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==Wendung zum Okkultismus==
 
==Wendung zum Okkultismus==
 
Im Jahr 1902 musste sich List einer Augenoperation unterziehen, in deren Folge er für elf Monate erblindete. List sinnierte in dieser erzwungenen Phase der Untätigkeit über die Bedeutung der Runen und die germanische Ursprache nach.<ref>Goodrick-Clarke, Nicholas: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, Wiesbaden 2004,42.</ref> 1903 schickte List ein Manuskript über die „Arische Ursprache“ an die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, die es kommentarlos zurücksandte. Empörte Unterstützer gründeten daraufhin die Guido-von-List-Gesellschaft, um seine „Forschungen“ zu finanzieren und zu publizieren. Die Gesellschaft wurde von vielen Persönlichkeiten aus dem deutschnationalen, theosophischen und antisemitischen Milieu unterstützt. Es fanden sich auch zahlreiche wohlhabende Gönner aus dem gehobenen Bürgertum. 1903 begann List damit, sich „von List“ zu nennen und setzte schließlich 1907 durch, dass er das Adelsprädikat offiziell führen durfte. Lists Wunsch, einen Adelstitel zu führen, lässt sich wohl dadurch erklären, dass er glaubte, die alte germanische Priesterschaft sei im Adel aufgegangen.
 
Im Jahr 1902 musste sich List einer Augenoperation unterziehen, in deren Folge er für elf Monate erblindete. List sinnierte in dieser erzwungenen Phase der Untätigkeit über die Bedeutung der Runen und die germanische Ursprache nach.<ref>Goodrick-Clarke, Nicholas: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, Wiesbaden 2004,42.</ref> 1903 schickte List ein Manuskript über die „Arische Ursprache“ an die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, die es kommentarlos zurücksandte. Empörte Unterstützer gründeten daraufhin die Guido-von-List-Gesellschaft, um seine „Forschungen“ zu finanzieren und zu publizieren. Die Gesellschaft wurde von vielen Persönlichkeiten aus dem deutschnationalen, theosophischen und antisemitischen Milieu unterstützt. Es fanden sich auch zahlreiche wohlhabende Gönner aus dem gehobenen Bürgertum. 1903 begann List damit, sich „von List“ zu nennen und setzte schließlich 1907 durch, dass er das Adelsprädikat offiziell führen durfte. Lists Wunsch, einen Adelstitel zu führen, lässt sich wohl dadurch erklären, dass er glaubte, die alte germanische Priesterschaft sei im Adel aufgegangen.
List veröffentlichte bis 1914 weitere „Forschungsergebnisse“, die auf seiner okkulten Interpretation der Germanenzeit basierten. List hatte mit seinen Schriften über die „Armanen“, arische „Geheimbotschaften“ in mittelalterlichen Wappen und die magische Kraft der Runen viel Erfolg in völkischen und deutschnationalen Kreisen. 1911 gründete List für seine engsten Adepten den Hohen Armanen Orden HAO innerhalb der List-Gesellschaft. Mit diesen „Baumeistern des neuen spirituellen Deutschland“ führte List Studienreisen zu mystischen Orten durch, die seiner Meinung nach mit den Armanen in Verbindung standen. Während des ersten Weltkrieges verfasste List eine Studie zu „Armanismus und [[Kabbala]]“ und veröffentlichte Artikel über das neue nationale Millennium, das nach dem Sieg über die Alliierten anbrechen würde. Die Niederlage des deutschen Reiches im ersten Weltkrieg interpretierte List dann als eine notwendige Zeit des Leidens vor der endgültigen Erlösung der Ario-Germanen. Der durch die Lebensmittelknappheit während und nach dem ersten Weltkrieg geschwächte List starb 1919 in einer Berliner Pension. Seine Leiche wurde verbrannt und auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
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List veröffentlichte bis 1914 weitere „Forschungsergebnisse“, die auf seiner okkulten Interpretation der Germanenzeit basierten. List hatte mit seinen Schriften über die „Armanen“, arische „Geheimbotschaften“ in mittelalterlichen Wappen und die magische Kraft der Runen viel Erfolg in völkischen und deutschnationalen Kreisen. 1911 gründete List für seine engsten Adepten den Hohen Armanen Orden HAO innerhalb der List-Gesellschaft. Mit diesen „Baumeistern des neuen spirituellen Deutschland“ führte List Studienreisen zu mystischen Orten durch, die seiner Meinung nach mit den Armanen in Verbindung standen. Während des ersten Weltkrieges verfasste List eine Studie zu „Armanismus und [[Kabbala]]“ und veröffentlichte Artikel über das neue nationale Millennium, das nach dem Sieg über die Alliierten anbrechen werde. Die Niederlage des deutschen Reiches im ersten Weltkrieg interpretierte List dann als eine notwendige Zeit des Leidens vor der endgültigen Erlösung der Ario-Germanen. Der durch die Lebensmittelknappheit während und nach dem ersten Weltkrieg geschwächte List starb 1919 in einer Berliner Pension. Seine Leiche wurde verbrannt und auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
    
==Quellennachweise==
 
==Quellennachweise==
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