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Wissenschaftlich betrachtet ist Potenzierung nichts anderes als die stufenweise Verdünnung eines Wirkstoffes, bis (etwa ab C6) nichts mehr im Lösungsmittel vorhanden ist. Das Kuriose an der Potenzierung ist nun, dass diese Form der Verdünnung mit fest vorgeschriebenen Arbeitsschritten nach Auffassung der Homöopathen zur Verstärkung der Wirkung führen soll, was auch als ''Dynamisierung'' oder ''Dynamisation'' bezeichnet wird. Dabei wird jedoch nicht nur die gemeinte Ausgangssubstanz ''potenziert'', sondern auch alle anderen Substanzen die sich im Lösungsmittel befinden. Die behauptete Wirkungsverstärkung bei fortschreitender Potenzierung (bzw. Verdünnung der Ausgangssubstanz) geht auf eine Weiterentwicklung der Homöopathie durch Hahnemann in den 1820er Jahren zurück. Er unterstellte hier nun die Freisetzung einer "geistartigen" Arzneiwirkung durch genau vorgeschriebene mechanische Bearbeitungen. Man erkennt hier deutlich den magischen Einschlag in dem Glaubenssystem der Homöopathie.
 
Wissenschaftlich betrachtet ist Potenzierung nichts anderes als die stufenweise Verdünnung eines Wirkstoffes, bis (etwa ab C6) nichts mehr im Lösungsmittel vorhanden ist. Das Kuriose an der Potenzierung ist nun, dass diese Form der Verdünnung mit fest vorgeschriebenen Arbeitsschritten nach Auffassung der Homöopathen zur Verstärkung der Wirkung führen soll, was auch als ''Dynamisierung'' oder ''Dynamisation'' bezeichnet wird. Dabei wird jedoch nicht nur die gemeinte Ausgangssubstanz ''potenziert'', sondern auch alle anderen Substanzen die sich im Lösungsmittel befinden. Die behauptete Wirkungsverstärkung bei fortschreitender Potenzierung (bzw. Verdünnung der Ausgangssubstanz) geht auf eine Weiterentwicklung der Homöopathie durch Hahnemann in den 1820er Jahren zurück. Er unterstellte hier nun die Freisetzung einer "geistartigen" Arzneiwirkung durch genau vorgeschriebene mechanische Bearbeitungen. Man erkennt hier deutlich den magischen Einschlag in dem Glaubenssystem der Homöopathie.
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Hahnemann glaubte, dass durch Verdünnen plus Verschütteln oder Verreiben die Arzneistoffe in ihrer Wirkung verstärkt würden. Je stärker die Verdünnung, desto stärker die Wirkung. In Hahnemanns homöopathischem Grundlagenwerk “Organon der Heilkunst” kann man nachlesen, wie er zu dieser Auffassung gelangte: ''Nur erst wenn wir diesen Stahl-Stab dynamisiren, ihn mit einer stumpfen Feile stark nach Einer Richtung hin reiben, wird er zum wahren, thätigen, kräftigen Magnete, kann Eisen und Stahl an sich ziehen und selbst einem andern Stahl-Stabe, durch bloße Berührung, ja selbst sogar in einiger Entfernung gehalten, magnetische Kraft mittheilen, in desto höherem Grade, je mehr man ihn so gerieben hatte; und ebenso entwickelt Reiben der Arznei-Substanz und Schütteln ihrer Auflösung (Dynamisation, Potenzirung) die medicinischen, in ihr verborgen liegenden Kräfte und enthüllt sie mehr und mehr, oder vergeistiget vielmehr die Materie selbst, wenn man so sagen darf.<ref>”Organon” § 269 ff. - 1810</ref>.
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Hahnemann glaubte, dass durch Verdünnen plus Verschütteln oder Verreiben die Arzneistoffe in ihrer Wirkung verstärkt würden. Je stärker die Verdünnung, desto stärker die Wirkung. In Hahnemanns homöopathischem Grundlagenwerk “Organon der Heilkunst” kann man nachlesen, wie er zu dieser Auffassung gelangte: ''Nur erst wenn wir diesen Stahl-Stab dynamisiren, ihn mit einer stumpfen Feile stark nach Einer Richtung hin reiben, wird er zum wahren, thätigen, kräftigen Magnete, kann Eisen und Stahl an sich ziehen und selbst einem andern Stahl-Stabe, durch bloße Berührung, ja selbst sogar in einiger Entfernung gehalten, magnetische Kraft mittheilen, in desto höherem Grade, je mehr man ihn so gerieben hatte; und ebenso entwickelt Reiben der Arznei-Substanz und Schütteln ihrer Auflösung (Dynamisation, Potenzirung) die medicinischen, in ihr verborgen liegenden Kräfte und enthüllt sie mehr und mehr, oder vergeistiget vielmehr die Materie selbst, wenn man so sagen darf.<ref>”Organon” § 269 ff. - 1810</ref>
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Hahnemann schreibt weiter zu seiner ''Dynamisation'': ''"Ungemein wahrscheinlich wird es hierdurch, daß die Materie mittels solcher Dynamisationen (Entwickelungen ihres wahren, innern, arzneilichen Wesens) sich zuletzt gänzlich in ihr individuelles geistartiges Wesen auflöse und daher in ihrem rohen Zustande, eigentlich nur als aus diesem unentwickelten geistartigen Wesen bestehend betrachtet werden könne."&nbsp;<ref>Hahnemann: Organon der Heilkunst 6. Auflage</ref>
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Hahnemann schreibt weiter zu seiner ''Dynamisation'': ''"Ungemein wahrscheinlich wird es hierdurch, daß die Materie mittels solcher Dynamisationen (Entwickelungen ihres wahren, innern, arzneilichen Wesens) sich zuletzt gänzlich in ihr individuelles geistartiges Wesen auflöse und daher in ihrem rohen Zustande, eigentlich nur als aus diesem unentwickelten geistartigen Wesen bestehend betrachtet werden könne."<ref>Hahnemann: Organon der Heilkunst 6. Auflage</ref>
    
Andererseits behauptete die Wiener Homöopathin Lisa Eckhard (MedUni Wien) dazu ''Eine Hochpotenz (ca. ab C12 bzw. D24 aufwärts) enthält kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr. Die Wirkung kann also nicht an einzelne Moleküle gebunden sein [... und ...] Dieses Potenzieren unterscheidet sich vom alleinigen Verdünnen dadurch, dass pro Verdünnungsschritt mehrmals kräftig geschüttelt wird, also kinetische Energie zugeführt wird [...]''<ref>Blogbeitrag Lisa Eckhard vom 8.&nbsp;November 2008 [http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2008/11/homoopathie-meduni-2.php#comment12343]</ref> Die Auflösung der Materie nach Hahnemann wird hier also auf die alleinige ''Zuführung kinetischer Energie'' reduziert, auf die Schüttelschläge eben. Wieviele potenzierend wirksame ''Schüttelschläge'' aber die Heilmittel durch den Transport zu den Kunden als weitere zugeführte kinetische Energie erlangen, kann gar nicht berücksichtigt werden. Auch eine Erwärmung würde den einzelnen Molekülen beträchtliche kinetische Energie zuführen.
 
Andererseits behauptete die Wiener Homöopathin Lisa Eckhard (MedUni Wien) dazu ''Eine Hochpotenz (ca. ab C12 bzw. D24 aufwärts) enthält kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr. Die Wirkung kann also nicht an einzelne Moleküle gebunden sein [... und ...] Dieses Potenzieren unterscheidet sich vom alleinigen Verdünnen dadurch, dass pro Verdünnungsschritt mehrmals kräftig geschüttelt wird, also kinetische Energie zugeführt wird [...]''<ref>Blogbeitrag Lisa Eckhard vom 8.&nbsp;November 2008 [http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2008/11/homoopathie-meduni-2.php#comment12343]</ref> Die Auflösung der Materie nach Hahnemann wird hier also auf die alleinige ''Zuführung kinetischer Energie'' reduziert, auf die Schüttelschläge eben. Wieviele potenzierend wirksame ''Schüttelschläge'' aber die Heilmittel durch den Transport zu den Kunden als weitere zugeführte kinetische Energie erlangen, kann gar nicht berücksichtigt werden. Auch eine Erwärmung würde den einzelnen Molekülen beträchtliche kinetische Energie zuführen.
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==Absurde homöopathische Heilmittel==
 
==Absurde homöopathische Heilmittel==
 
[[image:Dwhelios.jpg|Verdünntes Wasser als homöopathisches Heilmittel|300px|thumb]]
 
[[image:Dwhelios.jpg|Verdünntes Wasser als homöopathisches Heilmittel|300px|thumb]]
Absurderweise wird von einem englischen Hersteller homöopathischer Mittel namens Helios in Tunbridge Wells (Kent) auch ''diluted water'' als ''Water element'' angeboten. 4&nbsp;Gramm davon kosten dann 4,15&nbsp;Pfund.&nbsp;<ref>https://www.helios.co.uk/cgi-bin/store.cgi?action=link&sku=Wate-g&uid=11666</ref> Derselbe Hersteller bietet außerdem noch verdünnte ''schwarze Löcher'' an.
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Absurderweise wird von einem englischen Hersteller homöopathischer Mittel namens Helios in Tunbridge Wells (Kent) auch ''diluted water'' als ''Water element'' angeboten. 4&nbsp;Gramm davon kosten dann 4,15&nbsp;Pfund.<ref>https://www.helios.co.uk/cgi-bin/store.cgi?action=link&sku=Wate-g&uid=11666</ref> Derselbe Hersteller bietet außerdem noch verdünnte ''schwarze Löcher'' an.
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
*http://www.mickler.de/potenzierung.htm
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* http://www.mickler.de/potenzierung.htm
 
*[http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=2692 Forth, Wolfgang: Unklare Konzentrationsangaben der Hersteller: Potentiell toxische Schwermetalle als Therapeutikum in der Homöopathie]
 
*[http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=2692 Forth, Wolfgang: Unklare Konzentrationsangaben der Hersteller: Potentiell toxische Schwermetalle als Therapeutikum in der Homöopathie]
  
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