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[[Bild:Wakefield.jpg|thumb]]'''Andrew Jeremy Wakefield''' (geb. 1957) ist ein britischer Chirurg, der 1998 mit einer Veröffentlichung in der medizinischen Zeitschrift ''The Lancet'' großes Aufsehen in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit erregte. Der Artikel mit dem Titel ''Ileal-lymphoid-nodular hyperplasia, non-specific colitis, and pervasive developmental disorder in children'' <ref name=Wakefield98>Wakefield AJ et al.: ''Ileal-lymphoid-nodular hyperplasia, non-specific colitis, and pervasive developmental disorder in children''. Lancet. 351(9103), 1998, S. 637-41 PMID 9500320 ([http://www.healthprotection.org.uk/ncbugs/ACROBATS/Wakefield98.pdf PDF, 592 kB])</ref> stellt einen Zusammenhang zwischen der Impfung mit dem MMR-Kombinations-Impfstoff (gegen Mumps, Masern, Röteln) und Autismus her. In der Folge fielen die Impfraten insbesondere in Großbritannien deutlich ab.
 
[[Bild:Wakefield.jpg|thumb]]'''Andrew Jeremy Wakefield''' (geb. 1957) ist ein britischer Chirurg, der 1998 mit einer Veröffentlichung in der medizinischen Zeitschrift ''The Lancet'' großes Aufsehen in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit erregte. Der Artikel mit dem Titel ''Ileal-lymphoid-nodular hyperplasia, non-specific colitis, and pervasive developmental disorder in children'' <ref name=Wakefield98>Wakefield AJ et al.: ''Ileal-lymphoid-nodular hyperplasia, non-specific colitis, and pervasive developmental disorder in children''. Lancet. 351(9103), 1998, S. 637-41 PMID 9500320 ([http://www.healthprotection.org.uk/ncbugs/ACROBATS/Wakefield98.pdf PDF, 592 kB])</ref> stellt einen Zusammenhang zwischen der Impfung mit dem MMR-Kombinations-Impfstoff (gegen Mumps, Masern, Röteln) und Autismus her. In der Folge fielen die Impfraten insbesondere in Großbritannien deutlich ab.
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2004 wurde bekannt, dass Wakefield vor der Veröffentlichung 55.000&nbsp;£ von Anwälten erhalten hatte, die Eltern autistischer Kinder vertraten.<ref>Brian Deer: ''[http://briandeer.com/mmr/lancet-deer-1.htm Revealed: MMR Research Scandal]'' The Sunday Times (London) February 22 2004</ref> Diese suchten Verbindungen zwischen Autismus und der Impfung, um Hersteller des Impfstoffes zu verklagen. Die Gelder waren weder den Mitautoren noch der Zeitschrift bekannt gewesen. Daraufhin traten zehn der dreizehn Autoren des Artikels von diesem zurück <ref> Murch SH et al.: Retraction of an interpretation. Lancet. 2004;363(9411):750 PMID 15016483</ref>. Im Februar 2010 wurde der Artikel von ''The Lancet'' zurückgezogen.<ref name="retraction">The Editors of The Lancet: Retraction—Ileal-lymphoid-nodular hyperplasia, non-specific colitis, and pervasive developmental disorder in children. The Lancet, Early Online Publication, 2 February 2010. doi:10.1016/S0140-6736(10)60175-7</ref>
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2004 wurde bekannt, dass Wakefield vor der Veröffentlichung 55.000&nbsp;£ von Anwälten erhalten hatte, die Eltern autistischer Kinder vertraten.<ref>Brian Deer: ''[http://briandeer.com/mmr/lancet-deer-1.htm Revealed: MMR Research Scandal]'' The Sunday Times (London) February 22 2004</ref> Diese suchten Verbindungen zwischen Autismus und der Impfung, um Hersteller des Impfstoffes zu verklagen. Die Gelder waren weder den Mitautoren noch der Zeitschrift bekannt gewesen. Daraufhin traten zehn der dreizehn Autoren des Artikels von diesem zurück <ref> Murch SH et al.: Retraction of an interpretation. Lancet. 2004;363(9411):750 PMID 15016483</ref>. Im Februar 2010 wurde der Artikel von ''The Lancet'' zurückgezogen.<ref name="retraction">The Editors of The Lancet: Retraction &ndash; Ileal-lymphoid-nodular hyperplasia, non-specific colitis, and pervasive developmental disorder in children. The Lancet, Early Online Publication, 2 February 2010. doi:10.1016/S0140-6736(10)60175-7</ref>
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Wakefield gab 2001 seinen Job im ''Royal Free Hospital'' in London auf und arbeitet heute für eine Privatklinik in den USA. 2007 musste er sich aufgrund der Vorwürfe vor einem Gericht der britischen Ärztekammer verantworten <ref>Reiner Luyken: ''[http://images.zeit.de/text/2007/17/M-Anti-Impfkampagne Panik vor dem Piks]''. DIE ZEIT, 19.04.2007, 17/2007</ref>.
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Wakefield gab 2001 seinen Job im ''Royal Free Hospital'' in London auf und arbeitet heute für eine Privatklinik in den USA. 2007 musste er sich aufgrund der Vorwürfe vor einem Gericht der britischen Ärztekammer verantworten-<ref>Reiner Luyken: ''[http://images.zeit.de/text/2007/17/M-Anti-Impfkampagne Panik vor dem Piks]''. DIE ZEIT, 19.04.2007, 17/2007</ref>
    
Nichtsdestotrotz werden seine längst widerlegten Thesen insbesondere von esoterisch inspirierten Kreisen immer wieder aufgegriffen, so z.B. von [[Andreas Bachmair]] [http://www.impfschaden.info/masern_impfung.htm].
 
Nichtsdestotrotz werden seine längst widerlegten Thesen insbesondere von esoterisch inspirierten Kreisen immer wieder aufgegriffen, so z.B. von [[Andreas Bachmair]] [http://www.impfschaden.info/masern_impfung.htm].
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===Rückzug des ''Lancet''-Berichts===
 
===Rückzug des ''Lancet''-Berichts===
In Folge des Artikels von Brian Deer traten zehn der dreizehn Autoren des Berichtes formal von der Behauptung zurück, eine Verbindung zwischen Autismus und MMR gefunden zu haben <ref> Murch SH et al.: Retraction of an interpretation. Lancet. 2004;363(9411):750 PMID 15016483 </ref>. Deer setzte seine Ermittlung in einer Dokumentation des britischen Fernsehens ''MMR: What They Didn't Tell You'' fort, welche am 18. November 2004 ausgestrahlt wurde. Hierin wird Wakefield beschuldigt, Patente für ein Konkurrenzprodukt zu MMR zu besitzen und von Testergebnissen seines eigenen Labors zu wissen, welche seine Behauptungen klar widerlegten&nbsp;<ref>B Deer: [http://briandeer.com/wakefield-deer.htm Weitere Anschuldigungen von Wakefield]</ref>. Am 2. Februar 2010 gab ''The Lancet'' bekannt, den Artikel aus dem Jahr 1998 vollständig aus der Publikationsliste zu streichen.<ref name="retraction"/><ref>http://news.bbc.co.uk/2/hi/health/8493753.stm Lancet accepts MMR study 'false'</ref>
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In Folge des Artikels von Brian Deer traten zehn der dreizehn Autoren des Berichtes formal von der Behauptung zurück, eine Verbindung zwischen Autismus und MMR gefunden zu haben.<ref> Murch SH et al.: Retraction of an interpretation. Lancet. 2004;363(9411):750 PMID 15016483 </ref> Deer setzte seine Ermittlung in einer Dokumentation des britischen Fernsehens ''MMR: What They Didn't Tell You'' fort, welche am 18. November 2004 ausgestrahlt wurde. Hierin wird Wakefield beschuldigt, Patente für ein Konkurrenzprodukt zu MMR zu besitzen und von Testergebnissen seines eigenen Labors zu wissen, welche seine Behauptungen klar widerlegten&nbsp;<ref>B Deer: [http://briandeer.com/wakefield-deer.htm Weitere Anschuldigungen von Wakefield]</ref>. Am 2. Februar 2010 gab ''The Lancet'' bekannt, den Artikel aus dem Jahr 1998 vollständig aus der Publikationsliste zu streichen.<ref name="retraction"/><ref>http://news.bbc.co.uk/2/hi/health/8493753.stm Lancet accepts MMR study 'false'</ref>
    
===Anwälte der Impfgegner zahlten 3,5 Millionen Pfund===
 
===Anwälte der Impfgegner zahlten 3,5 Millionen Pfund===
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**Der Impfstoff ist mit einigen positiven und einigen negativen Wirkungen assoziiert
 
**Der Impfstoff ist mit einigen positiven und einigen negativen Wirkungen assoziiert
 
**Es ist 'unwahrscheinlich' dass es eine Verbindung zwischen MMR und Autismus gab und
 
**Es ist 'unwahrscheinlich' dass es eine Verbindung zwischen MMR und Autismus gab und
**'Das Design und der Bericht von sicherheitsrelevanten Ergebnissen in MMR-Impfstoff-Studien...sind überwiegend inadäquat.'
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**'Das Design und der Bericht von sicherheitsrelevanten Ergebnissen in MMR-Impfstoff-Studien [...] sind überwiegend inadäquat.'
    
* Im Januar 2005 wurde nach intensiver Forschung in einer einzelnen Grafschaft in Minnesota von einer Verachtfachung des Auftretens von Autismus berichtet. Der untersuchte Zeitraum umfasst die frühen 1980er Jahre und endet in den späten 1990ern. Bei der Forschung wurde kein Zusammenhang mit MMR entdeckt. Die Autoren vermuten, dass der Anstieg mit verbesserter Diagnostik der Störung und sich wandelnden Definitionen zu erklären ist <ref name="Barbar"/>.
 
* Im Januar 2005 wurde nach intensiver Forschung in einer einzelnen Grafschaft in Minnesota von einer Verachtfachung des Auftretens von Autismus berichtet. Der untersuchte Zeitraum umfasst die frühen 1980er Jahre und endet in den späten 1990ern. Bei der Forschung wurde kein Zusammenhang mit MMR entdeckt. Die Autoren vermuten, dass der Anstieg mit verbesserter Diagnostik der Störung und sich wandelnden Definitionen zu erklären ist <ref name="Barbar"/>.
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* Im März 2005 schloss eine an 30.000 in einem Distrikt von Yokohama geborenen Kindern durchgeführte Studie, dass Auftreten von Autismus weiterhin anstieg (von 46-86 Fällen auf 10.000 Kindern zu 97-161 auf 10.000), obwohl die Nutzung des MMR-Impfstoffs in Japan im April 1993 eingestellt wurde. Die Schlussfolgerung der Autoren lautet. ''"Die Bedeutung dieser Ergebnisse ist, dass MMR-Impfung höchst wahrscheinlich keine Hauptursache von ASD ist, da sich hiermit der Anstieg des Auftretens von ASD über die Zeit nicht erklären lässt und dass von einem Rückzug des MMR-Impfstoffs in denjenigen Ländern, die ihn noch verwenden, kein Rückgang im Auftreten von ASD zu erwarten ist"''<ref> H Honda, Y Shimizu, M Rutter: ''No effect of MMR withdrawal on the incidence of autism: a total population study''. J Child Psychol Psychiatry. 2005 Jun;46(6):572-9.
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* Im März 2005 schloss eine an 30.000 in einem Distrikt von Yokohama geborenen Kindern durchgeführte Studie, dass Auftreten von Autismus weiterhin anstieg (von 46-86 Fällen auf 10.000 Kindern zu 97-161 auf 10.000), obwohl die Nutzung des MMR-Impfstoffs in Japan im April 1993 eingestellt wurde. Die Schlussfolgerung der Autoren lautet. ''"Die Bedeutung dieser Ergebnisse ist, dass MMR-Impfung höchst wahrscheinlich keine Hauptursache von ASD ist, da sich hiermit der Anstieg des Auftretens von ASD über die Zeit nicht erklären lässt und dass von einem Rückzug des MMR-Impfstoffs in denjenigen Ländern, die ihn noch verwenden, kein Rückgang im Auftreten von ASD zu erwarten ist"''<ref> H Honda, Y Shimizu, M Rutter: ''No effect of MMR withdrawal on the incidence of autism: a total population study''. J Child Psychol Psychiatry. 2005 Jun;46(6):572-9. PMID 15877763</ref>. Wakefield behauptet indes, der Anstieg von Autismus, welchen die Daten belegen, würde seine Hypothese stützen <ref> ''Japanese Study Is The Strongest Evidence Yet For A Link Between MMR And Autism''. The Red Flag, 6. März 2005 [http://www.redflagsweekly.com/articles/2005_mar06_2.html]</ref>. Seine Ansichten fanden jedoch wenig Unterstützung <ref>I Sample: ''Lingering fears of MMR-autism link dispelled''. The Guardian, 3. März 2005
PMID 15877763</ref>. Wakefield behauptet indes, der Anstieg von Autismus, welchen die Daten belegen, würde seine Hypothese stützen <ref> ''Japanese Study Is The Strongest Evidence Yet For A Link Between MMR And Autism''. The Red Flag, 6. März 2005 [http://www.redflagsweekly.com/articles/2005_mar06_2.html]</ref>. Seine Ansichten fanden jedoch wenig Unterstützung <ref>I Sample: ''Lingering fears of MMR-autism link dispelled''. The Guardian, 3. März 2005
   
  [http://www.guardian.co.uk/uk_news/story/0%2C3604%2C1429115%2C00.html]</ref>.
 
  [http://www.guardian.co.uk/uk_news/story/0%2C3604%2C1429115%2C00.html]</ref>.
  
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