Mexican Wild Yam

Aus Psiram
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Dioscorea spec.[1]

Mexican Wild Yam oder Wild Yam-Produkte (syn. Barbasco, Colic Root, Elephant Foot, Hottentot-Bread) werden im alternativmedizinischen Bereich als Mittel pflanzlicher Herkunft vertrieben, die zur Empfängsverhütung und zur Behandlung von Regelbeschwerden (z.B. pämentruelles Syndrom) geeignet seien. Des Weiteren sollen entsprechende Produkte auch die Libido positiv beeinflussen. Aber auch Männer sollen als Kunden des Wild Yam profitieren: die Einnahme führe ohne feminisierende Effekte zu einem ausgewogenen Testosteron-Haushalt.

Yams-Inhaltsstoffe finden eine Anwendung als Handcremes, Feuchtigkeits-Cremes und Sprays, aber auch in diversen pflanzlichen Mitteln und wurden großtechnisch zur Herstellung von Hormonen eingesetzt [2]. Das in der Yamspflanze enthaltene Diosgenin diente einst zur Herstellung des ersten Wirkstoffes der Anti-Baby-Pille.

Die Produkte werden dabei nicht als Arzneimittel, sondern als Kosmetika oder als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben. [3] Generell sind jedoch gesundheitsbezogene Aussagen (insbesondere Werbung) über Nahrungsergänzungsmittel ausdrücklich verboten (siehe LFGB); Angaben zur etwaigen Eignung als Verhütungsmittel gehören selbstverständlich dazu.

Ein Befürworter ist der Kieler Gynäkologe Volker Rimkus. Auf ihn geht eine "Rimkus-Methode gegen "Wechseljahre-Beschwerden", bekannt auch als Hormonersatztherapie nach Dr. Volker Rimkus, Die Rimkus®Methode oder "Naturidentische Hormontherapie nach Rimkus", für die jedoch eine wissenschaftliche Evidenz fehlt. Therapeuten und Ärzte die diese Methode nach Rimkus anwenden, müssen zuvor sich als "Rimkustherapeuten" oder "Rimkusärzte" von Rimkus zertifizieren lassen. Ohne auf Fachliteratur zu verweisen, wird das Fehlen eines höheren Brustkrebsrisikos durch die Rimkus-Kapseln behauptet. Rimkus arbeitet mit einem "Hormonnetzwerk" des deutschen Arztes Thomas Beck zusammen. Die Rimkus-Kapseln die Rimkus für seine orale Substitutionstherapie verwendet, wurden in Zusammenarbeit mit dem Apotheker Peter Cornelius entwickelt. Die Kapseln enthalten neben "naturidentischen" Hormonen (Östradiol, Progesteron) auch 1000 IE Vitamin D3, Zink-Glukonat und Kupfer-Glukonat. Das verwendete Progesteron soll aus Diosgenin der Yamswurzel oder aus Soya gewonnen werden, welches in einem folgenden chemischen Syntheseprozess in Progesteron umgewandelt wird. Erklärt wird dass die Rimkus-Kapseln frei von Nebenwirkungen wären. Bestandteil der markenrechtlich geschützten Rimkus-Methode sind auch regelmässige Speicheltest auf Progesteron, deren Zuverlässigkeit jedoch zweifelhaft sind, denn unterschiedliche Tests (Fa. Roche Diagnostics, Centauer Siemens Test) kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Inhaltsstoffe

Diosgenin.gif

Hierbei handelt es sich um Inhaltsstoffe der im Osten der USA, aber auch in Afrika und Asien vorkommenden Pflanze Dioscorea villosa (Yams-Pflanze, Yamswurzel, Wilde Yams, Brotwurzel oder Kartoffelyams - nicht zu verwechseln mit der Süsskartoffel oder Maniok, Taxonomie: Magnoliophyta - Bedecktsamer > Liliopsida - Einkeimblättrige Pflanzen > Dioscoreaceae - Yamswurzelgewächse). Von Dioscorea sind über 600 Arten bekannt, von denen 12 essbar sind. In Mexiko wird Mexican Wild Yam Dioscorea mexicana als barbasco angebaut.[4] Laut Werbung für Dioscorea-Nahrungsergänzungsmittel soll in den Pflanzen natürliches Progesteron enthalten sein, das sich von synthetischem Progesteron unterscheide. Tatsächlich finden sich in der Pflanze steroidhaltige Saponine und Glykoside. Diosgenin ist der wichtigste pharmakologisch relevante Inhaltsstoff[5] (möglicherweise finden sich auch Phytoöstrogene[6]).

Laut Werbung für Wild Yam soll dagegen natürliches Progesteron der Hauptwirkstoff für dessen postulierte positive Eigenschaften sein. Wissenschaftliche Studien konnten indes in der Vergangenheit keinen positiven Effekt von zugeführtem Progesteron bei Regelbeschwerden gegenüber Placebo nachweisen. Auch wird von den Befürwortern des Wild Yam kein Nachweis einer besseren Eignung von natürlichem Progesteron gegenüber synthetischem geführt, es bleibt bei einer Hypothese. Progesteroneinnahmen haben prinzipiell immer Nebenwirkungen zur Folge.

Behauptete Wundereigenschaften

Typisches Produkt

Nahrungsergänzungsmitteln mit Mexican Wild Yam werden von Herstellern und Zwischenhändlern eine Reihe von Wundereigenschaften zugeschrieben.

Laut Werbung sollen diese Produkte als Verhütungsmittel geeignet sein und die so genannte Pille ersetzen können. Auch spekulieren Händler, dass mit Anti Aging-Effekten zu rechnen sei, offenbar auf Vermutungen um DHEA (eine Vorläufersubstanz von Steroidhormonen des Menschen) bezogen. Belege in einem wissenschaftlichen Sinne werden nicht erbracht, es wird lediglich auf eine Reihe von populärwisschenschaftlichen Büchern und Broschüren und diverse anekdotenhafte Berichte verwiesen. Auslöserin derartiger Hypothesen scheint die amerikanische Hebamme Willa Shaffer gewesen zu sein, die 1986 eine Broschüre mit Hypothesen über Wild Yam zur Verhütung verbreitete.[7]

Produkte mit Mexican Wild Yam werden zum Beispiel vom Scientologen Michael Hinz (alias Kent) in seiner Kent-Depesche beworben und sollen ein Lebensinsel-Projekt (siehe: Ulrike Metzger) finanziell stützen. Geplant war, dass 10% aller deutschen Frauen, die die Pille nehmen, auf dieses für diese Zwecke ungeeignete Nahrungsergänzungsmittel umsteigen sollten, um das Projekt zu finanzieren.[8]

Auch die esoterische Zeitenschrift bewirbt MWY-Produkte unter dem Stichwort "Die Pille, die aus dem Urwald kommt" [3]

Wahrend zumeist damit geworben wird, dass Extrakte der Yamspflanze empfängnisverhütende Wirkungen besäßen, hindert dies jedoch andere Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln nicht daran, Wild-Yam-Extrakte als Mittel für eine beabsichtigte Penisvergrößerung zu verwenden.[9]

Forschungsergebisse zu Extrakten von Dioscorea villosa

Bislang gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die eine positive Wirkung bei hormonabhängigen Beschwerden (z.B. Osteoporose, Regel- oder klimakterischen Beschwerden) nachgewiesen hätten.[10][11]

Die Einnahme von MWY-Pillen hatten in Studien keinen Effekt auf den Hormonhaushalt des Menschen, DHEA-Spiegel blieben unverändert.[12] Auch als Creme hatte MWY keinen Einfluss auf den Hormonhaushalt.[13][14] Der längere Konsum großer Mengen an Yamswurzeln erhöhte hingegen die Östrogenwerte bei Menschen in einer taiwanesichen Studie.[15]

Nebenwirkungen bei Produkten mit geringen Mengen der Inhaltsstoffe von Dioscorea spp sind bislang nicht beobachtet worden.[16] Bei Ratten wurden bei längerer Anwendung Nierenfibrosen und Leberentzündungen beobachtet.[17] Für die Yamswurzel sind aber (wie bei der Maniokwurzel) auch Blausäuregehalte ermittelt worden.[18]

Wild Yam in den USA

Im Jahre 2000 untersagte die FDA einem Hersteller von Miracle Wild Yam Cream gesundheitsbezogene Aussagen; eine Betrugsanzeige erfolgte ebenfalls.[19]

Literatur

  • Foth D. Nahrungsergänzungsmittel im Klimakterium. Gynäkologische Endokrinologie Heft Volume 6, Number 2 Seiten 76-81/ Mai 2008 DOI 10.1007/s10304-008-0259-4
  • Komesaroff PA, Black CV, Cable V, Sudhir K. Effects of wild yam extract on menopausal symptoms, lipids and sex hormones in healthy menopausal women. Climacteric . 2001;4(2):144-150.
  • Taylor M. Alternatives to conventional hormone replacement therapy. Compr Ther . 1997;23(8):514-532.
  • Araghiniknam M, Chung S, Nelson-White T, et al. Antioxidant activity of Dioscorea and dehydroepiandrosterone (DHEA) in older humans. Life Sciences 1996;59:L147-L157.
  • Hudson t, Standish L, Breed C, et al. Clinical and endocrinological effects of a menopausal
  • Ulbricht C, Basch E, Ulbricht C, et al. Wild yam (Dioscoreaceae). J Herb Pharmacother 2003;3(4):77-91.
  • Rosser A. The day of the yam. Nurs Times. Mai 1985;81(18):47

Weblinks

Quellennachweise

  1. http://www.phytochemie.botanik.univie.ac.at/Thailand/index.php?option=com_content&task=view&id=20&Itemid=105
  2. Final report of the amended safety assessment of Dioscorea Villosa (Wild Yam) root extract. Int J Toxicol. 2004;23 Suppl 2:49-54
  3. Foth D: Nahrungsergänzungsmittel im Klimakterium. Gynäkologische Endokrinologie Vol 6, Number 2 / Mai 2008 Seiten 76-81 DOI 10.1007/s10304-008-0259-4
  4. Laveaga GS. Uncommon trajectories: steroid hormones, Mexican peasants, and the search for a wild yam. Stud Hist Philos Biol Biomed Sci. 2005 Dec;36(4):743-60. Epub 2005 Dec 2.
  5. Final report of the amended safety assessment of Dioscorea Villosa (Wild Yam) root extract. Int J Toxicol. 2004;23 Suppl 2:49-54
  6. http://de.wikipedia.org/wiki/Phyto%C3%B6strogen
  7. Shaffer W: Wild Yam: Birth Control Without Fear
  8. http://www.mexican-wild-yam.com/fileadmin/bilder/07kd27.pdf
  9. Inhaltsstoffe des Produktes Potentax forte (bzw bang 7) zur Penisvergrößerung: 800mg Maca 460mg, Muria Puama 70mg, Wild Yam 60mg, Saw Palmetto 70mg, Damina 70mg, Ginkgo Biloba 70mg, Red Panax Ginseng 80mg[1]
  10. Foth D: Nahrungsergänzungsmittel im Klimakterium. Gynäkologische Endokrinologie Vol 6, Number 2 / Mai 2008 Seiten 76-81 DOI 10.1007/s10304-008-0259-4
  11. Final report of the amended safety assessment of Dioscorea Villosa (Wild Yam) root extract. Int J Toxicol. 2004;23 Suppl 2:49-54
  12. Arghiniknam M, Chung S, Nelson-White T, Eskelson C, Watson RR: Antioxidant activity of dioscorea and dehydroepiandrosterone (DHEA) in older humans. Life Sci59 :PL147 –157,1996
  13. Zava DT, Dollbaum CM, Blen M: Estrogen and progestin bioactivity of foods, herbs, and spices. Proc Soc Exp Biol Med217 :369 –378,1998
  14. Komesaroff PA, Black CV, Cable V, Sudhir K: Effects of wild yam extract on menopausal symptoms, lipids and sex hormones in healthy menopausal women. Climacteric4 :144 –150,2001
  15. Wen-Huey Wu et al. Estrogenic Effect of Yam Ingestion in Healthy Postmenopausal Women. Journal of the American College of Nutrition, Vol. 24, No. 4, 235-243 (2005) [2]
  16. Final report of the amended safety assessment of Dioscorea Villosa (Wild Yam) root extract. Int J Toxicol. 2004;23 Suppl 2:49-54
  17. Wojcikowski K, Wohlmuth H, Johnson DW, Gobe G. Dioscorea villosa (wild yam) induces chronic kidney injury via pro-fibrotic pathways. Food Chem Toxicol. 2008 Sep;46(9):3122-31. Epub 2008 Jul 10.
  18. http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/schadstoffe/doc/stoffbeschreibungen/14_nahrungsgifte.pdf
  19. http://www.ncahf.org/digest02/02-10.html