Günter Bechly

Günter Bechly (16. Oktober 1963, Sindelfingen - 6.Januar 2025, Österreich) war ein deutscher Paläontologe und Entomologe (Insektenkundler). Er war Anhänger Intelligent Design, einer Spielart des Kreationismus.

Leben

Bechly wurde 1963 in Sindelfingen geboren. Von 1987 bis 1991 studierte er Biologie an der Universität Hohenheim und von 1991 bis 1994 Zoologie, Parasitologie und Paläontologie an der Universität Tübingen. 1999 promovierte er bei Wolf-Ernst Reif mit über dieStammesgeschichte der Libellen promoviert.

Von 1999 bis 2016 war er wissenschaftlicher Kurator für Bernstein und fossile Insekten am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart. Er forschte über fossile Libellen aus allen Erdzeitaltern, der Evolution und Stammesgeschichte von Libellen und anderen frühen Fluginsekten. Bechly entdeckte 167 neue Arten. Internationale Beachtung fand die Beschreibung der neuen fossilen Insektenordnung der Chimärenflügler im Jahre 2011, die auch neue Hinweise zur Evolution der Insektenflügel lieferte. 2016 führte er mit Kollegen die neue Insektenordnung Permopsocida ein. Bechly und André Nel fanden Ende 2013 ein Exemplar (Psocorrhyncha burmitica) in der Bernsteinsammlung des Naturkundemuseums Stuttgart aus Burma (mittlere Kreide, rund 100 Millionen Jahre alt) und ein Mitarbeiter von Nel etwa gleichzeitig ein weiteres Exemplar der Ordnung in einer chinesischen Bernsteinsammlung.

im Jahr 2009 organisierte Bechly die Ausstellung „Der Fluss des Lebens – 150 Jahre Evolutionstheorie“ im Schloss Rosenstein, die mit mehr als 90.000 Besuchern eine der größten Veranstaltungen zum Darwinjahr 2009 in Deutschland war. Die Konzeption zu dieser Ausstellung war einer der Gewinner des Ideenwettbewerbs „Evolution heute“ der Volkswagenstiftung im Jahre 2008.

Bechly wird als Co-Autor des wikipedia-gegnerischen Werks "Schwarzbuch Wikipedia" des Krimiautoren Andreas Mäckler (siehe auch Free21) genannt, welches 2019 im Verlag zeitgeist print online[1] von Thomas Röttcher erschien.

Bechly war verheiratet und hatte zwei Söhne. Er lebte mit seiner Familie in Niederösterreich. Im Januar 2025 starb er durch einen Verkehrsunfall.

Aktivitäten als Befürworter des Kreationismus

Bechly war Anhänger von Intelligent Design-Hypothesen und wurde als Anhänger des Kreationismus Gegner und Ablehner der Evolutionstheorie. Er veröffentlichte dazu Texte auf seiner privaten Webseite. Auf seiner privaten Internetseite legte er seine Weltanschauung dar und bekannte sich zum biblischen Schöpfergott als intelligenten Designer des Lebens. Bechly war seit 2016 Senior Fellow des Center for Science and Culture am Discovery Institute in Seattle und seit 2017 auch Senior Scientist am Biologic Institute in Redmond, eine ebenfalls dem Intelligent Design verpflichtete Einrichtung. Er wirkte bei dem Intelligent-Design-Film „Revolutionary“ (2016) mit.

Bechly war Mitglied des kreationistischen Discovery Institute und trat in dem Kreationisten-Film “Revolutionär: Michael Behe und das Geheimnis molekularer Maschinen” auf. Er war auch am Biologic Institute in Redmond tätig, einer ebenfalls dem Intelligent Design verpflichteten Einrichtung.

Bechly erkannte jedoch die gemeinsame Abstammung der Arten vollkommen an. Unterschiedliche Tierarten existierten zu verschiedenen Erdzeitaltern. Seine Ablehnung der Evolution begründete Blechy mit vermeintlichen Schwachstellen in der Evolutionstheorie. So seien wissenschaftlich genutzte mathematische Modelle zu Mutationsraten in der Biologie nicht in der Lage, die Zeiträume zur Entwickung komplexer Lebewesen wie Säugertiere zu erklären. Nach Angaben von Bechly würde die koordiniert-gemeinsame Mutation an zwei Genorten länger (1015 Jahre) dauern als das Alter des Universums. Er beruft sich dabei auf den ID-Miterfinder Michael Behe, der dies 2007 in seinem Buch "The Edge of Evolution"[2] behauptete.

Die Argumentation von Bechly folgt dabei dem logischen Fehlschluss "argumentum ad ignorantiam" (lat. "Argument, das an das Nichtwissen appelliert"). Demnach ist eine Hypothese fehlerhaft, allein weil sie bisher nicht bewiesen werden konnte. Der Fehlschluss wird ohne Sachargumente gezogen. Der so Argumentierende sieht seine mangelnde Vorstellungskraft oder seine Ignoranz als hinreichend für die Widerlegung bzw. Bestätigung einer These an.

Zu den "Influencern", die ihm das Intelligent Design näher gebracht hätten, zählte Bechly unter anderen Michael Behe (Discovery Institute), David Ray Griffin (amerikanischer Theologe und Verbreiter von Verschwörungstheorien um den 11. September 2001), Esoteriker Rupert Sheldrake und Ken Wilber.

Zitate

  • I am meanwhile convinced that even without sophisticated arguments we can simply know as a properly basic belief that materialism is wrong and that a universal mind (aka God) exists as ground of all being.
  • I am a Biblical Christian theist, supernaturalist, and immaterialist. I strongly oppose atheism, materialism, naturalism, and scientism. I have not become a Christian in spite of being a scientist but because of it. My conversion was based on a critical evaluation of empirical data and philosophical arguments, following the evidence wherever it leads. I reject the Neodarwinian theory of evolution and support Intelligent Design theory for purely scientific reasons.
  • Das Leiden und Sterben Jesu ist wesentlich besser überliefert als das Leben Alexander des Großen – und an dessen Existenz zweifelt niemand.

Weblinks

Quellennachweise

  1. Verlag zeitgeist Print & Online, Inh.: Thomas Röttcher, Hermann-Geisen-Straße 1, D-56203 Höhr-Grenzhausen
  2. Behe, M. J., 2007. The Edge of Evolution: The Search for the Limits of Darwinism. Free Press, New York