Anouk Claes und Jakob Bösch

Jakob Bösch (ge. 1942) ist ein emeritierter Schweizer Psychiater und Buchautor. Bösch beschäftigt sich laut Angaben auf seiner privaten Homepage "seit Jahrzehnten mit geistigem Heilen und untersuchte die Arbeit von geistig Heilenden in der Schulmedizin in Forschungsprojekten"[1]. Böschs besondere Aufmerksamkeit fanden Praktiken der Geistchirurgie und das gefährliche esoterische Lichtfasten, dem bereits mehrere Personen zum Opfer fielen.

Zusammen mit der Tarot-Kartenlegerin Anouk Claes, einem laut Bösch "hellsichtigen Medium", betreibt er ein "Dr. Jakob Bösch-Institut für Spirituell Orientierte Therapie" im Schweizer Bottmingen[2], das seine markenrechtlich geschützte Erfindung einer "Spirituell Orientierten Therapie" in Kursen zu 2400.- Euro vermarktet und propagiert sowie kostenpflichtige Telefonberatungen anbietet.[3] 2007 trat Bösch als Referent auf einem "Internationalen Kongress für Theomedizin" des Geistheilers Viktor Philippi auf.

Kurzbiographie

Bösch studierte Humanmedizin an der Universität Zürich und spezialisierte sich in Psychiatrie. Von 1991 bis 2006 war er Chefarzt der Externen Psychiatrischen Dienste (EPD) Basel-Land, wo er auch experimentell Geistheiler mitarbeiten liess. Seit Mitte der neunziger Jahre wurden 25 Mitarbeiter für alternativmedizinische und pseudomedizinische Methoden eingestellt und behandelten nach traditioneller chinesischer Medizin, antroposophischer Medizin, Homöopathie, Shiatsu, Biodynamischer Therapie nach Boyesen, Cranio-Sakral-Therapie, Kinesiologie, Magnetfeldtherapie und Farblichttherapie.

Bösch war auch Dozent an der Universität Basel.

Engagement zum Lichtfasten

Böschs Name fällt häufig im Zusammenhang mit esoterischen Praktiken des so genannten Lichtfastens, das von angeblich Nahrungslosen betrieben wird, die nicht mit unfreiwillig Hungernden (weltweit etwa 900 Millionen) verwechselt werden dürfen. Befürworter der freiwilligen Nahrungslosigkeit (Inedia) und des Breatharianismus glauben, dass es möglich sei, ohne chemisch gebundene Enenergie auf Dauer zu überleben, und dies entgegen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Bioenergetik, die dies ausschließen. Zur Glaubhaftmachung wurden diverse pseudowissenschaftliche, esoterische und pseudomedizinische Lehren und Hypothesen dazu entwickelt und verbreitet, die jedoch wissenschaftlich keinerlei Akzeptanz fanden. Beachtung fanden derartige Konzepte hingegen in bestimmten Kreisen religiöser Gemeinschaften, bei Esoterikern und auf dem Esoterikmarkt. Rund um diese Praktiken entwickelte sich ein Business um Bücher, Medien und Seminare.

Bis heute ist es den Anhängern dieser Ansichten nicht gelungen, seriöse Studienarbeiten zu veröffentlichen oder stichhaltige Belege für das Vorhandensein einer so genannten Inedia zu präsentieren. Die Ergebnisse der bis heute durchgeführten Experimente zur Inedia sprechen für die etablierten Erkenntnisse und nicht gegen sie. Darüber hinaus sind zahlreiche Betrügereien und Lügen zur Inedia bekannt geworden.

Bösch schrieb das Vorwort zu einem Buch über das Lichtfasten des anthroposophischen Lichtfasters Michael Werner[4] Im Vorwort ist zu lesen: "Ich selbst habe beinahe meinen Chefarzt-Posten verloren, nachdem bekannt wurde, dass ich den 21-Tage-Prozess durchgemacht und darüber geschrieben hatte (Jasmuheen 1998) [...] Während der ersten sieben Tage, also auch unter Flüssigkeitsverzicht und infolge des verminderten Schlafbedarfs tanzte ich meistens morgens zwischen vier und sechs Uhr ein bis zwei Stunden intensiv und voller Freude". Bösch glaubt auch: "Für traditionell ausgebildete Naturwissenschaftler sind Fälle länger dauernder Nahrungslosigkeit und insbesondere das Fehlen von Flüssigkeitszufuhr auch heute noch ein Ärgernis und eine Provokation" und behauptet, dass das "hoch interessante Phänomen bisher nicht weiter erforscht wurde", was anhand der umfangreichen Literatur zur wissenschaftlichen Bionergetik und Physiologie des Menschen eine verwunderliche Aussage ist. Den Unterschied zwischen heterotrophen[5] und autotrophen[6] Lebewesen scheint Bösch nicht zu kennen, denn: "schon seit der Entdeckung der Photosynthese ist uns bekannt, dass mit Sonnenlicht aus CO2 und H2O Stärke, das heißt feste Materie beziehungsweise Nahrung hergestellt werden kann". Als ob wir Menschen de facto "grün" wären vor lauter Chlorophyll. Vermeidbare "einige wenige Todesfälle" von Lichtfastern werden von ihm auf eine Stufe mit Risiko-Sportlern gestellt, als ob esoterische Fastenexperimente ein Sport wären. Noch verwunderlicher wird es, wenn er schreibt: "Dabei wird uns von modernen Biophysikern bestätigt, dass beim Menschen sowieso drei Viertel der Energiezu- und -abfuhr über elektromagnetische Strahlung geschieht und dass die Energieversorgung über die Nahrung in diesem Sinne quantitativ eine eher untergeordnete Rolle spielt." Hierbei scheint er sich auf den Esoteriker Ulrich Warnke von der Universität Saarbrücken zu beziehen, der behauptet, dass drei Viertel des Energieumsatzes eines Menschen mittels elektromagnetischer Strahlung geschehe, wodurch der Anteil der festen Nahrung quantitativ nur mit einem Viertel zu Buche schlage.[7][8] Warnke ist ansonsten für Werke wie Die geheime Macht der Psyche. Quantenphilosophie. Die Renaissance der Urmedizin, Bienen, Vögel und Menschen: Die Zerstörung der Natur durch "Elektrosmog" oder Gehirn-Magie bekannt geworden. Warnke trat auch zusammen mit Konstantin Meyl 2002 als Referent für das Thema Heilungen durch Skalarwellen bei der Dachorganisation der deutschen Geistheiler, Gesellschaft für Energetische und Informationsmedizin (DGEIM) auf.[9] Entsprechende Produkte zur "Steigerung des Wohlbefindens" durch "elektromagnetische Kräfte" und "Licht" bietet die Firma BionMed seines Sohnes an.

Auch in einem Dokumentarfilm über das "Lichtfasten" mit dem Titel "Am Anfang war das Licht"[10] kommt Jakob Bösch zusammen mit Personen wie Zinaida Baranova, Fritz Albert Popp, Rüdiger Dahlke und anderen zu Wort. Auch der heimlich essende indische Lichtfasten-Geschäftsmann Hira Ratan Manek taucht in dem Film auf, und sein Konterfei wird zu Werbezwecken für den Film genutzt.

Die Spirituell Orientierte Therapie (SPOT®)

Die SPOT® nach Bösch und Claes orientiert sich an in der Alternativmedizin derzeit modischen Vorstellungen der Übertragbarkeit von Zusammenhängen aus der akademischen Quantenphysik (siehe dazu auch: Quantenmedizin) auf makroskopisch sich manifestierende Erkrankungen und Zustände, ergänzt um Elemente aus der Psychosomatik. Die Entstehung von Krankheit wird zu einem großen Teil im "Seelisch-Geistigen" gesucht, analog etwa auch zur antroposophischen Medizin und anderen Methoden. Körperliche Symptome wären demnach auch regelmässig als eine "Spiegelung" unbewusster Seelenzustände und von Denkstrukturen. (in der Psychosomatik als Somatisierung bekannt). Die Erkennung der Seelenzustände ermögliche es sodann diese zu verändern und "aufzulösen". Einen Anteil haben auch Gefühle als "Quelle" von Krankheit und Gesundung.

Nach Bösch gebe es nicht nur ein individuelles Bewusstsein, sondern auch ein körperliche, zelluläres oder Organbewusstsein. Nach einer hellsichtigen Wahrnehmung von Anouk Claes gebe es fünf "Grund-Emotionen" ihren Sitz im menschlichen Körper: Liebe, Trauer, Glücksgefühl, Wut und Eifersucht. Die Lokalisierung sei mit Hilfe von Wärmedifferenzmessungen durch 20 cm entfernte Hände möglich.

Werke

Bösch ist sowohl Autor und Mitautor von etwa 60 Artikel in Fachzeitschriften, als auch Autor von Büchern, die sich der Geistheilung widmen. Sein Buch "Spirituelles Heilen und Schulmedizin" aus dem Jahre entwickelte sich zu einem Bestseller in der für dieses Thema interessierten Leserschaft und wurde fünfmal aufgelegt. In seinem Werk "Spirituelles Heilen und Schulmedizin" kommen übergangslos sowohl Forscher wie Max Planck, David Bohm, Erwin Laszlo und Carl Pribram zu Wort wie Geistheiler mit Namen wie Sylvia Wallimann oder Harry Edwards. Die akademische Medizin sei in einer "Krise", einem "materialis­tischen Weltbild" verfallen und eine "Neuorientierung" und ein 2Erwachen" notwendig. Randomisierte Doppelblindstudien seien ein "Dogma" und der "Glaube" an sie habe negative Auswirkungen. Stattdessen müsse der Mensch eher mit Begriffen der fraktalen Mathematik oder der Chaostheorie beschreibbar werden, da sich lebende Systeme wie Geistheilen oder Gebete nicht statisch beschreiben liessen.

Zwei wissenschaftliche Studien von Bösch widmetet sich dem Geistheilen bei "therapieresistenten" Psychiatriepatienten sowie bei ungewollter Kinderlosigkeit und berichtet dabei über zuvor kinderlose Frauen, die durch Geistheilen schwanger geworden seien, während dies von ihm als "medizinisch unmöglich" bezeichnet wurde.

Quellennachweise

  1. Zitat auf http://www.jakobboesch.ch
  2. Dr. Jakob Bösch-Institut für Spirituell Orientierte Therapie (SPOT), Rosenweg 9, CH-4103 Bottmingen
  3. CH: 0900 432 234 – CHF 3.20/Min. D: 0900 3432 105 – € 2.16/Min. A: 0900 5155 09 – € 2.163/Min
  4. Michael Werner, Thomas Stöckli, Jakob Bösch. Leben durch Lichtnahrung: Der Erfahrungsbericht eines Wissenschaftlers. Verlag: AT Verlag April 2005, ISBN-10: 3038002291 ISBN-13: 978-3038002291
  5. http://de.wikipedia.org/wiki/Heterotrophie
  6. http://de.wikipedia.org/wiki/Autotrophie
  7. Ulrich Warnke: Der archaische Zivilisationsmensch III: Gehirn Magie. Der Zauber unserer Gefühlswelt; Popular Academic Verlag, Saarbrücken (1997)
  8. Artikel Wie Lichtenergie beim Menschen zu Zellenergie wird. Biona Report 8, p123-134 (1996)
  9. http://www.downloadlounge.de/Fachseminar.htm
  10. Dokumentarfilm, Filmtitel: Am Anfang war das Licht, Österreich 2010, 95 min. Regie: P.A. Straubinger, Darsteller: Nanett Bähring, Pater Josef Banz, Zinaida Baranova, Sebastian Bauer, Ute Baumgarten, Toman Burek, Shi Yong Chuan, Adam Curry, Charlotte Danieli, Urman Dhruv, Michael Drexel, Qi Duan Li, Duenbostl, Brenda Dunne, Sandra Erler, Carlos Estevez und Jakob Bösch