Karl Heinz Fuchs

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Oben: Erloschene Marke Vit-Theragon. Unten: Seit 2004 registrierte Marke In-Photonic

Karl Heinz Fuchs aus Landsberg in Bayern ist ein Erfinder von pseudomedizinischen Scharlatanerie-Geräten und Präparaten, für die mit dem pseudowissenschaftlichen Konzept der Biophotonen und von Fuchs erdachten Begriffen wie "Photonenkomprimierungsverfahren" oder "Skalar-Ionentechnologie" geworben wird.

Im Jahr 1996 gründete Fuchs zur Vermarktung seiner Produkte die Firma Vit-Theragon und nach eigenen Angaben bereits 1986 die In-Photonic Group, die aber auch als Nachfolgerin der Firma Vit-Theragon angesehen werden kann, die seit etwa 2009 nicht mehr in Erscheinung tritt. In-Photonic bietet aber direkt keine kommerziellen Produkte an, was offenbar auf rechtliche Auseinandersetzungen zurückzuführen ist,[1] sondern präsentiert sich als eine Art wissenschaftlicher Dienstleister. Geschäftsführer von In-Photonic ist Fuchs' Sohn Michael. Die Firma tritt auch unter dem Namen medical in auf. Die ehemaligen Vit-Theragon-Produkte werden derzeit unter dem Namen Vitagon angeboten.[2][3]

In München betreibt Fuchs nach eigenen Angaben ein "Institut für bioenergetische Zellresonanz", mit "Außenbezirken" in Slowenien, Südafrika und Südaustralien. Fuchs tritt stets als "Dr." auf, manchmal auch als "Dr. h.c.", wobei es sich bei diesem Ehrendoktortitel um einen kaufbaren scheinakademischen Titel handelt. Über einen akademischen Werdegang von Fuchs ist über das Internet nichts in Erfahrung zu bringen. Auf der Unternehmensseite von In-Photonic ist folgende Aussage zu lesen:

"Entsprechend der knapp vierjährigen Studien mit über 304 Seiten Dissertation wurden die Arbeiten des Herrn Fuchs von der „Yorkshire Universität“ angenommen, die ihm den Titel rer. nat. (Doktor der Naturwissenschaften, die in Deutschland nur als h.c. anerkannt wurde), verliehen."[4]

Die Rede ist auch von einer quantenphysiologischen Studienrichtung der gemeinten Yorkshire Universität. Eine Yorkshire Universität gibt es nicht. Auch die behauptete Umwandlung des in Deutschland nicht anerkannten Abschlusses in einen Dr. hc. ist nicht vorgesehen und unmöglich. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass keine konkreten Informationen zu finden sind, an welcher Einrichtung genau die Dissertation denn nun wirklich angenommen wurde, aus welchen Gründen der angebliche Abschluss nicht anerkannt wurde und welche Hochschule Fuchs dann, aus welchen Gründen auch immer, eine Ehrendoktorwürde angetragen haben soll. So stellt sich das offensichtlich als der Versuch eines Titelbetruges dar. Dass es sich bei den scheinakademischen "Yorkshire University"-Titeln um kaufbare Scheintitel handelt, zeigt die Verurteilung eines Zahnarztes "Ralf L." aus Hannover im Jahre 2015. Das Landgericht Hannover verhängte für den Titelmissbrauch eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro und der Verurteilte darf den Titel „Dr. h.c.“ der „Yorkshire University“ nicht mehr führen. Nach Recherchen des Norddeutschen Rundfunks sollen die Scheintitel von einem Osnabrücker Geschäftsmann angeboten worden sein, Betreiber der Webseiten Net-Mail-Kurier und CN-Consult. Zahlreiche Deutsche, die falsche Ehrendoktortitel geführt hatten, kamen deshalb vor Gericht und wurden zu Geldstrafen verurteilt, darunter ein CDU-Kommunalpolitiker aus Thüringen, der Leiter einer Hilfsorganisation sowie der genannte Zahnarzt und Ärztliche Direktor einer privaten Zahnklinik in Hannover. Ein falscher Dr.-Titel sollte laut Hannerverscher Allgemeinen Zeitung HAZ 3600 € kosten.[5] Die so genannte Yorkshire University sollte angeblich ihren Sitz auf den Britischen Jungferninseln haben. Den Recherchen zufolge wurden die Urkunden jedoch offenbar in Osnabrück produziert und auch von dort verschickt. Die Regierung des Karibikgebietes teilte in einem Schreiben an NDR Info mit, dass es auf den Britischen Jungferninseln eine Yorkshire University gar nicht gebe.[6]

Die Firma In-Photonic gibt auf ihren Webseiten Partner an. Genannt wird unter anderem ein "Institut Inakarb" von Enrico Edinger.

In-Photonic

Fuchs will ein Verfahren erfunden haben, das er In-Photonic-Technologie nennt. Seinen konfusen und technisch-wissenschaftlich vollkommen unsinnigen Ausführungen[7][8] zufolge sollen dabei von der Sonne ausgehende "Biophotonen" – mit anderen Worten, Sonnenlicht – in komprimierter Form dauerhaft auf Glas- und Quarzkügelchen übertragen werden. Dieses Material könne dann für viele Zwecke eingesetzt werden, insbesondere habe es biologisch und medizinisch vorteilhafte Wirkungen. Eine wichtige Rolle spiele dabei die gespeicherte "In-Photonic-Frequenz" 1013 Hz, die im "Frequenzbereich der Zelle" liege.[9] Durch die Komprimierung entspräche ein 5 mm großer in-photonisierter Kristall rund "9 kg Bergkristallenergie".

 
Aquaron 2000
 
Biogon
 
PT1, PT2 und Pyragon[8]

Produkte

Die Vorstellungen von Fuchs mündeten in eine Reihe von Scharlatanerieprodukten, die er zunächst unter der geschützten Marke Vit-Theragon verkaufte, welche aber Ende 2008 gelöscht wurde. Derzeit werden die Erzeugnisse unter dem Namen Vitagon vertrieben. Einige Beispiele:

  • Aquaron. Ein typisches Produkt aus dem Bereich der Wasserbelebung. Die neben der Wasserleitung anzubringende Metallhülse erhöhe durch "In-Photonisierung" eine "Bioverfügbarkeit" des Wassers.
  • Biogon. Kleine Beutel, die "mehrere Tausend in-photonisierte Siliziumkügelchen" enthalten. Sie sollen bei körperlichen Beschwerden aller Art mit einem Heftpflaster auf die betreffende Stelle geklebt werden.
  • Energon. Ähnelt der Produktreihe Aquaron, soll aber an Gas-, Öl- oder Benzinleitungen angebracht werden und bei Heizungsanlagen und Kraftfahrzeugen eine Energieeinsparung bewirken.
  • MSC-Chip. Ein typisches Elektrosmog-Schutzprodukt in Chipform.
  • Powerkapsel. Die "photonisierten Powerkapseln" zum Einnehmen würden eine Verbesserung der Gesundheit bewirken. Unter anderem werden "mehr Leistungsfähigkeit, Reduzierung etwaiger Müdigkeitserscheinungen, Steigerung des Wohlbefindens, Stabilisierung bei Stimmungsschwankungen" versprochen.
  • Pyragon. Mit der Pyramide aus Keramik gelänge durch die In-Photonic-Technik eine "erfolgreiche Beseitigung von Elektrosmog, Bildschirmstrahlen, geopathogenen Belastungen, lästigen Gerüchen, negativen Informationen".
  • PT1 und PT2. Goldfarbene Anhänger zum Schutz vor Elektrosmog, zum "Löschen von Fehlinformationen in Speisen und Getränken", usw. Laut Fuchs enthält der PT2 fein gemahlenes Silizium (gemeint ist offenbar Siliziumdioxid, also Sand). Wegen der dadurch enstandenen großen Oberfläche würden 5.700 Boviseinheiten oder 5 Tonnen "Bergkristallenergie" erreicht. Messbar sei das mit dem russischen Prognos-Messgerät.[8]
  • Happy-Brain-Technologie. Ein Nahrungsergänzungsmittel in Kapselform, das von der Firma Amrita bzw. dem Hans Nietsch Verlag in Zusammenhang mit der Ernährungslehre "Befreite Ernährung" von Christian Opitz angeboten wird. Bei der Herstellung solle eine "Übertragung spezifischer Informationen" mit Hilfe von Skalarwellen und eine "Energetisierung mit Biophotonen" mit dem "In-Photonic Verfahren von Dr. Fuchs" stattfinden.

Die Erzeugnisse sind bei einigen Esoterik-Händlern erhältlich. Fuchs bereist mit seinem Sortiment auch selbst Esoterikmessen, z.B. Lebensfreude-Messen.

Produkt/Therapie Intra-Scalar

Mit diesem pseudomedizinischen Scharlataneriegerät wird eine sogenannte "Photonen IntraScalar-Therapie" als "Interpolare-Bioresonanz-Technik" angeboten, welche bei einer Vielzahl von teils völlig unterschiedlichen Befindlichkeitszuständen, physiologischen Prozessen und Erkrankungen angewendet werden soll.
Diese Geräte und Methoden sind in der evidenzbasiertten Medizin nicht bekannt und es ist keine seriöse Literatur zu finden. Geschehen soll dies alles durch einen imaginären Energieausgleich. Ein behauptetes Wirkungsprinzip als solches ist trotz umfangreicher und weitschweifiger Beschreibungen nicht zu erkennen, es ist vage, unspezifisch und wirr formuliert und soll den Zellen des menschlichen Körpers gebündeltes Licht über Strahlung (sog. Scalarwellen) zuführen. Dies soll ein imaginäre Zellkommunikation aktivieren und das Energieniveau auf einen Wert bringen, der das Immunsystem des Körpers optimiert. Mit Funktionalitäten, welche nachvollziehbare Auswirkungen auf irgendeinen physiologischen Prozess im menschlichen Körper haben könnten, ist dies nicht in Verbindung zu bringen.

"Über die “IntraScalar-Methode” unterstützen wir gezielt die primäre Zellfunktion in der Informationsaufnahme, Herstellung des biologischen Ordnungsprinzips und unterstützender Zellkommunikation durch eine Kombination der for tschrittlichen intrazellulären Resonanz- und Photonen- Scalar therapie."[10]
Durch die Zufuhr von Biophotonen konnte eine 100%ige Wiederherstellung der Energie und damit der Gesundung von kranken Zellen nachgewiesen werden. Besonders interessant ist diese Therapieform bei der biologischen Krebsbehandlung“. [11]
“Die biophysikalischen, biochemischen und bioenergetischen Zusammenhänge in unserem lebenden Organismus werden ausschließlich über die In-Photonen gesteuert“'' [12]

In den von In-Photonic und dem Institut für bioenergetische Zellresonanz veröffentlichten Broschüren und Scripten werden eine Vielzahl von Verbindungen für Zusammenarbeit und Unterstützung in Forschung und Entwicklung genannt. Einige der genannten Partner sind keine akademischen Einrichtungen, sondern pseudowissenschaftliche Einrichtungen wie das Institut für Biophotonie, Heidelberg, welches auch nach Recherche nicht zu finden ist. Oder das „International Instituet of Biophysics"[sic] von Fritz-Albert Popp. Auch die Universität für Bodenkultur (Wien) ist vertreten, dort wird die Dissertation der Frau Schinagl aus dem Bereich der Landwirtschaft genannt, welche In-Photonic Verfahren mit Alchemistischer Behandlung, Grander-Technologie, biologisch-dynamischem Anbau und konventionellen Methoden vergleicht.[13]

Bei anderen genannten Institutionen wie der Technischen Universität Wien, der Landesregierung Tirol - Landes- u. Forstdirektion, wurden keine Projekte benannt, welche einen unmittelbaren konkreten Zusammenhang zu In-Photonic, ihren Produkten und Methoden erkennen lassen. Auch der namentlich genannte „Leiter der Silikattechnik der Technischen Universität Wien Herr Prof. Dr. Hubacek“ ist Leiter der staatl. Versuchsanstalt für Silikattechnik, Wien, einer eigenständigen Einrichtung und Unternehmens, welches kein Bestandteil der TU Wien ist. Ein Bereich Silikattechnik ist bei der TU Wien nicht zu finden.[14]

Bei den von Prof. Dr. Hubacek tatsächlich durchgeführten Forschungsaufträgen seitens österreichischer Ministerien bzgl. Untersuchungen zur Anwendbarkeit der Silikat-Technologie in Gebieten der nördlichen Sahelzone ist kein umittelbarer Zusammenhang mit In-Photonic zu erkennen. Gesichtet wurden die Jahre 2004-2015.[15]

Auch die Regierungen von Polen und Indien werden allgemein und ohne weitere konkrete und überprüfbare Angaben genannt.[16] Behauptete offizielle Forschungsaufträge seitens der Regierung Österreichs für IN-Photonic sind nicht zu bestätigen. Es ist in keiner Weise nachvollziehbar, ob überhaupt und in welcher Qualität und Intensität die behauptete Zusammenarbeit stattgefunden hat. Viele der genannten Aktivitäten und Kontakte sind nicht verifizierbar. Auch ist nicht sicher, ob alle Institutionen und Personen, welche als Partner bei Forschung und Zusammenarbeit aufgeführt werden, in Kenntnis davon sind, dass sie genannt werden.[10]

Genannte Gebiete von Forschung und Zusammenarbeit sind z.B. auch:.

  • Seensanerierung
  • Natürliche Algenbekämpfung
  • Stabilisierung der Autobahngerünung
  • Beschneiungsanlagen
  • Technische Versuche im Bereich Verbrennungsoptimierung
  • Abwasserforschung Klärwerke

Der Zusammenhang und Nutzen dieser angeblichen Forschungsarbeiten und Kooperationen mit dem vielfältig kolportierten Nutzen der IntraScalar-Therapie bleibt unklar. Auch hier sind bei den in diesem Zusammenhang genannten Stellen keine Infos über irgendeine Form und Inhalte einer tatsächlichen Zusammenarbeit zu finden.[10]

Durch die großzügige Verwendung und Verteilung von Begriffen aus Medizin, Biologie, Physik nach einem nicht erkennbaren Muster quer durch die Texte wirken die Ausführungen konfus und ohne nachvollziehbaren Zusammenhang zu irgendeiner der postulierten Funktionen und Wirkungen. Ein technisch und physikalisch plausibles Funktionsprinzip ist nicht zu erkennen.

Quellen und Anmerkungen

  1. Karl Heinz Fuchs teilt dazu mit: "Bedauerlicherweise sind wir wegen der vielen industriellen Angriffe und verlorenen Prozesse mit unserem Unternehmen ins Ausland gegangen. Unsere Mitarbeiter stehen Ihnen jedoch nach wie vor über unser Büro in Landsberg zur Verfügung." www.in-photonic.de/unternehmen/unserteam/index.php, Aufruf am 15. April 2011
  2. Die Marke Vitagon ist nicht zu verwechseln mit einer Vitagon GmbH aus München oder der Firma Guttzeit Wasser- & Medizintechnik aus Duisburg, die ebenfalls Erzeugnisse unter dem Namen Vitagon anbietet.
  3. Beworben werden die Produkte auf der schweizerischen Internetseite vitagon.ch. Als Kontakt ist dort nur eine E-Mail-Adresse angegeben. Betreiber der Seite ist Antonio Castiello (geb. 1967) aus Freidorf im Kanton Thurgau.
  4. Unternehmens-Info zur angeblichen Dissertation von Fuchs
  5. http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Falscher-Doktortitel-in-Hannover-kostet-ab-3600-Euro
  6. https://www.presseportal.de/pm/6561/2551719
  7. Fuchs "erklärt" das In-Photonic-Verfahren beispielsweise so: "In einem naturwissenschaftlichen Forschungsprojekt, in dem verschiedene Spezialisten mitwirken, entwickelte Dr. K.H. Fuchs mit seiner Forschergruppe die "In-Photonic"-Technologie. Prismen, Spulen, speziell entwickelte Materialien und Vakuum-Shooter mit Photonenkomprimierungsverfahren befinden sich in den In-Photonen-Generatoren. Hierbei werden, im weitesten Sinne in der Weiterentwicklung der Solartechnologie, die in der Atmosphäre befindlichen Photonen der Sonnenenergie komprimiert. Diese zellunterstützenden Informationen werden auf Siliziumkristalle als Speichermedium auf Dauer übertragen. So entsteht eine neue Art eines Laserschreibsystems der Übertragungstechnologie mit hohem Brennwert. In der Computerfachsprache spricht man vom Schreiben einer CD. Dabei werden die damit behandelten Siliziumkügelchen in der Größeneinheit von Teilchen bis 5 mm für verschiedene Einsatzzwecke verwendet und unterstützen die Steuerprozesse der DNA-Funktion. So entstand in zwei Jahrzehnte langer Entwicklung eine ausgereifte biotechnologische Innovation." www.in-photonic.de/inphotonic/technik/index.php, Aufruf am 15. April 2011
  8. 8,0 8,1 8,2 Bericht über einen Vortrag von Karl Heinz Fuchs auf einer Esoterik-Messe
  9. Die Frequenz 1013 Hz entspricht einer Wellenlänge von 30 µm und damit einer Wärmestrahlung im mittleren Infrarotbereich. Nach dem Erfinder des Biophotonen-Konzepts, Fritz-Albert Popp, auf den sich Fuchs verschiedentlich beruft, liegt die Wellenlänge der Biophotonen aber etwa im Bereich des sichtbaren Lichts, nämlich rund 0,3 µm bis 0,8 µm.
  10. 10,0 10,1 10,2 Broschüe Intrascalar
  11. http://www.praxis-vespa.de/photon-intrascalar-therapie
  12. http://www.praxis-vespa.de/images/pdf/IntraScalar.pdf
  13. in-photonic.de/rep-landwirtschaft
  14. https://www.tuwien.ac.at/wir_ueber_uns/fakultaeten_institute/
  15. https://wissenschaft.bmwfw.gv.at/uploads/tx_contentbox/fakt_04.pdf
  16. in-photonic.de/rep-landwirtschaft