Carl Friedrich Zimpel

Carl-Friedrich Zimpel (geboren am 11. Dezember 1801 in Niederschlesien, gestorben am 26. Juni 1879 in Pozzuoli) war ein preußischer Infanterie-Offizier, Eisenbahntechniker, Theosoph [1] und selbsternannter Wunderheiler ohne medizinische Ausbildung, der aufgrund seiner Entwicklung eines alchemistischen Konzepts, des Zimpelschen Heilssystems der Spagyrik, bekannt wurde. Zimpel kann als bekanntester Vertreter der Spagyrik bezeichnet werden.

Von Zimpel sind etwa 40 Bücher zwischen 1828 und 1879 nachweisbar, etwa die Hälfte davon ist theologischen/theosophischen Inhalts.

Biographie

Zimpel tritt als 17 Jähriger in ein preussisches Infanterieregiment ein und arbeitet bis 1829 als Offizier. Nach seinem Austritt aus dem Militar wandert Zimpel nach Amerika aus und schlägt sich zunächst als Hausierer durch, um schliesslich Ingenieur zu werden. In Amerika avancierte er zum Inspektor fur Eisenbahnwesen und ist an der Planung von Eisenbahnlinien beteiligt. 1837 kehrt er als bankrotter amerikanischer Staatsbürger nach Deutschland zuruck und findet in Deutschland wieder eine Anstellung als Bauingenieur. Sein kränkelnde Konstitution und sein Interesse an alternativen Heilmethoden führen Zimpel immer wieder ins Ausland. Ein Teil der auf Zimpel zurückgehenden Mittel stammt aus dem Orient, so sein Elix. Ad long. Vit., acqua benedicta, Todesfeindpillen oder das Jerusalem Elixier. 1846 kehrt Zimpel nach Deutschland zuruck und wird unter merkwürdigen Umständen in Medizin promoviert, ohne je Medizin studiert zu haben. Ihm reicht ein kurzer Text über Beobachtungen zum Gelbfieber, das er bei Eisenbahnarbeiten machte. Er nimmt Kontakt zu homöopathischen Kreisen auf und wird Anhänger dieser Methode. 1850 kommt Zimpel in Kontakt mit den Anhangern des schwedischen Theosophen Swedenborg. In der Folge befasst sich Zimpel vermehrt mit der Theosophie und pietistischem Gedankengut, und verfasst dazu mehrere Schriften die sich mit eigenwilliger Bibelexegese beschaftigen. Sein Streben und Hoffen gilt fortan der Wiederkunft des Messias und der Etablierung eines tausendjahrigen Reiches, dessen Eintritt er genau berechnen kann. Strenge Glaubensgrundsatze prägen fortan sein Leben. So sind für ihn die Verkürzung irgendeines Theiles des Gesichtshaarwuchses und die Gräuel des Tabakrauchens tabu. Nach einer Periode in Palästina gelang Zimpel schließlich 1868 nach Rom, wo er Kontakt zum Medizinlaien Cesare Mattei (Conte Mattei) sucht, dessen Elektrohomöopathie ihn fasziniert. Vergeblich versucht Zimpel zu ergründen woraus die geheimen Mittel nach Mattei bestehen. Doch Mattei lässt sich nicht in seine spagyrischen Karten gucken und lehnt eine Zusammenarbeit ab. Zimpel erfindet nun sein eigenes spagyrisches Verfahren, auf der Suche nach einer Quinta Essentia, die er als höchsten fluidalen Wirkstoff hofft zu isolieren. Er glaubt dies nun in einem Behelslaboratorium in Neapel mit Hefegärung und Destillationen aus pflanzlichen Grundstoffen zu erreichen. Sein Ziel einer "Ars spagyrica" war es das Gute vom Bösen, das Reine vom Unreinen, das Wirksame vom Unwirksamen, das "Gift" vom "Balsam" zu trennen. Bis zu zehn Monate werden die Zimpel-Mittel verschiedenen Destillationsverfahren und Gärungsprozessen unterzogen, bis sich am Ende ein paar Gramm des nunmehr spagyrischen Komplexmittels zeigen. Die zu seiner Zeit mit grossen Schritten voranschreitende Analytik und Chemie beachten er hingegen nicht. Seine Mittel kann er in Italien nicht anwenden, daher wendet er sich an Nachahmer und Produzent aus der Heimat.

Er starb am 26. Juni 1879 in einem Hotel in Pozzuoli (Süditalien).

Das „Zimpelsche Heilsystem“ der Spagyrik

Zimpel galt als Anhänger der Homöopathie. Er war jedoch auf der Suche nach einem Universalmittel zur Heilung aller Krankheiten und zur Verlängerung des Lebens, das effektiver als die damalige Medizin oder Homöopathie sein sollte. Entgegen der klassischen Homöopathie ist der Zimpel-Spagyrik jedoch die Simile-Regel der Homöopathie fremd. Er knüpfte bei seinen Vorstellungen über seine Universalmittel an alte alchemistische Konzepte des Mittelalters an. 1866 folgte eine Begegnung mit dem Italiener Graf Cesare Mattei, dessen Produkte er zu ergründen und kopieren versuchte, was ihm jedoch misslang. Über alchemistische Herstellungsverfahren der Gärung, Destillation und Veraschung entstehen nach Zimpel aus pflanzlicher Herkunft sogenannte Urtinkturen (spag. Zimpel), die Ausgangspunkt des Zimpelschen Spagyriksystems und der Spagyrischen Essenzen nach Zimpel sind. Hobby-Mediziner und Theosoph Zimpel glaubte nicht eine stoffliche Wirkung seiner Präparate, sondern vielmehr nicht näher bekannte geistige Kräfte der Pflanzen nutzen zu können.

Zu Beginn orientiert sich das Dr. Zimpels Heilsystem eng an die Elektrohomöopathie nach Mattei, die dieser geschäftstüchtig erfolgreich in Italien vermarktete und dabei Prominente beeindruckte. Wie sein Vorbild unterschied er sieben "innerliche spagyrische Pflanzenmittel", sieben "Elektrizitatsmittel" sowie eine dritte Gruppe "spezieller Mittel". Die Zusammensetzung der einzelnen Praparate wurde allerdings mehrfach abgeändert und teilweise dem Hersteller Friedrich Mauch überlassen. Von den Ingredienzien ist bekannt, daß sie vorwiegend pflanzlicher Herkunft sind. Aber es finden sich auch anorganische Ausgangsstoffe sowie menschliche oder tierische Ausscheidungsprodukte (Beispiel "Rotz eines rotzigen Pferdes") in homöopathischer Zubereitung als Nosoden.

Da Zimpel in Italien nicht behandeln darf (er war kein Arzt), läßt er seine Mittel durch Produzenten in Deutschland herstellen. Zu diesen gehört der Laienhomöopath Michael Traub aus Heiningen, der die Mittel auch ausprobiert. Weiterhin tritt Zimpel in Kontakt mit dem Nurnberger Apotheker Friedrich Mauch, der die Produktion und Auslieferung der Mittel ubernimmt.

Zimpel konnte keine stichhaltigen Wirkungsnachweise für seine spagyrischen Produkte vorweisen. Dennoch erfreuten sich seine Mittel einer gewissen Beliebtheit. Ab 1921 werden die spagyrischen Mittel nach Zimpel in der von dem Apotheker Carl Müller gegrundeten Chemisch-Pharmazeutischen Fabrik, Göppingen hergestellt, aus der 1956 dann die heutige Homöopathika und Spagyrika herstellende Staufen-Pharma und die Schwesterfirma Müller Göppingen entstanden. Zuvor, war die kommerzielle Herstellung von Zimpelmitteln aus pflanzlichen Grundsubstanzen durch Verwesung ("Putrefactio"), Fäulnis oder Gärung nach einem Verfahren nach Johann Rudolf Glauber (1604 bis 1670) erfolgt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wurde die Spagyrik als „Volksheilweise“ staatlicherseits gefördert.

Heutige Spagyrische Essenzen nach Zimpel

Heute werden die Spagyrischen Essenzen nach Zimpel nach Vorschriften des HAB (Homöopathisches Arzneibuch, Nr. 25/26) hergestellt. Geerntete Pflanzenbestandteile und getrocknete Pflanzenbestandteile werden zerkleinert und bei 20-25 Grad bakteriell vergoren und anschliessend mit Wasserdampf destilliert. Der Destillationsrückstand wird getrocknet und verascht. Die Asche wird sodann dem Destillat flüchtiger Substanzen wieder als alchemistische conjunctio zugeführt. Unlösliche Verbindungen werden abfiltriert und bilden die Essenzen nach Zimpel, die so also sowohl die flüchtigen Bestandteile als auch die unlöslichen Veraschungsprodukte enthalten sollen. Angewandt werden die Urtinkturen, denen nach Herstellerangaben bereits eine Wirkung zukäme, als auch die homöopathischen Potenzen die zu Zimpel-Komplexen führen.

Zimpels Promotion

Zimpel besuchte als Gasthörer einige Vorlesungen der Universität Jena. Ihm gelang es in Folge, zum Dr. phil. und Dr. med. zu promovieren, ohne allerdings jemals Medizin studiert zu haben. Die philosophische Fakultät akzeptierte ein neun Jahre zuvor veröffentlichtes Werk über den US-amerikanischen Eisenbahnbau als Dissertation. Eine Sondergenehmigung des Staatsministeriums erlaubte es der medizinischen Fakultät 1849, Zimpel dank einer 56-seitigen Arbeit über seine eigenen Erfahrungen mit Gelbfieber während seines Aufenthaltes in Louisiana (USA) zu promovieren. In Louisiana hatte er am Neubau einer Eisenbahnlinie durch ein Sumpfgebiet mitgewirkt, bei dem es unter den Arbeitenden zu Gelbfieberinfektionen kam. Den Promotionswunsch Zimpels begründete dieser unter anderem damit, dass der akademische Titel bei wissenschaftlichen Reisen in orientalische Länder von Vorteil sei. Zimpel ist daher, anders als diverse Internetquellen behaupten, nie Arzt gewesen und besaß nie eine Approbation als Arzt oder eine medizinische Qualifikation. Zimpel bekam die Promotion unter der Auflage, sich in Deutschland niemals medizinisch zu betätigen, weshalb er sein Institut nach Italien verlagerte, wo er allerdings aus rechtlichen Gründen nur Ausländer behandeln durfte. Diese Auflage umging er, indem er die Rechte zur Herstellung seiner Mittel Friedrich Mauch überließ, einem Apotheker aus Göppingen, der die Mittel herstellte, bewarb und verkaufte.

Werke

  • Leitfaden für angehende Homöopathen. Stuttgart 1852.
  • Neue örtliche topographische Beleuchtung der h. Weltstadt Jerusalem mit besonderer Rücksicht auf die Leidenstage unseres Herrn Jesu Christi und der h. Orte daselbst … Stuttgart 1853.
  • Die Reibungselektrizität in Verbindung mit Imponderabilien als Heilmittel (nach dem System von C. Beckensteiner). Stuttgart 1959
  • Die vegetabilische Elektrizität zu Heilzwecken und die homöopathisch-vegetabilischen Heilmittel des Grafen C. M. Leipzig 1869, S. 81.
  • Straßen-Verbindung des Mittelländischen mit dem Todten Meere und Damascus über Jerusalem mit Heranziehung von Bethlehem, Hebron, Tiberias, Nazareth etc. Frankfurt 1865.
  • Der medizinische Hausschatz. Neue und alte Heilmittel für Jedermann. Mit besonderer Rücksicht auf die Ars Spagyrica, und deren Anwendung zur Bereitung von außerordentlichen medizinischen Geheimmitteln nebst einigen Anmerkungen über die Universalmedizin der Hermetik. Bern, 1870.

Literatur

  • G. W. Surya (d. i. Demeter Georgievitz-Weitzer): Die Spagyriker: Paracelsus - Rademacher - Zimpel. (Sammlung okkulte Medizin, Band 10), Berlin 1923, S. 294.
  • Helmstadter, A.: Carl Friedrich Zimpel. Ein Therapeut auf Wanderschaft. 2001
  • Stöhr Manfred: Ärzte, Heiler, Scharlatane. Schulmedizin und alternative Heilverfahren auf dem Prüfstand. Springer Verlag
  • Oepen I et al: Lexikon der Parawissenschaften

Weblinks

Quellennachweise

  1. Helmstädter, Axel: Carl Friedrich Zimpel, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, Volume 42, Number 3, 1990 , Seiten 274-278


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