Bioresonanz: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit Hilfe von Elektroden, die der Patient in die Hand nimmt, wird ein elektrisches Signal gemessen. Ein Filter (Separator) soll dazu dienen, krankhafte Schwingungen von gesunden Schwingungen zu trennen, wobei die Unterscheidung anhand der Frequenz erfolgt. Das Signal wird nun im Bioresonanz-Gerät "invertiert" und dem Körper über eine andere Elektrode wieder zugeführt. Die beiden Signale sollen sich dann gegenseitig aufheben, wodurch die schädlichen "Frequenzmuster" und damit die Krankheit "gelöscht" würden.
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Mit Hilfe von Elektroden, die der Patient in die Hand nimmt, wird ein elektrisches Signal gemessen. Ein Filter (Separator) soll dazu dienen, krankhafte Schwingungen von gesunden Schwingungen zu trennen, wobei die Unterscheidung anhand der [[Frequenz]] erfolgt. Das Signal wird nun im Bioresonanz-Gerät "invertiert" und dem Körper über eine andere Elektrode wieder zugeführt. Die beiden Signale sollen sich dann gegenseitig aufheben, wodurch die schädlichen "Frequenzmuster" und damit die Krankheit "gelöscht" würden.
  
 
Statt Elektroden aus Metall, die in die Hand genommen werden, werden außerdem Handschuhe, Füßlinge, Kopfhauben, Kissen, Decken und Matten aus textilem Material mit eingewebten Metallfäden benutzt. Die Elektroden werden manchmal als "Detektoren" bezeichnet. Einige Geräte bieten auch Funktionen zum "Testen" oder "Energetisieren" von Substanzen. Im Jargon eines Hersteller heißt es dazu beispielsweise, dass "Frequenzmuster, die an den Körper des Patienten gegeben werden" auch "auf Trägersubstanzen abgespeichert" werden können.
 
Statt Elektroden aus Metall, die in die Hand genommen werden, werden außerdem Handschuhe, Füßlinge, Kopfhauben, Kissen, Decken und Matten aus textilem Material mit eingewebten Metallfäden benutzt. Die Elektroden werden manchmal als "Detektoren" bezeichnet. Einige Geräte bieten auch Funktionen zum "Testen" oder "Energetisieren" von Substanzen. Im Jargon eines Hersteller heißt es dazu beispielsweise, dass "Frequenzmuster, die an den Körper des Patienten gegeben werden" auch "auf Trägersubstanzen abgespeichert" werden können.

Version vom 12. Februar 2010, 19:20 Uhr

Bioresonanzbehandlung[1]
Typisches Schaubild zur "Erklärung" der Bioresonanz

Die Bioresonanz ist ein pseudowissenschaftliches Konzept, demzufolge der Mensch ein messbares elektromagnetisches Schwingungsspektrum aussendet, welches Auskunft über Krankheiten geben soll. Hierauf basiert die Bioresonanztherapie, die von zahlreichen Heilpraktikern und Ärzten zur Heilung aller möglichen Krankheiten eingesetzt wird, insbesondere von Allergien, Schlafstörungen, chronischer Müdigkeit usw.. Vor allem in Österreich wird auch eine AMB-Methode ("Abnehmen mit Bioresonanz") beworben. Einige Veterinäre und Tierheilpraktiker behaupten eine heilende Wirkung der Bioresonanztherapie auch bei Tieren, z.B. bei Parasitenbefall. Mehrere Anbieter bewerben das Verfahren sogar zur Behandlung von Pflanzen.

Die Bioresonanztherapie ist auch unter den Bezeichnungen BRT, MORA-Therapie, biophysikalische Informationstherapie oder Multiresonanztherapie bekannt geworden. Sie kann als Weiterentwicklung älterer Verfahren wie der Radionik oder der Elektroakupunktur nach Voll (EAV) angesehen werden. Die Begriffe sind allerdings nicht klar abgegrenzt; unter der Bezeichnung Bioresonanz werden auch Geräte verkauft, die eher der EAV zuzurechnen sind.

Das Verfahren

Bioresonanz mit Elektroden-Kopfhaube (Fa. Rayonex)

Mit Hilfe von Elektroden, die der Patient in die Hand nimmt, wird ein elektrisches Signal gemessen. Ein Filter (Separator) soll dazu dienen, krankhafte Schwingungen von gesunden Schwingungen zu trennen, wobei die Unterscheidung anhand der Frequenz erfolgt. Das Signal wird nun im Bioresonanz-Gerät "invertiert" und dem Körper über eine andere Elektrode wieder zugeführt. Die beiden Signale sollen sich dann gegenseitig aufheben, wodurch die schädlichen "Frequenzmuster" und damit die Krankheit "gelöscht" würden.

Statt Elektroden aus Metall, die in die Hand genommen werden, werden außerdem Handschuhe, Füßlinge, Kopfhauben, Kissen, Decken und Matten aus textilem Material mit eingewebten Metallfäden benutzt. Die Elektroden werden manchmal als "Detektoren" bezeichnet. Einige Geräte bieten auch Funktionen zum "Testen" oder "Energetisieren" von Substanzen. Im Jargon eines Hersteller heißt es dazu beispielsweise, dass "Frequenzmuster, die an den Körper des Patienten gegeben werden" auch "auf Trägersubstanzen abgespeichert" werden können.

Kritik

Bioresonanz beim Hund

Wie der Vorgang des Invertierens und Löschens signaltheoretisch und medizinisch zu verstehen ist, bleibt Geheimnis der Gerätehersteller. In deren Prospekten liest man typischerweise von "gestörter Zellkommunikation" sowie Scheinerklärungen mit Fachwörtern aus der Quantenphysik. Nicht selten wird auch auf die sog. Biophotonen Bezug genommen. Eine Begründung, weshalb angesichts angeblich quantenmechanischer Vorgänge die Frequenzmuster im technisch leicht handhabbaren Niederfrequenzbereich liegen – Bioresonanzgeräte arbeiten üblicherweise im Bereich bis zu einigen 100 kHz[2] – fehlt.

Neben der grundsätzlichen Frage, wie das simple Umpolen von Symptomen eine Heilung bewirken werden soll, ist auch unklar, warum durch das Zuführen invertierter körpereigener Signale nur schädliche Signale gelöscht werden und nicht auch auch solche, die für den Körper günstig oder sogar notwendig sind. Zwar ist manchmal von einem "Separator" die Rede oder es heißt beispielsweise, dass "mit Hilfe eines besonderen biologischen Filters (Molekularsaugkreis) die körpergünstigen physiologischen Schwingungen von den körperungünstigen pathologischen Schwingungen"[3] getrennt würden. Damit ist jedoch nichts erklärt: Ein Saugkreis ist nichts weiter als eine aus der Radiotechnik bekannte, relativ einfache Realisierung eines Filters, welches Signale bestimmter Frequenz nur abgeschwächt passieren lässt. Woher das Filter bzw. sein Konstrukteur weiß, auf welche Frequenzen er eingestellt werden muss, bleibt nach wie vor im Dunkeln. Viele Anbieter gehen auf diese Frage auch überhaupt nicht ein.

Bemerkenswert ist dabei auch, dass die Natur es gerade so eingerichtet haben soll, dass es der esoterisch-naiven Vorstellung von guten und schlechten Schwingungen entgegenkommt und man diese einfach anhand ihrer Frequenz unterscheiden kann wie Sender auf der Skala eines Radios. Die meisten natürlichen Schwingungssignale überstreichen einen gewissen Frequenzbereich (man denke etwa an Schallschwingungen bei Geräuschen) und lassen sich daher nicht auf so primitive Weise in gewünschte und unerwünschte trennen. Auch bei körpereigenen elektrischen Signalen, die tatsächlich existieren und z.B. beim EKG und EEG seit langem zu diagnostischen Zwecken genutzt werden, sind die Verhältnisse komplizierter.

Wissenschaftliche Untersuchungen zu einer möglichen Eignung der Bioresonanz als diagnostisches oder therapeutisches Verfahren ergaben keinen Nachweis einer Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus.[4] Als diagnostisches Verfahren waren die Ergebnisse nicht reproduzierbar und rein zufällig. Das ist nicht verwunderlich, denn selbst wenn es die normalen und die krankheitstypischen Frequenzmuster gäbe, ist nicht einsichtig, wie diese mit einer einfachen Elektrode in der Hand des Patienten in einem nicht abgeschirmten Raum erfasst werden können. Im fraglichen Frequenzbereich misst man auf diese Weise vor allem ein Gemisch an technischen Störsignalen aller Art, die vorwiegend über die Netzleitungen transportiert und von diesen abgestrahlt werden.

Beziehungen zu Scientology

Franz Morell
Erich Rasche

Als Erfinder der ersten Bioresonanztherapiegeräte gilt der Arzt, SS-Oberscharführer[5] und Scientologe[6][7] Franz Morell gemeinsam mit seinem Schwager, dem Ingenieur Erich Rasche. Abgeleitet von den beiden Namen erhielt das Verfahren die Bezeichnung MORA-Therapie. Auch der Geschäftsführer der Regumed GmbH, Hans Brügemann, ist oder war Scientologe.[8] 1990 stellte er in einem Zeitschriftenartikel Verbindungen zwischen der Bioresonanztherapie und Ideen von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard her.[9][10] Ende 2008 verbreitete Brügemann eine Erklärung, wonach keine wirtschaftlichen oder anderen Verbindungen zwischen der Regumed GmbH und der Scientology-Organisation bestehen. Auch habe das von Regumed produzierte Bicom-Gerät keine Ähnlichkeit mit dem von Scientology eingesetzten E-Meter (ob dies jemand behauptet hatte, ist nicht bekannt).[11] Der Physiker Siegfried Kiontke, Entwickler der Vitalfeldtherapie, die der Bioresonanztherapie in Teilen stark ähnelt, ist ebenfalls Scientology-Mitglied.

Literatur

  • E. Ernst (2004): Bioresonance, a study of pseudo-scientific language. Forsch Komplementarmed Klass Naturheilkd. 11(3) 171-173
  • M. H. Schoni, W. H. Nikolaizik, F. Schoni-Affolter (1997): Efficacy trial of bioresonance in children with atopic dermatitis. Int Arch Allergy Immunol. 112(3) 238-246.
  • R. Ziegler (2002): Bioresonanz, eine 75 seitige Broschüre zum Thema. PDF
  • Stiftung Warentest: Bioresonanztherapie. In: Die Andere Medizin, 111-115. Berlin, Januar 2006

Weblinks

Quellennachweise

  1. Schematische Darstellung aus der Werbung der Firma Regumed
  2. Für ein neueres System namens Bioresonanz-3000 wird mit "Frequenzeinstellungen von 0 bis 10.000.000 Hz" geworben. Ob dabei tatsächlich mit Signalen im Radiofrequenzbereich bis 10 MHz gearbeitet wird oder ob sich die Angabe nur auf eine Einstellmöglichkeit in der Software bezieht, ist nicht bekannt.
  3. Hufelandgesellschaft e.V. (Hrsg.): Hufeland-Leistungsverzeichnis der Besonderen Therapierichtungen, 4. Auflage, bearbeitet von Manfred Rimpler. Haug-Verlag, Stuttgart 2005
  4. Übersicht in B. Wüthrich et. al.: Bioresonanz - diagnostischer und therapeutischer Unsinn. Schweizerische Ärztezeitung 02/2006, S.50-54 [1]
  5. Angabe aus dem selbst verfassten Lebenslauf in der 22-seitigen Dissertation von Franz Morell an der Universität Gießen aus dem Jahr 1944 mit dem Titel Die Einwirkung kurzdauernder Aortenabklemmungen in verschiedenen zeitlichen Abständen auf die Funktion der Vorderhornganglienzellen. Zitat: Ich wurde am 24.5.1921 in Frankfurt am Main geboren, besuchte, nach acht Jahren Privatunterricht in Italien, für ein Jahr die deutsche Schule in Rom, von 1936 an die Oberschule in Pirmasens, wo ich Ostern 1938 die Reifeprüfung ablegte. 1939 begann ich mit dem Studium der Medizin in Leipzig, wo ich mein 1. Semester studierte. 1940 hatte ich das 1. und 3. Trimester in Marburg belegt, 1941 das 1. Trimester in Gießen, wo ich im März 1941 die ärztliche Vorprüfung ablegte. Das 5. Semester hatte ich im Wintersemester 1941/42 in Würzburg belegt. Seit dem Sommersemester 1942 studierte ich wieder in Gießen, um nach dem Sommersemester 1944 die ärztliche Prüfung abzulegen. gez. Franz Morell, SS-Oberscharführer
  6. Michael Franken in der Online-Ausgabe der Wochenpost www.wochenpost.de/4922.htm
  7. Report Nr. 2/1995 vom Anti-Scientology-Verein Robin Direkt e.V.
  8. http://www.truthaboutscientology.com/stats/by-name/h/hans-brugemann.html
  9. Brügemann H (1990): Die Position der Bioresonanztherapie (BRT) im Gesamtkrankheitsgeschehen. Erfahrungsheilkunde 12:803–811
  10. http://www.abi-ev.de/pdf/in141103.pdf
  11. http://www.symptome.ch/vbboard/gesundheit-allgemein/32129-wichtige-information-bioresonanz.html