Hochschulen mit pseudowissenschaftlichen Lehr- und Forschungsinhalten: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Psiram
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 1: Zeile 1:
 
==Charite Berlin==
 
==Charite Berlin==
An der Charite Berlin wurde innerhalb des Institutes für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Projektbereich Komplementärmedizin eingerichtet. Dessen Leiterin ist die Epidemiologin [[Claudia Witt]], für die am 15. Mai 2008 eine Stiftungsprofessur eingerichtet wurde. Finanziert wurde diese durch die [[Karl und Veronica Carstens-Stiftung]] mit einer Million Euro über fünf Jahre. Inzwischen hat die Charité für Frau Witt einen Lehrstuhl am gleichen Institut eingerichtet. Ziel ist die Integration der Komplementärmedizin der Pseudomedizin in die evidenzbasierte Medizin.  
+
An der Charite Berlin wurde innerhalb des Institutes für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Projektbereich Komplementärmedizin eingerichtet. Dessen Leiterin ist die Epidemiologin [[Claudia Witt]], für die am 15. Mai 2008 eine Stiftungsprofessur eingerichtet wurde. Finanziert wurde diese durch die [[Karl und Veronica Carstens-Stiftung]] mit einer Million Euro über fünf Jahre. Inzwischen hat die Charité für Frau Witt einen Lehrstuhl am gleichen Institut eingerichtet. Ziel ist die Integration der Pseudomedizin in die evidenzbasierte Medizin.  
  
 
Folgende Projekte bzw. Studien laufen derzeit dazu<ref>http://www.charite.de/epidemiologie/german/ag_witt_forschung.html</ref>:
 
Folgende Projekte bzw. Studien laufen derzeit dazu<ref>http://www.charite.de/epidemiologie/german/ag_witt_forschung.html</ref>:

Version vom 14. Oktober 2009, 15:21 Uhr

Charite Berlin

An der Charite Berlin wurde innerhalb des Institutes für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Projektbereich Komplementärmedizin eingerichtet. Dessen Leiterin ist die Epidemiologin Claudia Witt, für die am 15. Mai 2008 eine Stiftungsprofessur eingerichtet wurde. Finanziert wurde diese durch die Karl und Veronica Carstens-Stiftung mit einer Million Euro über fünf Jahre. Inzwischen hat die Charité für Frau Witt einen Lehrstuhl am gleichen Institut eingerichtet. Ziel ist die Integration der Pseudomedizin in die evidenzbasierte Medizin.

Folgende Projekte bzw. Studien laufen derzeit dazu[1]:

  • Stimulation von „gastric slow waves“ durch Akupunktur – eine randomisierte kontrollierte Studie[2]
  • DISCI-Studie - Prospektive, randomisierte, kontrollierte, multizentrische, teils doppelblinde Studie zum Vergleich von Disci/Rhus toxicodendron comp.®, Placebo und Warteliste bei Patienten mit chronischen LWS-Schmerzen[3]
  • QEBA – Studie zur Wirksamkeit von Qigong und einem stabilisierenden Rückenübungsprogramm für Patienten mit chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule (LWS)[4]
  • QENA – Qigong- und Nackenschulungskurse für Patienten mit chronischen Beschwerden der Halswirbelsäule (HWS) [5]
  • QIBANE - Qigong oder Nackenübungen für ältere Patienten mit chronischen HWS-Schmerzen - Qualitative Studie[6]
  • Wirksamkeit lokaler Anwendung von heißer Luft bei akuten Infekten der oberen Atemwege – eine randomisierte kontrollierte Studie[7]
  • Langzeit-Follow-up der Studie Atopische Dermatitis Verlaufsstudie (ADEV)[8]
  • Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit verschiedener Akupunkturformen bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule[9]
  • Konzeptuelle Unterschiede im Verständnis von klassischen Kinderkrankheiten zwischen homöopathischen, antroposophischen und konventionellen Kinderärzten[10]
  • Experimentelle Pilotstudie zum Auftreten arzneispezifischer Effekte im homöopathischen Arzneimittelselbstversuch (HAMSV)[11]
  • Pilotstudie "Komplementärmedizin in der Geriatrie" (CamGer)[12]

Einige dieser Studien werden von der Homöopathie-Stiftung bzw. der Karl und Veronica Carstens-Stiftung (mit)finanziert.

Universität Kassel

An der Universität Kassel in Witzenhausen, Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften, wurde eine Stiftungsprofessur für die nach den esoterischen Lehren Rudolf Steiners ausgerichteten biologisch-dynamische Landwirtschaft, finanziert von Ökofirmen und Anthroposophen, eingerichtet[13][14]. Stifter der Professur sind die Software AG-Stiftung, die Zukunftsstiftung Landwirtschaft, die Alnatura GmbH, die Rogau Stiftung sowie der Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Diese Stiftungen finanzieren die C 3-Professur in Höhe von rund 1,1 Mio. Euro für einen Zeitraum von sechs Jahren. Dieser weltweit einzige Lehrstuhl dieser Art wird derzeit von Prof. Dr. Ton Baars besetzt. Schwerpunkte der Arbeit sind die Beeinflussung des Pflanzenwachstums durch den Mond, die ganzheitliche Betrachtung des Hofes als ein Organismus und die Möglichkeiten der Selbstmedikation und einer phytotherapeutisch unterstützten Selbstheilung bei Nutztieren.

Baars hält auch Lehrveranstaltungen mit anthroposophischen Inhalten ab[15]:

  • Forschungskonzepte im biologisch-dynamischen Landbau Erfahrungswissenschaft (Vorlesung, Übung/Tutorium)
  • Goetheanistische Betrachtung von Pflanze und Tier (Vorlesung, Übung/Tutorium)
  • Goetheanistische Wissenschaft und Pädagogik (Vorlesung, Übung/Tutorium)
  • Transdisziplinäre Begleitprozesse- Goetheanistische Betrachtung von Pflanze und Tier (Vorlesung, Übung/Tutorium)

Siehe auch: Demeter

Donau Universität Krems

Siehe Hauptartikel Donau Universität Krems

Die Donau Universität Krems ist eine österreichische staatliche Universität in Krems an der Donau. Im Jahr 2003 wurde ein merkwürdiges Forschungsprojekt zusammen mit der privaten Institut für Raum-Energie-Forschung GmbH (IREF im bayerischen Wolfratshausen, Sitz des Ehlers Verlages durchgeführt, bei dem zwei Laptops drahtlos ohne elektromagnetischer Wellen (Funk) oder sonstiger technischer Möglichkeiten miteinander kommunizieren sollten. Dies sollte angeblich mit Hilfe ominöser Gravitationswellen möglich sein. Das angeblich erfolgreiche Gravitationswellen-Experiment wurde im Rahmen des oben genannten Projekts am 18. Dezember 2003 zwischen zwei Laptops in Wolfratshausen und Krems durchgeführt. Allerdings ist der angebliche Erfolg des Experimentes nicht belegt.

Universität Leipzig

An der Universität Leipzig wurde Zug der Homöopathieforschung von Karen Nieber und Süß eine Doktorarbeit Kirsten Radau vorgelegt[16][17]. Nach heftiger Kritik an der mit pseudowissenschaftlichen Begriffen durchsetzten Arbeit (es ist z.B. von "geistartigen Molekülen" die Rede und von "Energie", "Frequenzen" und "Wellen", ohne zu erklären, was damit gemeint ist) haben die Autoren der Arbeit Fehler bei der Versuchsdurchführung und Auswertung eingestanden[18][19]. Daraufhin wurde die Mitteilung in der Zeitschrift „Biologische Medizin“ über den Nachweis homöopathischen Verdünnungen in vitro zurückgezogen, der Hans-Heinrich-Reckeweg-Preis der Internationalen Gesellschaft für Homotoxikologie e.V. und der Internationalen Gesellschaft für Biologische Medizin e.V. wurde zurückgegeben.

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wird Homöopathie als Wahlfach angeboten. Das Seminarkonzept dazu wird durch die Homöopathie-Stiftung finanziell gefördert[20]. Neben Homöopathie bietet die Universität auch die Wahlpflichtfächer "Traditionelle Chinesische Medizin" und anthroposophische Medizin an[21].

Drittmittelprojekt zur zur Integration der Homöopathie in die medizinische Ausbildung

Im Zeitraum von 01.07.2007 - 30.04.2009 wurde hier das Drittmittelprojekt "Professionalisierung in Naturheilverfahren/Homöopathie und Integration von Naturheilverfahren/Homöopathie in die medizinische Ausbildung" an der Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Herrmann durchgeführt.

In der Projektbeschreibung heißt es dazu u.A.:

"Die Bedarfe und Interessen der Studierenden der Medizin an Naturheilverfahren/Homöopathie gilt es genauer zu beleuchten. Es sollen bisherige Lehrkonzepte an medizinischen Fakultäten recherchiert werden, um daraus und aus Befragungen der Studierenden und niedergelassenen Ärzte Lehrkonzept für die Vorlesung und die Seminare im Querschnittsbereich 12 für den Teil Naturheilverfahren insbesondere Homöopathie zu entwickeln. Begleitend sollen Professionalisierungswege von Ärzten in Bezug auf ihre Arbeit als Homöopathen untersucht werden."[22].

Masterstudiengang Homöopathie

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) will die Universität an der Europäischen Bibliothek für Homöopathie einen Masterstudiengang Homöopathie anbieten. Der Start ist für das Wintersemester 2010/2011 geplant. Zielgruppe sind Ärzte, Zahn– und Tierärzte sowie Apotheker, die in zwei Jahren berufsbegleitend einen Masterabschluss in Homöopathie erwerben können. Als Thema für eine Masterarbeit wird z.B. eine homöopathische Arzneimittelprüfung vorgeschlagen[23].

Ludwig-Maximilians-Universität München

Am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde im Zeitraum von 1995 bis 2003 das von der Karl und Veronica Carstens-Stiftung geförderte Modellprojekt „Homöopathie in der Pädiatrie“ durchgeführt. Der 2008 erschiene Abschlussbericht enthält zahlreiche Einzelbeispiele des Einsatzes homöopathischer Mittel in der Ambulanz, der Spezialambulanz und im stationären Bereich der Klinik bei zahlreichen Erkrankungen, angefangen bei Ess- und Gedeihstörungen bis hin zu schweren Tumorerkrankungen sowie bei der Schmerztherapie. Für die homöopathische Anamnese wurde ein spezieller Fragebogen mit vielen, für die jeweiligen Erkrankungen irrelevanten Inhalten ausgearbeitet[24].

Universität Witten-Herdecke

Siehe Hauptartikel Universität Witten-Herdecke

Die Universität Witten-Herdecke ist die einzige private Universität Deutschlands mit medizinischer Fakultät. Kennzeichnend ist u.A., dass hier Anthroposophen maßgeblich mitwirken. Der Gründungspräsident Konrad Schily steht der Anthroposophischen Medizin nahe. Die medizinische Ausbildung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, das nach der anthroposophisch erweiterten Medizin arbeitet. Zahlreiche Förderer der Uni sind Anthroposophen.

Quellenverzeichnis

  1. http://www.charite.de/epidemiologie/german/ag_witt_forschung.html
  2. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/gastric_slow_waves.html
  3. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/disci.html
  4. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/ADEV.html
  5. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/qena.html
  6. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/qeba.html
  7. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/sauna.html
  8. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/QIBANE.html
  9. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/AkuNoName.html
  10. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/Kinderkrankheiten.html
  11. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/HAMSV.html
  12. http://www.charite.de/epidemiologie/german/projekte/CamGer.html
  13. http://cms.uni-kassel.de/unicms/index.php?id=6666&pmid=169
  14. http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=49612762&top=SPIEGEL
  15. http://mdk.antville.org/static/mdk/files/fachgebiet%20biologisch%20dynamische%20landwirtschaft%20universitaet%20kassel.pdf
  16. Schmidt F, Süß WG, Nieber K (2004): In-vitro-Testungen von homöopathischen Verdünnungen. Biologische Medizin 33, 32-36
  17. Radau K (2004): Materialwissenschaftliche Untersuchungen an pharmazeutischen Hilfsstoffen und ihre Bedeutung für die Herstellung homöopathischer Arzneimittel. Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie, Universität Leipzig
  18. http://www.xy44.de/belladonna/radau/
  19. http://www.xy44.de/belladonna/index.htm
  20. http://www.med.uni-magdeburg.de/Institute/Allgemeinmedizin/Lehre/Lehrveranstaltungen/Naturheilverfahren/Wahlfach_Hom%C3%B6opathie.html
  21. http://www.med.uni-magdeburg.de/Institute/Allgemeinmedizin/Lehre/Lehrveranstaltungen/Naturheilverfahren/Wahlfach_TCM.html
  22. http://www.forschung-sachsen-anhalt.de/index.php3?option=projektanzeige&anzeigen=1&pid=11199&lang=0&perform=
  23. http://www.dzvhae.com/portal/loader.php?navigation=74441&org=74328&seite=74636
  24. http://www.carstens-stiftung.de/wissen/hom/pdf/klin_kruse_paed_abschluss.pdf