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Zum Lugar Center for Public Health and Research wurden 2018 über russische Staatsmedien, russische Ministerien und verschiedene [[Truther]]medien spekulativ Behauptungen verbreitet, nach denen diese Einrichtung in Wirklichkeit ein geheimes Forschungslabor des amerikanischen Pentagon sei, an dem geheim an Biowaffen geforscht werde, und dieses eine Gefahr für die Umgebung und isbesondere Russland darstelle. Insbesondere in russischen Regierungsmedien verbreitete Desinformation und vage Gerüchte hatten zur Folge, dass sich die Bewohner in Südossetien (Landesteil von Georgien, der unter russischer Kontrolle steht) und anderen Regionen vor Georgien und dem vermeintlichen Pentagon-Labor fürchten. Epidemien sowie Tierseuchen aller Art wurden und werden weiterhin als durch die USA importierte Krankheiten angesehen. Auch verbreiteten sich beispielsweise Gerüchte über angebliche Flugobjekte am Himmel, die eine unbekannte "weiße Substanz" verstreuten. Nach anderen Gerüchten ginge von der Einrichtung auch ein unangenhmer Geruch aus. Ausserhalb von Ländern, die unter dem Einfluss der russischen Regierung stehen, fand die aufgestellte [[Verschwörungstheorie]] nur eine geringe Rezeption in den Medien. Einzig die britische BBC widmete eine Reportage diesem Thema und kam zum Schluss dass es sich um eine Falschinformation handelt.  
 
Zum Lugar Center for Public Health and Research wurden 2018 über russische Staatsmedien, russische Ministerien und verschiedene [[Truther]]medien spekulativ Behauptungen verbreitet, nach denen diese Einrichtung in Wirklichkeit ein geheimes Forschungslabor des amerikanischen Pentagon sei, an dem geheim an Biowaffen geforscht werde, und dieses eine Gefahr für die Umgebung und isbesondere Russland darstelle. Insbesondere in russischen Regierungsmedien verbreitete Desinformation und vage Gerüchte hatten zur Folge, dass sich die Bewohner in Südossetien (Landesteil von Georgien, der unter russischer Kontrolle steht) und anderen Regionen vor Georgien und dem vermeintlichen Pentagon-Labor fürchten. Epidemien sowie Tierseuchen aller Art wurden und werden weiterhin als durch die USA importierte Krankheiten angesehen. Auch verbreiteten sich beispielsweise Gerüchte über angebliche Flugobjekte am Himmel, die eine unbekannte "weiße Substanz" verstreuten. Nach anderen Gerüchten ginge von der Einrichtung auch ein unangenhmer Geruch aus. Ausserhalb von Ländern, die unter dem Einfluss der russischen Regierung stehen, fand die aufgestellte [[Verschwörungstheorie]] nur eine geringe Rezeption in den Medien. Einzig die britische BBC widmete eine Reportage diesem Thema und kam zum Schluss dass es sich um eine Falschinformation handelt.  
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Wie sich bei genauerer Betrachtung ergibt, ist der tatsächliche Hintergrund der Geschichte eine erfolgreiche Behandlungskampagne gegen die Hepatitis-C Infektionen in Georgien, bei der über 30.000 Patienten behandelt wurden. Auffallend ist der zeitliche Zusammenhang der zunehmenden Berichterstattung in russischen Staatsmedien (und daran angebundener internationaler [[Truther]]medien) über das Lugar Center mit den Aufdeckungen von Aktivitäten des russischen Geheimdienstes GRU. Open source Recherchen (OSINT) von westlichen Medien und Recherchekollektiven konnten zahlreiche Identitäten von GRU-Hackern und Kampfstoff-Attentätern offenlegen. Möglicher Weise dienen daher die entsprechenden Medienaktivitäten einer Ablenkungsstrategie. In geringerem Maße war aber bereits vor 2018 über das Lugar Center in einer Art "verschwörungstheoretischen" Weise berichtet worden.  
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Wie sich bei genauerer Betrachtung ergibt, ist der tatsächliche Hintergrund der Geschichte eine erfolgreiche Behandlungskampagne gegen die Hepatitis-C Infektionen in Georgien, bei der rund 36.000 Patienten behandelt wurden. 200 Patienten (0,6%) verstarben während der Dauer der Behandlungskampagne, zum Teil handelte es sich jedoch um bereits zuvor schwer vorerkrankte Menschen. Auffallend ist der zeitliche Zusammenhang der zunehmenden Berichterstattung in russischen Staatsmedien (und daran angebundener internationaler [[Truther]]medien) über das Lugar Center mit den Aufdeckungen von Aktivitäten des russischen Geheimdienstes GRU. Open source Recherchen (OSINT) von westlichen Medien und Recherchekollektiven konnten zahlreiche Identitäten von GRU-Hackern und Kampfstoff-Attentätern offenlegen. Möglicher Weise dienen daher die entsprechenden Medienaktivitäten einer Ablenkungsstrategie. In geringerem Maße war aber bereits vor 2018 über das Lugar Center in einer Art "verschwörungstheoretischen" Weise berichtet worden.  
    
Die [[Verschwörungstheorie]]n und entsprechenden Medienberichte kulminierten Anfang Oktober zu Androhungen militärischer Gewalt durch russisches Militär gegen den souveränen Staat Georgien und stellten den bisherigen Gipfel entsprechender Aktivitäten dar.<ref>https://dfwatch.net/russia-does-not-rule-out-military-measures-against-georgia-in-new-threats-over-tbilisi-biolab-52348</ref>
 
Die [[Verschwörungstheorie]]n und entsprechenden Medienberichte kulminierten Anfang Oktober zu Androhungen militärischer Gewalt durch russisches Militär gegen den souveränen Staat Georgien und stellten den bisherigen Gipfel entsprechender Aktivitäten dar.<ref>https://dfwatch.net/russia-does-not-rule-out-military-measures-against-georgia-in-new-threats-over-tbilisi-biolab-52348</ref>
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==Recherche der britischen BBC==
 
==Recherche der britischen BBC==
Die britische BBC recherchierte 2018 zum Thema und erstellte dazu eine Dokumentation mit dem Titel "Russian disinformation and the 'lab of death'" (BBC News, 12.11.2018)<ref>Steve Rosenberg, Will Vernon, Matt Goddard: Russian disinformation and the 'lab of death', BBC, November 2018</ref>. Das Video ist bei Youtube zu sehen: [https://www.youtube.com/results?search_query=bbc+lab+of+death Link zum Video]. Bei der BBC ist die Reportage auf der Webseite der BBC in der Rubrik fake-news aufrufbar. Die Journalisten der BBC kamen zum Ergebnis dass russische Medien und Regierungsvertreter falsche Behauptungen zum Lugar Center aufgestellt hätten. Sie suchten in Tiflis einen Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums mit Namen Giorgi Khatelishvili auf, der in einem der Giorgadse - Dokumente genannt wird. Khatelishvili bestätigte die Echtheit eines der vom BBC Reporter gezeigten Dokumente und wies darauf hin dass das im Dokument genannte Arzneimittel Sovaldi weltweit gegen Hepatitis C eingesetzt werde.
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Die britische BBC recherchierte 2018 zum Thema und erstellte dazu eine Dokumentation mit dem Titel "Russian disinformation and the 'lab of death'" (BBC News, 12.11.2018)<ref>Steve Rosenberg, Will Vernon, Matt Goddard: Russian disinformation and the 'lab of death', BBC, November 2018</ref>. Das Video ist bei Youtube zu sehen: [https://www.youtube.com/results?search_query=bbc+lab+of+death Link zum Video]. Bei der BBC ist die Reportage auf der Webseite der BBC in der Rubrik fake-news aufrufbar. Die Journalisten der BBC kamen zum Ergebnis dass russische Medien und Regierungsvertreter falsche Behauptungen zum Lugar Center aufgestellt hätten. Sie suchten in Tiflis einen Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums mit Namen Giorgi Khatelishvili auf, der in einem der Giorgadse - Dokumente genannt wird. Khatelishvili bestätigte die Echtheit eines der vom BBC Reporter gezeigten Dokumente und wies darauf hin dass das im Dokument genannte Arzneimittel Sovaldi weltweit gegen Hepatitis C eingesetzt werde. Die Behandlungskampagne gegen die Hepatitis C Infektion sei in Georgien erfolgreich abgeschlossen worden. Insgesamt seien rund 36.000 Patienten behandelt worden, von denen 200 Patienten (0,6%) verstarben seien. Dies sei aber darauf zurückzuführen, dass es sich teilweise um bereits zuvor schwer vorerkrankte Menschen gehandelt habe.
 
   
==Fakten zum Thema==
 
==Fakten zum Thema==
 
*Die '''afrikanische Schweinepest''' (engl. ''African Swine Fever'') stammt (wie der Name es besagt) ursprünglich aus Afrika südlich der Sahara und stellt lediglich eine Gefahr für Schweine, aber nicht für den Menschen dar. Erreger ist das DNA-Virus ASP aus der Familie der Asfarviridae (Genus Asfivirus). Aktuell (Herbst 2018) stellt die afrikanische Schweinepest eine potentielle Gefahr dar, sich aus Richtung osteuropäischer Staaten in Richtung Westen auszubreiten und nicht umgekehrt. In der Vergangenheit gab es örtlich begrenzte Epidemien in Südamerika, Sardinien und Belgien. Das Virus wurde im 18. Jahrhundert bekannt, als Siedler Schweine nach Afrika brachten und diese erkrankten. Erst ab 1957 wurden Epidemien außerhalb von Afrika beobachtet. Wie mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, trat die afrikanische Schweinepest zuerst 2007 in Georgien auf, Jahre vor der Eröffnung des Lugar Center. Von Georgien breitet sich das Virus Richtung Kaukasus, Osteuropa und baltische Staaten aus.<ref>Claire Guinat, Andrey Gogin, Sandra Blome, Guenther Keil, Reiko Pollin, Dirk U. Pfeiffer, Linda Dixon, Transmission routes of African swine fever virus to domestic pigs: current knowledge and future research directions, Vet Rec. 12.3.2016; 178(11): S. 262–267. doi:  [10.1136/vr.103593] PMCID: PMC4819659 PMID: 26966305</ref> Nach Georgien gelangte das Virus zuvor über importierte Lebensmittel aus Ost-Afrika oder Madagaskar.<ref>Rowlands RJ, Michaud V, Heath L, Hutchings G, Oura C, Vosloo W, Dwarka R, Onashvili T, Albina E, Dixon LK, African swine fever virus isolate, Georgia, 2007. Emerg Infect Dis. 2008 Dec; 14(12):1870-4</ref><br><br>Die afrikanische Schweinepest (durch das ASP-Virus) darf nicht mit durch das '''Influenza-A-Virus H1N1''' (Orthomyxoviridae) ausgelösten Erkrankungen ("Grippe") verwechselt werden, was aber immer wieder vorkommt und Verwirrung stiften soll. Dieses H1N1-Virus stammt ursprünglich vom Virus der spanischen Grippe (1918) ab und kann bei einigen Tierarten und dem Menschen zu einer Erkrankung führen. Dieser Subtyp hat unter Menschen einige zehn Millionen Tote verursacht, ohne dass ein Zusammenhang mit dem Lugar Center oder Georgien erkennbar wäre. Im Frühjahr 2009 (vier Jahre bevor in Tiflis die Außenstelle eröffnet wurde) breitete sich in Nordamerika ein zuvor unbekannter Subtyp des H1N1-Virus, das so genannte Schweinegrippevirus H1N1 2009/10, aus und verursachte einen Outbreak 1976 (Variante A/New Jersey/1/1976) und 1977 in Tianjin (China) mit Ausbreitung in Richtung Russland (russische Grippe). Seit 1977 zirkulieren H1N1-Viren gemeinsam mit den H3N2-Viren aus der Hongkong-Grippe von 1968 in der Menschheit. Zu einer Pandemie kam es 2009 durch den Subtyp A/California/7/2009 (H1N1) von Nordamerika aus. Einer 2016 publizierten Studie zufolge entstand die pandemische Variante des Virus (pdmH1N1) in Schweinen in Mexiko.<br><br>Die afrikanische Schweinepest darf auch nicht mit der '''klassischen Schweinepest''' (KSP, auch Europäische Schweinepest ESP, Classical Swine Fever, Hog Cholera) verwechselt werden. Der KSP-Erreger, das Virus CSFV (Flaviviridae), ist nicht mit dem ASP-Virus verwandt. Der Mensch ist für diese Erkrankung nicht empfänglich.
 
*Die '''afrikanische Schweinepest''' (engl. ''African Swine Fever'') stammt (wie der Name es besagt) ursprünglich aus Afrika südlich der Sahara und stellt lediglich eine Gefahr für Schweine, aber nicht für den Menschen dar. Erreger ist das DNA-Virus ASP aus der Familie der Asfarviridae (Genus Asfivirus). Aktuell (Herbst 2018) stellt die afrikanische Schweinepest eine potentielle Gefahr dar, sich aus Richtung osteuropäischer Staaten in Richtung Westen auszubreiten und nicht umgekehrt. In der Vergangenheit gab es örtlich begrenzte Epidemien in Südamerika, Sardinien und Belgien. Das Virus wurde im 18. Jahrhundert bekannt, als Siedler Schweine nach Afrika brachten und diese erkrankten. Erst ab 1957 wurden Epidemien außerhalb von Afrika beobachtet. Wie mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, trat die afrikanische Schweinepest zuerst 2007 in Georgien auf, Jahre vor der Eröffnung des Lugar Center. Von Georgien breitet sich das Virus Richtung Kaukasus, Osteuropa und baltische Staaten aus.<ref>Claire Guinat, Andrey Gogin, Sandra Blome, Guenther Keil, Reiko Pollin, Dirk U. Pfeiffer, Linda Dixon, Transmission routes of African swine fever virus to domestic pigs: current knowledge and future research directions, Vet Rec. 12.3.2016; 178(11): S. 262–267. doi:  [10.1136/vr.103593] PMCID: PMC4819659 PMID: 26966305</ref> Nach Georgien gelangte das Virus zuvor über importierte Lebensmittel aus Ost-Afrika oder Madagaskar.<ref>Rowlands RJ, Michaud V, Heath L, Hutchings G, Oura C, Vosloo W, Dwarka R, Onashvili T, Albina E, Dixon LK, African swine fever virus isolate, Georgia, 2007. Emerg Infect Dis. 2008 Dec; 14(12):1870-4</ref><br><br>Die afrikanische Schweinepest (durch das ASP-Virus) darf nicht mit durch das '''Influenza-A-Virus H1N1''' (Orthomyxoviridae) ausgelösten Erkrankungen ("Grippe") verwechselt werden, was aber immer wieder vorkommt und Verwirrung stiften soll. Dieses H1N1-Virus stammt ursprünglich vom Virus der spanischen Grippe (1918) ab und kann bei einigen Tierarten und dem Menschen zu einer Erkrankung führen. Dieser Subtyp hat unter Menschen einige zehn Millionen Tote verursacht, ohne dass ein Zusammenhang mit dem Lugar Center oder Georgien erkennbar wäre. Im Frühjahr 2009 (vier Jahre bevor in Tiflis die Außenstelle eröffnet wurde) breitete sich in Nordamerika ein zuvor unbekannter Subtyp des H1N1-Virus, das so genannte Schweinegrippevirus H1N1 2009/10, aus und verursachte einen Outbreak 1976 (Variante A/New Jersey/1/1976) und 1977 in Tianjin (China) mit Ausbreitung in Richtung Russland (russische Grippe). Seit 1977 zirkulieren H1N1-Viren gemeinsam mit den H3N2-Viren aus der Hongkong-Grippe von 1968 in der Menschheit. Zu einer Pandemie kam es 2009 durch den Subtyp A/California/7/2009 (H1N1) von Nordamerika aus. Einer 2016 publizierten Studie zufolge entstand die pandemische Variante des Virus (pdmH1N1) in Schweinen in Mexiko.<br><br>Die afrikanische Schweinepest darf auch nicht mit der '''klassischen Schweinepest''' (KSP, auch Europäische Schweinepest ESP, Classical Swine Fever, Hog Cholera) verwechselt werden. Der KSP-Erreger, das Virus CSFV (Flaviviridae), ist nicht mit dem ASP-Virus verwandt. Der Mensch ist für diese Erkrankung nicht empfänglich.
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