Opfer der Germanischen Neuen Medizin

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Die seit 1981 vom ehemaligen deutschen Arzt Geerd Ryke Hamer eingeführte Germanische Neue Medizin postuliert bis dahin nie erreichte Erfolgsraten von über 90% bei der Behandlung auch schwerer, lebensbedrohlicher Erkrankungen. Die von Seiten der Befürworter versprochenen Heilungsaussichten haben in der Vergangenenheit viele Schwerkranke und ihre Angehörigen dazu bewogen sich nach dieser Aussenseiterlehre behandeln zu lassen.

Die tatsächlich bekannt gewordenen Krankheitsverläufe von GNM-Patienten zeigen jedoch daß die propagierten Prognosen nichts mit der Realität zu tun haben und mehr dem Wunschdenken der Befürworter entsprechen.

Insgesamt sind mehr als 140 Tote bekannt [1], wobei von einer nicht unerheblichen Dunkelziffer auszugehen ist. Ein Teil dieser Menschen, z.B. Sören Wechselbaum, würde heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch leben, hätten sie nicht auf Hamer gehört. Andere mussten unter unvorstellbaren, vermeidbaren Schmerzen sterben, z.B. Michaela Jakubczyk-Eckert. Einige drastische, wohldokumentrierte Schicksale sollen im folgenden beispielhaft dokumentiert werden.

Der Fall Olivia Pilhar

Das österreichische Mädchen Olivia war sechs Jahre alt, als es im Mai 1995 an einem Tumor der Niere erkrankte, dem Wilms-Tumor (Nephroblastom). Eine sofortige Chemotherapie und Operation wird angeraten, eine Behandlung, die bei dieser Erkrankung eine 90prozentige Heilungsschance bringt. Sie ist allerdings schmerzhaft, die Niere muß mitoperiert werden, die Haare gehen für eine Zeit lang verloren. Die Eltern, wenden sich an eine Wiener 'Natur'-Ärztin, diese vermittelt sie zu Geerd Ryke Hamer dem bereits neun Jahre vorher die Approbation entzogen worden war. Er verspricht, was sich die Eltern ersehnen: Das Kind kann heil werden, ohne an einer Therapie leiden zu müssen. Er stellt seine eigene Diagnose: Olivia hätte einen 'Verhungerungskonflikt' (weil ihr das Essen bei der Oma nicht schmeckt) und einen 'Fluchtkonflikt', weil die Familie umgezogen ist. Er rät der Mutter, ihren Beruf aufzugeben, und beim Kind zu bleiben - das würde Olivia heilen. Den behandelnden Ärzten gegenüber erwähnten die Eltern zunächst nicht daß sie Kontakt mit Hamer aufnahmen. Unter Mithilfe von vier Mitgliedern der religiösen Sekte "Fiat Lux" verbrachten die Eltern ihre Tochter nach Kärnten, dann nach München und schliesslich nach Malaga (Hotel Las Vegas), in die Nähe von Hamer. Dem Kind ging es jedoch in Spanien nicht besser, im Gegenteil: der Tumor vergrösserte sich und der Gesundheitszustand des Mädchens verschlechterte sich dramatisch. Von einem anfänglichen Volumen von 250 ml vergrößerte sich die Größe des Tumors auf 4,2 Liter. Von 'Spiegel-TV' wird die Familie in Spanien entdeckt. Hamer nützt die Medienberichterstattung, um ins Bild und zu Wort zu kommen. Er drängt das kranke Mädchen zu einem Strandspaziergang vor laufender Kamera, um zu demonstrieren, wie "gut" es ihr gehe und daß seine Methode die bessere sei. Den Eltern wurde schliesslich in Österreich das Sorgerecht für sieben Jahre entzogen und das Kind wurde nach Wien zurückgebracht wo es mit einer Chemotherapie und einer Operation erfolgreich behandelt wurde. Während die Medien ein großes Interesse am "Fall Olivia" hatten, verkaufte Helmut Pilhar Fotos seiner Tochter an Zeitungen und versuchte die Berichterstattung zu beeinflussen. Für die Erteilung von Senderechten erhielt das Paar 500.000 Schilling. Hamer versuchte in dieser Zeit die Eltern enger an sich zu binden und versetzte sie in Dauerangst. So vermutete er öffentlich daß die Tochter von den behandelnden Ärzten exekutiert werde und diagnostizierte per Ferndiagnose schwere Krankheiten, die Olivia selbst nicht hatte: Metastasen in Leber und Gehirn und Herzbeutelkrebs. Auch verwies er immer wieder darauf daß eine Chemotherapie 95% der Patienten töte. Seine Einflußnahme widerspricht dabei der von der GNM einfühlsamen besonderen Beziehung zwischen Patient und Therapeut. Das Elternpaar Pilhar wurde schließlich zu 8 Monaten auf Bewährung verurteilt (Entziehung aus der Macht des Erziehungsberechtigten und fahrlässige Körperverletzung). Der Vater, Helmut Pilhar lebt heute von Seminaren und Vorträgen über die Neue Medizin und gehört zum engen Kreis der GNM-Befürworter. Seinen Beruf als Ingenieur gab er auf.

Michaela Jakubczyk-Eckert

Informationen über die Krankengeschichte von Frau Jakubczyk-Eckert und Fotos sind von ihrem Ehemann Gilbert und dem zu Anfang behandelnden Arzt bekannt geworden. Die Künstlerin Michaela Jakubczyk-Eckert wurde am 14. November 1964 geboren und starb am 12. November 2005. Sie erkrankte Ende 2000 an Brustkrebs und hatte zunächst große Angst und wandte sich erst spät (Ende 2001) an einen Arzt. Nach einer anfänglichen Therapie wandte sie sich der Neuen Medizin nach Hamer zu und verzichtete bis zu ihrem Tode auf Therapien der wissenschaftlichen Medizin und verweigerte insbesondere potente Schmerzmittel. Auf die Neue Medizin stieß sich nach Recherchen im Internet. Mit ihrer Mutter besuchte sie Hamer 2002 in Spanien. Laut Aussagen ihres Ehemannes (der ihr von Hamer abriet) soll Hamer ihr gesagt haben daß ihr Brustkrebs (rechte Brust einer angeblichen Rechtshänderin) das Resultat eines "Partnerkonfliktes" sei. Nach aussagen ihres Ehemannes solle sie auch bisherige Therapien abbrechen und auf eine geplante Operation verzichten. Als Hamer gefragt wurde was zu bezahlen sei, soll er sie aufgefordert haben zwei seiner Bücher für 150,- Euro zu kaufen, was auch geschah. Nach ihrer Rückkehr brach Frau Jakubczyk-Eckert ihre bisherige Therapie ab. Hamer wurde in Folge verhaftet und Frau Jakubczyk-Eckert spendete Geld für seinen Prozess. Sie wurde von einem "Studienkreis" in Nordrhein-Westfalen unterstützt bis sich ihr Gesundheitszustand so sehr verschlechterte dass sie unter großen Schmerzen in ein Hospiz in Köln (Hospiz Lohmar) gehen musste, wo das dortige Pflegepersonal entsetzt war. Frau Jakubczyk-Eckert starb unter starken Schmerzen.

Sören Wechselbaum

Sören Wechselbaum

Sören Wechselbaum 25 Jahre alt im Jahre 2002, als er Hoderkrebs bekam. Nach Angaben seiner Mutter Christa, war ihr Sohn ein Anhänger der GNM bis zu seinem Tode und verweigerte jegliche medizinische Therapie. Der Hodenkrebs gilt heute in der evidenzbasierten Medizin als gut behandelbar mit einer Prognose die über 90% liegt. Hamer ließ seinen eigenen Hodenkrebs daher auch chirurgisch entfernen. Sören Wechselbaum verstarb jedoch an seinem Tumor. Einen Tag vor seinem Tode vertraute er sich seinem Freund Stefan an und bereute seine Entscheidung. Die Mutter Christa macht auch heute (2007) noch regelmäßig Demonstrationen gegen die GNM.

Tochter von Roselor Huber

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Im RBB von Berlin-Brandenburg wurde am 10. November 2005 [2] über den Tod der Tochter der Schweizerin Roselor Huber berichtet. Die junge Krankenschwester erkrankte an Brustkrebs und verweigerte medizinische Therapien und vertraute der GNM nach Hamer. Sie verstarb unter entsetzlichen Schmerzen.

Tod des krebskranken Polizisten A. aus Crotone (Süditalien) im Jahre 2006

Am 20 August 2006 starb unter starken Schmerzen und ohne daß sein behandelnder Arzt zur Stelle war, der fünfzigjährige Polizist A. aus der süditalienischen Stadt Crotone (Kalabrien) an den Folgen eines Lungenkrebses und aufgetretenen multiplen Metastasen. A. wussste seit November 2005 um seinen Lungenkrebs der zu Begin einen Durchmesser von 1 cm hatte. A entschieds für eine Behandlung nach der Germanischen Neuen Medizin, da ein mit ihm verwandter Arzt (B.L.) davon überzeugt war. Sein Arzt war eigentlich an einem römischen Krankenhaus (San't Andrea) beschäftigt, behandelte jedoch ebenfalls Patienten in seiner Heimatstadt Crotone. A begab sich daraufhin nach Aulla in Ligurien, wo er einen bekannter GNM-Arzt aufsuchte der für ein Gespräch 150,- Euro verlangte. Später behandelte ihn auch der Präsident des Vereins A.L.B.A. und ehemalige Barbetreiber Marco Pfister. Sein behandelnder GNM-Arzt L. diagnostizierte nach Aussagen der Ehefrau C.A. trotz anderslautender radiolgischer Befunde ein Bronchial-Ulkus und schloß Krebs aus. Dieser Arzt verbot A. jegliche Therapie der modernen Medizin und riet auch von weiteren radiologischen Untersuchungen ab. A. sollte vor allem mit niemandem über seine Entscheidung sprechen sich nach der GNM behandeln zu lassen und sollte auch seinen Namen nicht erwähnen. BL versprach A. eine rasche Genesung. Der Gesundheitszustand von A, der in der Tat sich nicht medizinisch behandeln ließ, verschlechterte sich jedoch rapide. Sein Lungentumor vergrösserte sich und es stellte sich eine Metastase am Kinn ein. Sein behandelnder Arzt meinte jedoch daß dies als Zeichen der baldigen Gesundung anzusehen sei. Später stellte sich jedoch eine krebsbedingte halbseitige Lähmung ein und A starb zu Hause, umsorgt von seiner Frau und seinen drei Kindern. Währendessen war sein Arzt nicht zu erreichen: er war im Urlaub in der Karibik. Nach seiner Rückkehr tröstete der Arzt nicht die Witwe sondern warf ihr stattdessen vor "skeptisch" gegenüber der GNM eingestellt gewesen zu sein. Sie entgegnete ihm jedoch daß sie noch am Sterbebett ihrem Mann aus dem Hamer-Buch Testamento di una nuova medicina vorgelesen hätte, als dieser kranheitsbedingt nicht mehr lesen konnte. Der sorgfältige A. schrieb ein Tagebuch in dem er die Phasen seiner Erkrankung und der GNM-Behandlung festhielt. Auch hob er alle Rechnungen und Rezepte auf. Seine Witwe ist nun im Besitz aller Unterlagen. Sie kennt den Arzt BL ebenfalls aus familiären Gründen gut und weiss zu berichten, daß dieser seine eigene Mutter nicht nach der GNM behandelte als diese an Krebs erkrankte, sondern stattdessen lieber auf eine konventionelle Strahlentherapie setzte. In einem Zeitungsartikel äusserte sie den Verdacht daß BL illegale Menschenversuche mit ihrem Mann angestellt hätte und zeigte ihn bei der Staatsanwaltschaft vergeblich an. Das Verfahren wurde eingestellt.

Weblinks

Referenzen

  • Gutachten zum Fall Wechselbaum von Prof. Dr. med. hab. Jürgen Dietrich, Leipzig, vom 26.07.2004