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Am 18. März 2020 richtete Bhakdi einen eigenen YouTube-Kanal ein<ref name="about">https://www.youtube.com/channel/UCgjxQLDkeoa-uJu4sE0eNrg/about </ref> und äußerte sich in drei kurz hintereinander veröffentlichten Videos kritisch zur Datengrundlage, die das Fundament für die verordneten Maßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie in Deutschland bildete. Er kritisierte, dass in den Massenmedien oft mit Infiziertenzahlen argumentiert werde, ohne nach der Schwere der Symptome zu differenzieren, und dass man Menschen als „Coronatote“ klassifiziere, wenn ein positives Testergebnis vorliege, ohne die Todesursache zu ermitteln, selbst dann nicht, wenn multiple Vorerkrankungen andere Ursachen nahelegten. Es sei auch methodisch falsch, das Verhältnis von Toten zu Infizierten aus der Anfangszeit der Epidemie zu verwenden, um neuere Infiziertenzahlen auf zu erwartende Tote hochzurechnen.<ref name="videos">https://www.youtube.com/channel/UCgjxQLDkeoa-uJu4sE0eNrg/videos</ref>
 
Am 18. März 2020 richtete Bhakdi einen eigenen YouTube-Kanal ein<ref name="about">https://www.youtube.com/channel/UCgjxQLDkeoa-uJu4sE0eNrg/about </ref> und äußerte sich in drei kurz hintereinander veröffentlichten Videos kritisch zur Datengrundlage, die das Fundament für die verordneten Maßnahmen gegen die COVID-19-Pandemie in Deutschland bildete. Er kritisierte, dass in den Massenmedien oft mit Infiziertenzahlen argumentiert werde, ohne nach der Schwere der Symptome zu differenzieren, und dass man Menschen als „Coronatote“ klassifiziere, wenn ein positives Testergebnis vorliege, ohne die Todesursache zu ermitteln, selbst dann nicht, wenn multiple Vorerkrankungen andere Ursachen nahelegten. Es sei auch methodisch falsch, das Verhältnis von Toten zu Infizierten aus der Anfangszeit der Epidemie zu verwenden, um neuere Infiziertenzahlen auf zu erwartende Tote hochzurechnen.<ref name="videos">https://www.youtube.com/channel/UCgjxQLDkeoa-uJu4sE0eNrg/videos</ref>
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Als einen Grund für die relativ hohen Todesraten in den städtischen Ballungsgebieten Nord-Italiens und Chinas nannte er, dass die starke Luftverschmutzung dort und die damit einhergehenden Vorschädigungen der Lunge die Auswirkungen von SARS-CoV-2 verstärke.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=JBB9bA-gXL4 |titel=Video: Corona-Krise: Prof. Sucharit Bhakdi erklärt warum die Maßnahmen sinnlos und selbstzerstörerisch sind |abruf=2020-05-06}}</ref> Am 26. März 2020 verfasste Bhakdi zu seiner Argumentation einen fünf Fragen aufwerfenden offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel<ref>[https://web.archive.org/web/20200423191450/https://swprs.files.wordpress.com/2020/03/sucharit-bhakdi-letter-merkel.pdf Offener Brief vom 26. März 2020] (PDF, Archiv)</ref> und verbreitete ihn am 29. März öffentlich, in dem er als viertes Video ähnlich der Kanzlerin eine Ansprache an seine „Mitbürger“ richtete. Sein Resümee war, dass er die verordneten Maßnahmen des Lock-down als Verletzung der Grundrechte klassifizierte.<ref name="videos" />
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Als einen Grund für die relativ hohen Todesraten in den städtischen Ballungsgebieten Nord-Italiens und Chinas nannte er, dass die starke Luftverschmutzung dort und die damit einhergehenden Vorschädigungen der Lunge die Auswirkungen von SARS-CoV-2 verstärke.<ref>https://www.youtube.com/watch?v=JBB9bA-gXL4 </ref> Am 26. März 2020 verfasste Bhakdi zu seiner Argumentation einen fünf Fragen aufwerfenden offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel<ref>[https://web.archive.org/web/20200423191450/https://swprs.files.wordpress.com/2020/03/sucharit-bhakdi-letter-merkel.pdf Offener Brief vom 26. März 2020] (PDF, Archiv)</ref> und verbreitete ihn am 29. März öffentlich, in dem er als viertes Video ähnlich der Kanzlerin eine Ansprache an seine „Mitbürger“ richtete. Sein Resümee war, dass er die verordneten Maßnahmen des Lock-down als Verletzung der Grundrechte klassifizierte.<ref name="videos" />
    
Bhakdi erreichte mit fünf Videos auf YouTube in sechs Wochen knapp 50.000 Abonnenten und über 4 Millionen Aufrufe, davon mehr als die Hälfte durch den Vortrag des offenen Briefes an Kanzlerin Merkel.<ref name="about" /><ref name="videos" /> Im April 2020 gab er dem österreichischen Fernsehsender ServusTV ein Interview.<ref>https://www.servustv.com/videos/aa-23ud73pbh1w12/ </ref> Ebenfalls im April 2020 gab Bhakdi dem Verschwörungsideologen [[Ken Jebsen]] ein Interview.<ref>SWR3: ''[https://www.swr3.de/aktuell/multimedia/bhakdi-video-faktencheck-massnahmen-corona-100.html Video im Faktencheck: Prof. Sucharit Bhakdi kritisiert Corona-Maßnahmen]'', vom 22. Mai 2020</ref><ref>Spiegel Online: ''[https://www.spiegel.de/panorama/leute/verschwoerungstheoretiker-ken-jebsen-ein-verbales-maschinengewehr-a-81948d79-f7b3-428e-9506-04a9bd56cd29 Wie aus Kayvan Soufi-Siavash der Verschwörungsideologe Ken Jebsen wurde]'', vom 17. Juni 2020</ref> In diesem und anderen YouTube-Videos würde er laut ''Spiegel Online'' Behauptungen aufstellen, die dem allgemeinen wissenschaftlichen Konsens zur Pandemie widersprechen. Laut der Sozialpsychologin Pia Lamberty würde man Personen wie Bhakdi zwar nicht „per se als Verschwörungstheoretiker“ einstufen. Indem sie sich aber mit diesen gemein machen, etwa indem Bhakdi sich von Jebsen interviewen lässt, würden sie ihnen allerdings die Legitimation der Wissenschaft verleihen.<ref>Spiegel Online: ''[https://www.spiegel.de/netzwelt/web/corona-verschwoerungstheorien-und-die-akteure-dahinter-bill-gates-impfzwang-und-co-a-2e9a0e78-4375-4dbd-815f-54571750d32d Corona-Videos auf YouTube. Hinter der Verschwörung]'', vom 21. Mai 2020</ref>
 
Bhakdi erreichte mit fünf Videos auf YouTube in sechs Wochen knapp 50.000 Abonnenten und über 4 Millionen Aufrufe, davon mehr als die Hälfte durch den Vortrag des offenen Briefes an Kanzlerin Merkel.<ref name="about" /><ref name="videos" /> Im April 2020 gab er dem österreichischen Fernsehsender ServusTV ein Interview.<ref>https://www.servustv.com/videos/aa-23ud73pbh1w12/ </ref> Ebenfalls im April 2020 gab Bhakdi dem Verschwörungsideologen [[Ken Jebsen]] ein Interview.<ref>SWR3: ''[https://www.swr3.de/aktuell/multimedia/bhakdi-video-faktencheck-massnahmen-corona-100.html Video im Faktencheck: Prof. Sucharit Bhakdi kritisiert Corona-Maßnahmen]'', vom 22. Mai 2020</ref><ref>Spiegel Online: ''[https://www.spiegel.de/panorama/leute/verschwoerungstheoretiker-ken-jebsen-ein-verbales-maschinengewehr-a-81948d79-f7b3-428e-9506-04a9bd56cd29 Wie aus Kayvan Soufi-Siavash der Verschwörungsideologe Ken Jebsen wurde]'', vom 17. Juni 2020</ref> In diesem und anderen YouTube-Videos würde er laut ''Spiegel Online'' Behauptungen aufstellen, die dem allgemeinen wissenschaftlichen Konsens zur Pandemie widersprechen. Laut der Sozialpsychologin Pia Lamberty würde man Personen wie Bhakdi zwar nicht „per se als Verschwörungstheoretiker“ einstufen. Indem sie sich aber mit diesen gemein machen, etwa indem Bhakdi sich von Jebsen interviewen lässt, würden sie ihnen allerdings die Legitimation der Wissenschaft verleihen.<ref>Spiegel Online: ''[https://www.spiegel.de/netzwelt/web/corona-verschwoerungstheorien-und-die-akteure-dahinter-bill-gates-impfzwang-und-co-a-2e9a0e78-4375-4dbd-815f-54571750d32d Corona-Videos auf YouTube. Hinter der Verschwörung]'', vom 21. Mai 2020</ref>
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=== Rezeption ===
 
=== Rezeption ===
Schon am 24. März kritisierte der Verein Mimikama unter dem Titel „Arzt verharmlost Coronavirus“, diverse Aussagen in Bhakdis erstem Video seien unhaltbar. Dass nur 1 % der Infizierten erkrankten und im schlimmsten Fall 30 Personen pro Tag an COVID-19 stürben, stehe im Widerspruch zu den Angaben des RKI sowie der Situation in Italien und Spanien. Eine Zurückführung der höheren Todesraten in Wuhan und Italien auf Luftverschmutzung bzw. Umwelteinflüsse sei „nicht haltbar“. Bhakdi fände „dementsprechend (...) auch in den meisten Medien und staatlichen Stellen wenig Widerhall und beschränke sich auf Youtube.“<ref name="f1">https://www.mimikama.at/allgemein/arzt-verharmlost-coronavirus-faktencheck/ </ref> Ein statistischer Zusammenhang zwischen Luftqualität (Feinstaubbelastung) und COVID-19-Todesraten in den USA wurde indes Anfang April in einer Studie der Harvard University nachgewiesen,<ref>[https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.04.05.20054502v2 Xiao Wu, Rachel C. Nethery, Benjamin M. Sabath, Danielle Braun, Francesca Dominici: ''Exposure to air pollution and COVID-19 mortality in the United States: A nationwide cross-sectional''], April 2020; doi:10.1101/2020.04.05.20054502</ref> wie das ZDF als Nachtrag zu seinem „Faktencheck“ vom 23. März später schrieb.<ref name="f2">{{Internetquelle |autor=Nils Metzger |url=https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-faktencheck-bhakdi-100.html |titel=Warum Sucharit Bhakdis Zahlen falsch sind |titelerg=ergänzt/korrigiert am 14. April und 11. Mai 2020 |ZDF |datum=2020-03-23 |abruf=2020-07-08}}</ref>
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Schon am 24. März kritisierte der Verein Mimikama unter dem Titel „Arzt verharmlost Coronavirus“, diverse Aussagen in Bhakdis erstem Video seien unhaltbar. Dass nur 1 % der Infizierten erkrankten und im schlimmsten Fall 30 Personen pro Tag an COVID-19 stürben, stehe im Widerspruch zu den Angaben des RKI sowie der Situation in Italien und Spanien. Eine Zurückführung der höheren Todesraten in Wuhan und Italien auf Luftverschmutzung bzw. Umwelteinflüsse sei „nicht haltbar“. Bhakdi fände „dementsprechend (...) auch in den meisten Medien und staatlichen Stellen wenig Widerhall und beschränke sich auf Youtube.“<ref name="f1">https://www.mimikama.at/allgemein/arzt-verharmlost-coronavirus-faktencheck/ </ref> Ein statistischer Zusammenhang zwischen Luftqualität (Feinstaubbelastung) und COVID-19-Todesraten in den USA wurde indes Anfang April in einer Studie der Harvard University nachgewiesen,<ref>[https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.04.05.20054502v2 Xiao Wu, Rachel C. Nethery, Benjamin M. Sabath, Danielle Braun, Francesca Dominici: ''Exposure to air pollution and COVID-19 mortality in the United States: A nationwide cross-sectional''], April 2020; doi:10.1101/2020.04.05.20054502</ref> wie das ZDF als Nachtrag zu seinem „Faktencheck“ vom 23. März später schrieb.<ref name="f2">https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-faktencheck-bhakdi-100.html</ref>
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Der MDR machte Bhakdis Ausführungen zum Thema der Folge 15 ''Der statistische Geburtsfehler der Covid-19-Fallzahlen'' seines Podcasts ''Kekulés Corona-Kompass'' mit dem Mediziner und Biochemiker Alexander S. Kekulé.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=IeW0mOFG9v0&t=129s |titel=Kekulés Corona-Kompass #15: Der statistische Geburtsfehler der Covid-19-Fallzahlen |titelerg=Camillo Schumann im Gespräch mit Alexander S. Kekulé |hrsg=MDR |datum=2020-04-01 |abruf=2020-04-03}}</ref>
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Der MDR machte Bhakdis Ausführungen zum Thema der Folge 15 ''Der statistische Geburtsfehler der Covid-19-Fallzahlen'' seines Podcasts ''Kekulés Corona-Kompass'' mit dem Mediziner und Biochemiker Alexander S. Kekulé.<ref>https://www.youtube.com/watch?v=IeW0mOFG9v0&t=129s</ref>
    
BR24 kam in einem Beitrag der Reihe ''Faktenfuchs'' vom 1. April, aktualisiert am 3. April, zum Fazit: „Bhakdi stellt (…) Fragen, die zum Teil auch unter Forschern diskutiert werden. Die Abschätzung der sogenannten Dunkelziffer (…) zum Beispiel oder die Frage (der) Tödlichkeit (…), wenn man nicht zwischen ‚an‘ und ‚mit‘ COVID-19 unterscheidet. Die Annahmen (…) suggerieren, dass die Gefährlichkeit (…) überschätzt werde, und verweisen vor allem auf Datenlücken. Forscher betonen: Die Lückenhaftigkeit der Datenlage sei kein Grund, Entwarnung zu geben.“<ref name="f0">{{Internetquelle |url=https://www.br.de/nachrichten/wissen/bhakdis-brief-an-die-kanzlerin-was-ist-dran-an-seinen-fragen,RutYDhd |titel=Bhakdis Brief an die Kanzlerin – Was ist dran an seinen Fragen? |hrsg=BR24 |datum=2020-04-01 |abruf=2020-04-02}}</ref>
 
BR24 kam in einem Beitrag der Reihe ''Faktenfuchs'' vom 1. April, aktualisiert am 3. April, zum Fazit: „Bhakdi stellt (…) Fragen, die zum Teil auch unter Forschern diskutiert werden. Die Abschätzung der sogenannten Dunkelziffer (…) zum Beispiel oder die Frage (der) Tödlichkeit (…), wenn man nicht zwischen ‚an‘ und ‚mit‘ COVID-19 unterscheidet. Die Annahmen (…) suggerieren, dass die Gefährlichkeit (…) überschätzt werde, und verweisen vor allem auf Datenlücken. Forscher betonen: Die Lückenhaftigkeit der Datenlage sei kein Grund, Entwarnung zu geben.“<ref name="f0">{{Internetquelle |url=https://www.br.de/nachrichten/wissen/bhakdis-brief-an-die-kanzlerin-was-ist-dran-an-seinen-fragen,RutYDhd |titel=Bhakdis Brief an die Kanzlerin – Was ist dran an seinen Fragen? |hrsg=BR24 |datum=2020-04-01 |abruf=2020-04-02}}</ref>
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