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Version vom 1. Juni 2014, 16:01 Uhr

Josef Wahler

Josef Wahler ist ein in München lebender Lebensmittelchemiker, Buchautor, Vereinsvorsitzender und Webshopbetreiber. Nach eigenen Angaben ist er Gutachter und Sachverständiger in allen Fragen der Lebensmittel-Sicherheit. Er ist von der IHK München öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetika, Deklaration, Zusammensetzung, Abgrenzung und Qualitätssicherung in der Lebensmittelindustrie.

Seine zur Ernährungsberatung dienenden Bücher lehnen sich stark an pseudowissenschaftliche Konzepte an und enthalten wissenschaftlich nicht haltbare Aussagen. Auch seine über den Webshop Enerceutical verkauften Nahrungsergänzungsmittel entsprechen bezüglich der angepriesenen Wirkung keiner wissenschaftlich fundierten Erkenntnislage. In pseudowissenschaftlicher Manier erklärt er eine angebliche Mangelversorgung zur Ursache einer Vielzahl von Krankheiten, die durch gezielte Zufuhr zu beheben seien. Passend dazu verkauft er im eigenen Webshop entsprechende Präparate.

Bücher

Buchtitel: "Zucker- der süße Verführer"

Neben einem esoterisch gefärbten Ratgeber über sinnvolle Selbstgespräche publiziert Wahler Bücher zu Ernährungsthemen, meist in Co-Autorschaft mit Franz Binder. Dabei veröffentlicht er einige seiner Bücher über den VAK Verlag. Wahler stellt Behauptungen zu schädlichen Wirkungen von Salz und Zucker auf. So schreibt er über den Konsum von raffiniertem Zucker:

„Zucker entzieht dem Körper wertvolle Vitamine und Mineralstoffe. Herzerkrankungen, Diabetes, Depressionen, Karies sind nur einige der Krankheiten, die in direktem Zusammenhang mit Zuckerkonsum stehen." [1]

Unter Ernährungswissenschaftlern sind diese Behauptungen unter dem Begriff Zuckermythen bekannt, lediglich der Zusammenhang mit Karies ist belegt. Der Wissenschaftliche Informationsdienst des Europäischen Institutes für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (EU.L.E. e.V) schreibt dazu in einer ausführlichen Stellungnahme:

"Wie Alkohol und Cholesterin zählt auch Zucker zu den Erzfeinden der Volksgesundheit. Die Lektion, dass sein Genuss „leere Kalorien” beschert, hat der aufgeklärte Verbraucher ebenso verinnerlicht wie die Botschaft, dass er dick macht. Hartnäckig hält sich zudem die Befürchtung, Zucker könne dem Körper Vitamine klauen und ihn langsam entkalken. Analog zur „Alkoholkrankheit” signalisiert nicht zuletzt das Wort „Zuckerkrankheit”, wozu das weiße Kristall fähig sein soll. Welcher unbefangene Zeitgenosse weiß schon, dass damit der Zucker im Urin des Diabetikers gemeint ist und nicht die Folge von chronischem Tortenabusus." [2]

In seinem Buch „Wasserstoff - das gesunde Element“ wird behauptet:

„Doch erst seit den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts gilt es als gesichert, dass Wasserstoffanionen in allen biologischen Zellen vorkommen und dort an nahezu allen biochemischen Prozessen beteiligt sind.“ [3]
Buchtitel: "Wasserstoff- das gesunde Element"

Wasserstoffanionen können allerdings nicht in wässrigen Systemen wie der Zelle existieren, da sie extrem reaktiv sind. Die einzigen chemischen Verbindungen, die formal Wasserstoffanionen enthalten, sind Metallhydride. Diese zersetzen sich allerdings bei Wasserkontakt explosionsartig.[4]

In der wissenschaftlichen Fachliteratur sind Wasserstoffanionen, insbesondere in Verbindung mit gesundheitlichen Wirkungen, nicht beschrieben. Auch dass unverarbeitete Lebensmittel (Rohkost) gesundheitlich günstiger seien als verarbeitete Lebensmittel ist wissenschaftlich nicht bestätigt.

Shop

In seinem Webshop verkauft er neben seinen Büchern auch Nahrungsergänzungsmittel und diätische Lebensmittel unter den Namen Enerceutical zu völlig überteuerten Preisen (ca. 20 € pro Gramm). Unter der Rubrik FAQ (häufig gestellte Fragen) leitet er ein pseudowissenschaftliches Wirkungskonzept seiner Mittel in Anlehnung an die sog. Lichtnahrung ab, obwohl die Energiegewinnung in Pflanzen (Photosynthese) im menschlichen Organismus keine Bedeutung hat. In Anlehnung an wissenschaftliche Erkenntnisse versucht er dabei unter Zuhilfenahme zahlreicher Fachbegriffe eine wissenschaftlich klingende Funktionsweise seiner Produkte, vor allem des "myNADH-Komplex", zu konstruieren. Auch Anleihen bei der orthogonalen Medizin sind nicht zu übersehen, bezeichnet er auf der Startseite seine Mittel als Ortho-Nutrition.[5]

Neben NADH, welches als Nahrungsergänzungsmittel völlig unnötig ist, und Extrakten der Goji-Beeren vertreibt er auch als diätische Lebensmittel bezeichnete Pillen, die sogenannten Chondroprotektiva. Darunter versteht man Stoffe wie Glucosamin und Chondroitin, beides wichtige Bausteine des Knorpelgewebes. Diese sollen über die Nahrung einen weiteren Abbau bzw. einen erneuten Aufbau des Knorpelgewebes, das bei einer Arthrose geschädigt ist, ermöglichen.

Artro-Fit Pillen

Eine Aufnahme über die Nahrung führt allerdings zu keinem Aufbau bzw. einem vermindertem Abbau von Knorpelgewebe, da diese Stoffe nicht unverändert in die Blutbahn gelangen. Mehrere Meta-Analysen kommen zu dem Ergebnis, dass solche Präparate keine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkungen besitzen und nur die Hoffnungen von an Arthrose Erkrankten auf eine Besserung ihrer Beschwerden bedienen.

So schreibt etwa das Deutsche Ärzteblatt:

"Das bedeutet aber nicht, dass die beiden Substanzen bei oraler Einnahme auch tatsächlich die Gelenke erreichen, dort eingebaut werden und den schadhaften Knorpel ausbessern, dessen Fähigkeit zur Regeneration von Experten als äußerst gering bis nicht möglich eingestuft wird."[6]

Da beide Stoffe aus tierischen Bestandteilen (Meeresmuscheln und Haien) hergestellt werden, kann ein allergisches Potential nicht ausgeschlossen werden. Für Glucosamin aus Meeresmuscheln ist dies belegt. [7] Auch stellt eine Gewinnung von Chondroitin aus Haiknorpel ein gravierendes Artenschutzproblem dar. [8] Siehe dazu auch Haifit.

Auf der eigens für das Produkt erstellten Webseite wird auch auf eine angebliche Doppelblindstudie verlinkt, die allerdings nur nach Registrierung und zwangsweiser Zustimmung zu einem Newsletter abrufbar ist.[9] Es handelt sich um keine in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichten Studie, die eine Begutachtung erfahren hätte. Zudem handelt es sich bei der Studie nicht um das beworbene Produkt, sondern um ein völlig anderes. Die Seriosität der Studie kann von einem Laien nicht abgeschätzt werden und soll nur der Vermarktung des Produktes dienen.

Verein

Josef Wahler ist Vorsitzender des in München angemeldeten Vereins "Gesellschaft für Naturheilkunde Deutschland e.V.", der auch ein eigenes Internetportal betreibt. Als eines der Ziele der Vereinigung wird angegeben:

"Die Gesellschaft für Naturheilkunde Deutschland e.V. (GfN) kann dabei behilflich sein, geeignetes Informationsmaterial und Lehrmaterial zu finden: sei es für Ärzte, Heilkundige, Therapeuten oder andere in Heilberufen Tätige, oder auch für den interessierten Laien, der nicht länger passiver Pillenschlucker und Opfer von Fehlinformationen in Medien und Werbung sein will.“ [10]

Der Verein scheint ebenso dem Marketing von pseudowissenschaftlichen Gesundheitsprodukten zu dienen. So wird auf einen Hersteller von Colostrum, die so genannte Erstmilch bei Säugetieren, verwiesen.

Weblinks

Quellenverweise