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[[image:Miasma.jpg|Schema der Samuel Hahnemann'schen Miasmenlehre|thumb]]
 
[[image:Miasma.jpg|Schema der Samuel Hahnemann'schen Miasmenlehre|thumb]]
'''Miasmentheorien''' sind inzwischen überholte historische Konzepte zur Krankheitsentstehung, insbesondere von chronischen Krankheiten, die zu Beginn der Bakteriologie diskutiert wurden. Der Begriff „Misamen“ bedeutet „übler Dunst, Verunreinigung, Befleckung, Ansteckung“. Diese giftigen Ausdünstungen und üblen Gerüche des Bodens waren sah man früher als Ursache von Krankheiten an. Noch heute erinnert die Bezeichnung Malaria (von lateinisch mala aria: schlechte Luft) an dieses Konzept. Der Begriff Miasma wird auch heute noch in der [[Homöopathie]] in einem anderem Zusammenhang verwendet.
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'''Miasmentheorien''' sind inzwischen überholte historische Konzepte zur Krankheitsentstehung, insbesondere von chronischen Krankheiten, die zu Beginn der Bakteriologie diskutiert wurden. Der Begriff „Miasma“ bedeutet „übler Dunst, Verunreinigung, Befleckung, Ansteckung“. Diese giftigen Ausdünstungen und üblen Gerüche des Bodens sah man früher als Ursache von Krankheiten an. Noch heute erinnert die Bezeichnung Malaria (von lateinisch mala aria: schlechte Luft) an dieses Konzept. Der Begriff Miasma wird auch heute noch in der [[Homöopathie]] in einem anderem Zusammenhang verwendet.
    
==Entstehung==
 
==Entstehung==
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnte man sich aufgrund mangelnder Kenntnisse im Bereich der Mikrobiologie und der Mikroskopie die Ursachen vieler Erkrankungen nicht erklären. Eine der Geißeln der Menschheit, die Cholera, schlug (ausgehend vom indischen Subkontinent, v.a. den Wasserläufen in Bengalen) in Europa im 19. Jahrhundert insgesamt fünfmal in Epidemiewellen erbarmungslos zu und kostete zehntausenden Menschen das Leben. Man wusste zwar recht bald, dass gerade diese Seuche in jenen Quartieren am häufigsten anzutreffen war, in denen die Trinkwasser- und Abwasserverhältnisse am miserabelsten waren, aber den eigentlichen Grund dieser dramatisch verlaufenden Durchfallerkrankung mit einer Todesrate bis zu 60% kannte man nicht.
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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts konnte man sich aufgrund mangelnder Kenntnisse im Bereich der Mikrobiologie und der Mikroskopie die Ursachen vieler Erkrankungen nicht erklären. Eine der Geißeln der Menschheit, die Cholera, überzog (ausgehend vom indischen Subkontinent, vor allem der Wasserläufe in Bengalen) Europa im 19. Jahrhundert insgesamt fünfmal mit Epidemiewellen, die zehntausende Menschen das Leben kosteten. Man wusste zwar recht bald, dass gerade diese Seuche in jenen Quartieren am häufigsten anzutreffen war, in denen die Trinkwasser- und Abwasserverhältnisse am miserabelsten waren, aber die eigentliche Ursache dieser dramatisch verlaufenden Durchfallerkrankung mit einer Todesrate bis zu 60% kannte man nicht.
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Die Angst vor den Miasmen führte bereits im Mittelalter bei Seuchenausbrüchen zu quarantäneartigen Maßnahmen, was die weitere Verbreitung der Krankheiten verhinderte. So vergrub man Pestleichen außerhalb der Städte, verbrannte deren Hab und Gut und isolierte Erkrankte von Gesunden.
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Die Angst vor Miasmen führte bereits im Mittelalter bei Seuchenausbrüchen zu quarantäneartigen Maßnahmen, was die weitere Verbreitung der Krankheiten verhinderte. So vergrub man Pestleichen außerhalb der Städte, verbrannte deren Hab und Gut und isolierte Erkrankte von Gesunden.
    
==Miasmen- bzw. Kontagienlehre von Max von Pettenkofer==
 
==Miasmen- bzw. Kontagienlehre von Max von Pettenkofer==
 
Ein bedeutender Vertreter der Miasmentheorie war der am 3. Oktober 1818 in Lichtenheim bei Neuburg geborene promovierte Mediziner Max Pettenkofer.
 
Ein bedeutender Vertreter der Miasmentheorie war der am 3. Oktober 1818 in Lichtenheim bei Neuburg geborene promovierte Mediziner Max Pettenkofer.
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Pettenkofer machte sich neben vielen anderen wissenschaftlichen Tätigkeiten in der Bekämpfung der Cholera einen Namen. Aufgrund seines engagierten Auftretens ist es Max von Pettenkofer verdanken, dass eine langjährige Choleraepidemie in München beherrscht werden konnte - alleine durch hygienische Maßnahmen und Empfehlungen. 1873 wurde er zum Vorsitzenden der vom Reichskanzler berufenen Cholerakommission ernannt, 1883 wurde ihm ein erblicher Adelstitel verliehen.
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Pettenkofer machte sich neben vielen anderen wissenschaftlichen Tätigkeiten in der Bekämpfung der Cholera einen Namen. Aufgrund seines engagierten Auftretens gelang es Max von Pettenkofer, eine langjährige Choleraepidemie in München allein durch hygienische Maßnahmen und Empfehlungen zu beherrschen. 1873 wurde er zum Vorsitzenden der vom Reichskanzler berufenen Cholerakommission ernannt, 1883 wurde ihm ein erblicher Adelstitel verliehen.
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Aufgrund der Lebensgeschichte und seiner wissenschaftlichen Laufbahn als Chemiker, Analyst und Hygieniker ist es leicht verständlich, dass von Pettenkofer den Grund für Seuchen wie der Cholera in Ausdünstungen aus dem Boden sah. Die von ihm entwickelte 'Miasmentheorie' erklärte die Entstehung und Ausbreitung epidemischer Krankheiten allein durch schlechte Ausdünstungen der Umwelt aus Boden, Sümpfen, Wasser oder Luft. Er wurde in seinen Ansichten durch die Erfolge in der Bekämpfung der Münchner Choleraepidemie bestärkt, obgleich aus heutiger Sicht natürlich nicht die 'Miasmen' bekämpft wurden, sondern den Choleraerreger die Vermehrungsmöglichkeiten genommen wurden. Unabdingbare Voraussetzung für die Bekämpfung bakteriell übertragbarer Krankheiten wie Cholera, Typhus u.a. ist jedoch eine exzellente Kanalisation, wassergespülte Toiletten und eine separate Frischwasserzuleitung. In diesem Bereich ist von Pettenkofer stets aktiv gewesen und hier gebührt ihm viel Respekt.
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Aufgrund der Lebensgeschichte und seiner wissenschaftlichen Laufbahn als Chemiker, Analyst und Hygieniker ist es leicht verständlich, dass von Pettenkofer den Grund für Seuchen wie der Cholera in Ausdünstungen aus dem Boden sah. Die von ihm entwickelte "Miasmentheorie" erklärte die Entstehung und Ausbreitung epidemischer Krankheiten allein durch schlechte Ausdünstungen der Umwelt aus Boden, Sümpfen, Wasser oder Luft. Die Erfolge bei der Bekämpfung der Münchner Choleraepidemie bestärkten ihn in seinen Ansichten, obgleich aus heutiger Sicht natürlich nicht die 'Miasmen' bekämpft, sondern den Choleraerregern die Vermehrungsmöglichkeiten genommen wurden. Unabdingbare Voraussetzung für die Bekämpfung bakteriell übertragbarer Krankheiten wie Cholera, Typhus u.a. ist jedoch eine exzellente Kanalisation, wassergespülte Toiletten und eine separate Frischwasserzuleitung. In diesem Bereich war von Pettenkofer stets aktiv und hier gebührt ihm viel Respekt.
    
===Niedergang der Miasmentheorie===
 
===Niedergang der Miasmentheorie===
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