Neurophon.jpg
Ausschnitt aus der Bedienungsanleitung
Blockschaltbild einer frühen Version des Neurophone[1]

Das Neurophone ist ein elektronisches Gerät, welches einen positiven Einfluss auf kognitive Prozesse haben soll. Insbesondere sollen die Lernfähigkeit und Lerngeschwindigkeit steigen. Außerdem könne man sich mit dem Gerät besser entspannen, es sorge für ruhigeren Schlaf, und Gehörlose könnten in kurzer Zeit lernen, mit Hilfe des Gerätes zu hören. Um juristische Schwierigkeiten zu vermeiden, werden solche Vorteile für die Gesundheit von den Vermarktern allerdings nur indirekt genannt, etwa in Form von Zuschriften zufriedener Anwender. Offiziell wird das Neurophone als experimentelles Gerät bezeichnet.

Aufbau

Das Neurophone führt der Haut eines Menschen über "Elektroden" ein Signal im Ultraschallbereich von etwa 40 kHz bis 100 kHz zu. Dieses Signal kann mit einem beliebigen Audiosignal wie etwa Musik, aber auch z.B. Sprachlernkursen moduliert werden. Das Gerät erfand der US-Amerikaner Gillis Patrick Flanagan (geb. 1944) nach eigenen Angaben 1958, also im Alter von 14 Jahren.

In der ursprünglichen, 1968 patentierten Version (siehe Blockschaltbild rechts) wird das Ultraschallsignal mit dem Audiosignal amplitudenmoduliert.[1] Die Elektroden sind isoliert, die maximale Spannung an den Elektroden soll mehrere 100 Volt betragen.[2] In späteren Ausführungen wird eine Pulsfolge von z.B. 50 kHz mit dem Audiosignal phasenmoduliert, d.h. die Abstände der Impulse schwanken um den mittleren Wert. Flanagan macht dazu Angaben in einem weiteren Patent aus dem Jahr 1972, in dem er allerdings nicht auf die Neurophone-Anwendung eingeht.[3] Die Elektroden wurden teilweise durch Piezo-Scheiben ersetzt, also durch echte Schallwandler, die aber ebenfalls als "Elektroden" bezeichnet werden. Die Informationen von Anbietern zu diesem Punkt sind unklar.

Behauptungen zur Wirkungsweise und zu besonderen Effekten

Nach Flanagans Ansicht sollen die der Haut zugeführten Signale den Hörnerv "umgehen" und vom Sacculus, einem Teil des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, aufgenommen und in einen Höreindruck umgesetzt werden. Der pseudomedizinisch tätige Physiker und Psychologe Günter Haffelder meinte nach EEG-Messungen an Benutzern: "Das Neurophon führt in andere Gehirnwellenbereiche, und dadurch öffnet es Tore zu anderen Bewußtseinsebenen". Als praktische Auswirkung des Neurophone habe er festgestellt, dass beim Lernen von Vokabeln "die Merk und Aufnahmefähigkeit der Probanden nahezu verdoppelt" sei. Verschiedene Alternativmediziner haben mit Hilfe der Kinesiologie angeblich positive Effekte des Neurophone festgestellt. Der Münchner Zahnarzt Peter Bertholdt beispielsweise will "auf diese Weise einen "normalisierenden Effekt auf die Meridiane" gefunden haben. Außerdem habe Bertholdt entdeckt, dass der pH-Wert des Urins durch die Neurophone-Anwendung "sehr schnell positiv beeinflußt" werde.[4]

Siehe auch

Dem Neurophone nachempfunden ist der sehr ähnliche Thinkman der deutschen Firma Kosys aus Coburg. Ein "Ultraschallakustik-Modul", für das mit ähnlichen Behauptungen geworben wird, ist auch im Gerät VitalWave der deutschen Firma dr. reinwald healthcare gmbh + co kg enthalten.

Quellen

  1. 1,0 1,1 US Patent 3,393,279: Nervous system excitation device. Filed March 13, 1962. Patented July 16, 1968
  2. http://www.rexresearch.com/flanagan/neuroph.htm
  3. US Patent 3,647,970: Method and System for Simplifying Speech Waveforms. Filed Aug 29, 1968. Patented Mar 7, 1972
  4. Ulrich Arndt: Elektronischer Türöffner zu anderen Ebenen. Esotera 12/1997, 30-37