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'''Cytotron''' (Rotations-Feld Quantum Magnetresonanz, RFQMR) ist der Name einer [[pseudomedizin]]ischen Behandlungsmethode gegen Krebserkrankungen. Die in südostasiatischen Ländern verbreitete Methode wurde 2006 vom Inder Rajah Vijay Kumar aus Bangalore erfunden. In Europa wird die Methode von einer kleinen Privatklinik in Pristina (Kosovo) eingesetzt. Dort allerdings nicht zur Behandlung von Krebs, sondern zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen.
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'''Cytotron''' ist ein Gerät für eine [[pseudomedizin]]ische Behandlungsmethode gegen Krebserkrankungen namens '''Rotational Field Quantum Magnetic Resonance''' (RFQMR, deutsch etwa ''Rotations-Feld-Quantum-Magnetresonanz''). Die in südostasiatischen Ländern verbreitete Methode wurde 2006 vom Inder Rajah Vijay Kumar aus Bangalore erfunden. In Europa wird sie von einer kleinen Privatklinik in Pristina (Kosovo) eingesetzt, allerdings nicht zur Krebstherapie, sondern zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen.
  
In medizinischen Datenbanken lässt sich keinerlei Fachliteratur zum Thema finden.  
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Der Erfinder Rajah Vijay Kumar war zuvor in Indien als Erfinder eines "Fine Particle Thrombousthai Reactor" (FPTR) zur Abwasserreinigung bekannt geworden.<ref>http://timesofindia.indiatimes.com/city/bangalore/His-find-Treating-waste-water-without-chemicals/articleshow/36455986.cms</ref> In einer bei XING eingestellen Selbstdarstellung charakterisiert sich Kumar folgendermaßen: ''"He is a chronic Inventor with more than 18 patents to his credit"''; "chronic" hat im Englischen auch die Nebenbedeutung "schlecht".<ref>https://in.linkedin.com/pub/dr-rajah-vijay-kumar/23/182/557</ref>
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Nach den wenigen zur Verfügung gestellten Informationen wird bei der RFQMR-Methode ein magnetisches Wechselfeld im Frequenzbereich von 1&nbsp;kHz bis 10&nbsp;MHz eingesetzt. Das Feld soll auf wissenschaftlich nicht plausible Weise selektiv zum "Zelltod" von Krebszellen führen, ohne dass es gleichzeitig zu einem Zelltod gesunder Zellen komme. Krebspatienten sollen sich über 21 oder 28 Tage jeweils eine Stunde lang mit dem Cytotron-Gerät bestrahlen lassen. Der Hersteller behauptet, dass kleine Stahlenkanonen ("QMR guns") die Radiostrahlung in Richtung von Tumoren aussenden bzw. "abfeuern" würden.<ref>'''Guns' in a Cytotron shoot RF beams that are precisely focused on the target area to alter the cell membrane potential thus starting or stopping Cell Division (Mitosis) in a controlled manner. The desired exposure characteristics (like the cartilage to bone gap, skin to cartilage distance, Name, age, gender, height and weight etc.,) are fed into the computer. The computer computes various wave front and spin frequencies, pulse amplitudes, field strength etc.'' http://www.cytotrontreatment.com/ Aufruf am 7. November 2014</ref> Äußerlich ist das Cytotron einem modernen Röntgengerät (CT-Scanner) nachempfunden. Der Behandelte liegt in einem Rohr, in dessen Wandung sich die Strahlenkanonen befinden. Der Körper des Patienten wird außerdem mit Laserstrahlen beleuchtet. Dies sei eine Art Zieleinrichtung, mit deren Hilfe die Kanonen genau auf den zu entfernenden Tumor fokussiert werden könnten.
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In einer Patentanmeldung zu seinem Gerät<ref name="pat2005">WO 2005/120171 A2: A method for tissue regeneration or degeneration in human and an apparatus therefore. Anmelder/Inhaber/Erfinder: Kumar, Rajah Vijay. Anmeldedatum: 07.06.2004</ref> ist von den Strahlenkanonen als "high power multi frequency rotating electromagnetic beams" die Rede. Der weiteren Beschreibung ist zu entnehmen, dass es einfach Spulen aus Kupferdraht mit Kernen aus ferromagnetischem Material sind (sprachlich überhöht als "special cores made of high permeability material that is precisely coiled with pure copper" umschrieben). Diese sind auf dem Umfang des Cytotron-Rohrs in einem Abstand von 11,25° angeordnet, auf einem vollen Kreis wären dies also 32 Stück. Je nach Modell gibt es im Cytotron bis zu
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neun solcher Spulenringe, d.h. bis zu 288 Spulen. Anscheinend soll das erzeugte Feld durch eine entsprechend zeitlich versetzte Ansteuerung der Spulen "rotieren" können.
  
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Von elektromagnetischen ''Strahlen'' zu sprechen, wie Kumar es tut, ist irreführend. Bei der höchsten genannten Frequenz von 10&nbsp;MHz beträgt die Wellenlänge elektromagnetischer Strahlung noch 30&nbsp;m, bei der niedrigsten Frequenz von 1&nbsp;kHz sogar 300&nbsp;km. Die gesamte Anordnung ist somit sehr klein gegen die Wellenlänge. Richtig wäre es daher zu sagen, der Patient ist einem magnetischen Wechselfeld ausgesetzt. Dagegen verwendet Kumar Begriffe wie "quantenelektromagnetisches Feld" und behauptet, Membranrezeptoren seien in der Lage, "Quantensignale von definierter Frequenz und Amplitude zu entschlüsseln" ("are able to decipher quantum signals at a well defined frequency and amplitude by reacting in a specific way"). Das sind [[pseudowissenschaft]]liche Formulierungen, wie sie ähnlich auch von Anhängern einer [[Energetische Medizin|"Energie-" und "Informationsmedizin"]] oder [[Quantenmedizin|"Quantenmedizin"]] verwendet werden (siehe [[Quantenmystik]]). Was mit "Quantensignalen" gemeint ist, wird nicht erklärt, ebensowenig, was der besondere medizinische oder biochemische Effekt der "Rotation" des Feldes sein soll. Stellenweise nimmt Kumar Bezug auf die elektrochemische Signalübertragung<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Signaltransduktion</ref> in Zellen, doch diese ist physikalisch ein so genannter makroskopischer Vorgang, d.h. eine quantenmechanische Betrachtung ist weder notwendig noch sinnvoll.
[[image:Cytotron2.jpg|Cytotron Behandlungsgerät|left|300px|thumb]]
 
Nach den wenigen zur Verfügung gestellten Informationen wird bei der Cytotron-Methode ein schwaches elektromagnetisches Feld im Bereich von 1Khz bis 10 MHz (Längswellen bis Kurzwellen) eingesetzt, das vom Erfinder [[pseudowissenschaft]]lich als "Rotational Field Quantum Magnetic Resonance Beam" bezeichnet wird. Zur Anwendung kommt dabei ein Gerät, das einem modernen Röntgengerät (CT-Scanner) nachempfunden ist. Die Anwesenheit des Feldes soll sodann auf wissenschaftlich nicht plausibel erläuterte Weise selektiv zum "Zelltod" von Krebszellen führen, ohne dass es gleichzeitig zu einem Zelltod gesunder Zellen komme. Der Hersteller behauptet in der Werbung, dass kleine Stahlenkanonen die Radiostrahlung in Richtung von Tumoren aussenden würden:
 
:''..Cytotron Operation<br>'Guns' in a Cytotron shoot RF beams that are precisely focused on the target area to alter the cell membrane potential thus starting or stopping Cell Division (Mitosis) in a controlled manner. The desired exposure characteristics (like the cartilage to bone gap, skin to cartilage distance, Name, age, gender, height and weight etc.,) are fed into the computer. The computer computes various wave front and spin frequencies, pulse amplitudes, field strength etc...''
 
  
Krebspatienten sollen sich über 28 Tage jeweils eine Stunde lang von dem Cytotron-Gerät bestrahlen lassen. Um die Anwesenheit heilender Strahlen zu suggerieren, wird der Körper des Behandelten mit kleinen roten Laserstrahlen beleuchtet.
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==Erfinder Rajah Vijay Kumar==
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Kumar war zuvor in Indien als Erfinder eines "Fine Particle Thrombousthai Reactor" (FPTR) zur Abwasserreinigung bekannt geworden.<ref>http://timesofindia.indiatimes.com/city/bangalore/His-find-Treating-waste-water-without-chemicals/articleshow/36455986.cms</ref> In einer bei XING eingestellen Selbstdarstellung charakterisiert sich Kumar folgendermaßen: "He is a chronic Inventor with more than 18 patents to his credit". Das Wort "chronic" hat im Englischen auch die Nebenbedeutung "schlecht".<ref>https://in.linkedin.com/pub/dr-rajah-vijay-kumar/23/182/557</ref> Auch die von Kumar erwähnte Dissertation im Bereich Biomedizintechnik sowie behauptete Artikel in renommierten Fachjournalen lassen sich in entsprechenden Datenbänken nicht verifizieren.
  
 
==Siehe auch==
 
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==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
 
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[[category:Elektromedizin und Magnetfeldtherapien]]
 
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[[category:Wundertherapie gegen Krebs]]
 
[[category:Wundertherapie gegen Krebs]]

Aktuelle Version vom 29. November 2014, 19:30 Uhr

Cytotron-Erfinder Rajah Vijay Kumar
Cytotron-Behandlungsgerät

Cytotron ist ein Gerät für eine pseudomedizinische Behandlungsmethode gegen Krebserkrankungen namens Rotational Field Quantum Magnetic Resonance (RFQMR, deutsch etwa Rotations-Feld-Quantum-Magnetresonanz). Die in südostasiatischen Ländern verbreitete Methode wurde 2006 vom Inder Rajah Vijay Kumar aus Bangalore erfunden. In Europa wird sie von einer kleinen Privatklinik in Pristina (Kosovo) eingesetzt, allerdings nicht zur Krebstherapie, sondern zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen.

In medizinischen Datenbanken ist keine Fachliteratur zum Thema zu finden.

Methode

Nach den wenigen zur Verfügung gestellten Informationen wird bei der RFQMR-Methode ein magnetisches Wechselfeld im Frequenzbereich von 1 kHz bis 10 MHz eingesetzt. Das Feld soll auf wissenschaftlich nicht plausible Weise selektiv zum "Zelltod" von Krebszellen führen, ohne dass es gleichzeitig zu einem Zelltod gesunder Zellen komme. Krebspatienten sollen sich über 21 oder 28 Tage jeweils eine Stunde lang mit dem Cytotron-Gerät bestrahlen lassen. Der Hersteller behauptet, dass kleine Stahlenkanonen ("QMR guns") die Radiostrahlung in Richtung von Tumoren aussenden bzw. "abfeuern" würden.[1] Äußerlich ist das Cytotron einem modernen Röntgengerät (CT-Scanner) nachempfunden. Der Behandelte liegt in einem Rohr, in dessen Wandung sich die Strahlenkanonen befinden. Der Körper des Patienten wird außerdem mit Laserstrahlen beleuchtet. Dies sei eine Art Zieleinrichtung, mit deren Hilfe die Kanonen genau auf den zu entfernenden Tumor fokussiert werden könnten.

In einer Patentanmeldung zu seinem Gerät[2] ist von den Strahlenkanonen als "high power multi frequency rotating electromagnetic beams" die Rede. Der weiteren Beschreibung ist zu entnehmen, dass es einfach Spulen aus Kupferdraht mit Kernen aus ferromagnetischem Material sind (sprachlich überhöht als "special cores made of high permeability material that is precisely coiled with pure copper" umschrieben). Diese sind auf dem Umfang des Cytotron-Rohrs in einem Abstand von 11,25° angeordnet, auf einem vollen Kreis wären dies also 32 Stück. Je nach Modell gibt es im Cytotron bis zu neun solcher Spulenringe, d.h. bis zu 288 Spulen. Anscheinend soll das erzeugte Feld durch eine entsprechend zeitlich versetzte Ansteuerung der Spulen "rotieren" können.

Von elektromagnetischen Strahlen zu sprechen, wie Kumar es tut, ist irreführend. Bei der höchsten genannten Frequenz von 10 MHz beträgt die Wellenlänge elektromagnetischer Strahlung noch 30 m, bei der niedrigsten Frequenz von 1 kHz sogar 300 km. Die gesamte Anordnung ist somit sehr klein gegen die Wellenlänge. Richtig wäre es daher zu sagen, der Patient ist einem magnetischen Wechselfeld ausgesetzt. Dagegen verwendet Kumar Begriffe wie "quantenelektromagnetisches Feld" und behauptet, Membranrezeptoren seien in der Lage, "Quantensignale von definierter Frequenz und Amplitude zu entschlüsseln" ("are able to decipher quantum signals at a well defined frequency and amplitude by reacting in a specific way"). Das sind pseudowissenschaftliche Formulierungen, wie sie ähnlich auch von Anhängern einer "Energie-" und "Informationsmedizin" oder "Quantenmedizin" verwendet werden (siehe Quantenmystik). Was mit "Quantensignalen" gemeint ist, wird nicht erklärt, ebensowenig, was der besondere medizinische oder biochemische Effekt der "Rotation" des Feldes sein soll. Stellenweise nimmt Kumar Bezug auf die elektrochemische Signalübertragung[3] in Zellen, doch diese ist physikalisch ein so genannter makroskopischer Vorgang, d.h. eine quantenmechanische Betrachtung ist weder notwendig noch sinnvoll.

Erfinder Rajah Vijay Kumar

Kumar war zuvor in Indien als Erfinder eines "Fine Particle Thrombousthai Reactor" (FPTR) zur Abwasserreinigung bekannt geworden.[4] In einer bei XING eingestellen Selbstdarstellung charakterisiert sich Kumar folgendermaßen: "He is a chronic Inventor with more than 18 patents to his credit". Das Wort "chronic" hat im Englischen auch die Nebenbedeutung "schlecht".[5] Auch die von Kumar erwähnte Dissertation im Bereich Biomedizintechnik sowie behauptete Artikel in renommierten Fachjournalen lassen sich in entsprechenden Datenbänken nicht verifizieren.

Siehe auch

Weblinks

Quellennachweise

  1. 'Guns' in a Cytotron shoot RF beams that are precisely focused on the target area to alter the cell membrane potential thus starting or stopping Cell Division (Mitosis) in a controlled manner. The desired exposure characteristics (like the cartilage to bone gap, skin to cartilage distance, Name, age, gender, height and weight etc.,) are fed into the computer. The computer computes various wave front and spin frequencies, pulse amplitudes, field strength etc. http://www.cytotrontreatment.com/ Aufruf am 7. November 2014
  2. WO 2005/120171 A2: A method for tissue regeneration or degeneration in human and an apparatus therefore. Anmelder/Inhaber/Erfinder: Kumar, Rajah Vijay. Anmeldedatum: 07.06.2004
  3. http://de.wikipedia.org/wiki/Signaltransduktion
  4. http://timesofindia.indiatimes.com/city/bangalore/His-find-Treating-waste-water-without-chemicals/articleshow/36455986.cms
  5. https://in.linkedin.com/pub/dr-rajah-vijay-kumar/23/182/557