Aloe Vera

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Aloe Vera ist die Bezeichnung von Presssäften oder Extrakte aus dem Mark oder der Blattrinde von Aloe vulgaris oder Aloe barbadensis Miller. Diese werden in grossem Umfang über Multilevel Marketing Strukturvertriebe an den Kunden gebracht.

Deutsche Firmen wie die Wertheimer Allcura priesen Aloe Vera Saft als Beitrag für eine gesunde Ernährung und zur Gesundheitsstärkung an. Täglich soll man 2 x 1 Esslöffel Aloe Vera Saft in Mineralwasser oder Fruchtsaft zu sich nehmen. Verkauft wird das Produkt legal als Lebensmittel.

Aloe barbadensis

Basis für Aloe-Produkte sind die in Ost- und Südafrika wachsenden Aloe Vera Kakten (Aloe vulgaris und Aloe barbadensis), die aus der Familie der Liliengewächse stammen. Traditionell gelten sie in Mesopotamien bereits seit dem 2. vorchristlichen Jahrtausend als medizinisches Mittel und auch in Ägypten wurde Aloesaft bereits 550 v. Chr. zur Behandlung von Hautinfektionen verwendet. In der US-amerikanischen Pharmakopoe ist Aloe vera bereits seit 1820 in verschiedenen Zubereitungsformen erwähnt und seit 1920 wird die Pflanze auch kommerziell angebaut (Hadley und Petry 1999).

Es werden unterschiedliche Aloe-Zubereitungen verwendet. Das sog. Aloe-Gel stammt aus dem Mark der Pflanze, während Aloe-Saft aus den Blättern und der Blattrinde gepresst wird.

Carter's Little Pills - die ersten Wunderpillen aus Aloe vera

In den USA wurden schon vor Jahrzehnten oral einzunehmende Pillen, die Aloe und Podophylum Resin enthielten, als Abführmittel verkauft. Eines dieser Produkte hieß nach seinem Erfinder Carter's Little Pills. Aufgrund des vergleichsweise hohen Aloingehaltes führte es bei einer Patientin zu massiven Gesundheitsproblemen, die bis zu einer hypokalziämischen metabolischen Alkalose reichten (Ramirez und Marieb 1970). Probleme unter Aloe vera sind aber nichts neues.

Der wissenschaftliche Wirksamkeitsnachweis ist dürftig

Aole-Gel soll äußerlich bei Wunden, geringgradigen Verbrennungen, Hautreizungen und Psoriasis nützlich sein. Zubereitungen zur inneren Anwendung werden gegen Verstopfung, Husten, Kopfschmerzen, entzündliche Erkrankungen, rheumatisches Fieber, Allergien, Ulzera, Herzerkrankungen und sogar gegen HIV und Krebs angepriesen.

Das Arznei-Telegramm (2002) fand in einer kritischen Analyse gerade einmal fünf randomisierte klinische Studien zu Aloe vera. Bei der Behandlung von Druckulzera wirkte das Aloe Gel bei 49 Patienten nicht besser als ein mit Kochsalzlösung getränkter Gaze-Verband. Als Zusatz zur Standard-Wundbehandlung scheint es den Heilungsprozess nach einer weiteren Untersuchung an 40 Patienten sogar zu hemmen. Der vorbeugende Einsatz von Aloe-Gel bei 194 Brustkrebspatientinnen, die einer Bestrahlung unterzogen wurden, zeigte im Vergleich zu Placebo keinen unterschied. Eine nachgeschobene Studie an weiteren 73 Patientinnen konnte das Resultat nicht widerlegen.


Landgericht Mainz stuft 'B. Vitan Aloe Vera Saft' als Arzneimittel ein

Das LG Mainz (Az. 11 HK 0 76/98) hat in einem Urteil vom 16.04.1999 den Vertrieb und die Bewerbung des Produktes B. Vitan Aloe Vera Saft wegen Verstosses gegen § 21 Arzneimittelgesetz, § 3a Heilmittelwerbegesetz und das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb untersagt. Das Gericht folgte nicht der Ansicht der beklagten Firma, dass es sich bei dem Saft um ein Lebensmittel bzw. ein Nahrungsergänzungsmittel handele. Dass sich in der Bundesrepublik weiterhin Aloe-Säfte im Verkehr befinden, liegt an der Binsenweisheit: 'wo kein Kläger, da kein Richter'.

Gesamtbewertung

Die Einnahme von Aloe-Presssäften oder die Verwendung von Aloe-Gel ist eine fragwürdige Therapie vor dem Hintergrund, dass bestimmte Inhaltsstoffe krebserzeugend sind. Bezeichnent ist, dass seit 1. Februar 1997 die zuständige Arzneibehörde (www.bfarm.de) zwar eine Anwendungsbeschränkung und eine Eingrenzung der Indikation für Aloe-Arzneimittel veranlasst hat, jedoch Aloe-Produkte, die als Lebensmittel oder Kosmetika im Handel sind, munter weiter verkauft werden können. Der Aloin- bzw. Anthrachinongehalt wird nicht deklariert, obwohl die Chance auf entsprechend saubere Produkte gerade im Lebensmittelbereich gering sein dürfte. Wie üblich spielt man sich zwischen der Arznei- und der Lebensmittelüberwachungsbehörde die Bälle der Nichtzuständigkeit zu, um das Geschäft mit einem fragwürdigen Wundermittel nicht zu behindern. Aloe vera hat keinen glaubwürdigen Wirksamkeitsnachweis. Man sollte es deshalb nicht verwenden. Jene, die es trotzdem einsetzen wollen, sollten auf jeden Fall vom Anbieter ein glaubwürdiges Zertifikat eines staatlich geprüften Analyseinstituts verlangen, die die Freiheit des Produkts von Aloin, Aloe-Emodin und anderen krebserzeugenden Anthrachinonen beweist. Man sollte diese Zertifikate auf jeden Fall nachprüfen, wenn man eine dauerhafte Einnahme plant. Kindern sollte man diese Produkte auf keinen Fall verabreichen.

Anpreisung

Aloe vera Produkte sollen laut Verkäufern zur Immunstimulation, vorbeugend gegen Erkältung bzw. zur Immunstimulation bis hin zur Behandlung von Krebs und HIV-Infektionen geeignet sein.

Wirksamkeitsnachweise

Es gibt keinen seriösen Hinweis auf Wirksamkeit.

Nebenwirkungen

Schadensfälle: vor allem bei Aloe-haltigen Cremes sind Allergien möglich. Die enthaltenen Anthrachinone können im Darmbereich Veränderungen der Schleimhaut im Sinne von Krebsvorstufen bewirken.

Fazit: nutzlos in der angepriesenen Indikation, mit Neben/-Wechselwirkungen behaftet, potentiell krebserzeugend.

Quellenverzeichnis

  • Arznei-Telegramm: Warnhinweis. Pflanzliche Arzneimittel: Hinweise auf Krebsrisiko fehlen im Beipackzettel. AT Nr.8, 82, 1996
  • Arznei-Telegramm: Aloe vera - was ist dran? AT, 33, 65, 2002
  • Avila H, Rivero J, Herrera F, Fraile G: Cytotoxicity of a low molecular weight fraction from Aloe Vera (Aloe barbadensis Miller) gel. Toxicon, 9, 1423-1430, 1997
  • Hadleyx SK, Petry JJ: Medicinal herbs: a primer for primary care. Hospital Practice, June 15th, 105-123, 1999
  • Hunter D, Frumkin A: Adverse reaction to Vitamin E and Aloe Vera preparations after dermabrasion and chemical peel. Cutis, 47, 193-196, 1991
  • Ramirez B, Marieb NJ: Hypokalemic metabolic alkalosis due to Carter's Little Pills. Conneticut Medicine, 34, 169-170, 1970
  • Müller SO, Eckert I, Lutz WK, Stopper H: Genotoxicity of the laxative drug components emodin, aloe-emodin and danthron in mammalian cells: Topoisomerase II mediated? Mut Res, 371, 165-173, 1996
  • Murrow DM, Rapaport MJ, Strick RA: Hypersensitivity to Aloe. Arch Dermatol, 116, 1064-1065, 1980
  • Odes HS, Madar Z: A double-blind trial of a Celandin, Aloevera and Psyllium laxative preparation in adult patients with constipation. Digestion, 49, 65-71, 1991
  • Schörkhuber M, Richter M, Dutter A, Sontag G, Marian B: Effect of Anthraquinone-laxatives on the proliferation and Urokinase secretion of normal, premalignant and malignant colonic epithelial cells. Eur J Cancer, 34, 1091-1098, 1998
  • Siegers CP, Hertzberg-Lottin von E, Otte M, Schneider B: Anthranoid laxative abuse - a risk for colorectal cancer? Gut, 34, 1099-1101, 1993

Quelle: Paralex