Yoga: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 11. Juli 2008, 13:57 Uhr

Yoga ist eine indische philosophische Lehre, die eine Reihe geistiger und körperlicher Übungen wie Yama, Niyama, Asanas, Pranayama, Pratyahara, Kriyas, Meditation und/oder Askese umfasst. Der Begriff Yoga (Sanskrit, m., योग, yoga, von yuga „Joch“, yuj für: „anjochen, zusammenbinden, anspannen, anschirren, “) kann sowohl als „Vereinigung“ oder „Integration“ als auch im Sinne von "Anschirren" und "Anspannen" des Körpers an die Seele zur Sammlung und Konzentration verstanden werden. Welcher Weg zur Verwirklichung dieser Ziele einzuschlagen ist, darin unterscheiden sich die verschiedenen Richtungen erheblich voneinander.

Yoga ist eine der sechs klassischen Schulen (Darshanas) der indischen Philosophie. Es gibt viele verschiedene Formen des Yoga, oft mit einer eigenen Philosophie und Praxis. In Westeuropa und Nordamerika denkt man bei dem Begriff Yoga oft nur an körperliche Übungen, die Asanas oder Yogasanas.

Einige meditative Formen von Yoga legen ihren Schwerpunkt auf die geistige Konzentration, andere mehr auf körperliche Übungen und Positionen (die Asanas) und Atemübungen (Pranayama), einige Richtungen betonen die Askese. Die philosophischen Grundlagen des Yoga wurden vor allem von Patanjali im Yoga-Sutra formuliert, auch die Bhagavad Gita und die Upanishaden informieren über Yoga.

Yoga ausserhalb von Indien

Im europäischen und US-amerikanischen Raum wird Yoga primär bei Antistress-Programmen, Entspannungsübungen und Beweglichkeitstraining verwendet. Ursprünglich stammt es aus Indien und hat eine Jahrtausende alte Tradition. Es ist Teil eines Selbsterfahrungssystems, mit dessen Hilfe man auf einem achtgliedrigen Weg zur erlösenden Erleuchtung geführt werden soll. Die Stufen beinhalten Verhaltensweisen der Menschen zu sich selbst und untereinander, desweiteren Körper- und Atemübungen, innere Versenkung und Konzentration (Meditation) und am Ende den Zustand des wunschlosen Glücklichseins und inneren Friedens, der einem hilft, den Alltag zu meistern. Yoga hat ursprünglich also eine religiöse und - im Hinblick auf das tief menschenfeindliche indische Kastenwesen - auch eine gesellschaftsstabilisierende Ausrichtung. Es war eine legale Möglichkeit, sich mit dem Widersprüchen des Kastensystems abzufinden, im dem man einen entsprechenden Pfad zur Erleuchtung beschritt.

Im 13. und 14. Jahrhundert hatten sich in Indien fünf verschiedene Yoga-Schulen etabliert, von denen nur eine - das Hatha-Yoga - im Westen einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Hierbei handelt es sich um ein Yoga der Körperbeherrschung. Man benutzt es in unserem Kulturkreis auch zur Rückenschulung bis hin zu Streßmanagement-Kursen. In Deutschland sollen bis zu 3 Mio. Bürger Yoga ausüben. Es soll über 200 private Yoga-Schulen und etwa 3.000 Yoga-Lehrer geben.

Der Lotossitz ist den meisten Menschen als eine Übung des Hatha-Yogas bekannt. Es gibt aber 300 solche Körperhaltungen (sog. Asanas), von denen üblicherweise 25-30 am häufigsten benutzt werden. Die entsprechende Haltung wird möglichst langsam eingenommen, mehrere Minuten ruhig gehalten und es werden jene Muskeln entspannt, die nicht zur Aufrechterhaltung der Position dienen. Zusätzlich gibt es noch Übungen, die den Atem regulieren (sog. Pranayamas) und welche, die zur Konzentrierung dienen. Man fixiert sich z.B. auf ein Bild (Mandala) oder einen Satz (Mantra), lauscht monotonen Geräuschen oder konzentriert sich auf die Wärme des eigenen Bauches. Die Übungen sind körperlich anstrengend und bedürfen einer Anleitung durch Dritte, da sonst Fehlhaltungen eingenommen werden können.

Yoga-Lehrer haben keine geschützte Berufsbezeichnung, so dass sich in diesem Bereich seriöse und unseriöse, qualifizierte und unqualifizierte Personen als Lehrer produzieren können. Der Berufsverband Deutscher Yogalehrer (BDY) hat Qualitätsrichtlinien für die Ausbildung und Prüfung erstellt, die eine Mindestausbildungszeit von 535 Stunden erfordern sowie Praktika und eine schriftliche und mündliche Prüfung.

Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen

In der medizinischen Fachliteratur finden sich eine Reihe von Studien, in denen Yoga-Übungen zur (begleitenden) Behandlung von Krankheiten eingesetzt wurden.

Übungen aus dem Sahaja-Yoga wurden von einem australischen Ärzteteam (Manocha et al. 2002) bei Asthmapatienten in einem randomisierten, kontrollierten Versuch bei 30 Personen einer Untersuchungsgruppe gegenüber 26 Personen einer Kontrollgruppe geprüft. Verglichen wurde der Einfluss auf den Quality of Life-Score (AQLQ-Ratio), die subjektive Befindlichkeit (Profile of Mood Status, POMS), dem Asthmascore (CAS) sowie die Stärke der bronchialen Hyperreaktivität auf die Gabe von Metacholin (AHR) nach einer 4 wöchigen Yoga-Therapie und zu einer 8 Wochen später stattfindenden Nachuntersuchung. Lediglich die AHR wurde durch die Yoga-Übungen signifikant besser beeinflusst. Die Werte verbesserten sich um das 1.5-fache im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe. Bezüglich AQLQ-Ratio und CAS fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Die subjektive Befindlichkeit (POMS) der Yoga-Behandelten war aber etwas besser. Zum Nachuntersuchungszeitpunkt hingegen waren keinerlei Unterschiede mehr zwischen beiden Studienarmen feststellbar. Daraus schlossen die Autoren, dass das Sahaja-Yoga nur einen begrenzten, positiven Einfluss bei Asthmapatienten hat.

Ramaratnam und Sridharan (2000) führten eine Literaturanalyse für das Cochrane Controlled Trials Register durch, um einen Einfluss von Yoga-Übungen bei Epileptikern zu untersuchen. Sie konnten lediglich eine einzige Studie finden, die ein vernünftiges Studiendesign zeigte. 32 Patienten wurden insgesamt untersucht, darunter fungierten 10 als Untersuchungsgruppe (Sahaja yoga) und 22 als Kontrollpatienten. Eine antiepileptische Medikation erhielten alle Versuchsteilnehmer. Vier der mit Yoga behandelten Teilnehmer waren sechs Monate lang anfallsfrei. In der Kontrollgruppe erlitten alle Teilnehmer in dieser Zeit einen epileptischen Anfall. Neun der 10 Yoga-Patienten zeigten eine 50%ige Reduktion der Anfallshäufigkeit im Vergleich zu lediglich einer Person in der 22köpfigen Kontrollgruppe. Insofern ist von einer leichten positiven Wirkung des Yoga bei Epilepsie auszugehen. Es ist aber zu bedenken, dass diese Studie eine extrem kleine Patientenpopulation umfasste und damit nicht allgemeinverbindlich sein kann.

Bei Patienten mit Karpaltunnelsyndrom erscheinen bestimmte Yogaübungen, die Griffstärke, Streckung und Balancefähigkeit steigern können, hilfreich zu sein (Garfinkel et al. 1998). 42 Patienten mit diesem Krankheitsbild wurden zweimal wöchentlich über 8 Wochen mit 11 Yogaübungen behandelt. Ihre Griffstärke stieg signifikant an, Schmerzen nahmen signifikant ab. Im Vergleich zur operativ versorgten Kontrollgruppe jedoch ergab sich kein signifikanter Unterschied. Dies ist jedoch ein positiver Befund, da die nicht-invasiven Yoga-Übungen am Ende ein dem operativen Eingriff gleichwertiges Ergebnis erbrachten.

Yoga-Übungen können auch nutzvoll in der Kontrolle des Blutdrucks sein. Patel und North (1975) beschrieben einen Versuch an 34 Bluthochdruckpatienten, die über sechs Wochen entweder einer Yoga-Entspannung mit Biofeedback oder einer allgemeinen Entspannungstherapie ohne Yoga zugeführt wurden. Beide Gruppen zeigten eine deutliche Blutdrucksenkung. In der Yoga-Gruppe betrug fiel der Blutdruck von 168/100 mmHg auf 141/84 mmHg und in der Kontrollgruppe von 169/101 mmHg auf 160/96 mmHg. Der Unterschied war signifikant. Als nunmehr die Kontrollpatienten eine ebensolche Yoga-Entspannung erhielten, fiel ihr Blutdruck nach einigen Wochen ebenfalls auf das Niveau der bereits vorher mit Yoga behandelten Versuchspersonen.

Insgesamt betrachtet scheinen Yoga-Übungen also durchaus positive Wirkungen auf den menschlichen Organismus auszuüben. Die klinischen Studien, die bis heute veröffentlicht wurden, sind aber relativ klein und nicht sehr zahlreich. Einen sonderlich großen Nutzen der Yoga-Übungen kann man daraus nicht ableiten. Auch sollte man nicht den Fehler begehen, anzunehmen, dass Yoga bei allen möglichen Krankheiten helfen würde, nur weil es bei Epilepsie, Bluthochdruck oder Karpaltunnelsyndrom hilfreich sein kann.

Vorsicht vor unlauteren 'Yoga-Kopien'

Vom Yoga abzutrennen ist die aus der Esoterikszene stammende, unseriöse Schein-Variante der Fünf Tibeter.

Quellennachweise

  • Garfinkel MS, Singhal A, Katz WA, Allan DA, Reshetar R, Schumacher HR: Yoga-based intervention for carpal tunnel syndrome: a randomized trial. J Am Med Assoc, 280, 1601-1603, 1998
  • Manocha R, Marks GB, Kenchington P, Peters D, Salome CM: Sahaja yoga in the management of moderate to severe asthma: a randomised controlled trial. Thorax, 57, 110-115, 2002
  • Patel C, North WR: Randomised controlled trial of yoga and bio-feedback in management of hypertension. Lancet, II, 93-95, 1975
  • Ramaratnam S, Sridharan K: Yoga for epilepsy. Cochrane Database Syst Rev, CD001524, 2000
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