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===Niedergang der Miasmentheorie===
 
===Niedergang der Miasmentheorie===
Der wissenschaftliche Ruhm, den der Erfolg seiner Hygiene- und Miasmenlehre von Pettenkofer einbrachte, war jedoch nur vorübergehend, da die Cholera trotz sanierender Maßnahmen weiterhin in Europa grassierte. Ab 1883 wurde die Cholera erneut durch den Pilgerverkehr von Indien nach Mekka eingeschleppt und breitete sich anschließend zum fünften Mal in Europa aus. Diese Epidemie forderte letztlich auch in Deutschland, in der Hansestadt Hamburg, mehrere tausend Todesopfer.
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Der wissenschaftliche Ruhm, den der Erfolg seiner Hygiene- und Miasmenlehre Pettenkofer einbrachte, war jedoch nur vorübergehend, da die Cholera trotz sanierender Maßnahmen weiterhin in Europa grassierte. Ab 1883 wurde die Cholera durch den Pilgerverkehr erneut von Indien nach Mekka eingeschleppt und breitete sich anschließend zum fünften Mal in Europa aus. Diese Epidemie forderte letztlich auch in Deutschland, in der Hansestadt Hamburg, mehrere tausend Todesopfer.
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Parallel zu den größeren Hygienebewegungen Deutschlands und Englands wurden mit dieser Epidemie die alten Kontagienlehren des Girolamo Fracastoro (1478-1553) wiederentdeckt.
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Parallel zu den größeren Hygienebewegungen Deutschlands und Englands wurden mit dieser Epidemie die alten Kontagienlehren des Girolamo Fracastoro (1478-1553) wiederentdeckt. Dieser beschrieb bereits 1530, also mehr als 150 Jahre vor der Erfindung der ersten Mikroskope, die Theorie der Ansteckung durch spezifische Keime. Völlig verschwunden war diese Theorie zwar nie, sie wurde aber nur vereinzelt aufgegriffen und erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Jakob Henle (Contagium vivum) erneut betont. Man hatte bereits mehrere (parasitäre) Krankheitserreger finden und ihnen Krankheiten zuordnen können:
 
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Dieser beschrieb bereits 1530, also mehr als 150 Jahre vor der Erfindung der ersten Mikroskope, die Theorie der Ansteckung durch spezifische Keime. Völlig verschwunden war diese Theorie zwar nie, sie wurde aber nur vereinzelt aufgegriffen und erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Jakob Henle (Contagium vivum) erneut betont. Man hatte bereits mehrere (parasitäre) Krankheitserreger finden und ihnen Krankheiten zuordnen können:
      
* 1832: Trichinen-Beschreibung durch Richard Owen
 
* 1832: Trichinen-Beschreibung durch Richard Owen
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* 1851: Distomum haematobium (Bilharziose-Erreger) durch Theodor Bilharz
 
* 1851: Distomum haematobium (Bilharziose-Erreger) durch Theodor Bilharz
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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts herrschte noch ein romantischer Medizinbegriff vor und berühmte Bakteriologen wie Louis Pasteur (1822-1895) und Robert Koch (1843-1910), die bedeutsame Erregernachweise führten, mussten sie gegen die Vorstellungen der Entstehung niederer Organismen durch Urzeugung (z.B. entstanden Maden scheinbar von selbst aus verfaulendem Fleisch) ankämpfen und die Vielgestaltigkeit ([[Pleomorphismus]]) und allseitige Verbreitung (Ubiquität) von Bakterien darlegen. Dass selbst Louis Pasteur anfänglich nicht immer von der krankheitserzeugenden Bedeutsamkeit von Bakterien überzeugt war, erkennt man an seiner Aussage: 'Das Bakterium ist nichts, das Milieu ist alles', die auch heute noch gern im alternativmedizinischen Bereich als Beleg dafür benutzt wird, dass nicht immer ein Keim der Krankheitsauslöser sein müsse, sondern die Abwehrlage, eine nicht näher definierte 'Immunschwäche' oder gar mystische Einflüsse durch das (miasmatisch anmutende) '[[Feinstofflichkeit|Feinstoffliche]]'.
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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts herrschte noch ein romantisches Medizinverständnis vor und berühmte Bakteriologen wie Louis Pasteur (1822-1895) und Robert Koch (1843-1910), die bedeutsame Erregernachweise führten, mussten diese gegen die Vorstellungen der Entstehung niederer Organismen durch Urzeugung (z.B. entstanden Maden scheinbar von selbst aus verfaulendem Fleisch) ankämpfen und die Vielgestaltigkeit ([[Pleomorphismus]]) sowie allseitige Verbreitung (Ubiquität) von Bakterien darlegen. Dass selbst Louis Pasteur anfänglich nicht immer von der krankheitserzeugenden Bedeutsamkeit von Bakterien überzeugt war, erkennt man an seiner Aussage: 'Das Bakterium ist nichts, das Milieu ist alles', die auch heute noch gern im alternativmedizinischen Bereich als Beleg dafür herangezogen wird, dass nicht immer ein Keim der Krankheitsauslöser sein müsse, sondern die Abwehrlage, eine nicht näher definierte "Immunschwäche" oder gar mystische Einflüsse durch das (miasmatisch anmutende) "[[Feinstofflichkeit|Feinstoffliche]]".
    
Mit der Erfindung leistungsfähiger Mikroskope ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Hand in Hand mit der Entwicklung stetig besserer Vitalfärbungen und Anzuchtmethoden, die es erlaubten, Bakterien in lebender Form zu untersuchen, wurden immer mehr Krankheitserreger entdeckt:
 
Mit der Erfindung leistungsfähiger Mikroskope ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Hand in Hand mit der Entwicklung stetig besserer Vitalfärbungen und Anzuchtmethoden, die es erlaubten, Bakterien in lebender Form zu untersuchen, wurden immer mehr Krankheitserreger entdeckt:
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