Aquapol: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Landgericht München&nbsp;1 hat einem Vertreiber des Produktes der Firma Aquapol am 23.&nbsp;Oktober 2008 unter Androhung eines Ordnungsgeldes bis zu 250.000&nbsp;€ untersagt, die unlautere Werbung für das Produkt fortzusetzen.<ref>LG München 1, 4HK 0 21180/07 [http://www.dhbv.de/dokumente/upload/Urteil%20Aquapol%20ges.pdf]</ref> Anzeigender war der Verband Sozialer Wettbewerb. So wurde der Firma unter anderem untersagt, beim Vertrieb des Kästchens mit Aussagen zu werben, wie ''"die Gammastrahlung in der Raumluft verringert sich"'', oder dass das ''"Aquapol System geologische [[Störfeld|Störfelder]] signifikant dämpfen kann"'' und ''"dass die Radioaktivität der Luft reduziert wird"''. Ferner wurde untersagt, werbend zu verbreiten, dass nach Montage des Aquapolgerätes in feuchten Räumen ''"der Modergeruch verschwand und die Wände austrockneten"'', dass Aquapol-Anwender ''"besser schlafen, sich das Raumklima verbessert und verschiedene Unbehaglichkeiten verschwinden"'' und dass diese Geräte dazu geeignet sind, ''"Mauern von Gebäuden trocken zu legen"''. Nicht geworben werden darf ferner mit Aussagen und Begriffen wie ''"nie mehr feuchte Mauern, Mauertrockenlegung, Trockenlegung von feuchten Mauern, erfolgreiche Mauertrockenlegung, Umweltfreundliche Mauertrockenlegung, Mauerentfeuchtungsgerät, Mauerentfeuchtung durch Umpolung der Wassermoleküle, Mauertrockenlegung durch Erdkräfte, Gebäudetrockenlegung''" sowie ''"Aquapol gewinnt den Kampf gegen feuchte Mauern"''. In dem Urteil führt das Landgericht in seinen Entscheidungsgründen folgendes aus:
 
Das Landgericht München&nbsp;1 hat einem Vertreiber des Produktes der Firma Aquapol am 23.&nbsp;Oktober 2008 unter Androhung eines Ordnungsgeldes bis zu 250.000&nbsp;€ untersagt, die unlautere Werbung für das Produkt fortzusetzen.<ref>LG München 1, 4HK 0 21180/07 [http://www.dhbv.de/dokumente/upload/Urteil%20Aquapol%20ges.pdf]</ref> Anzeigender war der Verband Sozialer Wettbewerb. So wurde der Firma unter anderem untersagt, beim Vertrieb des Kästchens mit Aussagen zu werben, wie ''"die Gammastrahlung in der Raumluft verringert sich"'', oder dass das ''"Aquapol System geologische [[Störfeld|Störfelder]] signifikant dämpfen kann"'' und ''"dass die Radioaktivität der Luft reduziert wird"''. Ferner wurde untersagt, werbend zu verbreiten, dass nach Montage des Aquapolgerätes in feuchten Räumen ''"der Modergeruch verschwand und die Wände austrockneten"'', dass Aquapol-Anwender ''"besser schlafen, sich das Raumklima verbessert und verschiedene Unbehaglichkeiten verschwinden"'' und dass diese Geräte dazu geeignet sind, ''"Mauern von Gebäuden trocken zu legen"''. Nicht geworben werden darf ferner mit Aussagen und Begriffen wie ''"nie mehr feuchte Mauern, Mauertrockenlegung, Trockenlegung von feuchten Mauern, erfolgreiche Mauertrockenlegung, Umweltfreundliche Mauertrockenlegung, Mauerentfeuchtungsgerät, Mauerentfeuchtung durch Umpolung der Wassermoleküle, Mauertrockenlegung durch Erdkräfte, Gebäudetrockenlegung''" sowie ''"Aquapol gewinnt den Kampf gegen feuchte Mauern"''. In dem Urteil führt das Landgericht in seinen Entscheidungsgründen folgendes aus:
 
*Mit den untersagten Werbeaussagen verstoße die Firma Aquapol gegen die Bestimmungen des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb.
 
*Mit den untersagten Werbeaussagen verstoße die Firma Aquapol gegen die Bestimmungen des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb.

Version vom 12. Januar 2011, 16:45 Uhr

Innenansicht Aquapol

Aquapol ist der Name eines "magnetokinetischen" Systems zur Trockenlegung feuchten Mauerwerks der österreichischen Firma Aquapol - wasserpolarisationstechnische Geräte GmbH aus Reichenau an der Rax. Es wurde von Jürgen Fliege massiv beworben. In der ZDF-Fernsehsendung WISO wurde dagegen vor diesem Scharlatanerieprodukt gewarnt.[1] Auch das ARD-Fernsehmagazin plusminus brachte einen kritischen Bericht über Aquapol, vor dessen Ausstrahlung die Firma der Redaktion mit rechtlichen Schritt drohte.[2] Der Chef von Aquapol, Ing. Wilhelm Mohorn, ist bekennender Scientologe. Nach Scientology-Art wehrt er sich auch mit Klagen gegen Kritik.[3] Aquapol-Geräte kosten von 4.000 bis über 10.000 €.

Das Aquapol-Gerät

Aquapol7.jpg

Die Aquapol-Büchsen setzen sich nach Angaben des Erfinders aus einer Empfangseinheit, einer Polarisationseinheit und einer Sendeeinheit zusammen. Die Empfangseinheit besteht aus zwei unterschiedlichen flachen Spiralantennen. Diese sollen nach Mohorn ein "dynamisches Erdkraftfeld" saugend empfangen. Die sogenannte Polarisationseinheit soll aus einer Zylinderluftspule bestehen, die die empfangene "Energie" ständig rechtsdrehend polarisiere. Dieses polarisierte Erdkraftfeld soll dann zu einer "Sendeeinheit" gelangen. Die Sendeeinheit bestehe aus drei tetraederförmig angeordneten Zylinderluftspulen und besonderen Antennen. Diese Sendeeinheit soll nach Mohorn dann das polarisierte Erdkraftfeld in den Raum abstrahlen und bringe Wassermoleküle in feuchten Mauern dazu, auf wundersame Weise nach unten zu wandern, und zwar durch eine der Wissenschaft bislang verborgen gebliebene "Umpolung". Dem Erfinder zufolge hat die genutzte Energieform Wellencharakter, ähnlich den elektromagnetischen Wellen. Allerdings unterscheidet sie sich, Mohorns Meinung nach, in Zusammensetzung und Aufbau der Wellenstruktur. Der neu entdeckte Wellentyp besteht, wie er glaubt, aus einer magnetischen Welle und einer Gravitationswelle, die um die magnetische Welle zirkuliere. Mohorn bezeichnet diese neu entdeckte Energieform als "Gravomagnetismus". Es soll sich dabei also um eine Kombination von Schwerkraft (Gravitation) und Magnetismus handeln. Der erfundene Effekt wurde von Aquapol "Gravomagnetokinese" genannt. Der Diplom-Physiker Kolja Prothmann vom Max-Planck-Institut für Physik in München merkt diesbezüglich an:

Die gravomagnetische Energie wurde noch nie in einem wissenschaftlichen Versuch nachgewiesen. Die einzige mir bekannte Referenz bezieht sich auf die Science-Fiction-Serie "Mondbasis Alpha 1" aus dem Jahr 1977.[2]

Aquapol und gesundheitsbezogene Behauptungen

(Bild:[4])

Das pseudowissenschaftliche Aquapol-Prinzip soll neben den bereits erwähnten behaupteten Fähigkeiten auch einen ausschliesslich positiven "biologischen" Effekt haben. Dies behaupteten jedenfalls eine Dr. Gertrud Hemerka[5] und Mohorn in der Sendung "bei Vera zu Gast" des österreichischen Fernsehens. Laut Angaben aus einer "Biomappe" von Aquapol käme es durch das "Aggregat" zu einer Erhöhung einer Lebenskraft und zu einer Reduzierung geologischer Krankmacher. Dabei sollen so genannte "geopathogene Einflüsse" gemeint sein, wie sie von Wünschelrutengängern vermutet werden. Nach Angaben des Medizinlaien Mohorn in seiner "Biomappe" würde sich Krebs an jenen Stellen [des Körpers entwickeln], wo die Erdstrahlung besonders konzentriert ist, das heißt: standortabhängig angreift...Daher meine These: Erdstrahlen sind die Hauptursache des Krebses. Mit der Körperwiderstands-Messmethode lässt sich relativ leicht nachweisen, dass das Regulationssystem im Körper gestört ist, denn dieses beginnt sich als erstes zu verändern!

Weitere, stets ausschliesslich positive "biologische Wirkungen" werden von einem von Aquapol zitierten emeritierten Chemiker namens Prof. Karl Ernst Lotz (geb. 1930) von der "Fachhochschule Biberach" (Fachhochschule für Bauwesen in Biberach an der Riss) behauptet. Dieser hätte demnach nachgewiesen, dass sich die Schlafqualität von Aquapol-Besitzern nach Kauf bessere, und mit einem "2 Kanal Ionometer" nach Prof. Eichmeier würden am Aufstellungsort negative Ionen zunehmen. Ein entsprechendes Video mit Lotz wird auch von Aquapol zum Kauf angeboten. Bereits zuvor war Lotz mit analogen Behauptungen zu einem Penac - Produkt des gelernten Mechanikers Roland Plocher aus Meersburg am Bodenseein in Erscheinung getreten, dem "Plocher-Energie-System". Das Penac soll zu einer "Aktivierung der natürlichen Selbstregeneration" und zu einer "zur Stärkung von Pflanzenvitalität und Pflanzenwachstum" durch "transmateriale Katalysatoren" (TK) führen, die "Informationen übertragen" würden, die auf "natürliche Prozesse einwirken" sollen.

Aquapol und die Gerichte

Werbung für Aquapol mit Jürgen Fliege
Fliege bewirbt Scharlatanerieprodukt Aquapol im von den Zuschauern finanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehen ARD

Das Landgericht München 1 hat einem Vertreiber des Produktes der Firma Aquapol am 23. Oktober 2008 unter Androhung eines Ordnungsgeldes bis zu 250.000 € untersagt, die unlautere Werbung für das Produkt fortzusetzen.[6] Anzeigender war der Verband Sozialer Wettbewerb. So wurde der Firma unter anderem untersagt, beim Vertrieb des Kästchens mit Aussagen zu werben, wie "die Gammastrahlung in der Raumluft verringert sich", oder dass das "Aquapol System geologische Störfelder signifikant dämpfen kann" und "dass die Radioaktivität der Luft reduziert wird". Ferner wurde untersagt, werbend zu verbreiten, dass nach Montage des Aquapolgerätes in feuchten Räumen "der Modergeruch verschwand und die Wände austrockneten", dass Aquapol-Anwender "besser schlafen, sich das Raumklima verbessert und verschiedene Unbehaglichkeiten verschwinden" und dass diese Geräte dazu geeignet sind, "Mauern von Gebäuden trocken zu legen". Nicht geworben werden darf ferner mit Aussagen und Begriffen wie "nie mehr feuchte Mauern, Mauertrockenlegung, Trockenlegung von feuchten Mauern, erfolgreiche Mauertrockenlegung, Umweltfreundliche Mauertrockenlegung, Mauerentfeuchtungsgerät, Mauerentfeuchtung durch Umpolung der Wassermoleküle, Mauertrockenlegung durch Erdkräfte, Gebäudetrockenlegung" sowie "Aquapol gewinnt den Kampf gegen feuchte Mauern". In dem Urteil führt das Landgericht in seinen Entscheidungsgründen folgendes aus:

  • Mit den untersagten Werbeaussagen verstoße die Firma Aquapol gegen die Bestimmungen des Gesetzes gegen unlauteren Wettbewerb.
  • Die behaupteten Wirkungen des umgangssprachlich so genannten "Zauberkästchens" können nicht wissenschaftlich nachgewiesen oder bestätigt werden. Ein derartiger Nachweis ergäbe sich nicht einmal aus den eigenen Behauptungen der Vertreiberin.
  • Außer den von der beklagten Firma behaupteten Werbesprüchen gäbe es keinerlei Nachweise dafür, dass die Aussagen tatsächlich richtig sein könnten.

Im Prozeß ließ die Vertreiberin der "Zauberkästchen" selbst einräumen, dass "zum jetzigen Zeitpunkt der Nachweis nach den Regeln der anerkannten Physik nicht durchführbar sei". Ferner musste die Beklagte einräumen, dass die Wirkung der beworbenen Geräte durch Sachverständigengutachten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht belegt sei. Zur Zeit sei nicht nachzuweisen, dass eine eventuelle Trocknung von Mauern und Gebäuden tatsächlich auf den Einsatz der beworbenen Geräte zurückzuführen sei. Sofern sich der Feuchtigkeitsgehalt von Gebäuden verbessere, können derartige Ergebnisse nicht als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse diesen Geräten zugeschrieben werden.

Die Firma Aquapol versuchte zu verhindern, dass unzufriedene Kunden eine Webseite mit dem Namen www.aquapol-unzufriedene.at betreiben. Das Oberlandesgericht Wien wies jedoch die Aquapol-Klage ab und erlaubte den Betreibern ausdrücklich die Namensführung der Domain.[7]

Aquapol und die Ziegelphysiker

Baurebellen unter sich. Von links: Ziegelphysiker und Architekt Claus Meier, Scharlatanerieanbieter Wilhelm Mohorn (Aquapol) und Bausachverständiger Rolf Köneke. (Bild:innovations-report.de[8])

Wie einem im Internet einsehbaren Artikel des "innovations-report" zu entnehmen ist[9], wurden explizit Vertreter der "Ziegelphysik"-Baurebellen[10] im Juni 2002 von der österreichischen Firma Aquapol zu eine Werbe-Baufachtagung zum Firmensitz der Mauertrockenlegungsfirma Aquapol GmbH geladen. Die so genannten "Ziegelphysiker" sind Gegner von leichten Dämmmaterialen zur Energieeinsparung. Sie behaupten Vorteile massiver Baumaterialien, sowie überwiegende Nachteile herkömmlicher Dämmverfahren zur Energieeinsparung. Teilweise überschneidet sich die Ziegelphysiker-Szene mit der der Anhänger einer so genannten Klimalüge. Die Vertreter der "Ziegelphysik" lehnen auch den etablierten "Wärmedurchgangskoeffizienten U" ab, und wollen ihn durch einen eigenen Dämmwertkoeffizienten Ueff ersetzt sehen. Ein wissenschaftliche Nachweis für die Richtigkeit der diesbezüglichen Behauptungen und zur Eignung des Ueff ist sowohl experimentell als auch theoretisch nicht erbracht worden. In Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass mit unterschiedliche Dämmstoffe, mit "leichten" wie "schweren", bei gleichem U-Wert der solare Energiegewinn gleich bleibt, und somit massive wärmedämmende Baustoffe keinen Vorteil bringen.

Verbindungen zu Scientology

In der Schweiz wird das Aquapol-System von der Firma "Delphin Bürkli & Partner" vertrieben, die im Besitz von Scientologen ist.

Erwähnung in Büchern und Videos

Unkritische Erwähnung findet Aquapol im Esoterikwerk "Tachionen, Orgonen, Scalarwellen" das im AT-Verlag erschien. Auch der Jupiter-Verlag widmet sich dem Thema durch Verlegung des Werks "Universale Energielösungen". Auch im Video "Top Secret Wasser" wird Aquapol vorgestellt.

Weblinks

Quellennachweise