Glyconährstoff

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Mit der Wortkreation Glykonährstoff (auch Glyconährstoff) wird in der Werbung für Nahrungsergänzungsmittel von entsprechenden Produktanbietern eine Gruppe von acht Einfachzuckern bezeichnet, denen pauschal gesundheitsrelevante Wundereigenschaften beigemessen werden. In der Werbung ist alternativ auch von "Zauberzuckern" oder "Vitalzuckern" die Rede. In der Chemie und Biochemie ist die Bezeichnung Glykonährstoff ungebräuchlich.So ist beispielsweise in der Wikipedia kein Eintrag zu "Glyconährstoffen" zu verzeichnen.

Eine Mangelernährung an Zuckern, insbesondere Einfachzuckern, ist in der wissenschaftlichen Medizin nicht bekannt.

Was wird in der Werbung als Glykonährstoff bezeichnet?

Eine Durchsicht der Werbeaussagen zeigt, dass mit Glykonährstoffen anscheinend acht aus der Chemie bekannte Kohlenhydrate der Monosaccharide (Einfachzucker) gemeint sind. Eine exakte Definition des Begriffs Glykonährstoff war Anfang 2012 nicht auffindbar. Doppelzucker (Disaccharide) wie Saccharose (Haushaltszucker, Sucrose), Rohrzucker oder Rübenzucker werden offenbar nicht zu den Glykonährstoffen gezählt.

In der Werbung werden im allgemeinen die folgenden acht Substanzen genannt: Fukose (Fucose),Galaktose (Galactose, Schleimzucker), Glucose (Traubenzucker), Mannose, N-acetylneuraminsäure, N-acetylglucosamin, N-acetylgalactosamin und Xylose (Holzzucker). Letztere wird im Organismus nicht verstoffwechselt und in unveränderter Form wieder ausgeschieden und in der Medizin deshalb zur Untersuchung der Magenentleerung und der Resorptionsvorgänge im Darm eingesetzt.

Wunderbehauptungen und Vermarktung

Die jeweils gemeinten Glykonährstoffe werden im Internet und über andere Wege mit unerlaubten gesundheitsbezogenen Werbeaussagen aggressiv beworben. Insbesondere behaupten Anbieter einen angeblichen Zuckermangel bei üblicher "moderner" Ernährungsweise, dem durch die Einnahme der genannten Einfachzucker abzuhelfen sei. Auch seien die "Vitalzucker" etwa in Aloe Vera-Produkten oder "chinesischen Heilpilzen" enthalten.

Einige Anbieter behaupten auch Wunderwirkungen bei Krebs[1] und zu Mannose, Fukose und N-Acetylyglucosamin bei AIDS, da diese Substanzen die Vermehrung des HI-Virus blockieren sollen.

Die Zeitschrift Gute Pillen - Schlechte Pillen stellte 2009 fest, dass Glyconährstoffe zu sehr hohen Preisen verkauft werden und nannte beispielsweise einen Preis von 116 Euro für 100 Gramm Zucker.[2]

Ein bekannter Glykonährstoff-Anbieter aus der Nahrungsergänzungsmittelindustrie ist die Mannatech Incorporated aus Coppell in Texas (USA). In der Mannatech-Werbung werden Glyconährstoffe auch als "Gesundheits- und Wellnessprodukte" bezeichnet, eine Einordnung als Arzneimittel liegt jedoch nicht vor. Das Unternehmen Mannatech vertreibt die Produkte ausschließlich über Multilevel Marketing (MLM). Mannatech geriet im In- und Ausland immer wieder in die Kritik. Anlass waren gesetzlich untersagte Heilversprechen für Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel, die keine Zulassung als Arzneimittel haben. Auch wurde Mannatech vorgeworfen, selbst finanzierte "Studien" zu den eigenen Produkten gefälscht zu haben. Im deutschsprachigen Raum werden Mannatech-Produkte auch über die Sekte Universale Kirche (UK) vertrieben. Ein werbender Jubelartikel zu Mannatech findet sich entsprechend auch in der Esoterikzeitschrift Zeitenschrift[3], die in enger Beziehung zu UK steht. Die Zeitenschrift interviewt in dem Artikel einen Dr. Steve Nugent, der für Mannatech tätig ist und ohne Angabe einer seriös zu nennenden Referenz Glykonährstoffe zur Behandlung von Krebserkrankungen als geeignet ansieht.

Werbung für Glyconährstoffe macht auch ein Sven P. Moritz im Auftrag einer Firma namens Glycopro. In der Schweiz wird Glyconährstoff-Werbung von einer "The World Foundation for Natural Science" in Luzern betrieben.[4]

Ein Autor, der an Laien gerichtete Werke über Glyconährstoffe verfasst, ist der Biologe Josef Pies, der auch Autor werbender Bücher über Kolloidales Silber ist.[5] Pies behauptet in seinem Werk "Heilende Zucker: Gesund durch Glykonährstoffe" Wunderheilwirkungen wie "Stärkung des Immunsystems", Stressvorbeugung und Besserungen bei Krebs, Rheuma, Hauterkrankungen u.v.a.

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.topfruechte.de/2011/03/29/glykonahrstoffe-gesunde-zucker-helfen-auch-bei-krebserkrankungen/
  2. Gute Pillen - Schlechte Pillen: 2009/03, S. 14
  3. http://www.zeitenschrift.com/magazin/52-glykonaehrstoffe.ihtml
  4. The World Foundation for Natural Science, Postfach 7995, CH-6000 Luzern 7
  5. Pies Josef: Heilende Zucker: Gesund durch Glykonährstoffe, VAK Verlag