Wert von 22 bis 28 und einen R-Wert von über 6000 Ohm haben, entsprechend unter 165 µS. Ein hoher Wert über 6000 Ohm sei generell ein Indikator für eine "entschlackende" Substanz. Demnach wird indifferent bis schwach oxidierendes Wasser bevorzugt.

Als vierter Wert wird häufig die "Quantifikation nach Vincent" QV angegeben.

QV = (rH2)² / R

Die Größe QV gebe nach Vincent die "Geschwindigkeit des Energieverlustes" an. Je niedriger QV ist, umso länger verbleibe "Energie" im Wasser oder im Organismus. Da rH2 die Dimension elektrische Spannung hat, hat QV die Dimension Leistung (eigentlich Leistung pro Länge, der erforderliche Proportionalitätsfaktor wird von den Protagonisten der Terrain-Analyse aber üblicherweise weggelassen). Der Wert wird auch µW-Wert genannt, da er in Mikrowatt angegeben wird. Er ähnelt stark der beim P-Wert-Test ermittelten Größe.

Geräte

Gerät der Firma Med-Tronik zur Bio-Elektronischen Terrain-Analyse

Ein Gerät speziell für die Bio-Elektronische Terrain-Analyse wird mit dem Produkt MT 732 von der Firma Med-Tronik aus Friesenheim angeboten. Med-Tronik ist ansonsten Hersteller für Bioresonanzgeräte. Ein weiteres BETA-Gerät war das BTA S-2000 der Firma VEGA Grieshaber KG (heute Wegamed GmbH, siehe z.B. Vega-Test), das ab 1997 verkauft wurde. Um das Jahr 2000 war außerdem ein Gerät namens Bioscan 2010 auf dem Markt.

Louis-Claude Vincent

Louis-Claude Vincent (geb. 10. Januar 1906 Puy-en-Velay, gest. 26. August 1988 in Marsat) war ein französischer Ingenieur, Hydrologe und Autor. Vincent erhielt sein Ingenieursdiplom an der École Supérieure des Travaux Publics.

Vincent ist der Begründer der "Bio-Elektronik" (bio-électronique) im Jahre 1948. Zusammen mit Jeanne Rousseau gründete er 1956 das private Forschungszentrum Bioelektronik (centre de recherche bio-électronique) in Avrillé (Departement Maine-et-Loire).

Mit dem deutschen Arzt, SS-Oberscharführer und Scientologen Franz Morell gründete er auch die Internationale Gesellschaft der Bioelektronik (Société Internationale de Bio-Électronique Vincent) - S.I.B.E.V. Franz Morell gilt als einer der Erfinder der pseudomedizinischen Bioresonanz.

Vincent befasste sich als Schriftsteller auch mit einem sagenhaften, hypothetischen Kontinent namens MU, dessen ehemalige Existenz von der wissenschaftlichen Geologie verneint wird. Mit weiteren Personen setzte sich Vincent in Frankreich für eine "biologische Landwirtschaft" ein.[2] Vincent gilt in Frankreich zusammen mit anderen Personen als Begründer der "Nouvelle Droite" ("Neue Rechte").[3]

Siehe auch

Weblinks

Stephen Barrett: Biological Terrain Assessment Is Nonsense. Quackwatch.org, 9. April 2002

Quellennachweise

  1. http://www.angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de/paramete.htm
  2. ’agriculture biologique
  3. Pierre André Taguieff, Sur la Nouvelle Droite: jalons d'une analyse critique, Seite 236, Verlag Descartes et Cie, 1994