Otto Mühl

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Otto Muehl (geb. 16. Juni 1925, gest. 26. Mai 2013) war ein österreichischer Aktionskünstler und Vertreter des Wiener Aktionismus.[1] Muehl war ebenfalls Gründer der Aktions Analytischen Organisation, der ähnlich wie Guy Claude Burger seine pädophilen, kriminellen Taten mit einem esoterischen Überbau rechtfertigen wollte. Er wurde 1991 wegen schweren sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung von Unmündigen zu 7 Jahren Haft verurteilt.

Sektenstruktur der "Kommune"

Als Verfechter der freien Sexualität und Gründer einer obskuren "Aktions Analytischen Organisation" (AAO) stand er von 1972 bis 1990 einer Kommune auf dem Landgut Friedrichshof im österreichischen Burgenland vor, in der bis zu 700 Anhänger Muehls Lehren unter dessen Anleitung in die Tat umsetzten.[2] Kritiker wie der aus der Sekte ausgeschiedene Andreas Schlothauer verweisen auf die stark autoritären Tendenzen innerhalb der AAO: Muehl setzte sich beispielsweise den Ritualen der Aktionsanalyse selbst nicht aus. Bei der Brechung der „Körperpanzerung“ nach Wilhelm Reich sei als Experiment in Einzelfällen auch die so genannte „Watschenanalyse“ praktiziert worden, bei der sich der Analysand auf seine Hände setzen musste und auf dem Weg in die wieder erlebte Kindheit von Muehl und seinen Therapieschülern Ohrfeigen zu erdulden hatte. Muehl hatte auch die Idee der so genannten „Struktur“, einer Durchnummerierung der Kommunemitglieder im Sinne einer Rangordnung. Auch die Etablierung einer „ersten Frau“ und die Vorbereitung seines Sohnes auf die Nachfolge des Kommunegründers in der Spätphase der Kommune sprechen für extremen Autoritarismus des Gründers.

Anlässlich der Muehl-Schau im Jahr 2004 im Wiener MAK, in der sie den Versuch einer Rehabilitierung des Künstlers sahen, erhoben zwei junge Frauen neue Vorwürfe: Muehl habe nicht nur wie bis dahin bekannt Teenager missbraucht, sondern auch Kinder in jüngerem Alter. In eidesstattlichen Erklärungen schilderten die beiden Opfer, dass Muehl sie als kleine Kinder zu sexuellen Handlungen gezwungen habe. Eine der Frauen sagte aus, sie habe als Fünfjährige, umringt von der Führungsmannschaft der Kommune, Muehl sexuell befriedigen müssen.[3][4] Die beiden Frauen erklärten, sie seien zur Zeit der Gerichtsverhandlung gegen Muehl von Ex-Kommunarden unter Druck gesetzt worden, nicht über die Geschehnisse zu reden.

Das Ende der Sekte in Österreich und der Wiederbeginn in Portugal

Im Jahre 1988 wurde in Österreich ein Strafverfahren gegen Otto Muehl eröffnet, in dem auch Sekten-Mitglieder gegen ihn aussagten. Die Anklage legte dar, dass es zu sexuellem Missbrauch sowie zur Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen kam. Muehl argumentierte, dass alle sexuellen Handlungen stets nach den selbstgesetzten Regeln der Gruppe erfolgten, wobei Kinder gelernt hätten, frühzeitig und bewusst mit ihrer Sexualität umzugehen. Dass dies im Ergebnis einen klaren Widerspruch zu den Gesetzen in Österreich bildete, wollte Muehl nicht anerkennen und wies Vorschläge seiner Berater, etwa durch Reue ein günstigeres Urteil zu erzielen, bis zuletzt ab. Daneben wurde auch die Weitergabe von „weichen Drogen“ an Jugendliche und die öffentliche Kritik als Erziehungsmittel angegriffen. Otto Muehl wurde 1991 zu sieben Jahren Haft verurteilt, die er vollständig verbüßen musste. Der Staatsanwalt erklärte in seinem Plädoyer unter anderem: „Muehl hat Terror ausgeübt. … Otto Muehl hat mit Menschen experimentiert, er hat sie manipuliert... Die Jugendlichen waren nicht freiwillig dort, er hatte ihnen die Eltern genommen und damit die Möglichkeit, die Kommune zu verlassen.“ Nach der Haftentlassung zog sich Muehl ins Ausland zurück. Ab 1998 lebte er mit einer Gruppe von 14 Erwachsenen und deren Kindern in Portugal.[5] Auch dort soll weiter eine "Generationen übergreifende Zärtlichkeit" praktiziert worden sein, wie ein Mitglied der Kommune erklärte.[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Homepage ottomuehl.at, gesehen 18. August 2011
  2. Jürgen von Kremb: "Opfer der Kommune" Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011
  3. Jürgen von Kremb: "Opfer der Kommune" Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011
  4. http://derstandard.at/1583787
  5. Der Spiegel 19/1989: "Wenn du ausziehst, wirst du eine Hure"
  6. Jürgen von Kremb: "Opfer der Kommune" Der Spiegel 10/04. 1. März 2004, aufgerufen am 24. August 2011