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==Die Grünlippmuschel==
 
==Die Grünlippmuschel==
[[image:Lyprinol.jpg|Perna canaliculus - Ernte in Neuseeland|320px|thumb]]
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[[image:Lyprinol.jpg|Ernte von Perna canaliculus in Neuseeland|320px|thumb]]
 
Die Grünlippmuschel ist als Lebensmittel bekannt und erinnert an die Miesmuschel. Neuseeland ist derzeit der weltgrößte Anbieter dieser "New Zeeland Greenlip Oyster" genannten Muscheln. Die Muscheln werden auch unter dem Markennamen "Greenshell Mussel" vermarktet. Ein typisches Produkt ist "Seatone", ein gefriergetrockneter Extrakt der neuseeländischen Grünschalmuschel. Im Jahre 2000 wurden mit Grünlipp- / Grünschalprodukten über 120 Mio. neuseeländische Dollar umgesetzt.
 
Die Grünlippmuschel ist als Lebensmittel bekannt und erinnert an die Miesmuschel. Neuseeland ist derzeit der weltgrößte Anbieter dieser "New Zeeland Greenlip Oyster" genannten Muscheln. Die Muscheln werden auch unter dem Markennamen "Greenshell Mussel" vermarktet. Ein typisches Produkt ist "Seatone", ein gefriergetrockneter Extrakt der neuseeländischen Grünschalmuschel. Im Jahre 2000 wurden mit Grünlipp- / Grünschalprodukten über 120 Mio. neuseeländische Dollar umgesetzt.
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==Mögliche Kontamination durch Bakterien und Algen und mögliche Toxinbelastung==
 
==Mögliche Kontamination durch Bakterien und Algen und mögliche Toxinbelastung==
Wie bei jedem Naturprodukt sind auch beim Grünlippmuschelextrakt bestimmte Gefahren nicht auszuschließen.<br>Grünlippmuscheln ernähren sich von Plankton. Dieses beinhaltet Algen und Bakterien und andere Mikroorganismen (besonders die hochgiftigen Dinoflagellaten [http://de.wikipedia.org/wiki/Dinoflagellaten]), die wiederum Nervengifte gegen ihre Fressfeinde produzieren. Jene müssen für Grünlippmuscheln nicht automatisch giftig sein, können aber durch Anreicherung der Gifte in der Nahrungskette zu Problemen führen. MacKenzie et al. (2002) untersuchten Grünlippmuscheln von der nördlichen Westland-Coast der neuseeländischen Südinsel, die während einer Algenblüteperiode geerntet wurden, in der auch die Grünlippmuscheln gut wuchsen. In Abhängigkeit der jahreszeitlichen Wachstumsstärke des Algenplanktons waren in den Grünlippmuschelnn ein ganzes Spektrum diverser Algentoxine entlang einer 110 km langen Prüfstrecke entlang der Küste nachweisbar. Pro 100 g Lebensgewicht konnten u.a. 94-164 Mikrogramm Yessotoxin, 13,5-188 Mikrogramm 45OH-Yessotoxin, 0,8-19,3 Mikrogramm Pectenotoxin 2 und 22-1.132 Mikrogramm Pectenotoxin 2-SA und einige weitere Algentoxine festgestellt werden.So beschrieben Morohashi et al. (1999), die im Jahre 1993 auf der neuseeländischen Coromandel Peninsula, North Island Grünlippmuscheln gesammelt hatten, eine Belastung mit dem Algengift Brevetoxin. Wenn die belasteten Muscheln von Fischen gefressen werden, kommt es in deren Organismus zu einer Umwandlung in Analoga (Brevetoxin B2 bis B4), was wiederum zu Fischsterben, aber auch zu Vergiftungserscheinungen beim Menschen führen kann, wenn diese Fische ggf. im Rohzustand verzehrt werden.
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Wie bei jedem Naturprodukt sind auch beim Grünlippmuschelextrakt bestimmte Gefahren nicht auszuschließen. Grünlippmuscheln ernähren sich von Plankton. Dieses beinhaltet Algen und Bakterien und andere Mikroorganismen (besonders die hochgiftigen [http://de.wikipedia.org/wiki/Dinoflagellaten Dinoflagellaten]), die wiederum Nervengifte gegen ihre Fressfeinde produzieren. Jene müssen für Grünlippmuscheln nicht automatisch giftig sein, können aber durch Anreicherung der Gifte in der Nahrungskette zu Problemen führen. MacKenzie et al. (2002) untersuchten Grünlippmuscheln von der nördlichen Westland-Coast der neuseeländischen Südinsel, die während einer Algenblüteperiode geerntet wurden, in der auch die Grünlippmuscheln gut wuchsen. In Abhängigkeit der jahreszeitlichen Wachstumsstärke des Algenplanktons waren in den Grünlippmuschelnn ein ganzes Spektrum diverser Algentoxine entlang einer 110 km langen Prüfstrecke entlang der Küste nachweisbar. Pro 100 g Lebensgewicht konnten u.a. 94-164 Mikrogramm Yessotoxin, 13,5-188 Mikrogramm 45OH-Yessotoxin, 0,8-19,3 Mikrogramm Pectenotoxin 2 und 22-1.132 Mikrogramm Pectenotoxin 2-SA und einige weitere Algentoxine festgestellt werden.So beschrieben Morohashi et al. (1999), die im Jahre 1993 auf der neuseeländischen Coromandel Peninsula, North Island Grünlippmuscheln gesammelt hatten, eine Belastung mit dem Algengift Brevetoxin. Wenn die belasteten Muscheln von Fischen gefressen werden, kommt es in deren Organismus zu einer Umwandlung in Analoga (Brevetoxin B2 bis B4), was wiederum zu Fischsterben, aber auch zu Vergiftungserscheinungen beim Menschen führen kann, wenn diese Fische im Rohzustand verzehrt werden.
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In Neuseeland ist das Problem der Algentoxinbelastung seit Jahren bekannt. Seit 1992 wird die saisonale Meerwasserbelastung mit  marinen Biotoxinen konsequent registriert, weil immer wieder Lebensmittelvergiftungen u.a. nach Muschel- oder Fischkonsum auftreten, die auf Algentoxine zurückgeführt werden konnten. Ein Report des neuseeländischen Gesundheitsministeriums (MarineBiotoxinReportDec2000.pdf) gibt hierzu einen Überblick. Bisher wurde nur über wenige ernste Schadenfälle in der Literatur berichtet. Im Jahr 2008 wurde jedoch über eine tödliche Vergiftung einer Patientin berichtet, die über einen längeren Zeitraum ein Nahrungsergänzungsmittel, das u. a. Grünlippmuschelkonzentrat enthielt, eingenommen und eine toxische Hepatitis entwickelt hatte. Die Patientin verstarb an den Folgen der Leberparenchymschädigung und Multiorganversagen. Ein Zusammenhang zwischen der Noxe und der aufgetretenen Symptomatik ist möglich<ref>http://www.bfr.bund.de/cm/238/aerztliche_mitteilungen_bei_vergiftungen_2008.pdf, Seite 64f</ref>.
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In Neuseeland ist das Problem der Algentoxinbelastung seit Jahren bekannt. Seit 1992 wird die saisonale Meerwasserbelastung mit  marinen Biotoxinen konsequent registriert, weil immer wieder Lebensmittelvergiftungen u.a. nach Muschel- oder Fischkonsum auftreten, die auf Algentoxine zurückgeführt werden konnten. Ein Report des neuseeländischen Gesundheitsministeriums (MarineBiotoxinReportDec2000.pdf) gibt hierzu einen Überblick. Bisher wurde nur über wenige ernste Schadenfälle in der Literatur berichtet. Im Jahr 2008 wurde jedoch über eine tödliche Vergiftung einer Patientin berichtet, die über einen längeren Zeitraum ein Nahrungsergänzungsmittel, das u. a. Grünlippmuschelkonzentrat enthielt, eingenommen und eine toxische Hepatitis entwickelt hatte. Die Patientin verstarb an den Folgen der Leberparenchymschädigung und Multiorganversagen. Ein Zusammenhang zwischen der Noxe und der aufgetretenen Symptomatik ist möglich.<ref>http://www.bfr.bund.de/cm/238/aerztliche_mitteilungen_bei_vergiftungen_2008.pdf, Seite 64f</ref>
    
Da es bei der Herstellung der Grünlippmuschelextrakte zu einer Anreicherung dieser Algengifte kommen kann, besteht bei einer dauerhaften Einnahme von Grünlippmuschelextrakten durchaus die Gefahr einer chronischen Algentoxin-Vergiftung. Im Gegenzug besteht aber ebenfalls die Möglichkeit, dass Anbieter entsprechender Nahrungsergänzungsmittel vorher geprüftes und nichtkontaminiertes Muschelmaterial verwenden. Bei geplanter Einnahme von Grünlippmuschelextrakt ist es daher empfehlenswert, sich glaubhafte Laboranalysen vorlegen zu lassen, die eine geringe oder am besten fehlende Toxinbelastung der Rohware beweist. Die Analyse sollte von einem staatlichen Lebensmittelprüflabor stammen und mittels einer LC-MS/MS-Methode durchgeführt worden sein.
 
Da es bei der Herstellung der Grünlippmuschelextrakte zu einer Anreicherung dieser Algengifte kommen kann, besteht bei einer dauerhaften Einnahme von Grünlippmuschelextrakten durchaus die Gefahr einer chronischen Algentoxin-Vergiftung. Im Gegenzug besteht aber ebenfalls die Möglichkeit, dass Anbieter entsprechender Nahrungsergänzungsmittel vorher geprüftes und nichtkontaminiertes Muschelmaterial verwenden. Bei geplanter Einnahme von Grünlippmuschelextrakt ist es daher empfehlenswert, sich glaubhafte Laboranalysen vorlegen zu lassen, die eine geringe oder am besten fehlende Toxinbelastung der Rohware beweist. Die Analyse sollte von einem staatlichen Lebensmittelprüflabor stammen und mittels einer LC-MS/MS-Methode durchgeführt worden sein.
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