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Es gibt mittlerweile auch in Deutschland Berichte über Personen, die über Symptome nach dem Konsum von AFA-Algenprodukten klagten. Diese Symptome stellten sich nach einigen Monaten kontinuierlicher Einnahme ein, klangen nach dem Absetzen aber wieder ab und verschwanden. Eine Betroffene bekam Taubheitsgefühl in den Fingern bis hin zum totalen Durchblutungsstopp in den letzten zwei Fingergliedern, des Weiteren häufiges Kribbeln wie bei einer Minderdurchblutung und dies auch ansatzweise in den Zehen. Des Weiteren beklagten die Betroffenen brüchige, wie erweicht erscheinende Fingernägel sowie eitrige, sich langwierig hinziehende Entzündungsherde der Haut im Bereich des Gesichts und des Rückens. Ein anderer Betroffener schilderte, dass er nach längerer Einnahme sehr schmerzhafte, chronische Halsschmerzen entwickelt und neben den analog bereits beschriebenen Hautentzündungserscheinungen vor allem extrem langanhaltende Muskelschmerzen bereits nach normaler sportlicher Aktivität bekommen habe.
 
Es gibt mittlerweile auch in Deutschland Berichte über Personen, die über Symptome nach dem Konsum von AFA-Algenprodukten klagten. Diese Symptome stellten sich nach einigen Monaten kontinuierlicher Einnahme ein, klangen nach dem Absetzen aber wieder ab und verschwanden. Eine Betroffene bekam Taubheitsgefühl in den Fingern bis hin zum totalen Durchblutungsstopp in den letzten zwei Fingergliedern, des Weiteren häufiges Kribbeln wie bei einer Minderdurchblutung und dies auch ansatzweise in den Zehen. Des Weiteren beklagten die Betroffenen brüchige, wie erweicht erscheinende Fingernägel sowie eitrige, sich langwierig hinziehende Entzündungsherde der Haut im Bereich des Gesichts und des Rückens. Ein anderer Betroffener schilderte, dass er nach längerer Einnahme sehr schmerzhafte, chronische Halsschmerzen entwickelt und neben den analog bereits beschriebenen Hautentzündungserscheinungen vor allem extrem langanhaltende Muskelschmerzen bereits nach normaler sportlicher Aktivität bekommen habe.
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Diese Hinweise deuten auf eine chronische Langzeitbelastung mit Microcystinen hin. Microcystine verursachen Leberschäden, Nierenversagen und können auch, weil sie die Natriumkanäle der Nerven blockieren können, die Impulsübertragung menschlicher Nervenzellen unterbrechen, was bis zum Tod durch Atemstillstand führen kann. Auch krebserzeugende Wirkungen sind nachgewiesen (NCI 2000). In China gibt es beispielsweise ausreichend Hinweise dafür, dass microcystinbelastetes Trinkwasser die Hauptursache für die hohe Sterblichkeit an Leberkarzinomen in bestimmten Provinzen des Landes ist (Yu 1995, Ueno 1996). Aktuell publizierte Tierversuche an schwangeren Ratten (Zhang et al. 2002) zeigen, dass die Gabe von 4 Mikrogramm Microcystin-LR pro kg Körpergewicht bereits zu leichten Veränderungen im Lebergewebe der ungeborenen Feten innerhalb von 10 Tagen führen kann. Interessant ist, dass sich solche Ergebnisse bei Mäusen selbst bei Dosen von 2-128 Mikrogramm pro kg Körpergewebe nicht einstellen (Chernoff et al. 2002). Es kommt also auf das Tiermodell an, das verwendet wird. Die offenbar gegen Microcystine recht robust erscheinenden Mäuse sind das bevorzugte Tiermodell bei Studien aus der Algenszene. Offenbar weiß man genau, dass man nur mit Mäusen eine Verharmlosung der Giftwirkung der Microcystine beweisen kann, da dies in allen anderen Tiermodellen nicht gelingt.
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Diese Hinweise deuten auf eine chronische Langzeitbelastung mit Microcystinen hin. Microcystine verursachen Leberschäden, Nierenversagen und können auch, weil sie die Natriumkanäle der Nerven blockieren können, die Impulsübertragung menschlicher Nervenzellen unterbrechen, was bis zum Tod durch Atemstillstand führen kann. Auch krebserzeugende Wirkungen sind nachgewiesen (NCI 2000). In China gibt es beispielsweise ausreichend Hinweise dafür, dass microcystinbelastetes Trinkwasser die Hauptursache für die hohe Sterblichkeit an Leberkarzinomen in bestimmten Provinzen des Landes ist.<ref>Yu SZ: Primary prevention of hepatocellular carcinoma. J Gastroenterol Hepatol 10: 674-682, 1995</ref> Aktuell publizierte Tierversuche an trächtigen Ratten zeigen, dass die Gabe von 4&nbsp;Mikrogramm Microcystin-LR pro&nbsp;kg Körpergewicht bereits zu leichten Veränderungen im Lebergewebe der ungeborenen Feten innerhalb von 10&nbsp;Tagen führen kann.<ref>Zhang Z, Lian M, Liu Y, Wei G, Yu S, Kang S, Zhang Y, Chen C: Teratosis and damage of viscera induced by microcystin in SD rat fetuses. Zhonghua Yi Xue Za Zhi 82: 345-347, 2002</ref>  Interessant ist, dass sich solche Ergebnisse bei Mäusen selbst bei Dosen von 2-128&nbsp;Mikrogramm pro&nbsp;kg Körpergewebe nicht einstellen.<ref>Chernoff N, Hunter ES, Hall LL, Rosen MB, Brownie CF, Malarkey D, Marr M, Herkotivs J: Lack of teratogenicity of microcystin-LR in the mouse and toad. J Appl Toxicol 22: 13-17, 2002</ref> Es kommt also auf das Tiermodell an, das verwendet wird. Die offenbar gegen Microcystine recht robust erscheinenden Mäuse sind das bevorzugte Tiermodell bei Studien aus der Algenszene. Offenbar weiß man genau, dass man nur mit Mäusen eine Verharmlosung der Giftwirkung der Microcystine beweisen kann, da dies in allen anderen Tiermodellen nicht gelingt.
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Beim Menschen korreliert die Microcystinbelastung im Trinkwasser eindeutig mit der Häufigkeit von Leberkrebs (Yu et al. 2001), wie Studien aus China beweisen. Dort hat man schon lange Probleme mit microcystinbelastetem Trinkwasser, das in etlichen Provinzen Chinas ursächlich mit dem gehäuften Auftreten von Leberkarzinomen assoziiert zu sein scheint. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen Trinkwassergrenzwert für Microcystine von 1&nbsp;Teil pro 1&nbsp;Millarde Teile Wasser empfohlen (1&nbsp;ppb), der in Kanada, Australien und Großbritannien mittlerweile auch in Kraft ist. In den USA oder der Bundesrepublik Deutschland ist dergleichen nicht umgesetzt worden. Dies ist vor dem Hintergrund, dass die Gesundheitsbehörden des US-Bundesstaates Oregon eine Microcystinbelastung bis zu 1.000&nbsp;ppb (=1&nbsp;parts per million/ppm) in Algenprodukten tolerieren, inakzeptabel.
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Beim Menschen korreliert die Microcystinbelastung im Trinkwasser eindeutig mit der Häufigkeit von Leberkrebs wie Studien aus China beweisen.<ref>Yu SZ, Chen G: Blue-green algae toxins and liver cancer. Chin J Cancer Res 6: 9-17, 1994</ref> Dort hat man schon lange Probleme mit microcystinbelastetem Trinkwasser, das in etlichen Provinzen Chinas ursächlich mit dem gehäuften Auftreten von Leberkarzinomen assoziiert zu sein scheint. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen Trinkwassergrenzwert für Microcystine von 1&nbsp;Teil pro 1&nbsp;Millarde Teile Wasser empfohlen (1&nbsp;ppb), der in Kanada, Australien und Großbritannien mittlerweile auch in Kraft ist. In den USA oder der Bundesrepublik Deutschland ist dergleichen nicht umgesetzt worden. Dies ist vor dem Hintergrund, dass die Gesundheitsbehörden des US-Bundesstaates Oregon eine Microcystinbelastung bis zu 1.000&nbsp;ppb (=1&nbsp;parts per million/ppm) in Algenprodukten tolerieren, inakzeptabel.
    
Versucht man eine grobe Risikoabschätzung der Microcystinbelastung in den Algenprodukten vorzunehmen, so scheint eine klinische Symptomatik nach einigen Monaten Konsum von Produkten mit Belastungen ab 100&nbsp;ppb einzutreten. Dies zeigt, dass der WHO-Trinkwassergrenzwert von 1&nbsp;ppb mit einem vernünftigen Sicherheitsabstand von 1:1.000 zum Algengrenzwert aus Oregon durchaus begründet ist und sicherheitshalber auf Lebensmittel übertragen werden sollte. Von Algenanbietern wie Sanacell und Algavital wird immer wieder die Falschmeldung verbreitet, dass der in Oregon etablierte Grenzwert für die gesamte USA gelten würde. Das ist nachweislich nicht der Fall. Zudem ist der Grenzwert nicht verbindlich, sondern lediglich ein US-amerikanischer Empfehlungswert, ab dessen Überschreitung microcystinbelastete AFA-Produkte aus dem Verkehr gezogen werden sollen (nicht müssen!).
 
Versucht man eine grobe Risikoabschätzung der Microcystinbelastung in den Algenprodukten vorzunehmen, so scheint eine klinische Symptomatik nach einigen Monaten Konsum von Produkten mit Belastungen ab 100&nbsp;ppb einzutreten. Dies zeigt, dass der WHO-Trinkwassergrenzwert von 1&nbsp;ppb mit einem vernünftigen Sicherheitsabstand von 1:1.000 zum Algengrenzwert aus Oregon durchaus begründet ist und sicherheitshalber auf Lebensmittel übertragen werden sollte. Von Algenanbietern wie Sanacell und Algavital wird immer wieder die Falschmeldung verbreitet, dass der in Oregon etablierte Grenzwert für die gesamte USA gelten würde. Das ist nachweislich nicht der Fall. Zudem ist der Grenzwert nicht verbindlich, sondern lediglich ein US-amerikanischer Empfehlungswert, ab dessen Überschreitung microcystinbelastete AFA-Produkte aus dem Verkehr gezogen werden sollen (nicht müssen!).
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