Quantenmedizin

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Quantenmedizin-Gerät QRS

Der Begriff Quantenmedizin (engl. quantum medicine, teilweise auch synonym benutzt: Informationsmedizin, energetische Medizin oder Energiemedizin) bezieht sich auf verschiedene, sich meist widersprechende, esoterische Konzepte der Alternativmedizin. Eine einheitliche, eindeutige Definition fehlt trotz Tausender Links bei der Suche nach dem Wort Quantenmedizin in Suchmaschinen. Wissenschaftlich zu nennende Literatur zum Thema fehlt, wissenschaftliche Datenbanken liefern lediglich zwei bis drei alte Fachartikel zu diesem Begriff.

Allgemeines

Die Verwendung des Begriffs Quant im Zusammenhang mit Medizin soll pseudowissenschaftlich eine Beziehung zur wissenschaftlichen Quantenphysik oder Quantenchemie herstellen und somit eine Seriosität genau dort vortäuschen, wo im pseudomedizinischen Bereich keine plausiblen Erklärungen und seriöse Angaben gemacht werden können. So ist es nicht verwunderlich, dass selbst absurdeste Scharlatanerieprodukte "quantenmedizinisch" begründet und vermarktet werden, beispielsweise auf dem kommerziell erfolgreichen Markt für "energiemedizinische Geräte" (eine ähnliche Situation liegt beim Begriff Biophoton vor, der ebenfalls im Umfeld diverser pseudomedizinischer Gerätschaften ohne Wirksamkeitsnachweis geläufig ist).

Eine wissenschaftlich akzeptable Begründung, warum bei den Konzepten und Verfahren, die mit dem Begriff Quantenmedizin belegt werden, die Quantenmechanik (der Zweig der Physik, der Vorgänge im subatomaren Bereich beschreibt) eine Rolle spielen soll, fehlt. Man kann sich vielmehr fragen, ob bei den Protagonisten der Quantenmedizin selbst ein Verständnis der Quantenmechnik vorhanden ist, wenn in deren Texten und Werbeaussagen ohne jede physikalische Rechtfertigung Begriffe wie Quantenlogik, Quanten-Entropie, Quantenkohärenz, Magnetquanten, photoneninduzierte Superkonduktivität oder Torsionsfelder verwendet werden, dazu geeignet, selbst medizinisch Vorgebildete ohne physikalische Fachkenntnisse zu beeindrucken und in die Irre zu führen.

Die Protagonisten

Als Anwender des Begriffs Quantenmedizin und Erfinder auf diesem Sektor finden sich Marco Bischof, Ulrich Warnke, Hartmut Müller, Hendrik Treugut von der DGEIM, Norbert Maurer [1], Ewald Töth (Lehrbeauftragter der Donau Universität Krems und Erfinder der Lichtquantenessenz [2]), Bodo Köhler, Johann Lechner, diverse "Institute" sowie Hersteller von Radionik- und Bioresonanzgeräten. In Österreich und Russland finden sich "quantenmedizinische Institute". Zur Frage, was eigentlich unter Quantenmedizin zu verstehen sei, veranstaltete die DGEIM 2007 ein Symposium, auf dem auch Konstantin Meyl und Fritz-Albert Popp referierten.[3] Man ging sogar der Frage nach, warum quantenmedizinische Geräte weiterhin Ergebnisse "messen", wenn sich der Proband inzwischen vom Gerät entfernt hat.

Ursprung des Begriffs

Ebenso ungeklärt wie die Frage, was Quantenmedizin eigentlich sein soll, ist wer als Erfinder des Begriffs anzusehen ist. Als selbsternannter Urheber sieht sich Emil Gerhard Fischer, Inhaber der Prof. Dr. Fischer AG Forschung und Entwicklung in Liechtenstein. Dies legt er in seinem Buch Grundlagen der Quanten-Therapie,[4] im Wesentlichen um eine Werbeschrift für sein QRS-Gerät[5], ausführlich dar. Fischers Erfindung, an der Ulrich Warnke und Herbert L König mitgewirkt haben,[6] Fischers Apparatur ist aber eindeutig den Magnetfeldtherapien zuzurechnen. Ein ernstzunehmender physikalischer Bezug zur Quantenmechanik fehlt auch hier. Gleichwohl spricht Fischer von "Quanten-Resonanz", nennt seine Erfindung auch "Quantronik" und behauptet, diese würde darin bestehen, "kleinste Energieformen, nämlich Magnetquanten, in der richtigen Dosierung zielgenau in den Körper zu positionieren und dadurch vorausberechnete günstige Wirkungen im Körper auszulösen."

Andere "Quantenmediziner" verweisen im Widerspruch dazu auf die in der Alternativmedizinszene beliebte Traditionelle Chinesische Medizin, da angeblich bereits vor 6.000 Jahren die Chinesen darüber Bescheid gewusst hätten, dass Krankheit als das Vorhandensein "falscher Informationen" interpretiert werden könne und dies wäre als die Basis der Quantenmedizin anzusehen. Als ein Beispiel für einen derartigen Bezug ist die pseudomedizinische Mikrowellen-Resonanz-Therapie zu nennen, deren Befürworter sich sowohl auf die TCM und eine "quantum medicine" berufen. Andere sehen die Ursprünge der Quantenmedizin hingegen im Russland der 1980er Jahre, wo damals ein quantenmedizinisches "Rikta-Gerät" und ein "Quantendoktor-Gerät" von einer Moskauer Assoziation für Quantenmedizin als angebliches Abfallprodukt der russischen Raumfahrttechnologie erfunden wurde.

Verwendung des Begriffs

  • Das Grazer Interuniversitäre Kolleg für Gesundheit und Entwicklung führt das Keyword Quantenmedizin an, offenbar um Kandidaten eigener Ausbildungskurse anzulocken.[7]
  • Der in Florida tätige Chiropraktiker Kinslow erfand eine Methode namens Quantenheilung
  • Prof. Dr. Fischer AG (Institut für Quantenmedizin). Der ausgebildete Maschinenbauer Fischer (Motto: "Die Stärkung der menschlichen Zelle ist unser wichtigstes Ziel") bietet quantenmedizinische Magnetfeldtherapiegeräte, Tinnituskopfhörer sowie Wellnessgeräte an und beruft sich dabei auf eine Wirkung von (Zitat) "kleinsten Energieformen, nämlich Magnetquanten". Kontakte bestehen angeblich zu diversen Professoren in Graz, Belgrad, München und zu Weltraumforschungseinrichtungen in Russland.
  • Quanten Medicine AG / Euromed (Tochterunternehmen Quanten Medizin GmbH): Unter dem englisch falschen Begriff einer Quanten Medicine AG (richtiger wäre quantum medicine) firmierte von 1990 bis 2004 im deutschen Fürth eine Aktiengesellschaft mit Millionenumsätzen, bis sie 2004 von einer QM-AG aufgekauft wurde. Die Liechtensteiner Firma QM-AG sieht sich mittlerweile als Marktführer eines Zukunftmarktes und will zwei Schlüsselpatente in diesem Sektor besitzen und "wie kein anderes Unternehmen vom ständigen Älterwerden der Bevölkerung in den Industriegesellschaften" profitieren.[8] Als ein Vertragspartner wird die Prof. Dr. Fischer AG genannt.
  • Eine in Honolulu ansässige International Quantum university for integrative medicine (IQUIM) bietet online Title-Mill-Diplome zum "Quantum Doktor" in Alternativmedizin, und zum "Quantum Doktor" in Integrativmedizin an.
  • Rikta und Quantendoktor-Gerät: diese werden als angebliches Abfallprodukte der russischen Raumfahrttechnologie durch eine Moskauer Assoziation für Quantenmedizin beworben. Laut Werbung wirksam bei einem enormen Spektrum von Erkrankungen.[9]
  • Quantenlogische Medizin (quantum logic medicine): Seit 2007 bietet die Universität Sevilla (Spanien) das universitäre Masterstudium in Homöopathie als Master Universitario en Homeopatía[10] auch in deutscher Sprache an. Laut Aussagen der Universität wurde dort die Homöopathie unter Gesichtspunkten einer Quantenlogik zur Quantenlogischen Medizin weiterentwickelt. Laut Werbung für diesen Kurs betont diese Universität weltweit den einzigen Universitätsmaster in homöopathischer Medizin einer staatlichen Universität anbieten zu können.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Albertson D: Are we ready for quantum medicine? Physicians Manage 1984 Apr;24(4):47, 51, 55. PMID 10273605
  • Davids B: Quantum medicine; revolution of medical thought caused by results of modern atomic research. Medizinische 1953 Nov 14;46:1499-1501. PMID 13132342

Weblinks

Quellennachweise